Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

sab hat geschrieben:Mal an die Turnierreiter hier; sind Gebisse wie da sin dem Video benutzte überhaupt bei Turnieren zugelassen ? - Diese gbeisse sind sehr scharf, daher würde mich mal interessieren, ob die FN sowas zulässt. ich vermute mal eher nicht.

LG
Sabine
Was die FN "zulässt" oder nicht, hat nicht automatisch mit "scharf" oder weniger "scharf" zu tun, sondern vermutlich eher mit Absprachen mit der Gebiss-Hersteller-Industrie. Man schaue sich nur mal an, was die LPO für Springpferde in Kat.A erlaubt.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Shkan
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Beitrag von Shkan »

Wie kann dieses Pferd dann aber Levade, Pesade, Terre à Terre korrekt ausführen? Diese Lektionen erfordern doch ein vieles Mehr an Lastaufnahme als der versammelte Trab? Ich war immer der Meinung, dass diese Lektionen erst begonnen werden, wenn die Versammlung bzw. korrekte Lastaufnahme in den Grundgangarten erreicht ist?
weltenbummler

Beitrag von weltenbummler »

Shkan hat geschrieben:Wie kann dieses Pferd dann aber Levade, Pesade, Terre à Terre korrekt ausführen? Diese Lektionen erfordern doch ein vieles Mehr an Lastaufnahme als der versammelte Trab? Ich war immer der Meinung, dass diese Lektionen erst begonnen werden, wenn die Versammlung bzw. korrekte Lastaufnahme in den Grundgangarten erreicht ist?
all diese Lektionen haben die Tragkraft zur Priorität wie du richtig selbst sagst. In allen vorangegangen Diskussionsthemen ging es aber um Tempo und Schwung als Kontroverse...
In meinen Postings oben habe ich erklärt, dass in der AR Tempo und Schwung die Krönung sind, während die Versammlung lediglich das ABC der höheren Basis ist, quasi das große 1x1 -also Grundvoraussetzung für Tempo und Schwung (im vgl. differentialrechnung) da das Pferd als Reitpferd Tragen soll. Biomechanisch und physikalisch wird logischerweise der Tragkraft die höhere Priorität zugeordnet als der Schubkraft. Die Lektionen oben sind Ausbildungslektionen auf hohem Niveau um die Tragkraft zu fördern. Erst wenn die Pferde Tragen können, was sie in all den Lektionen oben lernen -also die Schwäche des Pferdes seiner Stärke (der Schubkraft) so gut angeglichen ist, ist es dann auch fähig beides optimal zu nutzen... und das endet in Schubkraft auf Basis der Tragkraft im Tempo --> Passage-starker Trab
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

weltenbummler hat geschrieben:
Shkan hat geschrieben:Wie kann dieses Pferd dann aber Levade, Pesade, Terre à Terre korrekt ausführen? Diese Lektionen erfordern doch ein vieles Mehr an Lastaufnahme als der versammelte Trab? Ich war immer der Meinung, dass diese Lektionen erst begonnen werden, wenn die Versammlung bzw. korrekte Lastaufnahme in den Grundgangarten erreicht ist?
all diese Lektionen haben die Tragkraft zur Priorität wie du richtig selbst sagst. In allen vorangegangen Diskussionsthemen ging es aber um Tempo und Schwung als Kontroverse...
In meinen Postings oben habe ich erklärt, dass in der AR Tempo und Schwung die Krönung sind, während die Versammlung lediglich das ABC der höheren Basis ist, quasi das große 1x1 -also Grundvoraussetzung für Tempo und Schwung (im vgl. differentialrechnung) da das Pferd als Reitpferd Tragen soll. Biomechanisch und physikalisch wird logischerweise der Tragkraft die höhere Priorität zugeordnet als der Schubkraft. Die Lektionen oben sind Ausbildungslektionen auf hohem Niveau um die Tragkraft zu fördern. Erst wenn die Pferde Tragen können, was sie in all den Lektionen oben lernen -also die Schwäche des Pferdes seiner Stärke (der Schubkraft) so gut angeglichen ist, ist es dann auch fähig beides optimal zu nutzen... und das endet in Schubkraft auf Basis der Tragkraft im Tempo --> Passage-starker Trab
Die Erhebungen, sind reine Kraft-/ Halteübungen mit höchster Anforderung an die Balance, bei denen die Bewegung / Fortbewegung aufhört. Hier wird die Schubkraft aufgegeben.
Trainiert man rein diese Hebekraft, kann ein Pferd auch ganz ohne Schwungkraft diese ausführen.

