sapere aude hat geschrieben:
Auf einem modernen Warmblüter mit entsprechender Gangveranlagung ohne Gebiss einen korrekten Mitteltrab herausreiten, geht vermutlich nicht.
Ganz blöd gefragt: heißt das, ein Pferd kann Mitteltrab nur mit einem Gebiss im Maul gehen? Ich meine, prinzipiell heißts doch immer, man verlangt vom Pferd nur Bewegungen, die es auch natürlicherweise zeigt, auf der Koppel z.B., blabla, ihr kennt das ja. Wenn man das aber als Grundvoraussetzung annimmt, muss ein Pferd jetzt mal prinzipiell alle Bewegungen, die ich von ihm als Reitpferd verlange, auch ohne Gebiss zustande bringen (da ein Pferd auf der Koppel ja normalerweise kein GEbiss trägt).
Wenn ich dann aber soweit bin, dass ein Pferd prinzipiell alle Bewegungen ausführen kann auch ohne Gebiss, dann liegt es rein an der Kommunikation, ihm zu erklären, welche Bewegung ich von ihm will. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das gebisslos nicht möglich sein soll.
Wie fein ein Pferd auf etwas reagiert, liegt ja wirklich einfach nur an der Übung. MAx schrieb, sein Pferd, das mit Gebiss nur Einwirkungen von wenigen Millimetern braucht, bräuchte gebisslos halt viel deutlichere Handeinwirkung. Das ist auch sicher so, wenn Reiter und Pferd ihre Kommunikation mit Gebiss super geübt haben. Und ohne GEbiss ungeübt sind. Ich wollte nur als Gegenargument bringen, dass das bei meinem Pferd genau umgekehrt war: Er hat seine Grundausbildung auf Knotenhalfter bekommen. Er reagiert super fein drauf. Ich rede hier tatsächlich auch von Millimetern, wobei ich mich selbst immer gefragt habe, wie er das denn spüren kann, wo dieses schwammig-lockere Ding auf der Nase rutscht und noch dazu beide Zügel am gleichen Punkt unterm Kinn eingeschnallt sind! Ich frage mich heute noch, wie das gehen kann. ABer Fakt ist, wir waren und sind so eingespielt (vermutlich tut mein Körper zusätzlcih Dinge, die er dann interpretiert), dass er merkt, wenn ich meine linke Hand 5mm anhebe.
So, mit dieser Voraussetzung dann auf Gebiss umsteigen wollen. Tja, was soll ich sagen, meine Hand musste sich ewig weit bewegen, wirklich quasi gröbste Hilfen, ich musste alles von vorn erklären, Biegung unmöglich (mit Knotenhalfter eben nur ein bisschen anheben und es funktionierte). Daraus könnte ich jetzt sofort schließen, dass das Knotenhalfter offenbar die viel präzisere Zäumung ist (was sicherlich NICHT der Fall ist).
In Wirklichkeit ist alles nur Übung, GEwohnheit und Sich-Einspielen aufeinander.
Seit ich mehr mit Gebiss reite und mit Knoti nur noch "grobe" Sachen (Ausreiten oder Übungen am wirklich ganz durchhängenden Zügel, mit dem Ziel, die Zügel abzuschnallen, was mittlerweile auch funzt) mache, hat sich die Reaktion aufs Knotenhalfter stark "vergröbert", und die auf die Trense stark verfeinert.
Von daher ist meine Grundmeinung: Alles Sache der Gewohnheit, und zwar für beide, Pferd und Reiter.
@ sapere aude: Danke für den ausführlichen bericht zur Hackamore und Ausbalancieren ein paar Seiten vorher, sehr interessant!