Totilas - Eine eigene Klasse?

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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Na ja, Ausnahmen bestätigen die Regel, Meg. Es kann ja auch gut gehen. Und es kommt auch arg drauf an, was für Rassen es dann sind- ich habe z.B. eine Traber-Araber-Camargue-Reitpony-Stute, die ist auch höchst spannend.... aber sehr hübsch.... :roll: und es kommt natürlich auch drauf an, was man damit machen will.
Eine weitläufige Bekannte hat viele Jahre NorwegerXAngelo-Araber gekreuzt- die erste Generation war fast immer wirklich toll im Ergebnis- die nächste durchweg eine Vollkatastrophe...
Und dann gibt es Rassen, die sind offenbar nicht kreuzbar... ich sage nur "Edelbluthaflinger" :shock: :roll:
Zuletzt geändert von saltandpepper am Do, 29. Jan 2015 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich war sehr zufrieden mit meinem Vollblut/ Araber/ Trakehner-Mix, bin zufrieden mit meinem Vollblut/Warmblut-Mix und unzufrieden mit meinem Araber/Vollblut-Mix. Bei letzterem ist es genau das, was Nandor sagte: extrem ängstlich und dazu autark. Geht gar nicht.
grisu
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Beitrag von grisu »

Es gibt bei dieser Mixerei einfach Rassen, die gut zueinander passen und die in der F1-Generation gute Ergebnisse bringen: ein gutes Beispiel ist die bewährte Kreuzung Cleveland Bay X Vollblut in England.

Ein schweres Warmblut mit Vollblut gibt im Allgemeinen ein gutes Reitpferd. Genauso ist es ja in Deutschland mit den Halbblütern gewesen, die zu Zeiten, als die Warmblutschläge insgesamt etwas schwerer waren und es ansonsten nicht die große Auswahl an Rassen gab wie heute, bei vielen Reitern sehr beliebt waren.

Katastrohenmischungen waren die Arabo-Haflinger und auch die ersten Deutschen Reitponies - entstanden aus "normalen" Ponies x Araber - das waren häufig ganz schöne Raketen.

Allgemein kann der Araber X Robustpferd hochexplosive Mischungen hervorbringen. Ich habe eine Araber x Quarterstute, die sowohl vom Exterieur als auch vom Interieur als Reitpferd eher suboptimal ist :? Sowas gezielt zu züchten ist den Pferden gegenüber ziemlich unfair.

Lusitano x WB ist eben eine eigene Sache - und kein Lusitano mehr. Solange diese Pferde nicht die Lusitanozucht infiltrieren, kann das sogar dazu dienen, die Reinzucht besser zu erhalten - wer mehr WB-Points möchte,, kauft eben einen Mix. Die meisten Lusitano-Reiter wollen doch wahrscheinlich gar keine Riesenbewegung, sondern ein intelligentes, freundliches, menschenbezogenes und rittiges Pferd, das auch noch schön anzusehen ist.

Der Argumentation mit den interessanten Schwachpunkten kann ich auch nicht ganz folgen: Es ist ja schön, wenn es Reiter gibt, die schwierige Pferde interessant finden, aber für die Pferde ist es eine ziemliche Quälerei, ihr Leben als reiterliche Herausforderung zu verbringen. So gesehen ist eine Selektion auf Reitpferdeeignung nicht nur den Reitern, sondern auch den Pferden gegenüber wichtig.
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FamosaXIII
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Beitrag von FamosaXIII »

