Seite 8 von 12
Verfasst: Sa, 18. Jun 2011 22:25
von Gawan
Rahani hat geschrieben:ich wüßte mal gerne, wo Ihr das Wissen über Parelli und dessen "System" her habt. Ich finde es sehr erstaunlich, zu welchen Schlussfolgerungen Ihr kommt.
Also dass es sich um ein System handelt, steht ja auf Parellis Reklameseite, z.B.
http://www.parellinaturalhorsetraining. ... rsemanship/, da heisst es
He translated what he learned into the Parelli Seven Games which is an amazing and revolutionary system for teaching people how to communicate with and relate to horses using horses’ own natural communication methods.
(Auszeichnung von mir)
Rahani hat geschrieben:Ich finde es sehr traurig, dass hier etwas verurteilt wird, das so viel Nutzen bringen könnte, wenn man sich die Mühe machen würde es wirklich zu studieren.
Ein Problem bei Parelli ist, dass sein System nur zugänglich ist, wenn man eine Menge Geld investiert. Auf seiner Reklameseite wird beispielsweise immer und immer wieder von den Sieben Spielen gesprochen, doch es gibt keine Information, in was diese bestehen, klicke ich den entsprechenden Link an, lande ich im Parelli-Shop.
Als Aussenstehender muss ich mich also notgedrungen mit Informationsfetzen begnügen. In meinem Fall waren das:
- Parellis Buch Natural Horsemanship in deutscher Übersetzung: für mich eines der unbefriedigsten Bücher zum Thema Pferde und Reiten, das ich je gelesen habe
- Bei einer Bekannten sah ich mal ein DVD von Parelli, hat mich auch nicht umgehauen
- Persönliche Erfahrung mit zwei Pferden, die ich schon lange Zeit kannte, bevor sie für einige Wochen bei einer Parelli-Instruktorin im Training waren, und die ich dann anschliessend wieder ritt; bei einem der Pferde gab es keine nennenswerte Veränderung, das andere war nach dem Training deutlich schiefer und verspannter als vorher.
- Ich liess mich einmal im Rahmen eines Kurses dazu hinreissen, mit meinem Jungspund Jojo zu spielen, und war dann die folgenden Wochen damit beschäftigt, ihn wieder zur Mitarbeit zu bewegen, da er mir nur noch auswich (auch in der Theorie halte ich dieses Zurückschicken-Herholen-Zurückschicken-Herholen-Zurückschicken-Herholen für ein fragwürdiges Manöver, da es aus Pferdesicht wohl eher sinnlos ist: Also entweder will dieser Möchtegern-Alpha-Hengst vor mir, dass ich mich trolle, warum lässt er mich dann nicht gehen, oder er will, dass ich zu ihm komme, warum sagt er dann immer wieder “zisch ab “ ???)
- Diverse Vorführungen durch Parelli-Instruktoren an der BEA in Bern. Dabei erhielt ich den Eindruck, dass Parellis Methode ausgesprochen brave Pferde hervorbringt, die aber so braaav sind, dass sie von sich aus gar nichts mehr machen, sondern nur noch abwarten, was Mensch will. Wer ein Pferd haben will, das so funktioniert, ist bei Parelli wohl gut bedient, mein Ding ist es nicht.
Nach diesen Erfahrungen mit Parellis System, Methode, was-auch-immer sehe ich daher keine Veranlassung, Geld zu investieren, nur um mehr darüber zu erfahren.
Tanja Xezal
Verfasst: Sa, 18. Jun 2011 23:29
von Rahani
@Tossi
Ich weiß nicht, ob Du das für mich tun würdest, aber würdest Du mir schildern, was genau Du so Negatives gesehen hast? Beispielsweise in Deinem Stall?
@Gawan
Ein Problem bei Parelli ist, dass sein System nur zugänglich ist, wenn man eine Menge Geld investiert. Auf seiner Reklameseite wird beispielsweise immer und immer wieder von den Sieben Spielen gesprochen, doch es gibt keine Information, in was diese bestehen, klicke ich den entsprechenden Link an, lande ich im Parelli-Shop.
