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Verfasst: So, 19. Jun 2011 12:15
von Tossi
Rahani hat geschrieben:@Tossi
Wenn Du schreibst "seit Jahren" kennst Du diese Instruktorin und wir davon ausgehen können, dass Du im Allgäu wohnst, ist die Antwort ganz einfach. Es gab nämlich bis vor Kurzem nur eine einzige zertifizierte Instruktorin hier in Deutschland und das ist Silke Vallentin. Vielleicht kennst Du sie ja, sie ist Rollstuhlfahrerin und man sieht sie z.B. auf der Equitana mit ihren Friesen.
Interessant. Ich kenne mich mit den PNH-Hierarchien ja nicht aus, was sind dann die unzähligen Leute hierzulande, die für Parelli "missionieren"?
Rahani hat geschrieben:
Und das was diese Leute dort bei Dir im Stall machen, ist genau das, was man nie und nimmer machen sollte und was kein zertifizierter Lehrer seinen Schülern beibringen würde.
Das ist eins der ersten Dinge, die Du bei Parelli lernst, dass Du eben genau diese Spiele NICHT jeden Tag auf´s Neue spielen solltest. Das sind Dominanzspiele, die nur dann zur Anwendung kommen, wenn vielleicht mal eine kleine Irritation in der Rangordnung enstanden sein sollten. Macht man das jeden Tag, immer nach dem gleichen Schema ist das Psychoterror vom Feinsten und KANN nur frustrierte Pferde erzeugen.
Glaub mir, das hat wirklich garnichts mit PNH zu tun. Im Gegenteil, das Wichtigste, was man lernt ist kreativ zu sein und dem Pferd wirklich ein Partner zu sein und kein Feldwebel.
LG
Rahani
Da sind wir genau wieder beim Kern des Problems. Wie kann ein Ausbildungssystem von so vielen Anwendern anscheinend durch die Bank so komplett missverstanden und falsch angewendet werden? Bei uns im Stall werden etwa 8 Pferde nach dem von mir geschilderten Muster "traktiert".
Verfasst: So, 19. Jun 2011 12:28
von Rahani
@Tossi
Interessant. Ich kenne mich mit den PNH-Hierarchien ja nicht aus, was sind dann die unzähligen Leute hierzulande, die für Parelli "missionieren"?
NICHT zertifziert. Es gab in den letzten Jahren nur zwei Instruktoren hier in Deutschland die überhaupt PNH-Kurse abhalten durften. Da kannst Du Dir vielleicht vorstellen, wie viele es getan haben und den Leuten irgend etwas beigebracht haben, was am Ende mehr geschadet hat, als dass es nützlich war.
Weiter muss man dann noch sagen, dass die Lehrer selbst auch erst einen gewissen Level erreichen müssen, um beispielsweise "Finesse" - Reiten mit Trense und aufgenommen Zügeln lehren zu dürfen. Das ist erst noch alles im Entstehen. Gymnastizierung spielt bei PNH auch eine wichtige Rolle, nur bisher wurde das noch kaum unterrichtet. Das wird sich in den nächsten Jahren erst entwickeln.
Ein sehr gutes Beispiel, wo es sich schon weiter entwickelt hat ist Karen Rohlf. Sie ist als Dressurreiterin bei Parelli gewesen, hat sich einen guten NH-Hintergrund angeeignet und verbindet nun auf eindrucksvolle Weise beide Dinge miteinander. Wenn Ihr nach ihr mal recherchiert, da findet Ihr sicher ein paar schöne Beispiele, wie man mit NH wunderbar gymnastizieren kann.
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 12:31
von gimlinchen
wer sind denn die zwei, die unterrichten dürfen?
Verfasst: So, 19. Jun 2011 12:32
von Nakim
damals war Gieseke noch zertifiziert. Und Pat stand damals voll hinter ihm und seiner Arbeit. Oder ist Pat selbst auch nicht mehr zertifiziert?
