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Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 06:09
von Max1404
saltandpepper hat geschrieben:Also ich bin ebenfalls bekennender Gummipferdefan. Ich reite solche Pferde wahnsinnig gerne und ich sehe sie auch gerne tanzen. Nur sehe ich sie eben gerne nach den klassischen Gesichtspunkten tanzen. Denn das geht auch mit Gummipferden. Die tanzen dann sogar geradezu übernatürlich schön.

Man sollte aber bei all dem Gummi nicht versuchen, "normale" Pferde in Sachen Gangfähigkeit mit ihnen zu vergleichen, sondern sie so sehen, wie sie eben sind :
Züchterisch hochspezialisierte Ausnahematlethen.
Solches "Federn" können die Pferde der "Alten" einfach nicht. Sie haben weder diese Fesselung, noch diese Schulter, noch diese Hinterhand.
Natürlich konnten die früheren Pferde wundervollen Schwung entwickeln, nur das sah dann eben nicht so aus, wie bei den Gummipferden. So isses nun mal einfach.

Und das ist eine Sache des Materials und nicht des Reitens. Ich würde so gerne mal ein Pferd heutiger Klasse unter Meister Klimke sehen.

Ich bin sicher, das sähe ziemlich überirdisch aus....( schwelg...)
Ach ja, seufz! Ich stimme jedem einzelnen Wort zu!
:trink1: :D

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 07:42
von Cubano
Melli hat geschrieben:
Aber ich habe *jetzt* eben ein normales Pferd, das kein Dressurtalent hat, keine umwerfenden Gänge, kein grandioses Gebäude, und ich erfreue mich an Darbietungen, an denen ich sehe, dass gutes Reiten ganz normale Pferde zu großartigem Ausdruck bringen kann.

Kann man das verstehen?
Guten Morgen!
Und ob. :wink:
Mein braunes Ibererpony ist auch ein ganz normales Pferd mit gutem Schritt und Galopp, der Trab ist durchschnittlich. Dieses Pferd macht es einem nicht leicht. Vor allem Losgelassenheit und "schwoing" sind recht schwer zu erreichen und zu erhalten. Jedes Mal, wenn sich sein Bewegungsmuster unter mir verändert – er vorn leicht und leise wird, freue ich mir den berühmten Ast. Von der Tatsache abgesehen, dass ich dieses braune Mähnentier liebe ohne Ende. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass man ein Gangwunder braucht, um vernünftig zu reiten. Kann aber jeden verstehen, der sein Herz an gangstarke Warmblüter verloren hat.

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 08:29
von Max1404
Melli, ich verstehe Dich sehr gut. Ich habe mal ein ganz normales Pferd mit sehr unspektakulären Bewegungen gehabt. Ich war unglaublich stolz darauf, wie er sich entwickelt hat. Er hat alles gegeben und ist über sich hinausgewachsen. Seine Bewegungen sind im Rahmen seiner Möglichkeiten sehr ausdrucksvoll geworden, auch wenn er niemals mit den modernen Warmbluttypen mithalten konnte.
Heute habe ich das, was manche hier vermutlich "High-End Zuchtprodukt" nennen würden. Sein riesiges Gangwerk ist einfach nur traumhaft. Aber kein Pferd hat mich so viel nachdenken lassen, so viel an mir selbst arbeiten lassen, bei keinem musste ich so viele Federn lassen, noch nie habe ich ein Pferd gehabt, das anspruchsvoller zu reiten war. Er ist einfach nur großartig, und ich habe ihm viel zu verdanken. Und ich hoffe, wir zwei haben noch viel Zeit miteinander, die wir genießen können. :D

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 09:29
von horsman
das kann man gut verstehen, denn das eine ist erritten, das andere bloss erkauft

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 10:15
von Cubano
Horsmän – klingt irgendwie nicht nach einfach nur erkauft, oder?

Max1404 hat geschrieben:Aber kein Pferd hat mich so viel nachdenken lassen, so viel an mir selbst arbeiten lassen, bei keinem musste ich so viele Federn lassen, noch nie habe ich ein Pferd gehabt, das anspruchsvoller zu reiten war.

Deine These würde ich auch so nicht unterschreiben wollen. Jedes Pferd stellt seine Anforderungen an den Reiter. Und schlussendlich will jedes Pferd gut geritten sein, damit es glänzen kann. Ob man da nun einem Durchschnitts-Weideunfall Gang anreitet, oder ein Gangwunder korrekt arbeiten will, damit zum gezüchteten Gang auch noch der errittene Schwung dazu kommt, ist schlussendlich egal. Und beileibe machen es die High-Ender dem Reiter nicht immer leichter - man denke nur mal an zahlreiche Weltmeyer-Abkommen, die extrem hohe Anforderungen stellen und auch schnell mal über der Uhr sind, wenn man diese nicht erfüllen kann.

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 10:38
von Max1404
Horsmän, ich habe mir vor 12 Jahren für ganz kleines Geld ein Hengstfohlen mit sehr guten Papieren gekauft, das wundervoll über die Koppel getrabt ist. Ich habe ihn selbst angeritten und habe ihn über die Jahre zu 99 % selbst geritten. Und keiner war wohl erstaunter als ich selbst, wie schön dieses eckige Fohlen mit den kräftigen Gelenken und den viel zu langen Ohren geworden ist. Und wie viel unerschütterliches Vertrauen er in mich hat. Alles erkauft? Wohl kaum.

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 12:35
von Rapunzel
esge, warum so bissig, ich hab mich überhaupt nicht auf dein Posting bezogen.

