Wo fängt Rollkur an?

Rund um die klassische Reitkunst

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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

orest hat geschrieben:Ich sehe das Problem darin, dass Rollkur, Reiten permanent hinter der Senkrechten auf Turnieren der FN/FEI systematisch gefördert und mit guten Noten belohnt wird, das System ist quasi auf das "eng" gerittene Pferd zugeschnitten. Solches Reiten wird nicht nur nicht betraft (durch schlechte Bewertungen), nein, es wird sogar offiziell legitimiert.
Diesen Satz kann und will ich so nicht stehen lassen. Bei mir stand neulich im Protokoll (A Dressur), dass mein Pferd in der zweiten Volte kurzzeitig hdS gekommen ist. Der Richter richtet bis Grand Prix. Mit anderen Worten, es wird nicht gefördert. Und ich finde es gut dass drauf geachtet wird.

Mit guten Noten wird dieses Reiten auch nicht belohnt. Auf einem anderen Turnier ist eine Reiterin, die ihr Pferd während des ganzen Rittes deutlich zu eng hatte, mit einer 3,0 beurteilt worden. Absolut zu Recht.

Bitte also etwas mehr Sachlichkeit und weniger Schwarzmalerei. Sonst sind wir gleich wieder bei der Debatte Klassik contra FN und die will keiner mehr hören. Rollkur fängt da an, wo sie mit Gewalt erzwungen wird oder wo das Pferd auch ohne Gewalt darauf konditioniert wird.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
LordFado

Beitrag von LordFado »

ottilie hat geschrieben:LordFado, was willst Du mit solchen Totschlag-Argumenten erreichen?
Dass mal vom engstirnigen schwarz-weiß-malen weggekommen wird und wieder vernünftig überlegt und diskutiert wird (siehe medusas Erfahrungen...). Ich wollte damit die "Gleichheit" von den Reitern im großen Sport mit der von Lieschen Müller unterstreichen - beide tun ihren Pferden weh, beide!!! Pferde haben diesen Ausdruck in den Augen - nur Lieschen Müller mit ihrer rosaroten Brille interpretiert ihn anders.
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Mal davon abgesehen, daß man dieses Thema wohl nie vernünftig diskutieren können wird - der grundlegende Unterschied von den Großen zu Lieschen Müller ist doch zum Einen die Intention der Großen, hier bewusst zu agieren, zum Anderen die Vorbildfunktion, in der Öffentlichkeit aufzutreten und dazu eben auch die Tolerierung bzw. das nicht-dagegen-angehen der zuständigen Stellen.
Und nun wird auch noch in einer doch bedeutenden Zeitschrift ein solcher Artikel veröffentlicht.

Insofern hinkt der Vergleich ohne Ende, stocklahm würde es wohl noch eher treffen.

Bei bereits geschrieben nehmen bei uns im Stall etliche Leute Unterricht, weil sie sich verbessern wollen. Leider merken sie nicht, daß der Unterricht grottig ist... und nun? Der Wille ist ja da, aber die Umsetzung hapert, trotz guter Vorsätze. Und das merkt Lieschen Müller dann nicht mehr, die Bilder im Fernsehen sehen ja ähnlich aus, wird also schon passen.

:(
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Nein, nein und nochmals nein.

Wer sich ein Pferd zulegt trägt dafür Verantwortung. Und es ist sch....egal ob er damit durchs Gelände tuckert oder Grand Prix reiten will. Ich verabscheue den Umgang mit so manchem Sportpferd, aber mein Magen dreht sich auch um, wenn ich so manche Freizis sehe. Es geht um Verantwortung für Lebewesen und nichts anderes und da kann und darf man nicht mit zweierlei Maß messen, nur weil der eine Freizeitreiter ist und der andere im Sport reitet.

Aktuelles Beispiel: Ingrid Klimke verliert Damon Hill.
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lalala

Beitrag von lalala »

*michLailaanschliesse*

Damon Hill ist nun in den Händen von H. Langehanenberg. Also erstmal nicht wirklich ein Rückschritt, da sie ja von Frau Klimke und Herrn Balkenhol trainiert wird. :wink:
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Medusa888 hat geschrieben:Aktuelles Beispiel: Ingrid Klimke verliert Damon Hill.
:?: Das verstehe ich jetzt nicht, kannst Du das erläutern?
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Ich verstehe auch nicht warum es in diesen Diskussionen IMMER WIEDER dazu kommt, dass einem Schwarz-Weiß-Malerei vorgeworfen wird, weil man Profis und Richter angreift und im selben Atemzug "die gleiche Technik" angewandt wird und alle Freizeitreiter in einen Topf "voller unfähiger blinder Deppen" geworfen werden. :kopfkratz: Ist mir ein Rätsel!

Warum begreift man nicht, dass Lieschen Müller es vielleicht gern besser machen möchte, eben genauso wie das der Profi tut und sich dafür engagiert "besser zu reiten" und dann eben bei besagten falschen Lehren landet...

