Atrophierte Rückenmuskulatur- Übungen, Gymnastizierung?

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Mela
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Beitrag von Mela »

Mein Pferd hatte nur einseitig so ein Kuhle. Er bekam dann einen sehr guten Maßsattel und gutes Training, alle Muskeln waren super, nur eben nicht links hinter der Schulter. Nach einer craniosacral Behandlung ist die Kuhle plötzlich weniger geworten, nach der Folgebehandlung verschwunden und nie wieder gekommen :lol:
Ich denke es ist eine Kombination von gutem Sattel (gaaaaanz wichtig), Training und eventuell einer passenden Behandlung.

Ich würde Seitengänge an der Hand empfehlen, das hilft den Rücken zu heben und die Schultern freier zu machen. Longieren ist sicher auch gut, aber das machst du eh schon :lol:
Liebe Grüße
Mela

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ich probiere es mal, aber ohne Gewähr. Falls Fehler dabei sind, bitte verbessern.

Infolge von Überbelastung (Rückenmuskeln anstatt die dafür notwendigen tragen das Gewicht, Verspannungen) oder mechanischen Druck (unpassender Sattel) wird der Stoffwechsel der Muskels gestört. Er kann nicht mehr arbeiten und verkleinert sich. Die Muskelfasern verkümmern (atrophieren). Das Bindegewebe, indem die Fasern gleiten, sind die Faszien. Diese können verkleben, der Muskel wird steif und schmerzt. Wird er weiterhin gestresst, kann das sogar bis zum Verkümmern der Sensorik führen (die die Nervenreize an die Muskelspindeln übergibt).
Wenn der Muskel steif (verkürzt) wird, hat das natürlich auch Auswirkungen auf die "Gelenke". Im Falle des Rückens und durch die natürliche Schiefe können Wirbel aus ihrer Nullstellung "gezogen" werden.

Für die Therapie bedeutet das nicht nur in erster Linie Einrenken der Wirbeln, sondern auch die Wiederherstellung der Muskulatur (Geschmeidigkeit, An-und Entspannen), dass die Wirbeln dort bleiben und natürlich das Pferd wieder belastet werden kann. Wird die muskuläre Seite nicht therapiert und nur eingerenkt ist das sehr schmerzhaft und der Wirbel wird nach Wochen und Monaten "zurückrutschen", wenn der muskuläre Zustand so bleibt.

Das bedeutet, dass in schlimmen Fällen der Muskel erst therapiert werden muss. In erster Linie müssen die Verklebungen der Faszien gelöst werden, damit der Muskel überhaupt arbeitsfähig ist und kontrahieren und entspannen kann. Dazu gibt es verschiedene Massagetechniken sowie andere unterstützende Methoden (Akupunktur, Thermotherapie etc.). Ein verklebter Muskel kann nicht arbeiten und wird durch Arbeit allein auch nicht therapiert.
Die Heilung kann natürlich durch eine Einrenkung unterstützt werden, weil ein verrutschter Wirbel natürlich in seiner Arbeit eingeschränkt ist, was wiederum ein effektives Muskeltraining verhindert.

Aber wie gesagt, wir sind auf dem Gebiet alle Laien und es ist besser, wenn Du einen richtigen Physiotherapeuthen zur Hilfe ziehst, der auch die Zustand vor Ort besser beurteilen kann. Gerade weil Du meinst, der Zustand dauert schon einige Jahre an.

LG Susi
orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

wo kann man kompetente Physiotherapeuten finden? Empfehlungen etc?

Osteopathisch hatte das Pferd vor Jahren mal ein blockiertes Kreuzbeindarmbein (wohl wg. Ausbruchsversuch aus der Koppel), zuletzt Blockade der Schultern (griffen nicht voll aus) und des Kiefergelenks (Zähne wurden gemacht, dabei wurde das entdeckt). Das ist nach Behandlung verschwunden.

Gruß Tina
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Angelina
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Beitrag von Angelina »

Das war doch eine super Erklärung :D

Noch etwas dazu: Nur ein entspannter Muskel kann aufgebaut werden. Er kann nur dann richtig durchblutet werden und die Stoffwechselprodukte (Laktate) können auch nur dann abgebaut werden.

Zu der aeroben und anaeroben Energiegewinnung des Muskels: Bei der anaeroben werden die ATP (--> benötigte Energie) aus Glucose hergestellt. Als Abbauprodukt entsteht Laktat. Dieses führt wenn es nicht abgebaut wird zur Muskelübersäuerung. Die Energieeffizienz bei dieser Energiegewinnung ist nur sehr gering. Bei der aeroben Energiegewinnung wird Sauerstoff und Glycogen zu mehr ATP umgewandelt und das "Abfallprodukt" ist CO2 und H2O. Um Muskulatur aufzubauen muss der Muskel auch mit Sauerstoff "versorgt" werden um ein Wachstum zu erziehlen. Das Pferd setzt anfangs den anaeroben Energiegewinnungsweg ein. Wenn die Atmung tiefer wird und durch Bewegung Sauerstoff in die Muskeln gepumt wird, stellt es um auf die aerobe Energiegeinnung. Beide laufen aber auch parallel im Körper ab.

