moreno hat geschrieben:Weiter: man kann von einem Pferd nur Bewegungen, Lektionen verlangen, die das Tier auch leisten kann. ...
Es ist recht dumm einfach nur zu verlangen, daß die Volte rund, das SH auf dem Hufschlag, das Halten bei A ausgeführt werden soll, wenn das Tier überhaupt nicht in der Lage ist eine 6 m Volte zu tragen.
Vorbereitung ist der halbe Weg nach Rom!
... da sind wir sicher alle völlig einer Meinung.
Aber das bedeutet doch, dass man eben Pferde erst dann bestimmten Anforderungen aussetzt, wenn sie genügend darauf vorbereitet sind. Ein Pferd, das noch nicht ausreichend ausgebildet wurde, kann natürlich keine 6-Meter Volte ausführen und sollte sich darum auch einer solchen Prüfung nicht unterziehen. Aber wenn man dieses statement mit ganzem Herzen unterstützt, müsste man eigentlich das System der FN Dressur unterstützen, statt sich mit Brechreiz abzuwenden.
NUR HIER wird durch ein System von Regeln und Kontrollen überwacht, dass keine kranken oder zu jungen Pferde bei Prüfungen zugelassen werden. Gegenbeispiele: Bei den Weltreiterspielen war beim Westernreiter das Durchschnittsalter der Toppferde 7 Jahre, die hatten dann aber schon einige Millionen an Preisgeldern gewonnen, wann glaubt Ihr, hat deren Ausbildung begonnen? In Portugal weiß ich von Pferden, die bereits 6-jährig in der Stierkampfarena liefen. Im Showreiten werden Pferde nervlichen Höchstbelastungen ausgesetzt, ohne dass es irgendwelche Kontrollen gibt. Im Freizeitbereich ist es doch genau so: Bei welcher Jagd wird vorher überprüft, ob das Pferdausreichend trainiert ist?
Die FN Dressur jedenfalls hat ein solches System, sicher kann man es verbessern, aber zumindest existiert es.
NUR HIER werden Reiter, die Pferde auf einem Niveau vorstellen, für das dieses Pferd nicht ausgebildet ist "rausgeklingelt", das hat es selbst bei den Weltreiterspielen gegeben. Gibt es solche Kontrollen im Freizeitbereich?
NUR HIER muss ein Reiter zuerst nachweisen, dass er systematisch und Schritt für Schritt ein Pferd präsentieren kann. Es gibt eine gestaffelte Anforderung vom Führzügelwettbewerb bis Grand Prix.
Genau das entspricht doch morenos Forderung. Ausbilder und Richter werden geschult und geprüft, bevor sie auf die Menschheit losgelassen werden. Das ist zwar lange keine Garantie, aber immerhin ein Ansatz. WO gibt es das denn sonst? Im Freizeitbereich erklärt sich jeder selbst zum Großmeister, wird von keiner Instanz überprüft und entzieht sich dadurch jeder Kritik. Und das ist die Alternative? Na dann prost
Ich durfte einmal eine Reitstunde bei einem der oben genannten Topausbilder beobachten, bei der 6 Reitanfänger auf blanker Kandare 30min lang abwechseln Schulterherein und Travers reiten sollten und kräftig dabei gelobt wurden. So etwas läßt sich im Freizeitbereich nicht verhindern, weil es keine Regeln gibt und jeder nach "Try and Error" ausbildet. Für ein Kommunikationssytem mit einem sensiblen Lebewesen eine sehr fragwürdige Ausbildungsmethode. Das sind dann die Leute, die beim Anblick von Hubertus Schmidt einen Brechreiz verspüren?!
Glaubt wirklich irgend jemand, es sei pferdegerecht, wenn jeder ausschließlich nach eigenem Empfinden und unter Mißachtung der klassischen Lehre ausbildet. So kann man vielleicht ein Pferd pflegen und vielleicht sogar mit einem Pferd spielen und Spaß haben, aber auf diese Weise soll man ein Dressurpferd ausbilden?
Natürlich ist Sport auf hohem Niveau nicht mehr pferdegerecht, vor allem dann nicht, wenn das Lebewesen nicht durch systematisches Training darauf vorbereitet wurde. Im Freizeibereich läßt jeder Hinz und Kunz sein Pferd auf der Stelle strampeln, nachdem er ein Buch gelesen und an einen Lehrgang bei einem Großmeister teilgenommen hat.
Wo in diesem tollen System ist denn da die Chance, dass die von moreno beschriebenen Mißstände erkannt werden?
Es gibt keine Kontrolle also gibt es keine Kritik und das ist der Beweis, dass dieses System der FN-Lehre so weit überlegen ist? Um das zu glauben muss man schon sehr davon überzeugt sein, dass man selbst die Weisheit und den Pferdeverstand gepachtet hat. Wenn man dann auch noch Brechreiz entwickelt beim Anblick von Dressurleistungen auf höchstem Niveau, dann gibt es für dieses Verständnis nur die Bewertung, die vamos schon geschrieben hat.
@ Manfred: Bei allem Verständnis für deine Liebe zu den Pferden, aber das ständige Wiederholen von Lektionen oder das Bestreben der Pferde sich an die Bande anzulehnen ist genau das Gegenteil, was die Dressurausbildung will. Man will keine aufgezogene Puppe, die einfach stur etwas wiederholt, was man ihr eingetrichtert hat. Man will ein aufmerksames und mitdenkendes Pferd, das mit dem Reiter kommunizert, das systematisch auf die Anforderungen vorbereitet wurde und das auf die Hilfen des Reiters reagiert. Häufige Wiederholungen sind dafür nicht nur wenig hilfreich, sondern geradezu tödlich. Alleine daran zeigt sich das völlig unterschiedliche Verständnis von Ausbildung.
