Gangpferde und klassische Dressur

Rund um die klassische Reitkunst

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loisachqueen
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Gangpferde und klassische Dressur

Beitrag von loisachqueen »

Hallo zusammen,

nach dem seit neusten bei uns im Stall eine Rocky Mountain Horse Stute steht, hat sich mir eine Frage gestellt. Lassen sich solche Pferde eigentlich im "herkömmlichen" Sinn klassisch reiten? Bei schmöckern im Internet habe ich eine Beträge gelesen, hauptsächlich über Isländer, in denen beschrieben wird, dass erst die 3 Grundgangarten bearbeitet werden und man dannach die Sondergangarten dazu nimmt (die dann durch die klassische Arbeit auch um einiges beser werden). Nun frage ich mich nur, wenn das Pferd zb Trab und Galopp garnicht unter dem Sattel "zeigt", was macht man dann?

Ist es teilweise noch eine alte Denke, den Pferden das garnicht bei zubringen sondern von Anfang an nur in Richtung Sondergangarten zu gehen?

Es kann doch nicht im Sinn des Pferdes sein, die Sondergangarten unter hoher Spannung (Pferd zusammen zu ziehen) raus zureiten. Da sträbt sich bei mir grad alles.

Ich habe letzte Woche besagtes Pferd mal unter dem Reiter beobachtet. Das hat mir irgendwie nicht wirklich gefallen. Zudem schaut die Stute extrem per Hand aufgerichtet worden sein....

Nicht das ich der Reiterin Tips geben will, ich will einfach nur meinen Horizont erweitern.

In diesem Sinne
loisachqueen
Motte
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Beitrag von Motte »

Was ist denn eine Rocky Mountain Horse Stute? Hab ich noch nie gehört....

Grundsätzlich:
Bei manchen Pferderassen sind dass, was so landläufig als "Sondergangarten" beschrieben wird, eben die genetisch natürlichen Grundgangarten.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

@motte: das sagt wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Rocky_Mountain_Horse

Mehr über die Rasse weiss ich auch nicht.

Mich interessieren eher mögliche Ansatzpunkte, bzw. wie andere Leute ihre mehr Gänger gymnasitiziere.
Motte
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Beitrag von Motte »

Wow - das sind aber schicke Pferdchen! Und die Farben sind klasse!!

Zur Gymnastizierung von Gangpferden kann ich leider nix beitragen, sorry.
Tess
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Beitrag von Tess »

Im herkömmlichen Sinne "klassisch" reiten lassen sich doch alle Pferde.
Bei Gangpferden muss man noch die ein oder andere Besonderheit berücksichtigen, die einem, hat man den klassischen Weg vor Augen, den ein oder anderen Stein in den Weg werfen, der erst mal beiseite geräumt werden muss, bzw. die Ausbildung wesentlich anspruchsvoller macht.

Grundsätzlich tendiere ich dazu erst einmal in den vorhandenen Gangarten zu "arbeiten", weder einen "Traber" zum tölten zu zwingen, noch einen "Tölter" zum traben.

Gymnastizierende Arbeit und vernünftiges Gereit werden, je nach genetischer Veranlagung, sämtliche Gangarten verbessern.

Und ohne Rücken ist IMMER falsch. Auch bei Gangpferden.
sapere aude
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Beitrag von sapere aude »

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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Bei einer früheren Pferdebekannten, die unterrichtet, habe ich mehrere Isländer, eine Aegidienberger Stute, zwei Pasos mit "Sondergängen" während ihrer Reitausbildung dort beobachtet.

Die Arbeit war im Grunde so "bedarfsgerecht" individuell wie bei jedem anderen Pferd - völlig "klassisch". :lol: Erarbeiten von Dehnungshaltung, taktreinen Grundgangarten im Anfang...

Einen Unterschied sehe ich vor allem bei Pferden, die nicht Schritt, Trab Galopp als solide Grundgangart haben. Diese RL und Ausbilderin hat immer bevorzugt über Verbesserung von Gymnastizierung und Rittigkeit allgemein in Schritt, Trab und Galopp quasi als angenehmen "Nebeneffekt" auch Tölt und Pass verbessert.

Aber auch Gymnastizierung u.a. durch Seitengänge im Tölt kam dort vor.
"Das Herz mit dem Verstand begreifen zu wollen, ist so ähnlich, wie mit den Ohren sehen zu wollen." Safi Nidiaye
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Naima
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Beitrag von Naima »

ich reite meinen töltenden traber klassisch. es gibt probleme, die andere nicht haben, da er (nun immer seltener *freu*) sich verspannt und damit gangsalat produziert. sein trab ist recht schön, der schritt auch, der galopp nicht so, da müssen wir noch viel daran arbeiten. ich habe ihn bis 7 dreigängig geritten, danach eingetöltet, und dann recht viel am tölt garbeitet, auch in der bahn. das habe ich wohl ein, zwei jahre so gemacht. da wir über das sh im schritt eingetöltet haben, fällt es ihm jetzt sehr schwer, die seitengänge im trab zu entwickeln.

seit ca zwei jahren haben wir eine super rl, welche uns mit einflüssen von pk, aber auch anderer unterrichtet und da wird kein tölt mehr geritten.

das stört mich aber nicht, denn tölten tue ich nur noch beim ausreiten. er kann wohl auch rennpass, denn wenn wir im trab sehr schnell sind, dann macht er was untendran, das nicht galopp oder schneller trab ist, ev. ist es auch renntölt.