Ich habe die Anfänge damals live mitbekommen. Ich weis sehr wohl wovon ich spreche.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 12:40
von Rahani
@Tossi
Da sind wir genau wieder beim Kern des Problems. Wie kann ein Ausbildungssystem von so vielen Anwendern anscheinend durch die Bank so komplett missverstanden und falsch angewendet werden? Bei uns im Stall werden etwa 8 Pferde nach dem von mir geschilderten Muster "traktiert".
Das finde ich jetzt garnicht sooo extrem. Da gibt es in jedem Bereich unserer Reiterei tausende von Beispielen, wo die Leute an "Hilfsmittel" gelangen, weil sie in jedem Laden frei verkäuflich sind und dann damit fröhlich herum wirbeln. Wie gruselig sieht das dann aus, wenn sie vorher nie gelernt haben, wie man sie überhaupt bedient. Sollen wir mal anfangen aufzuzählen?
Mir fallen da scharfe Gebisse ein oder Hengstketten oder Longierhilfen oder oder oder. In den Händen Ahnungsloser hat das schon so manchem Pferd weh getan.
Ich meine klar - jeder von uns hat mal angefangen und automatisch dem Pferd auch mal weh getan, aber ich habe auch nicht nach den ersten 10 Longenstunden behauptet, ich könne reiten und mich nicht mehr um Weiterbildung geschert.
Bei PNH wird jedoch von Einigen spätestens nach dem zweiten Kurs gesagt:"Neeeee noch mehr Geld geht nicht. Ich kann das jetzt und spiele für die nächsten 10 Jahre jeden Tag die 7 Spiele." "Ach ja, und meine Freundinnen unterrichte ich gleich auch noch selbst, damit wir dann immer schön zusammen spielen können."
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 12:43
von Rahani
wer sind denn die zwei, die unterrichten dürfen?
Ralf Heil und Silke Vallentin. Inzwischen gibt es einige mehr, aber die sind noch nicht lange unterwegs.
damals war Gieseke noch zertifiziert. Und Pat stand damals voll hinter ihm und seiner Arbeit.
Ja damals - heute ist das aber nicht mehr so und seit damals ist ne ganze Menge passiert.
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 13:31
von Nakim
was hat sich verändert? Hat Pat das System völlig umgeschmissen? Gibt es die 7 Spiele nicht mehr?
Und das was ich in den letzten beiden Jahren auf verschiedenen Messen sah konnte mich nicht überzeugen. Ich mag es nicht. Ich komme sehr gut ohne aus. Für mich basiert es zuviel auf Druck.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 15:51
von Rahani
Ja Nakim, auch Pat hat gemerkt, dass die Leute sich an den Spielen festfressen und sich damit "begnügen". Deshalb hat er Einiges verändert.
Und Du kommst in Deinem Umgang mit Pferden ganz ohne Druck aus?
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 16:14
von Lilith79
Rahani hat geschrieben:@Lilith
wobei ich es generell trotzdem albern (und irreführend) finde, dass Ganze als "mit dem Pferd spielen" zu bezeichnen, das wurde in der Einleitung nämlich auch gleich 2x so verkauft.
Darf ich Dich fragen, was genau Dich an dem Ausdruck "Spielen" stört?
Naja, ich mache viele der gezeigten Übungen ja auch mit meinem Pferd (mit Knotenhalfter und Rope longieren, vorwärts, rückwärts, mit den Schultern weichen, mit der Hinterhand weichen, Seitengänge, Gehorsamsübungen ...).
Meine Gangpferdelehrerin hat sich Bodenarbeitsmäßig z.B. Kurse bei A.Aguilar gemacht, Die Western-RL bei uns am Stall hat bei einem Schüler vom Tom Dorrance gelernt. Das sind ja übungstechnisch durchaus ähnliche Ansätze. Aber ich hab bei den Übungen immer das Ziel meine eigene Körpersprache zu verbessern, darauf hin zuarbeiten, dass das Pferd auf immer feinere Signale reagiert, seinen Körper immer gezielter und balancierter einzusetzen weiss. Die Ziele der Arbeit sind also weitgehend Kommunikation und Gymnastizierung. Und deswegen ist das für mich Arbeit, was natürlich nicth heißt dass sie keinen Spaß machen soll.