Wichtig ist, dass die Muskulatur nicht zu stark ermüden darf um aufgebaut zu werden, und nach dem Training eine ausreichende Regenerationszeit hat. In dieser Zeit werden die Muskeln erst aufgebaut und neu versorgt.

Ich hoffe ich hab nicht zu wirr geschrieben und hab nichts verdreht. Habe am WE aber Seminar und werde dann nochmal genau nachfragen.
LG Angelina
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Angelina
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Beitrag von Angelina »

Wichtig ist, dass der Physiotherapeut eine fundierte Ausbildung genossen hat. Da der Begriff Tierphysiotherapeut nicht staatlich geprüft ist, kann sich jeder der mal ein bißchen gelesen hat und vielleicht das eine odere andere Seminar belegt hat so "schimpfen". Schade, dass es da noch keine besseren Kontrollen gibt. Am besten guckst Du über die Verbände, denn die Physios haben eine Prüfung abgelegt und sind zumindest qualifiziert was das Wissen angeht.
LG Angelina
nanuk
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Beitrag von nanuk »

Sehr schön das dieser Thread jetzt doch in die richtige Richtung führt ....

Liebe Grüße
nanuk
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich kann ihn sehr empfehlen: behandelt in ganz Deutschland, Schweiz und Österreich. *klick* ist staatlich geprüfter Physiotherapeut, sowie DIPO Pferde- und Hundeosteopath.

ansonsten kann ich mich den anderen anschliessen: Zuerst die Muskulatur und das Gewebe behandeln, damit es überhaupt die Chance hat, wieder richtig zu arbeiten. Dann viel Training ohne Sattel (mind. 2 Monate), damit sich die Muskulatur erholen kann. Als Handpferd ins Gelände, Longieren am Kappzaum, Stangen- und Cavallettiarbeit, Seitengänge an der Hand, viel Schrittarbeit, das löst und macht geschmeidig. Tempo im Trab generell eher untertourig wählen, darin finden die Pferde meist leichter das Gleichgewicht und können sich lösen. Lösen ist erstmal das wichtigste und sollte Priorität nr 1 haben. Wenn das Pferd gelöst und dadurch geschmeidiger ist, erst dann kannst du auch etwas mehr Kraft, sprich: schnell aufeinanderfolgende Übergänge, Tempivariationen etc. verlangen. Und nicht zuviel wollen. Ganz langsam aufbauen. die erste woche 5-10min longieren, die zweite Woche 10-15min, die dritte Woche 15-20, die vierte Woche ca. 25min. Das sollte das Maximum sein, nicht länger. Viele Schrittpausen. Man geht davon aus, dass bereits 5-10 Wiederholungen einer Übung ausreichend sind für einen Muskelzuwachs. Deshalb lieber nicht übertreiben, sondern ruhig angehen. :)

Erst wenn du das Gefühl hast, das Pferd und die Muskulatur wird geschmeidiger würde ich den Sattel wieder hervornehmen und als erstes vom Sattler überprüfen lassen (wenn du gut gearbeitet hast, wird der Sattel nämlich dann eher zu eng sein und sollte VOR Gebrauch frisch angepasst werden). :)

Die Fütterung sollte an sich so ok sein. Wenn du das Gefühl hast, dass dein Pferd eher ruhig ist und sich anstrengen muss, kannst du in der Aufbauphase sogar etwas mehr Hafer geben, denn er sollte nicht so viel Energie verbrauchen, dass der Muskel vor lauter Arbeit wieder abbaut. Hierbei auch - wie schon von anderen erwähnt - die Ruhephasen beachten. Ist er aber fit und munter, dann scheint es so gut zu sein.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
orest
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Beitrag von orest »

Hallo,

@Jen:

Deine Empfehlung kommt in den nächsten Monaten lt. Hp so überhaupt nicht in meine Richtung.

An welche 'Verbände' kann man sich wenden in Sachen Physiotherapeut?
(Ich wohne im Rhein-Main Gebiet).

Und: Das soll jetzt bitte nicht unfreundlich verstanden werden. Ich stelle die Frage hier, weil ich Hilfe und Anregungen suche, in einem Thema, von dem ich keine Ahnung habe. Vage Andeutungen und Bemerkungen helfen da nun wirklich nicht weiter.