Das Argument habe ich schon sehr oft gehört. Mir stellt sich dann die Frage, wo anders man etwas umsonst bekommt. Geben Reitschulen kostenlose Reitstunden? Verschenkt Geitner seine Bücher oder DVDs? Oder gar Monty Roberts, der ganz selbstlos seine Halfter verteilt? Ich habe so etwas leider noch nicht erlebt. Wieso sollte es denn ausgerechnet Parelli tun?
Seit einer Weile gibt es die Community "Parelli Connect". Dort erhält man einen Probezugang für ein paar Tage und kann sich einiges an Videomaterial ansehen. Ich habe mich nicht genau damit beschäftigt, aber ich meine gesehen zu haben, dass man dort die Level 1 Videos, für die ich vor Jahren noch Geld bezahlt habe kostenfrei anschauen kann. Also es ist nicht so, dass man nicht vorher mal hineinschnuppern kann, wenn man wirklich Interesse hat.
Ich will jetzt nicht ellenlang schreiben, aber eine Frage habe ich noch zum Schluss. Diese Parelli-Instruktorin, von der Du schreibst, war das eine von Parelli zertifizierte Instruktorin?
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 06:27
von gimlinchen
danke für die frage, ich hatte sowas ähnliches ja mal angeregt, aber nicht so deutlich.
meine erfahrung stammt von einem parelli-angehauchten westerntrainer und ich habe so einen sehr guten eindruck. rest stammt aus messevorführungen, sowie kenne ich eine schlüerin von giesecke, der ich sehr gerne zusehe
ich glaube tatsächlich. dass wir nur bewerten, was wir an limitierten erfahrungen haben. das, was parelli ausmacht, kennen die meisten nicht. die websites sind aber schon informativ.
geheimkultiges nervt mich allerdings auch immer, das stimmt schon. das ganze club und savvy gedöns finde ich albern
Verfasst: So, 19. Jun 2011 09:00
von Nakim
ich habe Gieseke auf seinen ersten 10 Parellikursen live erlebt. Da er in der Reithalle nebenan zugange war, war das prolemlos möglich. Die meisten dieser Kurse habe ich als Zuschauer bezahlt. Einige wenige nicht da ich dort arbeitete und so freien ZUgang in die Halle hatte.
Und das was ich sah zusammen mit dem was ich von Pat live sah, reicht mir für "Parelli nein danke"
Was ein Pferd als gute Grunderziehung können sollte, kann auch mit positiver Bestärkung konditioniert werden. Selbst bei Problempferden ist dies möglich.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 09:19
von Rahani
@Nakim
Und was glaubst Du, warum Gieseke schon seit einigen Jahren nicht mehr zertifiziert ist?
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 09:28
von Gawan
Rahani hat geschrieben:
@Gawan
Ein Problem bei Parelli ist, dass sein System nur zugänglich ist, wenn man eine Menge Geld investiert. Auf seiner Reklameseite wird beispielsweise immer und immer wieder von den Sieben Spielen gesprochen, doch es gibt keine Information, in was diese bestehen, klicke ich den entsprechenden Link an, lande ich im Parelli-Shop.
Das Argument habe ich schon sehr oft gehört. Mir stellt sich dann die Frage, wo anders man etwas umsonst bekommt. Geben Reitschulen kostenlose Reitstunden? Verschenkt Geitner seine Bücher oder DVDs? Oder gar Monty Roberts, der ganz selbstlos seine Halfter verteilt? Ich habe so etwas leider noch nicht erlebt. Wieso sollte es denn ausgerechnet Parelli tun?
Nun, grundsätzlich habe ich nichts dagegen, für ein Buch oder die Arbeit eines RL zu bezahlen, solange das Verhältnis stimmt. Aber wie so häufig macht der Ton die Musik. Was mich bei Parellis Website nervt, ist z.B. diese Seite
http://www.parellinaturalhorsetraining. ... -behavior/ Da denkt ein unbedarfter Leser wie ich, er bekäme ein paar nützliche Infos, aber zuletzt landet er immer bei “Kaufen Sie!”, “Werden Sie Mitglied!”. Und man sage jetzt nicht, das sei typisch amerikanisch, dass es auch anders geht, zeigt z.B. diese Seite:
http://www.meredithmanor.com/features/a ... t.asp#Ride da bekommt man gratis einige brauchbare Artikel ohne dass man gleich zum Kauf aufgefordert wird.
