Soll der Hals nach oben/unten schwingen?

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Ajac
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Soll der Hals nach oben/unten schwingen?

Beitrag von Ajac »

Hallo zusammen,

ich lese schon eine Weile hier mit und traue mich mal mit einer Frage aus der Deckung: Soll der Pferdehals eigentlich schwingen?

Ich bemerke seit kurzem, dass mein Wallach sowohl an der Longe (Kappzaum, unausgebunden) als auch unter dem Sattel manchmal mit dem Hals "schwingt". Also in der Dehnungshaltung "schwappt" quasi der Hals nach oben - ohne Änderung der Kopfhaltung. Halt ein bißchen ähnlich wie der Rücken, nur stärker, weil ja die HWS beweglicher ist. Und dann wackelt der ganze obere Teil des Halses inkl. Mähnenkamm ziemlich stark...

Im Grunde sieht das Ganze ja schon locker aus, es kommt beim Reiten auch nur vor, wenn er den Rücken hergibt und sich richtig loslässt. Aber ich habe das in der Form noch nie bewusst bei anderen Pferden gesehen und insofern wirkt es auf mich etwas ... instabil?

Vielleicht sollte ich noch dazu sagen, dass wir es noch nicht so lange schaffen, so schön zu dehnen und dass mein Pferd muskulär etwas schwach veranlagt ist. Es ist aber schon eine richtige Dehnungshaltung, denke ich. Zumindest sieht man wie sich die Muskeln beidseits des Halses ähnlich wie in Jens' Longierbildern anspannen.

Was mein ihr: ist das Kraftmangel? Oder positiv zu bewerten, egal, wie der Mähnenkamm sich schüttelt (ist immerhin ein 14-jähriger mit PRE-Einschlag und eher schwachem Bindegewebe, da schwabbelt so ein Mähnenkamm ja schon mal)?
LG Ajac
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Janina
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Beitrag von Janina »

Hm, also ich kann mir gar nicht so richtig vorstellen, wie du das mit dem Schwingen meinst... :( Ohne Änderung der Kopfhaltung?
Die größere Beweglichkeit der HWS bezieht sich normalerweise auf die seitliche Beweglichkeit ("Biegbarkeit").
Hättest du vlt. die Möglichkeit mal ein kurzes Video einzustellen, auf dem man das mal sehen kann?
Liebe Grüße,
Janina
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Meinst du vielleicht, dass der Mähnenkamm leicht zur Seite kippt? :?:
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
Ajac
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Beitrag von Ajac »

Ja, das habe ich befürchtet, dass man sich das schlecht vorstellen kann :roll:
Ist etwas schwierig mit dem Video, ich habe nur eine digitale Fotokamera die nur ziemlich unscharfe Mini-Videos kann - vom fehlenden Kamerapersonal mal zu schweigen...

Ich versuche es nochmal zu beschreiben: Stell dir mal einen gedehnten Hals mit relativ offenem Genick vor, Nase etwa auf Buggelenkshöhe.
Während der Schwebephasen im Galopp oder Trab sieht es für mich so aus, als ob ca. die 2.-4. Halswirbel (oder die Muskeln darüber?) etwas nach oben wandern.
So wirkt es auf mich, als ob sich die Oberlinie wie durch den Schwung des Trabschrittes/Galoppsprungs für den Moment noch etwas stärker dehnt.
Oder vielleicht spannen die sich Muskeln noch etwas mehr an und wölben sich dadurch etwas nach oben.
Ich weiß nicht, was physisch die richtige Erklärung ist - das ist ja quasi Teil meiner bisher nur undeutlich gestellten Frage: Was passiert da biomechanisch und wie ist das zu bewerten?

Der Hals rundet sich jedenfalls etwas mehr nach oben, aber der Kopf bleibt relativ so wie er ist.
Wenn der Rücken im Trab schwingt, verändert sich die Kopfhaltung ja auch nicht mit jedem Schritt im Verhältnis zum Körper.

Im Moment des Auffußens lässt diese kleine "Zusatzspannung " wieder nach und dann schwabbelt der Mähnenkamm. Das Schwabbelige wirkt im Trab natürlich stärker als im Galopp, weil die Schwebephasen schneller aufeinander folgen.
Ich hoffe, das war jetzt etwas anschaulicher :?