Ich finde es besonders schön anzuschauen, wenn ein weniger gangstarkes Pferd im Rahmen seiner Möglichkeiten losgelassen durch den Körper schwoingt. Nur sieht man das leider fast noch seltener als ein schön vorgestelltes Gangwunder.

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 14:28
von Junito
Vielleicht weils tatsächlich mehr Arbeit macht und man dafür nicht so viele "Ahs" und "Ohs" der Reporter bekommt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass beide vorgestellten Pferde heute als "über dem Zügel" angesehen würden.

Verfasst: Sa, 19. Mai 2012 22:58
von Finchen
Ich war ein wenig verschütt, habe grade quergelesen, und möchte

@Esge
ein Danke sagen - die Zusammenfassung über "die Alten" in Verbindung mit dem Hinweis, dass die Gummipferde, so sie denn gut geritten sind, einfach noch schöner tanzen, bringt es sowas von auf den Punkt!

Ich denke auch, dass man berücksichtigen muss, dass früher ein anderes Ziel vielleicht verfolgt wurde als jetzt leider teilweise im Sport, aber def. auch die Pferde zumeist nicht so viel Gang/Schwung mitbrachten, wie es heute fast Standard ist, da hat die Zucht doch eine Menge verändert, und das ist eben auch in den Videos erkennbar.

Verfasst: So, 20. Mai 2012 19:36
von esge
Mist, ich hatte mich gerade erschöpfend darüber ausgelassen, warum ich bissig reagiert habe, Rapunzel und bin dann auf die falsche Taste gekommen und alles war weg.

In Kürze: ich würde mir hier einfach einen etwas wohlwollenderen Blick auf die Dinge wünschen, anstatt jeden Ritt bis ins letzte Fitzelchen zu zerpflücken, nur um zu beweisen, dass man diese oder jene Unperfektion bemerkt hat.

Unbenommen bleibt einem natürlich, dass einem das eine besser, das andere weniger gut gefällt. Wieder mal mein Lieblingssatz von Dr. Th. Ritter: Viele Wege führen nach Rom und Rom sieht für jeden etwas anders aus.

Rapunzel: Uns beiden scheint der Lusitano unser Rom zu verkörpern. Aber offensichtlich aus verschiedenen Gründen. Das ist eigentlich auch schon wieder spannend. :wink:

Verfasst: So, 20. Mai 2012 20:51
von Rapunzel
Das mit den verschiedenen Gründen musst du näher erklären, fürchte ich.

Und ich verstehe leider nicht, was du meinst - ich hatte doch den Link mit Piaff eingestellt, eben weil mir das so gut gefallen hat, das Bergauf und alles. Den Boldt hingegen fand ich keinen Genuss - aber von schlecht hab ich da auch nicht geredet.

Verfasst: So, 20. Mai 2012 21:30
von esge
Mir gefällt der Piaf auch.

Und was das andere angeht, müssten wir uns vermutlich einfach mal wieder treffen, ein Glas Rotwein zusammen trinken und persönlich miteinander fachsimpeln.
Zudem war es, wie ich irgendwie falsch gelesen hatte, Cubano, die schrieb, dass mir der Luso ans Herz geht WEIL er Schwung hat. Insofern hat das mit dir dann gar nichts mehr zu tun. Also dann an Cubano: Nein, der Luso geht mir nicht ans Herz WEIL er Schwung hat, sondern weil er vieles anderes hat,was (natürlich) u.a. zu Schwung führt.

Verfasst: So, 20. Mai 2012 21:56
von Rapunzel
Sehr schöne Idee, das mit dem Rotwein.
Termin/Ortsvorschläge? :D

Verfasst: So, 20. Mai 2012 22:19
von Cubano
Yep Esge, mir gefällt der Lusi, weil er "schwoingt". Und warum? 1. Weil ich das bei Iberern leider Gottes nicht sooo häufig sehe und 2. Weil ich denke, dass dahinter eine sehr gute, grundsolide Ausbildung steckt, die man 3. auch nicht soo häufig sieht…
Wenn Dir der Ritt aus anderen Gründen gefällt, ist doch auch prima… :wink:

Verfasst: Mo, 21. Mai 2012 07:48
von saltandpepper
Nun ja, Cubano, dieser Lusi schwoingt aber eben schon von Natur aus ganz doll. Ich finde es immer schwierig, dieses naturgegebene "Schwoing" von Schwung zu unterscheiden. Man muß sehr genau hinschauen. Und das Pferd am besten vorher frei sehen...- von diesem Lusu gab´s mal einen Clip freilaufend an der Longe und der hat jede Menge Schwoing - ganz ohne Reiter...- mehr als mit Reiter... In soweit ist diese "Losgelassenheit"und dieses Schwoing für mich kein Ergebnis von guter reiterlicher Ausbildung, sondern das Vorstellen der Talente des Pferdes. Dass er dazu noch Lektionen geht, ist das Ergebnis reiterlicher Arbeit. - Und ordentlich ! Aber das Schwoing bringt er mit und es ist nicht erritten. ( es nicht wegzureiten mag zwar auch schon eine Leistung für sich sein, aber keine, die ich besonders hervorheben würde...)
Diese sind ganz unbestreitbar in großer Menge und Qualität vorhanden.
Das ist nämlich auch mal wieder so ein "Ausnahmepferd", das im großen Sport geht und dafür sehr gezielt für großes Geld ausgesucht wurde.
Und mir gefällt eben dieser Clip vom Reiten her jetzt nicht sooo. ( zu esge schielt) . Aber das Pferd ist ( sorry) GEIL !!!