Auch bei anderen RL gibt es gratis Zugang zu Informationen, z.B. hier
http://academicartofriding.com/webinar8 ... straining/
Dass Parellianer noch nicht mal eine Beschreibung der Sieben Spiele liefern können, erinnert mich an Sekten, die ein esoterisches Weltbild vertreten, das nur nach Einweihung zugänglich ist. Auch über den Sprachgebrauch liesse sich diskutieren, die Einführung völlig neuer Begriffe statt der üblichen Fachsprache.
Rahani hat geschrieben:
Ich will jetzt nicht ellenlang schreiben, aber eine Frage habe ich noch zum Schluss. Diese Parelli-Instruktorin, von der Du schreibst, war das eine von Parelli zertifizierte Instruktorin?
Da müsste ich die Besitzerin des Pferdes fragen, ist schon einige Jahre her; sie sagte jedenfalls, es sei eine Parelli-Instruktorin. Wobei dieses Instruktoren-System ja zwischendurch irgendwie geändert hat, da man unterdessen “former Parelli instructors” findet. In Frankreich scheint es auch eine Abspaltung von ehemaligen Parelli-Instruktoren zu geben, die eine eigene Schule gegründet haben.
Tanja Xezal
Verfasst: So, 19. Jun 2011 10:21
von Rahani
Hi Tanja,
Da denkt ein unbedarfter Leser wie ich, er bekäme ein paar nützliche Infos, aber zuletzt landet er immer bei “Kaufen Sie!”, “Werden Sie Mitglied!”.
Ein "paar" nützliche Tips sollen helfen, Probleme mit Pferden zu lösen? Wie groß schätzt Du die Chance ein, dass man damit erfolgreich ist? So ein PNH-Studium ist ein relativ aufwändige Angelegenheit. Da kann man nicht mal eben ein paar Tips bekommen, ein Buch lesen oder eine DVD schauen und dann kann man das.
Genau deshalb sieht man ja auch die von Euch beschriebenen negativen Bilder. Weil da mit zu wenig Wissen einfach mal so experimentiert wird. Am Ende ist dann das "System" schuld, wenn das Pferd trotz vieler Stunden "Bodenarbeit" immer noch nicht funktioniert.
Am meisten Schaden richten hierbei meiner Meinung nach solche Lehrer an, die selbst nicht wirklich ausreichend geschult sind und nur irgendwie "nach" PNH unterrichten. Hängen bleiben tut dann am Ende nur der Begriff "Parelli". Dass derjenige garnicht berechtigt war, sich damit zu betiteln, das interessiert niemanden. Der negative Eindruck ist immer das, was bei den Leuten hängen bleibt.
Und ja, es gibt einen Grund, warum man beispielsweise nicht hergehen sollte und einfach so die 7 Spiele spielen sollte, ohne darüber ausreichend Bescheid zu wissen. Das wäre für´s Pferd in keinem Fall gut. Diese Spiele sind ein winzig kleiner Bestandteil und sollten in der Praxis so wenig wie irgend möglich angewendet werden.
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 10:40
von Lilith79
Ich hab gestern beim Kraemer (da sind ja so Specials Wochen)veine Vorführung einer lizensierten Parelli Instruktorin (Elena Bader) und 2 ihrer Schülerinnen gesehen. Ich glaub über die war auch mal ein Vorstellungsartikel in der Cavallo, kann das sein? Kam mir irgendwie bekannt vor, vom Aussehen, die Dame..
Was mir gefallen hat, ist das alles sehr ruhig und freundlich ablief, dass die 3 alle super Körpersprache hatten und die Kommunikation sehr fein verlief. Die Freiarbeit hat mir am Besten gefallen.