Es haben nun mal nicht alle den Weitblick und übersehen den "ganzen Markt" und stöbern durch die Bücher, auf der Suche nach der Wahrheit oder einen tollen RL an der Hand. Sondern sie vertrauen dem "meist FN geprüften oder erfolgreichen" Lehrer im Stall. Bei uns ist das auch alles Zwiespältig. Die RL bei uns macht guten RU, in bestimmten Dinge macht sie es aber sich, ihren Pferden und den Schülern schwerer als es sein müßte. Einfacher Schenkelgehorsam zum Beispiel: Man mag von Philipp Karl halten was man will, aber dem Großteil ihrer Schülerpferde würde eine einfache "LegLesson" und Sitzkorrektur beim Reiter mehr helfen, als die nächst längeren Sporen und das Kommando "Beine ruhiger!". Aber das sehe ich so! Die bei ihr reiten - und sie ist wirklich "nicht schlecht" - sind zufrieden mit dem was sie erreicht. Ich sehe da aber noch mehr und darf GSD meine eigne RL nehmen.

Naja, eh das hier wieder weiter abdreht und man sich ewig um die alten Argumente dreht *gähn* klink ich mich auch wieder aus (wink zu chica).

Ich kann nur sagen, dass ich mich bemühe und dabei sicher oft genug noch Fehler mache, weil mir mein eigener Körper im Wege steht. Aber ich bin aiuch kein Berufsreiter der 3 Mal am Tag 6 Tage die Woche reitet! Mein Pferd erträgt mich meist nur ne halbe Stunde, ich gebe mein Bestes (und wie schon jemand sagte, selbst wenn er einen Hopser macht und ich am Zügel reiße, rollt er sich nicht gleich fortan konstant auf und dreht mir den Hintern zu wenn ich mit dem Sattel komme :P) und den Rest der Zeit darf er Pferd sein und das mit Artgenossen an der frischen Luft (was ja auch nicht jedem Turnierzossen vergönnt ist). Das senkt mein schlechtes Geiwssen auf das niedrisgte Level, denn würde ich mir DEN SCHUH anziehen, würde ich das Reiten freiwillig aufgeben und fortan dafür kämpfen das der ganze Sport (egal ob Freizeit oder Turnier) ganz verboten wird! :mrgreen: *schwarz und weißen Pinsel schwenk*

Mit einem zwinkerden Auge grüßt die Nadine und ihr Zossen
Es grüßt Nadine

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so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Ingrid Klimke, Zitat: "Es war mit dem Besitzer leider kein Konsens bezüglich des Managements des Hengstes zu erreichen. (In Bezug auf die Koordination der reiterlichen Ausbildung, der Turnierplanung, des Deckeinsatzes und der Gesundheit.) Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, dass ein solches durchdachtes und zielgerichtetes Management bei den Hengsten, die der Doppelbelastung durch Zucht und Sport ausgesetzt sind, unerlässlich ist."

Hier ist der ganze Artikel zu finden.
http://www.st-georg.de/news/detail.php? ... ectID=7660

Mir sagt das, dass die Eigentümer des Pferdes mehr wollten, als IK für richtig hielt.
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LordFado

Beitrag von LordFado »

ottilie hat geschrieben:... ist doch zum Einen die Intention der Großen, hier bewusst zu agieren, zum Anderen die Vorbildfunktion, in der Öffentlichkeit aufzutreten und dazu eben auch die Tolerierung bzw. das nicht-dagegen-angehen der zuständigen Stellen.

Bei bereits geschrieben nehmen bei uns im Stall etliche Leute Unterricht, weil sie sich verbessern wollen. Leider merken sie nicht, daß der Unterricht grottig ist... und nun? Der Wille ist ja da, aber die Umsetzung hapert, trotz guter Vorsätze. Und das merkt Lieschen Müller dann nicht mehr, die Bilder im Fernsehen sehen ja ähnlich aus, wird also schon passen.

:(
Und wo ist der Unterschied zu (z.B.) pk? Der agiert auch bewusst als vorbild in der Öffentlichkeit (Equitana,...) und fabriziert Trainingszustände, die umstritten sind, ohne dass jemand dagegen angeht. Und bei wievielen Lieschen Müllers haperts dann trotz guter Vorsätze an der Umsetzung und das Pferd leidet? Das ist doch NIX anderes!
LordFado

Beitrag von LordFado »

Das grundproblem (in der Dressurreiterei) ist und bleibt doch, dass das einfach alles subjektiv gesehen und bewertet wird und es keine objektiven, wissenschaftlichen Beweise und Fakten gibt, die das Eine besser als das Andere dastehen lassen.
Es gibt in beiden! Lagern grottenschlechte und gute RL und die Verantwortung, sich einen auszusuchen trägt jeder selbst...
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Medusa888 hat geschrieben:Mir sagt das, dass die Eigentümer des Pferdes mehr wollten, als IK für richtig hielt.
Ich versteh trotzdem nicht, warum Du das hier anführst.
Das heißt doch - jemand der das Pferd vernünftig reitet kriegt es weggenommen weil das eben zu wenig ist...
Ist doch genau der Punkt hier *nichtdurchblickt* Man agiert als Reiter nicht unbedingt systemkonform, und OBWOHL es entsprechende Erfolge gibt, wird die Geschäftsbeziehung gelöst. Ist doch schizophren.