Die Sprünge sind eine Abfolge von Erhebung und folgender massivst einsetzender einmaliger Schubkraft. Auch diese kann man separiert erarbeiten, denn sie sind nicht in den Takt-mäßig koordinierten Schwung eingebunden.

Schwung und Kadenz in der taktmäßigen Bewegung hingegen, erfordert Geschicklichkeit in einer koordinierten, rhytmischen Abfolge von Schub- und Schwungkraft, sowie von sehr kurzfristig genutzten Haltekräften.

Wenn man es mit Sportarten vergleicht ist die Erhebung das Gewichtheben, der Sprung entspricht dem Steinbrockenwerfen der Highlandgames und Schwungentwicklung dem Jonglieren mit schweren Gegenständen.

Andere Anforderungen, die zwar miteinander zu tun haben, aber die man auch unterschiedlich trainiert / fördern muß.

Je nachdem wieviel einer Anforderung man in einer Aufgabe erfüllt haben möchte um so mehr nähert sich der Charakter der Ausführung der einen oder anderen Übungsarten an.

Kraftentfaltung in Bewegung, die ein Ausformen dieser Bewegung in schwungvolle, kadenzierte Tritte und Sprünge ermöglicht. Stellt einen deutlich höheren Anspruch an die rhytmische Koordination der unterschiedlichen Kräfte.

Man kann daher auch mit einem Pferd, das noch keinen Schwung entwickeln kann, durchaus Erhebungen erarbeiten wie Levade und Pesade.
Beim Terre á Terre geht es zwar eher in Richtung Schwung, aber da diese Lektion auch Charakter eines Sprunges hat, kann man es auch als Abfolge einzelner Sprünge ( also von der Schubkanalisation nach oben kommend) erarbeiten
- quasi von der anderen Seite her, als wenn man an der Schwungentwicklung des Galopps arbeitet, bei der man sich ja von der rhythmischen Koordination zur Betonung der Schubkanalisation nach oben hinarbeitet und dann auf diesem Weg ggf. das Terre á Terre erhält.

Beide Wege funktionieren. Je nach Veranlagung des Pferdes ist es sinnvoll die eine oder aber die andere Variante zu wählen.
Von Leichten ( für das Pferd) zum Schweren hin.
Kann also ein Pferd super koordinieren und hat wenig Impuls, so wird der Weg über die Galoppkadenz und deren Versammlung sinnvoll sein. Hat ein Pferd diese aber und die Koordination hapert, ist die Entwicklung aus dem Einzelsprung sinnvoller und die Entwicklung einer Abfolge dieser Einzelsprünge .
rouxa
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Beitrag von rouxa »

Also mir gefällt der Ritt insgesamt gut. Klar gibt es das eine oder andere zu kritteln. Aber es ist meckern auf hohem Niveau. Das Pferd ist losgelassen, steht an den Hilfen und geht taktrein.

Mal eine etwas "ketzerische" Frage: Diesem Ritt wird ja von mehreren Seiten einen Mangel an Schwung zur Last gelegt. Kann es sein, dass hier der Vorwurf "fehlendem Schwung" auch ein Bisschen durch "wenig spektakulär" zustande kommt?

Wenn man wirklich davon ausgeht, dass gutes Reiten im klassischen Sinne niemals spektakulär ist, dann sehe ich hier eine gewisse Verwechslungsgefahr.
Gruss, Simone
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Also, bei mir nicht.