Außerdem wirkten die Pferde alle wach und motiviert, es wurde auch zwischendrin mal mit Futter gelobt. Da sah vieles durchaus wirklich "spielerisch" aus, wobei ich es generell trotzdem albern (und irreführend) finde, dass Ganze als "mit dem Pferd spielen" zu bezeichnen, das wurde in der Einleitung nämlich auch gleich 2x so verkauft.
Die Vorführung an sich war die ersten 10 Minuten oder so ziemlich gut, aber dann ging irgendwie der Rote Faden verloren und es zog sich etwas in die Länge. Es gab auch keine Erklärungen oder so. Dadurch wirkten auch die Übungen irgendwie wahllos aneinander gereit. Und warum man jetzt z.B. ein Pferd rückwärts richten muss, indem man am Schweif zieht, da wär ne Erklärung sicher interessant gewesen.
Die Western RL aus meinem Stall, die ja auch Richtung Natural Horsemanship Bodenarbeit macht meinte ihr fehlt bei den Parelli Übungen öfters etwas das Weiche und Gymnastizierende in der Ausführung, zumindest bei denen war das sicher berechtigt.
Die Reitvorführung am Ende fand ich jetzt echt nicht so der Brüller, die wirkte erstens irgendwie planlos, alle sind irgendwie ein bisschen rumgeritten, eine mit Westernsattel, eine ganz ohne Sattel und eine mit Barebackpad und Knotenhalfter, bissle Rückwärtsrichten, 1 Spin und etwas Galopp. Aber die beiden älteren Pferde sind beide wie Giraffen gelaufen (obwohl das eine angeblich ein erfahrenes Westernturnierpferd war), dass es wegen der Vorführungsatmosphäre war glaub ich eigentlich nicht, weil die Pferde alle sehr cool und entspannt wirkten.
Wobei das in dem komisch geformten Vorführing beim Kraemer sicher auch nicht einfach ist was Tolles zu reiten, aber vllt. wärs besser gewesen, da wäre nur eine der 3 geritten und hätte dafür eine systematische Übungsabfolge gezeigt.
Insgesamt fand ich die Vorführung jetzt nicht schlecht, aber es würd mich jetzt nicht damit motivieren, mich näher mit dem System zu beschäftigen. Aber ich hab ja eh schon ne NHS artige Trainerin. Wenn man von Bodenarbeit noch gar keine Ahnung hat, kann es sicher mehr Interesse wecken.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 10:45
von Phanja
@Rahani
Ich denke Tanja meinte, ein paar nützliche Infos darüber, was konkret man sich kauft, wenn man dafür Geld investiert.
Infos und Tipps an denen man in etwa erkennen kann, ob das System zu einem passt. Diese schwammigen Beschreibungen, die man nachlesen kann, sind ja nun nicht gerade geeignet, sich ein wirkliches Bild zu machen.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 10:57
von Tossi
@Rahani
Ich bin an Parelli seit mehreren Jahren buchstäblich "hautnah" dran. Wir haben im Stall eine "lizensierte Parelli Instruktorin" (jedenfalls behauptet sie das) und mehrere Parelli-"Aktivisten". Direkt neben meinem Pferd stehen zwei Pferde, deren Besitzer nach Parelli arbeiten, von der Instruktorin unterrichtet werden und das Equipment gekauft haben. Ich möchte bemerken, das wir untereinander ein sehr gutes Verhältnis im Stall haben - aber Diskutieren über PNH habe ich schon lange eingestellt.
Bei uns läuft das täglich so ab:
vor dem Reiten werden die Pferde ca. 20 Min. vom Boden aus gearbeitet. Dies läuft immer nach dem selben Schema ab, das Pferd wird rundherum mit Seil und Peitschenschnur "beworfen" und hat dabei still zu stehen, dann folgt div. Weichen seitwärts und rückwärts und sowas wie Longieren auf einer engen Volte. Dabei steht der Führer still und sieht betont zu Boden und das Pferd muss um ihn herum traben. Sollte das Pferd damit aufhören, folgt sofort ein Rüffel. Die Handwechsel werden mit einer (für mich) vollkommen übertriebenen Körpersprache veranlasst. Bei alle dem ist es ganz egal, wie sich das Pferd bewegt. Ich sehe also nur weg gedrückte Rücken, vorgestreckte Unterhälse, Null Biegung und die Hinterhand im "Nirwana". Es erfolgt keinerlei Gymnastizierung bei dieser Prozedur, es geht schlicht um Gehorsam, die Pferde laufen auch nach Jahren nicht besser auf der Wendung. Die Pferde, die ich bei uns im Stall sehe, haben dabei auch ein ganz typisches Gesicht: Langeweile. Die werden in den Schlaf gekreiselt, ergeben sich in ihr Schicksal und spulen das Programm absolut lustlos runter.