@Carmen, ja letztlich kippt der Mähnenkamm wohl kurz zur Seite *schwabbel* umd sich dann wieder in die Mitte zu bewegen. :wink:
LG Ajac
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Janina
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Beitrag von Janina »

Okay, also ein vermehrtes Aufwölben...
Grundsätzl. würde ich sagen, dass das gut ist, wobei der Bereich, den du angibst, etwas kritisch sein kann (2. - 4. Halswirbel). Da würde ich jetzt spontan an "falschen Knick" denken, wobei ich noch nie gehört habe, dass der ganz ohne Einwirkung vorne (also Hand oder Hilfszügel) entsteht.
Wenn er aber die Nase schön vor der Senkrechten hat, locker wirkt u. du eigentl. eher ein positives Gefühl hast, würde ich dem erst mal vertrauen.
Mehr traue ich mich jetzt nicht auf die Ferne zu sagen :wink:
Hast du nicht irgendjemanden, den du mal nach seiner Meinung vor Ort fragen kannst? Es geht ja eigentl. nicht um etwas extrem Diffiziles, sondern um die Beurteilung der Dehnungshaltung...
Ajac
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Beitrag von Ajac »

Also ich habe mir das heute nochmal kritisch an der Longe anschauen wollen - war klar, dass das dann natürlich nicht so schön klappt. Naja.

Die Frage mit dem Mähnenkamm hat mich nochmal interessiert und ich habe festgestellt, dass zumindest wenn die Dehnung nicht ganz so dolle ist, wirkt der kippende Mähnenkamm optisch schon sehr irritierend.
Zumal das ja die Haut über die ganze Halstiefe mitbewegt, so dass der ganze Hals (auch weiter zum Brustkorb hin) etwas schlabberig aussieht. Immerhin habe ich da jetzt feststellen können, dass der Mähnenkamm während der Hangbeinphase vorne rechts auch nach rechts kippt. Und das auf beiden Händen nur nach rechts (wo das bißchen Mähne hängt) und dann wieder in die Mitte (Hangbeinphase links).
Im Galopp geritten (ordentlich gedehnt) ist das Gefühl aber noch anders als nur ein kippender Mähnenkamm.

Janina, an den falschen Knick habe ich auch schon gedacht.
Denn kannte ich allerdings bisher nicht in der Dehnungshaltung, sondern nur in Situationen, wenn das Pferd in "Arbeitshaltung" bzw. in "Aufrichtung" gehen soll. Und ich assoziiere dann eher einen festen als einen lockeren Hals...*denk*

Ich werde mal versuchen, jemand kompetentes bei uns zu finden und es in der Situation auch noch vormachen zu können :wink:
LG Ajac
Muriel
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Beitrag von Muriel »

jaa, ich weiss was Du meinst.
und ich würde das sehr positiv bewerten, denn es bedeutet, daß sowohl die untere als auch die obere Halsmuskulatur locker sind.
das Genick ist dann sowas wie ein Ankerpunkt, durch das die Bewegung durchschwingt - die Schulter ist dann der nächste Anker.

für den Moment - und für das Pferd, so wie du es beschreibst, ein guter Zustand.
Übergangsweise ok, dann müsste es sich mehr dahin orierntieren daß der anker das Maul wird und eine leichte Spannung in den Hals bekommt, damit der spannungsbogen wirklich aufgebaut werden kann.
Wenn die Richtung nicht stimmt, nützt auch Galoppieren nichts.
wenn der Galopp aber besonders schön ist, ist die Richtung auch egal.
Ajac
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Beitrag von Ajac »

Oh Muriel, echt?? Jezt bin ich ganz aufgeregt :D
Und in der Tat, du beschreibst mein Reitgefühl: Locker ja - Spannungsbogen etwas schlapp. Im Galopp eher als im Trab, aber daraus erstmal angaloppieren :?

Wie kann ich ihn wohl dazu animieren, den Spannungsbogen noch mehr aufzubauen? Zu mehr Aktivität auffordern? Selbt mehr Körperspannung aufbauen?
Oder erstmal "nur" so weitermachen, um die Muskulatur überhaupt dahin zu bringen, die Momente länger halten zu können?

Und was genau meinst du mit dem Maul als Anker?
Meinst du dieses "die Hinterbeine in der Hand ankommen fühlen"? Das klappt dann schon. Allerdings noch etwas labil, ich muss immer aufpassen, es nicht wieder zu verlieren.
An der Longe mit Kappzaum kann ich mir das Maul als Anker allerdings nicht so vorstellen? :?
LG Ajac
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