Man kann es als kontemplative Lösephase sehen - dann müsste das Pferd aber etwas mehr Varianz in der Kopfhaltung zeigen dürfen, und es fehlt das Ziehen zur Hand, was natürlich mit diesem Gebiss auch gar nicht möglich ist. Oder man reitet versammelt in Selbsthaltung, das ist aber auch nicht der Fall. So ist es halt ein bisschen nicht Fisch, nicht Fleisch, allerdings wie von mir und vielen anderen auch schon mehrfach gesagt durchaus Fischfleisch auf gut anschaubarem Niveau.
rouxa
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Beitrag von rouxa »

Rapunzel hat geschrieben:Also, bei mir nicht.

Man kann es als kontemplative Lösephase sehen - dann müsste das Pferd aber etwas mehr Varianz in der Kopfhaltung zeigen dürfen, und es fehlt das Ziehen zur Hand, was natürlich mit diesem Gebiss auch gar nicht möglich ist. Oder man reitet versammelt in Selbsthaltung, das ist aber auch nicht der Fall. So ist es halt ein bisschen nicht Fisch, nicht Fleisch, allerdings wie von mir und vielen anderen auch schon mehrfach gesagt durchaus Fischfleisch auf gut anschaubarem Niveau.
O.k. Deine Argumentation ist einleuchtend. Hättest Du als Illustration evtl. den Link eines Rittes, wo Du Schwung und klassische Grundsätze optimaler umgesetzt siehst? Ich bin einfach neugierig, ob diese (höre ich eben nicht zum ersten Mal, deshalb mein Einwand) vielfache Forderung nach mehr Schwung in klassichen Darbietungen so einfach zu finden ist. Meines bescheidenen Wissens rund um "im Internet kuriserenden Filmmaterial" eben nicht...
Gruss, Simone
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Na ja, es wiederholt sich zwar, aber dies ist ein für meine Begriffe ziemlich perfektes Beispiel für ein schwungvoll gehendes Pferd in dem Sinne, dass es sich kraftvoll und elastisch vom Boden abdrückt, statt diesen nur zum drauftreten zu benutzen, und dass die Bewegung durch das ganze Pferd geht. Hier wird zwar gebisslos geritten, aber in Anlehnung und mit Spannungsbogen von hinten an die Hand heran. Dass das nichts mit Tempo usw. zu tun hat, erklärt sich auch von selbst.

http://www.youtube.com/watch?v=JwyHqmsAXRs
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ja,das ist einfach nur hammer!

sehr sehr schön!
geolina
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Beitrag von geolina »

hallo,

da schau an, die dame ist aber schon clever: http://www.youtube.com/watch?v=2Qwfx6Hhhpw

ich finde allerdings, dass man die pferde schwer vergleichen kann.

mir gefällt der fuchs eigentlich ganz gut. man sieht, dass die anlehnung hingemogelt ist, aber reiter und pferd kommen damit glaube ich wirklich, durch so ein gentlemen agreement, dass sei getroffen haben, gut mit klar. das nach hinten wegklappen von zeit zu zeit gefällt natürlich nicht und da sollten dann auch fans der reitweise sehen, dass hier nicht alles gold ist, was seitwärts geht und mir fehlt hier im sitz das links-rechts doch sehr. sobald das pferd freier läuft fällt dann auch auf, dass dann der sitz an grenzen stößt, aber wie gesagt: die zwei kommen klar - nur mein ziel wäre auch eher das von marquisa, mit mehr schwoing-boing und locker leichten bewegungen, nicht so dahingegangen. dazu eine anlehnung, die sich bei problemen nicht nach hinten rettet. ob ich das mal reiten kann - wohl eher nicht.

alex
irgendwann wird`s schon nach reiten aussehen - irgendwann ...
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Die Pferde kann man sicher nicht vergleichen, aber rouxa wollte ja ein Beispiel für positiven Schwung.