Wobei man auch sehen muß was für Araber in der Hafiucht genutzt wurden, nämlich die, die als Arabisches Vollblut nicht eintragungsfähig waren und dazu noch leicht gaga in der Birne, weil man ja auch etwas Temprament wollte. Wichtiger als Exterieur, Interieur und Rassetyp war die Farbe :roll: und natürlich der Preis.
Da damals die Vollblut Araber noch relativ selten waren, man gute Zuchtstuten nicht unter 25000DM bekam und Deckhengste noch gut Decktaxe kosteten, kann man sich vorstellen was in der Hafi und Reitponyzucht landete.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Da hast du natürlich auch recht, Famosa, die richtig guten wurden nicht für Fremdblut zugelassen....
Wobei ich Haflinger auch in anderen Kreuzungskonstellationen kenne ( Haflinger mal XX = VOLLkatastrophe!!, Quarter-Haflinger-= schlimm! HaflingerXWelshCob= schwierig, HaflingerX Schwarzwälder= toll aber schwierig, HaflingerXWB = sehr müßig usw...) - Sehr oft ein weites Betätigungsfeld
Zuletzt geändert von saltandpepper am Fr, 30. Jan 2015 13:11, insgesamt 1-mal geändert.
grisu
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Beitrag von grisu »

Da ist bei den Haffis wahrscheinlich was dran. Bei den Reitponies kann ich da aber aus persönlicher Erfahrung nicht zustimmen. Als Jugendliche habe ich einige Reitponies geritten, deren Vater Sunil ox war (gekörter Shagya-Araber). Die Wallache waren munter, aber ok, die Stuten sehr sensibel, ziemlich grell und extrem lauffreudig. Da lags wohl eher an der Mischung als an der mangelnden Qualität des Hengstes.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Wir sprechen doch jetzt aber hauptsächlich von charakterlichen Problemen, oder?

Da weiß ich auch nicht so recht, ob das alles statistisch wirklich haltbar wäre mit den "schwierigen" Mixen. Ich selbst hatte bisher Araber x Isländer und Araber x Dülmener, beides die nettesten, unkompliziertesten Pferde überhaupt, und Haflinger x Warmblut, eine etwas ungünstige gebaute, aber unfassbar geniale Stute, die einem praktisch täglich voller Begeisterung in die Trense gesprungen ist, immer super Spaß gemacht hat und heute mit 27 trotz miserabelster Aufzucht und später einem Abriss sämtlicher Sehnen im Hinterbein wieder normal geritten wird und topp dasteht.

Andererseits sind von den 6 reinrassigen Welsh Cobs, die ich kenne, 5 total durchgeknallt, also so richtig gaga im Sinne von gefährlich und unreitbar, und zwar ohne dass sie blöde Besitzer hätten oder ähnliches.

Und ich vermute mal, dass jeder von uns beide Sorten kennt und auch das jeweilige Pendant dazu.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Rapunzel hat geschrieben:Wir sprechen doch jetzt aber hauptsächlich von charakterlichen Problemen, oder?

Da weiß ich auch nicht so recht, ob das alles statistisch wirklich haltbar wäre mit den "schwierigen" Mixen. Ich selbst hatte bisher Araber x Isländer und Araber x Dülmener, beides die nettesten, unkompliziertesten Pferde überhaupt, und Haflinger x Warmblut, eine etwas ungünstige gebaute, aber unfassbar geniale Stute, die einem praktisch täglich voller Begeisterung in die Trense gesprungen ist, immer super Spaß gemacht hat und heute mit 27 trotz miserabelster Aufzucht und später einem Abriss sämtlicher Sehnen im Hinterbein wieder normal geritten wird und topp dasteht.

Andererseits sind von den 6 reinrassigen Welsh Cobs, die ich kenne, 5 total durchgeknallt, also so richtig gaga im Sinne von gefährlich und unreitbar, und zwar ohne dass sie blöde Besitzer hätten oder ähnliches.

Und ich vermute mal, dass jeder von uns beide Sorten kennt und auch das jeweilige Pendant dazu.
Klar, gibt es viele Ausnahmen. Und ich spreche nicht nur von charakterlichen Problemen- auch wenn ich in den etlichen Jahren, in denen ich Hardcore-Korrekturberitt angeboten habe, wirklich massiv überproportional viele "Arabohaflinger" vorgesetzt bekam...
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Nun hat aber auch schon ein reinrassiger Hafi in den falschen Händen absolut das Potenzial zum ausgewachsenen Problempferd. Wie fast jedes Pferd, genaugenommen. *achselzuck* Siehe das, was so alles bei den "Pferdeprofis" gezeigt wird.