der tölt funkt mir leider noch bei den seitengängen im trab hinein, immer weniger, aber leider ist es doch noch so. im schritt können wir fast alles, an der hand auch. am langzügel tasten wir uns jetzt ans kontersh im trab und ans sh im trab heran, da gelingt es ab und zu, dass er mal eine hufbreite versetzt läuft. an der hand fühlt er sich wahrscheinlich noch zu sehr unter druck und reagiert mit verspannung und - tölt :) wenn ich aus dem seitengang heraus antraben will...
Mistral ist ein töltender Traber. Nun nehmen wir seit einigen Jahren klassischen Unterricht. Diagnose Kissing Spines am 18.08.2014. Wir werden sehen, was wird.
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Bekira
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Beitrag von Bekira »

Ich habe meine Isländer-Stute sehr "klassisch" geritten. Kira musste das Traben unter dem Reiten erst lernen, weil sie so viel Tölt mitbringt. Sehr gut geholfen hat dabei gute Longenarbeit, vor allem über Stangen, und Gelände bergauf auf unebenem Boden. Soweit, dass sie im Trab wirklich "geritten" werden konnte, sind wir eigentlich nie gekommen, kleinere Biegungen als Zirkel waren nur an besonders guten Tagen möglich.

Eine Zeit lang habe ich versucht den Trab zu "erzwingen", indem ich gar keinen Tölt mehr geritten bin - das war für dieses Pferd aber definitiv nicht der richtige Weg, Kira ist in dieser Zeit fast ein bisschen "traurig" geworden, und hat definitiv an Ausstrahlung verloren.
Ich habe es dann akzeptiert, dass ein aktiveres Reiten im Trab einfach nicht wirklich möglich sein wird, und ab diesem Zeitpunkt waren Pferdchen und ich zufrieden :D Man kann Seitengänge wunderbar im Tölt reiten, und genau diese Arbiet hat uns auch dabei geholfen, den gelaufenen Rennpasser-Galopp soweit zu kultivieren dass auch kleinere Biegungen möglich waren, an der Longe konnten wir sogar 8m-Volten galoppieren (mit Reiter ist das wohl an meinen reiterlichen Fähigkeiten gescheitert :lol: ).

Natürlich muss man Abstriche beim Dressurreiten machen, wenn man mit einem Gangpferd arbeitet. Aber es wird ja auch eher selten vorkommen, dass mans ich ein Gangpferd kauft, wenn man hohe und höchste Lektionen zum Ziel hat. Ich sehe die klassiche Dressur im Gangpferdebereich (und nicht nur da!) eher als Werkzeug, und nicht als Selbstzweck.
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Fuxi
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Beitrag von Fuxi »

Also ich habe ein American Saddlebred Horse, ebenfalls 4-Gänger. Meiner wurde mit 4 Eingetöltet was ich dann im nachhinein ein bisserl bereut haben. Ich reite mit ihm nur Klassische Dressur. Meistens beginne ich bei ihm bei der Arbeit vom Boden aus und mache dann unter dem Sattel weiter. Er drückt beim antraben immer gerne den Rücken und Hals weg und geht oft spannig, was wir jetzt aber gut in den Griff bekommen haben. Er Trabt jetzt immer schön Rund zwischendurch fällt er aber noch manchmal auseinander, er wird erst 6. Am Anfang hatten wir auch ein Problem im Galopp, der war eher ein Vierkantgalopp. Wenn er aufgeregt war ist er auch immer getöltet oder wenn man antraben wollte da reichte schone eine kleinste Verspannung bei mir und wir waren im Tölt. Bei den Dressurkursen hat es immer total genervt. Was uns super geholfen hat war Piaffetraining. Ich habe vor ca. 2 Monaten damit vom Boden aus begonnen und siehe da, der Trab ist in allen Tempis zu reiten ohne sich dabei weg zu drücken, der Galopp ist Rund und schön bergauf durchgesprungen. Die Seitengänge sind im Schritt und Trab super zu reiten. Selbst im Galopp bekommen wir für 2/3 Sprünge ein Schulterherein hin oder ein Kruppeherein. Tölten tue ich mit meinem wenn nur im Gelände oder in der Ovalbahn beim Nachbarisistall im Dressurviereck möchte ich es nicht, da soll einfache ein Unterschied sein. Ich habe bei meinem gemerkt um so mehr ich ihn nicht Tölte und mehr Klassische Dressur mache wird auch der Tölt besser und schöner, was ja ein toller Nebeneffekt ist. Er hat oft Phasen wo er nicht Tölten mag, dann zwinge ich ihn aber auch nicht dazu, es kommt dann oft die Zeit wo er dann auf einmal wieder Tölten mag dann lasse ich ihn aber auch und fördere es. Die Pferde geben einen eh selber vor was geht und was nicht. Mir persönlich ist der Tölt nicht so wichtig deswegen habe ich mir keinen Saddler zugelegt sondern einfach weil ich die RAsse ansich einfach toll finde. Klassisch reiten kann man jedes Pferd bei Gangpferden ist es oft halt nur etwas schwerer je nachdem wie die Gangveranlagung verteilt ist. Oft fällt es den Gangpferden schwer hinten unter zu treten da sie in ihren Genen eher das vorne weg gehen verankert haben da geht oft viel Zeit drauf sie um zu polen. Bei vielen Gangpferde sieht man wenn man sie beobachtet, dass sie erst vorne los gehen und die Hinterhand dann erst nachziehen. Gerade hier hilft die Gymnastik gut sie um zu polen.

LG Fuxi
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