Ansonsten stimme ich dir voll zu. Bei dem "Passade"-Video sieht man ja, was passiert, wenn sie das Pferd mehr fordert.
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Anna
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Beitrag von Anna »

Boa, das finde ich auch total schön! So schön harmonisch
"Reiten ist das schönste Hobby - man lernt Verzicht und Demut" - Björn Zauss
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Meg
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Beitrag von Meg »

Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
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Beitrag von Meg »

geolina hat geschrieben: mir gefällt der fuchs eigentlich ganz gut. man sieht, dass die anlehnung hingemogelt ist, aber reiter und pferd kommen damit glaube ich wirklich, durch so ein gentlemen agreement, dass sei getroffen haben, gut mit klar. das nach hinten wegklappen von zeit zu zeit gefällt natürlich nicht und da sollten dann auch fans der reitweise sehen, dass hier nicht alles gold ist, was seitwärts geht und mir fehlt hier im sitz das links-rechts doch sehr. sobald das pferd freier läuft fällt dann auch auf, dass dann der sitz an grenzen stößt, aber wie gesagt: die zwei kommen klar - nur mein ziel wäre auch eher das von marquisa, mit mehr schwoing-boing und locker leichten bewegungen, nicht so dahingegangen. dazu eine anlehnung, die sich bei problemen nicht nach hinten rettet. ob ich das mal reiten kann - wohl eher nicht.

alex
Dazu gibt es einen tollen Text von Thomas Ritter:"Fordert man andererseits nicht genug Schubkraft, dann bleiben dem Reiter viele Steifheiten im Pferdekörper verborgen. Es ist so ähnlich, als ob man auf einem großen dunklen Dachboden aufräumen will und nur eine kleine Kerze als Lichtquelle hat. Man sieht nur einen winzig kleinen Kreis, den der Kerzenschein beleuchtet, sodass der Dachboden vielleicht sehr sauber und aufgeräumt aussieht. Das liegt aber nur daran, dass das Licht nicht in alle Winkel hineinreicht. Man täuscht sich also, wenn man glaubt, der Dachboden sei sauber, nur weil man den Unrat nicht sehen kann. Genauso verhält es sich mit den Steifheiten und Verspannungen im Pferdekörper. Wenn nicht genug Schubkraft vorhanden ist, kann der Reiter nicht alle Winkel des Pferdekörpers „ausleuchten“. Es werden ihm folglich einige Steifheiten verborgen bleiben. Fordert man jetzt ein solches Pferd dazu auf, sich ein wenig mehr anzustrengen und mehr zu schieben, dann kommen diese Steifheiten als Widerstände zutage. Der unerfahrene Reiter glaubt nun meist, dass die Zunahme an Schub diese Widerstände hervorgerufen hätte. In Wahrheit ist es jedoch so, dass diese Steifheiten schon immer existiert haben. Sie waren nur aufgrund des Mangels an Schubkraft „unter dem Radar“ geblieben. Der Reiter konnte sie nicht wahrnehmen, weil er die beteiligten Muskelgruppen nicht mit seinen Hilfen erreichen konnte. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, den man nicht genug hervorheben kann. Die meisten Pferde haben Steifheiten und Widerstände in ihrer Muskulatur. Diese können vom Reiter aber nur erfühlt werden, wenn das Pferd genügend vorwärts geht und wenn der Reiter das Pferd genügend ausbalanciert durch korrekt gerittene Hufschlagfiguren und ein äußerst gleichmäßiges Tempo. Das ist ein wichtiger Gesichtspunkt, denn jeder Gleichgewichtsverlust führt sofort zu neuen Widerständen"
Whenever I feel blue, I start breathing again :-)
rouxa
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Beitrag von rouxa »

Rapunzel hat geschrieben: Die Pferde kann man sicher nicht vergleichen, aber rouxa wollte ja ein Beispiel für positiven Schwung.
Genau. Schwung, der nach Eurer Einschätzung optimal im Sinne der klassischen Gundsätze umgesetzt wird.

Ich finde es Hammer spannend, was hier dazu an Links gepostet wird. Einfach, weil es Eure Sicht wieder gibt. Und die ist vielfältig. Die Links kannte ich bislang leider schon alle und hätte sie persönlich jetzt nicht unter diesem Motto gepostet. Aber schön sind sie zweifelsohne alle!
Gruss, Simone
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