Meine Tante hat vor 30 Jahren auch mal ihre sehr nette Hafistute von Nachbars hübschem Araberhengst decken lassen. Das Hengstfohlen aus der Anpaarung war von Anfang an ein kleines Mistvieh, hat Menschen auf der Weide angegriffen usw. - aber das stand halt auch nur mit der Mutter gelangweilt auf einer Kuhwiese und wurde unfachmännischst gehändelt. Ob ein reines Hafifohlen da groß anders drauf gewesen wäre? Das weiß man ja alles nicht. Das Ergebnis bestätigt aber natürlich die "Arabohaflinger = kriminell"-Theorie.

Also, wenn ich ein ernsthafter Züchter wäre, würde ich mich aus Respekt vor der Ausfallquote auch nicht an eine eher "unerforschte" Mischung wie Iberer x WB wagen. Als Käufer finde ich aber die gelungenen Exemplare der Mischung total reizvoll, wenn auch nicht unbedingt nötig.

Ist ein bisschen wie bei den Aegidienbergern - im Grunde könnte man sich ja auch einfach nach einem etwas kräftigeren Paso oder einem etwas eleganteren Isländer umschauen, wenn man halt sowas will, statt zwei sehr konträre Rassen zu vermischen. Haben ja aber auch ihre Liebhaber gefunden.
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amara
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Beitrag von amara »

Nein ich spreche genauso von körperlichen Defiziten. Der Arabo-Hafi einer Bekannten hat z.B. die Wampe des Hafis (sorry, man möge mir verzeihen) und die Beine des Araber.

Jetzt hast du mich auch falsch verstanden - keiner sagt was gegen Mixe! Aber es sollten eben 2 Mixe sein, die große Chancen auf gute Ergebnisse bringen, oder die nicht zu weit auseinanderdriften.
Ich finde auch, dass die Zucht unbedingt für Reitpferdepoints zuständig ist, und das umfasst alles, und EBEN NICHT selektiv nur Gänge in meinen Augen. Ein gangstarkes, kurzhalsiges Etwas nutzt ja niemandem in meinen Augen. Egal wie gut die Gänge sind. Ich sprach mich ja dagegen aus, nur EIN Kriterium in den Mittelpunkt zu stellen, das ist alles. Letztendlich endet die Zucht heutzutage nämlich oft genug NICHT in Reitpferdepoints, sondern in Gänge-Points. Kann dann zwar niemand mehr sitzen, schaut aber gut aus und beeindruckt den Richter. Was soll das? Es ist schade, wenn die Züchter nur noch auf das Spitzentier arbeiten, und dabei eben das gute, solide Freizeitpferde bald keinen Penny mehr wert ist in den Köpfen der Leute... bis sie eben den Kracher im Stall haben und nach 3 Jahren feststellen, dass man kreuz-unglücklich ist.

Deswegen ist es mM auch echt wichtig, sich das als KÄUFER bewusst zu machen. Denn die Züchter bedienen den Markt, punktumfertig, Rapunzel. Wenn das gefragt ist, dann wird es eben "hergestellt". Und wenn dann halt mehr in die Wurst gehen muss es der Anteil Kracher halt preislich reinholen. Das ist für mich persönlich aber eine Entwicklung, die ich nicht möchte - die ich als Endkonsument aber sehr, sehr gut steuern kann.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich kann dir immer noch (oder wieder) nicht folgen.

Von welchen Züchtern sprichst du jetzt? WB oder Iberer oder generell? Und was kann ich als "Endkonsument" steuern? Ich kauf ja nicht am laufenden Band Pferde, sodass meine Wünsche irgendwen interessieren würden. Und wer ist denn überhaupt "der Endkonsument"? Die sind doch so verschieden wie alles andere auch.