@Lordfado - es gehen genügend Leute gegen PK vor, brauchst ja nur die Diskussionen hier im Forum lesen.
Und Gegenfrage - wenn das "System" bei der FN nicht funktioniert, dann braucht es das bei PK doch auch nicht tun... oder?

Die Argumentation ist für mich nicht nachvollziehbar. Schlußendlich läufts doch drauf hinaus, daß man Rollkur nicht anprangern kann weil die Basis auch nicht besser reitet.
Aber der Spruch geht anders - der Fisch fängt vom Kopf an zu stinken...

Und wenn ich das mit der Wissenschaft schon wieder lese... wird mir wieder übel und der Magen dreht sich um. Da kann ich nicht weiterdiskutieren.
Wir reden von Lebewesen mit Gefühlen und Empfindungen, nicht von maschinellen Versuchstieren.

Sehr schade, manche Einstellungen hier.
Es grüsst ottilie
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lalala

Beitrag von lalala »

Medusa888 hat geschrieben:Ingrid Klimke, Zitat: "Es war mit dem Besitzer leider kein Konsens bezüglich des Managements des Hengstes zu erreichen. (In Bezug auf die Koordination der reiterlichen Ausbildung, der Turnierplanung, des Deckeinsatzes und der Gesundheit.) Aus meiner langjährigen Erfahrung weiß ich, dass ein solches durchdachtes und zielgerichtetes Management bei den Hengsten, die der Doppelbelastung durch Zucht und Sport ausgesetzt sind, unerlässlich ist."

Hier ist der ganze Artikel zu finden.
http://www.st-georg.de/news/detail.php? ... ectID=7660

Mir sagt das, dass die Eigentümer des Pferdes mehr wollten, als IK für richtig hielt.
mal kurz OT:

Nicht zwingend. Man konnte sich nur nicht einigen.

Man bedenke ja auch, dass IK Focus nun erstmal nicht auf dem Hengst liegt, sondern eindeutig voll auf Kentucky ausgerichtet ist. Dazu noch ein Baby...das man es dann nicht leisten kann/mag jeden Tag zur Deckstation zu düsen (auch wenn nicht so weit entfernt) um den Hengst zu trainieren kann ich ziemlich gut nachvollziehen. Auch wenn ich es schade finde, dass dieses Paar getrennt wurde...HL hat Frau Klimke auf dem Hengst schon einmal sehr erfogreich ersetzen können und deshalb freue ich mich für sie. So eine Chance bekommt man nicht alle Tage und deshalb hat sie sicherlich nicht alle reiterlichen Prinzipien über Bord geworfen.
LordFado

Beitrag von LordFado »

Ich sag doch gar nicht, dass ich das gut finde oder praktiziere, es gibt aber eben noch deutlich mehr, was mir auch nicht gefällt. Wenn ich den Tieren helfen will, dann erstens durch meine Vorbildfunktion "passiv" und zweitens aktiv, indem ich meine Meinung kommuniziere. Über die Zustände im Stall beschweren, die betroffenen aber nie ansprechen, iss nicht.
Es steht jedem ! frei, Turnierrichter oder Steward zu werden und es alles besser zu machen... Oder so gut reiten zu lernen, es den aderen auf dem Turnier vorzumachen...

Ich finde, die FN ist sich der Problematik bewusst, und versucht, was dagegen zu tun, dass man jahrelang gewachsenes nicht von heute auf morgen ändern kann, ist dabei ja auch klar, aber sie sind auf dem richtigen Weg. Dieses Bewusstsein fehlt mir im nicht-FN-Lager leider in vielen Fällen.

Zudem muss man sich doch fragen, wo die große Masse der Probleme sitzt. Wieviele Leute reiten im Fernsehübertragungsspitzensport und wieviel so, dass es außer dem Boxennachbarn keiner mitbekommt? Will ich nun mit viel trara den 2%helfen oder lieber den restlichen 98? (klar gilt die vorbildfunktion aber wiegt die sooo schwer?)
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Beitrag von Medusa888 »

ottilie hat geschrieben:Sehr schade, manche Einstellungen hier.
Ein bißchen weniger Polemik und etwas mehr Sachlichkeit hielte ich in dieser Diskussion für angebracht.

Ein paar Forumsmitglieder sind aktive Turnierreiter und versuchen trotzdem ihre Pferde mit Unterstützung eines RL/Trainers schonend und sinnvoll nach klassischen Prinzipien auszubilden.

Die Argumentationen der "Gegner" sind auf beiden Seiten des öfteren ein wenig unfair und unter der Gürtellinie. Vielleicht schaffen wir es ja, uns hier weitestgehend sachlich auszutauschen, ohne dass man sich gleich verbal zerfleischt, nur weil man die Meinung des anderen jeweils nicht teilt. :wink:
Zuletzt geändert von Medusa888 am Fr, 02. Jul 2010 11:24, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von ottilie »

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