Und das passt meiner Meinung nicht mit dem Ausdruck "spielen" zusammen. Kinder spielen ja nicht zusammen ein Brettspiel und verlangen dabei Gehorsam voneinander. Oder spielen um zu lernen. Spielen macht man um seiner selbst Willen, nicht um einen bestimmten Zweck damit zu erreichen. Genauso wenig geh ich Dienstags "Yoga" spielen und Mittwochs Joggen "spielen". Klar kann man auch spielerisch lernen und Übungen spielerisch abfragen, aber das ist für mich trotzdem nicht das Gleiche wie eine solche Arbeit von vorneherein als "Spielen" zu verkaufen.
Und für mich heißt eine Übung "spielerisch" abzufragen, dass ich eine Gelegenheit nutze, dem Pferd eine Übung anzubieten, weil es grad gut passt Dass schließt aber in dem speziellen Fall aus, dass das Pferd die Übung ausführen MUSS.
Meines Wissens nach dürfen bei den PNH-Kursen keine Jungpferde mitgebracht werden, genauso wie sie keine Hengste zulassen. Aber das bestätigt ja wieder das, was ich oben schon geschrieben habe.
Hmmm, bei der Vorführung gestern war aber auch 1 Hengst dabei (wurde extra erwähnt wie brav der schon ist in der Gruppe mit 3 Pferden) und ein4-jähriges Pferd, das laut Einleitung "seit 3 Jahren Parelli spielt". Das 3. war ein 7-jähriger Wallach.
Heißt, dass die Pferde haben das alles in Einzelstunden gelernt?
Dann finde ich aber auch unglücklich solche Pferde für die Vorführung zu nennen, weil als Zuschauer kann man dann ja leicht den Eindruck kriegen, dass man mit einem Jungpferd oder Hengst höchst willkommen wäre.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 17:10
von Rahani
Oh Moment lilith, das habe ich jetzt anders gemeint.
Hier ging es mir um Anfänger in Lehrgängen, die nicht auch noch mit einem Jungpferd oder einem Hengst dort auflaufen. Das ist da schon genau festgelegt, ab wann man mit welchem Pferd starten sollte. Vernünftig würde ich sagen.
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 19:07
von Nakim
das kommt natürlich darauf an wie man Druck definiert. Im Moment arbeite ich mit einer Isistute die wild aufgewachsen ist. Sie hat viel von meinen Pferden gelernt durch zusehen. Führen üben wir ohne Halfter und Strick. Klingt exotisch war aber so. Sie hat das führen sowie das berühren lassen und Hufe geben aussschließlich mit positiver Bestärkung erlernt. Und das völlig problemlos.
Mein Reitpferd rufe ich zum arbeiten aus der Herde und sie kommt begeistert. Ich versuche immer mit dem Kopf der Pferde zu arbeiten. Sie sollen eine Motivation haben für das was sie sollen. Z.b. Meine Isistute darf nach dem reiten immer noch ca. 5 Minuten grasen. Sie arbeitet für Beachtung, Lob und Futter. Ich arbeite mit 8 Pferden und jeder hat andere Vorlieben. Aber es funktioniert mit allen. Und geholt werde ist für meine Pferde eine Belohnung und sie drängeln sich vor. Wenn jemand Lust hat kann er es sich jederzeit ansehen.
Natürlich würden sie auch nicht kommen wollen, wenn sie hungrig auf eine gute Weide gestellt werden. Aber es liegt natürlich an mir gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 19:25
von Finchen
Nakim hat geschrieben:
Ich habe die Anfänge damals live mitbekommen. Ich weis sehr wohl wovon ich spreche.