Generell bin ich in den letzten Jahren zu der Erkenntnis gekommen, dass gerade viele Iberer ÄUßERST anspruchsvoll in der Ausbildung sind, eigentlich sogar ZU anspruchsvoll für einen normalen Freizeitreiter, und zwar unter anderem aufgrund der Tatsache, dass sie nicht unbedingt auf Rittigkeit/leichte "Bedienbarkeit" gezüchtet sind, anders als das Gros der Warmblüter. Gerade schaue ich öfters mal beim Anreiten der knapp 4-jährigen KWPN-Stute einer Freundin zu, die diese für einen wirklichen Spottpreis gekauft hat (dafür hattest du nicht mal einen einigermaßen vernünftigen Lusitano-Jährling bekommen!). Die hat sehr gute, aber nicht übertriebene Bewegungen und geht jetzt, nachdem vielleicht 10-mal einer draufsaß, schon weitaus schöner, ruhiger, taktmäßiger und konstanter in allen GGA als meiner nach 2 Jahren Arbeit. Was nicht nur an meiner Unfähigkeit liegt, sondern an der züchterischen Leistung, die in den heutigen WB steckt. Sitzen kann man die übrigens superr, sie ist cool und sehr anständig.

Es gibt da halt auch sehr viele Vorurteile "den Züchtern" gegenüber, unter denen es ja genauso viele kluge, vorausschauende, vernünftige oder eben auch profitgeile und kurzsichtige gibt wie unter den Käufern.
Eowyn
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Beitrag von Eowyn »

grisu hat geschrieben:


...aber für die Pferde ist es eine ziemliche Quälerei, ihr Leben als reiterliche Herausforderung zu verbringen. So gesehen ist eine Selektion auf Reitpferdeeignung nicht nur den Reitern, sondern auch den Pferden gegenüber wichtig.
Völlig off-topic: aber Danke, daß das jetzt auch mal einer gesagt hat!
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Ich erinnere mal daran, dass es hier um Totilas geht und nicht um mehr oder weniger gelungene Zuchtergebnisse. Also bitte zum Thema schreiben oder einen neuen Thread aufmachen!

LG André
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Irgendwie schade, das war einer der wenigen Threads hier, in dem was passierte.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Ganz ehrlich: Ich kriege mittlerweile echt einen Fön, wenn ich das lese: Hach ja, die Gänge von einem WB und den Rest von einem Iberer. (Achtung, da muss sich jetzt hier niemand persönlich angesprochen fühlen, das kursiert nur aktuell wieder an allen Ecken und Enden) Beides sind komplett verschiedene Pferdetypen mit anderen Stärken und Schwächen. Und die Idee, beide Rassen miteinander zu kombinieren, ist etwas, was – wenn überhaupt – nur klappt, wenn jemand mit ganz viel züchterischer Erfahrung in BEIDEN Rassen da rangeht. Der Rest bleibt ein Glücksspiel. Und bisher habe ich persönlich bei ca 40, 50 dieser Kreuzungen genau EIN Pferd gesehen, bei dem das Ergebnis sowohl vom Ex- als auch vom Interieur her passte.
Und es stimmt, was Rapunzel sagt: Iberer SIND anspruchsvoll in der Ausbildung. Vor allem in der Grundausbildung. Und ja: Die kann dann bei einem stinknormalen Freizeitreiter schon mal drei Jahre länger dauern als der gleiche Reiter das evtl. mit einem WB gebraucht hätte. Aber: Das sollte jeder VORHER wissen, bevor er sich einen Iberer kauft. Das ist nämlich echt kein Geheimnis. Das ist aber kein MANKO dieser Rasse. Sondern liegt daran, dass der Zucht nun mal andere Kriterien zugrunde liegen. Wer dazu keine Lust hat: Wo ist das Problem, es gibt eine Menge guter WB auf dem Markt. Aber: Die iberischen Pferde werden in meinen Augen auch in den nächsten Jahren nicht nach WB-Kriterien gezüchtet werden, auch wenn es Bemühungen in Richtung besserer Rücken, besserer Schritt und Co. gibt. Und: Das ist auch gut so! Das WB ist nämlich NICHT das Maß aller Dinge.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
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