Beim Reiten auf dem Platz oder Round Pen genau das selbe. Knotenhalfter und Stock, Pferde total auseinander gefallen, es geht nur darum, dass die Tonnen oder Pylone in der richtigen Richtung umrundet werden und das Pferd die Gangart bei behält. Ich könnte noch ewig berichten, aber das frustet nur.
Die Krönung war der Bericht von einem 2-Tages-Kurs bei einer NH-Trainerin (anscheinend nicht mehr lizenziert) im Oberallgäu - das hatte ich schon mal an anderer Stelle gepostet - bei dem ein Jährling aus München angefahren wurde und dann den ganzen Kurs absolvieren musste und die beiden aus unserem Stall dann total begeistert waren, wie "brav" das arme Pferdekind schon am zweiten Tag war.....
Verfasst: So, 19. Jun 2011 11:16
von Max1404
@rahani, mich interessiert immer, was für mich persönlich und für meine Pferde eine Bereicherung wäre - wenn ich diesen Mehrwert erkennen kann, bin ich gerne bereit, dafür Geld auszugeben. Es gibt zahlreiche Trainer sehr unterschiedlichster Couleur, die sehr interessante Artikel auf Ihrer Homepage haben und die bei öffentlichen Vorführungen auch nicht mit Erklärungen sparen. Warum sollte ich die Katze im Sack kaufen? Und dann vielleicht, nachdem ich eine Menge Geld in die Sache gesteckt hat, zu allem Überfluss feststellen, dass ich keine Optimierungsmöglichkeiten für mich und meine Pferde sehen kann?
Mir geht es um langfristige Gesunderhaltung meiner Pferde durch gute Gymnastizierung. Der Gehorsam und das Vertrauen sind dann nur noch Nebenprodukte, die sich automatisch ergeben.
Die Geschichte mit dem Jährling ist gruselig, Tossi!
Verfasst: So, 19. Jun 2011 11:25
von Rahani
@Lilith
wobei ich es generell trotzdem albern (und irreführend) finde, dass Ganze als "mit dem Pferd spielen" zu bezeichnen, das wurde in der Einleitung nämlich auch gleich 2x so verkauft.
Darf ich Dich fragen, was genau Dich an dem Ausdruck "Spielen" stört?
z.B. ein Pferd rückwärts richten muss, indem man am Schweif zieht, da wär ne Erklärung sicher interessant gewesen.
Ja, ich habe auch schon einige Vorführungen gesehen, wo etliche Fragen offen blieben. Hier kommt es natürlich auch ein wenig auf das Show-Talent an, was jeder da so mitbringt. *g*
Ich liefere Dir aber gerne eine Erklärung nach. Es geht ja hierbei um das Porcupine-Game. Hierbei übst Du mit dem Pferd, dass es "einem Gefühl folgen" soll. Beispielsweise wenn Du das Führseil anhebst und leicht zu Seite führst, dass es ihm folgt. Fängst Du mit einem Pferd an, wird seine erste Reaktion sein, sich gegen den Druck des Seils zu legen, anstatt ihm zu folgen. Haben wir ja sicher alle schon mehr oder weniger stark erlebt. Dieser Reflex wird durch das Spiel entschärft bzw. in etwas Positives umgewandelt. Das hilft Dir später in allen Lebenslagen - bis hin zum Reiten.