Die Anfänge um Birger habe ich auch mitbekommen - ein Grund PNH nicht zu favorisieren.#
@Nakim:
dein letzter Satz ist für mich ein Schlüssel - die Pferde "spielen" freiwillig vieles mit uns, ob nun nach PNH oder Hansfranz, aber PNH ist auch kein Garant dafür, dass immerzu alles ganz freiwillig und mit großer Begeisterung funktioniert. Und wenn ich mein Pferd vor dem Reiten eben erst noch in die Wiese stelle und dann nach dem Misten rausrufe, dann glaub mal, sie kommt nicht weil sie grade wahnsinnige Lust auf mich hat, entsprechend erwarte ich kein Strahlegesicht, aber ich erwarte, dass mein Pferd dennoch kommt - gut, mitunter erst nach 2-3maligem Rufen, aber ich mag sie als Lebewesen, Maschinen bediene ich auch gerne, aber in anderem Zusammenhang.
Und meiner Meinung nach bildet PNH in gewissem Grad auf "Funktionieren" aus, da fehlt mir dann das Gleichgewicht.
Vielleicht ist es nur das Problem welches viele "Größen" haben:
wie verteile ich mein Wissen und vor allem mein Können unter der breiten und eben durchschnittlich mal mehr mal weniger talentierten Masse an Interessierten, ohne dass es dabei verwerfliche Bilder/Situationen gibt.
Sicherlich darf man die negativen Randerscheinungen nicht dem System/dem "Vorbild" anlasten.
Verfasst: So, 19. Jun 2011 19:30
von Rahani
@Nakim
Das was Du da schreibst unterscheidet sich so gut wie nicht von dem, was ich bei PNH lerne. Wo also ist da für Dich bei dem einen (PNH) Druck erzeugen und bei dem anderen (Dir) nicht?
@Finchen
Immer wenn man negativ über Parelli liest ist Birger mit von der Partie. Das ist inzwischen aber so lange her, dass man da getrost der Sache eine neue Chance geben kann und das aus dem Gedächtnis streichen sollte. Wie gesagt, umsonst ist Birger nicht mehr mit von der Partie.
LG
Rahani
Verfasst: So, 19. Jun 2011 19:36
von Nakim
der Unterschied ist zunächst, daß bei mir die Pferde frei sind und nicht am Halfter. Daß sie weggehen können. Und zwar am Anfang und nicht erst wenn sie konditioniert sind.
Daß sie rückwärts gehen lernen nicht weil Druck erzeugt wird, sondern weil sie verstehen, daß sie für das Gewicht nach hinten nehmen gelobt werden, Futter bekommen etc. Nicht vom Druck wegehen. Und z.b. die Isistute hat dies auf einer Koppel von 2,5 ha frei gelernt nicht in einem Roundpen. Wenn Du da Druck aufbaust ist das Pferd weg....
Verfasst: So, 19. Jun 2011 19:36
von Finchen
Rahani hat geschrieben:
@Finchen
Immer wenn man negativ über Parelli liest ist Birger mit von der Partie. Das ist inzwischen aber so lange her, dass man da getrost der Sache eine neue Chance geben kann und das aus dem Gedächtnis streichen sollte. Wie gesagt, umsonst ist Birger nicht mehr mit von der Partie.
LG
Rahani
Für mich reicht die Tatsache aus, dass ein B.G. überhaupt in den elitären Kreis der Parellis aufgenommen wurde kann ich nach wie vor nicht nachvollziehen - er war als Pferdemensch von Horsemanship (schon damals) so weit entfernt wie der Mond von der Sonne.
Ein System hat für mich daher keine Glaubhaftigkeit, welches sich auf einen solchen Menschen stütz, nur weil er eine Lobby hat, bereit ist das Geld auszugeben, und die Marketingmöglichkeit erkennt.