Das Runde muss ins Eckige – Dynamit steigt ein

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Josatianma
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Das Runde muss ins Eckige – Dynamit steigt ein

Beitrag von Josatianma »

Das Runde muss ins Eckige – Dynamit steigt ein

Nach einem allseits bekannten Fiasko vorm Transporter ergab sich jetzt die Gelegenheit, ein Verladetraining bei uns im Stall mit zu machen. Die Isi-Familie hatte einen Trainer organisiert und nun stehen André und ich mit 5 anderen Pferdemamis und Papis bei schönem aber kaltem Wetter beisammen und warten auf Jürgen Malo.
Zum Aufwärmen gibt´s Geschichten, denn natürlich hat JEDER von uns ein wunderbares Pferd, das aber beim Anblick des Hängers zum Monster mutiert und NICHTS unversucht lässt, nicht in das schaukelnde Ding zu steigen. JEDER hat das schlimmste Exemplar, was gar nicht sein kann, schließlich hat Dynamit diesen Status eindeutig inne; ist er schließlich letzten Sommer, nach einem eigentlich erschöpfenden 4 Stunden-Ritt, nicht dankbar in den Hänger gewankt und hat sich chauffieren lassen. Nein, er protestierte geschlagene drei Stunden vehement und zum größten Teil auf den Hinterbeinen, unter großer Anteilnahme der Dorfbevölkerung. Einzig der herbeigerufene Bürgermeister von T-Dorf, der kernig mit Seilen und Gehilfen herbeieilte, konnte diese Bestie mit roher Gewalt verladen.
Jürgen hörte sich diese und die andere Geschichten ruhig an und beriet, wer Bodenarbeit und wer Verladetraining wolle. Alle wollten Beides, außer den Isis, die sich als echte Turnierpferde im Schlaf verladen lassen.
Also, eine kurze Einführung zum Verladen, dann holte ich das weltbeste Schimmeltier und führte ihn am Knotenhalfter zur großen Wiese, in deren Mitte der Hänger wartetet. Jürgen borgte uns sein 4m Bodenarbeitsseil und übernahm den skeptisch schauenden Dynamit. Beide stiefeln in Richtung Hänger, Jürgen geht auch ohne Probleme rein. Dy bleibt davor stehen, schnorchelt und schnobert. „Darf er,“ erklärt Jürgen, „solange er sich mit dem Hänger beschäftigt und darauf zukommt.“ Jürgen zieht leicht am Strick, hält die Spannung. Großes Fragezeichen über Dynas Kopf. Er geht zaghaft ein Stück nach vorne, wird gleich durch Nachgeben belohnt. „Joah, das ist gut,“ denkt Herr Pferd und kaut. Jürgen nimmt den Strick wieder an. „Das klappt bestimmt wieder.“ denkt Herr Pferd und wagt sich noch ein bisschen mehr auf die Rampe. „Huch – ich bin auf der Rampe“ sagt die böse Stimme im großen Kopf und Dy hopst rückwärts. Jürgen hält gegen. Dy kommt wieder ein Stückchen näher, diesmal seitlich, kraxelt auf die Rampe und wird durch Nachgeben belohnt. Er äppelt hektisch und saust wieder weg. Aber welch Wunder, der Mensch bleibt ruhig stehen und hält das Seil fest. Das ganze wiederholt sich noch und dann, Schritt für Schritt, mit kleinen Pausen, stiefelt der Schimmel in die Kiste. So schnell hatte ich damit nicht gerechnet und André muss nach einem Leckerlie laufen, das Monsieur dann durch die Klappe entgegennimmt. Er steht wie eine Eins! Das Aussteigen ist zwar mit einer prima Hankenbeugung kombiniert, aber ansonsten eher eine Art Rückwärtssprungpassage. Aua.
Das frierende Publikum ist vom ersten Etappenerfolg begeistert (witzig, wie wir da stehen, sehen irgendwie aus wie die Teletubbies auf dem Ponyhof).

Ich bin dran.