An bestimmten Stellen des Körpers hat das Pferd relativ starke Oppositionsreflexe z.B. an den Ohren, im Genick, an den Beinen oder halt wenn man es am Schweif zieht. Jedes Pferd würde instinktiv dagegen ziehen, würde man am Schweif ziehen. Natürlich ist das jetzt nicht lebenswichtig, das zu üben. Eher so ein wenig nette Show. Aber was soll´s, wir zeigen ja alle gerne etwas, was vielleicht nicht jeder kann.
Wir üben das ja auch z.B. mit einem Seil an allen vier Beinen. Dass man also hinten ein Seil lose ums Bein legt und das Pferd damit rückwärts führen kann - so sanft, wie irgend möglich. Hat das Pferd gelernt, dass wenn es Druck an den Beinen spürt, es dem einfach nur ruhig nachgeben muss, kann das im Ernstfall mal Leben retten.
Meines Wissens nach dürfen bei den PNH-Kursen keine Jungpferde mitgebracht werden, genauso wie sie keine Hengste zulassen. Aber das bestätigt ja wieder das, was ich oben schon geschrieben habe.
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 11:40
von Rahani
@Tossi
Wenn Du schreibst "seit Jahren" kennst Du diese Instruktorin und wir davon ausgehen können, dass Du im Allgäu wohnst, ist die Antwort ganz einfach. Es gab nämlich bis vor Kurzem nur eine einzige zertifizierte Instruktorin hier in Deutschland und das ist Silke Vallentin. Vielleicht kennst Du sie ja, sie ist Rollstuhlfahrerin und man sieht sie z.B. auf der Equitana mit ihren Friesen.
Und das was diese Leute dort bei Dir im Stall machen, ist genau das, was man nie und nimmer machen sollte und was kein zertifizierter Lehrer seinen Schülern beibringen würde.
Das ist eins der ersten Dinge, die Du bei Parelli lernst, dass Du eben genau diese Spiele NICHT jeden Tag auf´s Neue spielen solltest. Das sind Dominanzspiele, die nur dann zur Anwendung kommen, wenn vielleicht mal eine kleine Irritation in der Rangordnung enstanden sein sollten. Macht man das jeden Tag, immer nach dem gleichen Schema ist das Psychoterror vom Feinsten und KANN nur frustrierte Pferde erzeugen.
Glaub mir, das hat wirklich garnichts mit PNH zu tun. Im Gegenteil, das Wichtigste, was man lernt ist kreativ zu sein und dem Pferd wirklich ein Partner zu sein und kein Feldwebel.
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 11:49
von gimlinchen
das ist genau das problem, wenn dinge einfach scheinen, es aber nicht sind. das ist ja im umgang mit pferden leider überall so
Verfasst: So, 19. Jun 2011 12:03
von Tossi
Rahani hat geschrieben:
...
Wir üben das ja auch z.B. mit einem Seil an allen vier Beinen. Dass man also hinten ein Seil lose ums Bein legt und das Pferd damit rückwärts führen kann - so sanft, wie irgend möglich. Hat das Pferd gelernt, dass wenn es Druck an den Beinen spürt, es dem einfach nur ruhig nachgeben muss, kann das im Ernstfall mal Leben retten.
...
Diese Übung ist tatsächlich Gold wert, wurde aber keineswegs von Parelli erfunden.
Ich persönlich habe die gängigsten "alternativen" Ausbilder im Bücherregal stehen
(LTJ, A. Aquilar, B. Hackl, M. Geitner, N. Pinquett, K. Diacont, P. Pfister, M. Rashid, sogar MR usw.) und bei ausnahmslos jedem konnte ich nützliche, allgemein verständliche und Praxis bezogene Tipps für die Pferdeausbildung finden (die ich ergänzend zu den "Klassikern" anwende), ohne gleich ein System kaufen zu müssen.
Im Übrigen habe ich auch schon ein paar Parelli-Vorführungen auf Ausstellungen/Shows gesehen, zuletzt in Stuttgart. Da stand der Typ über eine 1/4 Stunde in der Mitte, hat über sein Headset erzählt und während der ganzen Zeit sind zwei Pferde stupide außen herum getrabt. Was hat man als Pferdemensch von dieser (Macht-)Demonstration? Mir wurde das Warten auf die Erklärung ehrlich gesagt zu blöd und ich frage mich heute noch....