Gruß Tina
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

@Orest: Er ist doch vom 09.03.-20.03. mehr oder weniger überall unterwegs. Nümbrecht ist im Oberbergischen Kreis, also etwas oberhalb von Köln. Schreib ihn doch einfach mal an. Ansonsten frag doch mal hier nach.
Liebe Grüße, Sabine

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"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

orest hat geschrieben:Hallo,

ich muss zugeben, ich Sachen Physiotherapie beim Pferd habe ich keine Ahnung. Bitte informiert mich!
Wenn es von Dir nicht so weit weg ist, lass doch die hier http://www.manualtherapie-anspach.de/ mal kommen. Hat bei meinem Pferd wunderbar geklappt (Pferd war schief und atrophierte Rückenmuskulatur)

Gewirkt hat eine Kombination aus Zeit, Geduld, manualtherapeutische Behandlung, korrektes Longieren, Bodenarbeit & später Reiten.
Ich habe während der Aufbauzeit verschiedene individuelle Übungen zu Dehnung & Bewegung als "Hausaufgabe" bekommen, die den Heilungsprozess sicher beschleunigt haben.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

kallisto hat geschrieben:Gerade jetzt im Fellwechsel auch die Fütterung gut anpassen, wenn Muskeln wachsen sollen.
Durch einen in der Kammer zu breiten Wanderreitsattel waren die Muckis meines Hafis im kompletten Rückenbereich ebenfalls "weggedrückt". Nach einem Sattelwechsel, Zufütterung von Equitop Myoplast und weiterem Training hat sich das nun schon ganz gut gegeben; fehlt immer noch was, aber es kommt. Das Zusatzfuttermittel habe ich nur anfangs und kurweise verwendet. Evtl. wäre das was zur Unterstützung.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
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Lesley
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Beitrag von Lesley »

Wann wurden die Zähne das letzte Mal von einem Zahnspezialisten gemacht?
Diese "Kuhlen" hinter der Schulter sind ein typisches Zeichen für Zahnprobleme.
"Wissen, das nicht jeden Tag mehr wird, wird jeden Tag weniger!"
(Chin. Sprichwort)
Santana
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Beitrag von Santana »

ist zwar schon eine Weile her der Thread, aber dennoch:

http://www.arr.de/html/produkte.html


kann ich wärmstens empfehlen!
lalala

Beitrag von lalala »

Lesley hat geschrieben:Wann wurden die Zähne das letzte Mal von einem Zahnspezialisten gemacht?
Diese "Kuhlen" hinter der Schulter sind ein typisches Zeichen für Zahnprobleme.
kannst du die Zusammenhänge bitte mal genauer erläutern ? Oder gibt es irgendwo einen Link zu dem Thema ?
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isishettyminishetty
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Beitrag von isishettyminishetty »

hey,
in bezug auf einen neuen sattel wäre ich noch vorsichtig,
weil der trapezius (+ ich finde auch das dein 4 beiner einen atrophierten latissimus aufweißt) maßgeblich an der sattellage beteiligt ist -
was er in seinem jetzigen zustand ja nicht kann, deswegen ist es wohl auch so schwer bis unmöglich einen passenden sattel zu finden :(
der baumlose sattel (was ja eigentlich eine gute idee ist) passte zwar einigermaßen, lag aber noch flächiger auf der atrophierten muskulatur was wiederum zur folge hatte, das die durchblutung und kontraktionsfähigkeit wieder gestört wurde.... :(
finde ich super, das du deinem pferd jetzt mit longenarbeit hilfst :D

du hast geschrieben, das der rücken des pferdes schon so aussah seit du es kennst...
ich überlege nämlich bei dieser ausprägung was genau die ursache ist, weil du ja schon viel an der hand gearbeitet hast und kaum besserung auftrat...
ist die ws deines pferdes schon mal geröngt worden? evtl sind verknöcherungen /blockaden im dem bereich der ws an denen die motorischen nerven austreten und der muskel wird nicht ausreichend innerviert?! (osteopaten und pt`s finden ja auch nicht immer alles)
oder wurde das arme pferdchen immer mit einem zu engen sattel geritten - auch schon beim anreiten?
das könnte ebenfalls neurologische schäden oder gar strukturelle schäden an der muskulatur verursachen, die im extremfall irreversibel sind :cry:

um deine longenarbeit zu ergänzen würde ich kleine sprünge einbauen, und sehr bewußt und NUR im Schritt gewichte an den vorderbeinen einsetzen - einmal um propriozeptive reize zu setzen und einen größeren trainingsreiz auf die muskulatur auszuüben

vielleicht bewährt es sich auch - in absprache mit ta - ass als blutverdünner für eine bessere throphik des muskels während einer rehaphase, und ebenfalls durchblutungsfördernde massagen vor und nach der trainingseinheit anzuwenden?

ich kann dir wärmstens das von mir so gerne zitierte buch "medizinische reitlehre" von prof stodulka empfehlen, da beschäftigen sich ganze kapitel mit der reha, ausrüstung etc
Lobe viel- Erwarte wenig
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