Gleiches Prozedere, Druck und Nachgeben. Dy saust hektisch ein ums andere Mal quer über die Rampe. Ich zupfe seinen Kopf in den Hänger und er steht. Das Theater ist größer, ich muss ganz schön zupacken und Dy muss noch überzeugt werden, dass ich das auch kann. Nach kurzer Zeit, einigen heftigen Rückwärtsmanövern und ambitionierten Versuchen, poltert Herr Pferd dann brav, Stück für Stück auf den Hänger und steht. Gloria! Viktoria! Welch Glück! Er steigt ungelenk aus und reibungslos gleich wieder ein. Und wieder raus und wieder rein. Am durchhängenden Strick. Das Monster! Ist! Weg!
Dann geht es einmal seitwärts rum und den Hänger herum und wieder rein. Flutsch – einfach so. Ich bin ganz glücklich. Dy wirkt noch nicht wirklich entspannt, aber schon wesentlich ruhiger.

Pause, die anderen Monster sind dran. Nach etwa 40 min. Auf dem Paddock säuft er erst mal gründlich und beißt dann Flower kräftig in den Hintern. DAS musste sein. Pferde.

Nachmittags führen wir kurz unsere Bodenarbeit vor, es gibt noch schöne Tipps zum Seitwärtstraben und dann geht es wieder zum Hänger. Kurzes Gezeter, aber „gerade noch akzeptabel – unter 5 min“ steht ein engelsgleiches Schimmelchen auf dem Hänger, unterstützt von beidseitigem Gertengewedel von André und Jürgen als Antwort für Entziehen durch Levadenpiouretten.
Nochmal raus (Aua) und wieder rein – flutscht. Das Aussteigen muss geübt werden. Dy soll aussteigen und wenn nur noch die Vorderbeine auf der Rampe sind, wieder einsteigen. Denkste. Die Vorderbeine berühren die Rampe nicht einmal, man hoppelt auf den Hinterfüßen raus. Also wieder rein und noch mal gaaanz ruhig. Ich schicke ihn rückwärts, bei der ersten Reaktion wird sofort aufgehört und kräftig gelobt. Ich muss ordentlich Druck machen. Dyna traut sich nicht so recht, die Hinterbeine auf die Rampe zu setzen und weil vorhin Jürgen und André mit Gerten gewedelt haben, ist es im Hänger eh viel gemütlicher. Nun nervt die RB aber von vorne und siehe da, unsere erste Bergziege! Toll, wie er den Rücken aufwölben kann, ist aber gerade nicht gefragt. Dann wagt er es und geht Schritt für Schritt auf die Rampe. Bei jedem Schritt ein wenig selbstbewusster. Am hängenden Strick kann ich ihn vor und zurückführen, mal die halbe, mal die ganze Rampe rauf und runter, mal ganz rein und mal nicht. Dann gibt es noch einen Superkeks im Hänger und er steigt vorbildlich aus. Toll! Ich bin ganz stolz auf ihn, anfangs hatte er ganz schön Angst, hat das aber prima gemeistert und sich ohne Probleme einladen lassen und sogar ein wenig entspannt ausgesehen; ich meine beim letzten Ausladen ein schelmisches Blitzen in seinen Augen gesehen zu haben „Schau mal, was ich kann!“
Mit der konsequenten Umsetzung von Druck und Nachgeben haben sich übrigens alle Pferde verladen lassen, die problematischste Stute lief sogar frei in den Hänger rein und blieb stehen.

Insgesamt war es ein Kurs der meine Erwartungen übertroffen hat. Jürgen Malo entpuppte sich als Pferdemensch, der die Tiere gut anfasst und anhand deren Logik argumentiert, ohne dogmatisch irgendwas zu fordern. Dem hatten sie nichts entgegensetzen und ließen sich allesamt überzeugen, dass sie freiwillig in den Hänger gehen. Jedes Pferd-Mensch Paar wurde individuell beraten und betreut, mit gutem Auge und konsequenter Handhabe die Probleme gesehen und bearbeitet. Bei der Bodenarbeit hat er bei unseren Mitstreitern super Impulse gesetzt. Einige der Pferde wollten ihn zwar zwischendurch gerne auf den Hänger longieren und ganz weit wegfahren, da ihre bequeme Herrschaft über ihren Menschen nun vorbei ist. Aber das vergeht bestimmt.

Autor: DynaMitreiterin
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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