Also ganz eigentlich geht es doch gar nicht mal unbedingt wirklich um SH oder Travers oder was auch immer für Seitengänge, oder?
Wir haben ein rechts steifes/gehandycaptes Speedytier das den Aussenzügel noch nicht so ganz toll findet und Fortissimo, die sich Gedanken macht Stellung/Konterstellung zu nutzen - und das kann man doch ganz hervorragend machen, wenn man eben einfach erstmal "ins Kleine" denkt ohne gleich an Seitengänge "zu müssen"
So wie ich das sehe, ist das doch auch so ein Geländehopser, wie meine kleine Kugel und gerade mit solchen eher Off-Road-Pferden kann man doch schon jede Menge machen, was hilft ohne dass man Seitengänge "braucht".
Das meiste ist sogar auch hier schon angesprochen worden.
Schlangenlinien in allen Variationen zum Beispiel und man kann natürlich auch in Stellung und in Konterstellung reiten. Sowohl auf der Geraden als auch auf den Kreislinien. Also Achten ohne umstellen z.B. oder Bahnverkleinern und vergrößern mit unterschiedlicher Stellung, Hinterhandwendungen, Quadratvolten. Jede Form von Reiten ohne Bande, Kleeblätter, Volten über die Mittellinie immer abwechselnd von rechts nach links, Volten mal mit tiefem Hals aber immer noch mit Kontakt zum Zügel. Also nicht Hals fallenlassen und rumziehen, sondern sozusagen tief-gedehnt. Als Bild möchte man die äußere Seite so lang wie möglich bekommen ohne dabei die Volte übermäßig klein zu machen.
Vorsichtiges/großzügiges "Kurzkehrt"/aus der Ecke Kehrtvolten etc. Da gibt es ja tausenderlei Dinge.
Das kann man alles in der Bahn machen und wenn man dabei gut getimed umgeht, ist damit schon eine riesen Menge zu erreichen, ohne dass man ständig nur auf dem Zirkel oder der Volte ist.
Dazu kann man dann ja noch jede Menge anderer Dinge kombinieren.
Ganz und gar wundervoll passen dazu reine Geländeeinheiten, in denen man sich als Reiter überwiegend auf seinen Sitz und seine Hand konzentriert und dann anfängt ganz seichte Schlangenlinien über den Weg ausschließlich über den Sitz zu reiten. Erst ohne Stellung. Dann indem man erst Stellung erarbeitet und dann die Schlangenlinien ansetzt und am Ende eben auch wieder die Konterstellung dazu nimmt etc. Auch auf ein gezieltes kurzes Nachgeben kann man sich dann konzentrieren. Immer Geradeaus und nachspüren, wann das Pferd nachgibt und entsprechend reagieren.
Was ich auch gerne mache ist wirklich mal gezielt drauf achten, dass man richtig treibt so dass man nach und nach immer ein wenig mehr Zügel aufnehmen kann, das ein wenig so halten und danach ganz, ganz langsam den Zügel wieder etwas länger lassen ohne dass der Kontakt/die Verbindung vorne abreißt. Sozusagen ein Mini Jo-Jo spielen mit "dem Rahmen".
Wenn man mal anfängt ein wenig darüber nachzudenken, fallen einem bestimmt noch ganz viele Dinge ein, die man machen kann und bestimmt noch so einige, die im weitesten Sinne mit Stellung und Konterstellung zu tun haben und helfen könnten.
Ich kann natürlich immer nur von mir reden aber mir ist bei mir persönlich ist beim wieder in Betrieb nehmen meines Geländehopsers aufgefallen, dass mein Pferd mittlerweile schlicht viel, viel feiner reagiert, als ich agiere.
Das bedeutet, dass ich am weitesten komme, wenn ich mich gar nicht so sehr darum kümmere, wo mein Pferd etwas steifer ist oder die Zügel noch nicht so gleichmäßig gut annimmt, wie ich es mir vorstelle. Stattdessen versuche ich mich selber "feiner" zu bekommen. Da ich sowohl "normalen" Unterricht als auch CR-Unterricht nehme, arbeite ich dabei sehr gerne mit inneren Bildern. Das kann man sich so vorstellen:
Ich trabe z.B. auf dem Feld "einfach" stumpf geradeaus und achte nur darauf, dass ich die Zügel in einer aufrechten netten Zügelfaust hinstelle/anbiete. Dabei versuche ich in meinen Sitz komplett loszulassen und nur so störungsfrei wie möglich leichtzutraben. Wenn ich das einigermaßen hinbekomme, kann ich anfangen mit dem Sitz ein ganz klein wenig zu spielen und darüber Einfluß auf den Trab zu nehmen damit die HH aktiver wird. Klappt das, folgt beinahe direkt darauf ein kleines Nachgeben des Pferdes. Darauf habe ich dann schon gelauert, gebe selber ganz kurz nach und als nächstes spüre ich das Pferd wieder etwas gleichmäßiger an beiden Zügeln.....usw. usf.
Das sind alles echte klitzekleine Kleinigkeiten, die man aber spürt, wenn man sich mal so richtig dolle drauf konzentriert aber mit denen kann man super arbeiten und sie weiter ausbauen. Das gute daran ist folgendes:
Zum einen helfen gerade auch solche Kleinigkeiten ganz, ganz doll weiter, weil die Pferde eben auch schon auf so kleine Dinge sehr fein reagieren und sie meist sehr dankbar annehmen. Zum anderen bekommt man dabei ganz automatisch wieder richtig gut Lust (auch) an vermeindlichen "Kleinigkeiten" zu arbeiten.
Alles, was größer/schwieriger/eine weiterführende Lektion ist, kann man dann ja trotzdem im Unterricht mitnehmen und sich dort entspannt seinem RL überlassen. Soll der sich doch nen Kopp machen, wie man das "Steiftier" wieder etwas geschmeidiger machen kann
edit: upps, das ist lang geworden, sorry
