Verfasst: Di, 11. Feb 2014 10:18
Wegen der Nachfragen hier versuche ich einmal so kurz wie möglich ein paar Zusammenhänge aus meiner Sicht der Dinge zu erklären:
Ich habe mit Maroun u.a. viel die 7 Spiele nach Parelli geübt. Besonders eindeutig lassen sich Spiel Nr. 2 (Porcupine Game) und Spiel Nr. 5 (Circling Game) auf das Reiten bzw. die Légèreté übertragen:
Beim Porcupine Game lernt das Pferd, vor physischem Druck zu weichen, und zwar in alle möglichen Richtungen (oben, unten, links, rechts, vorwärts, zurück...)
Je besser das Pferd ausgebildet ist, desto weniger Druck wird benötigt, eine ganz leichte Anfrage reicht dann aus
Daher ist das darauf folgende Spiel Nr. 3 das Driving Game, bei dem das Pferd dann ohne Berührung - nur auf ein Zeichen hin - reagiert. Sobald die gewünschte Reaktion erfolgt ist, lässt der Druck/Zeichen sofort nach. Dieses Training lässt sich quasi 1:1 auf die Zügel- wie auch auf die Schenkelhilfen übertragen.
Das Circling Game ähnelt dem Longieren mit dem Unterschied, dass das Pferd lernen soll, selbstständig auf dem Kreis zu gehen und Richtung sowie Tempo beizubehalten, ohne dass es (ständig) angetrieben werden muss. Hierbei wird also eine gute Grundlage gelegt, beim Reiten die Schenkel wirklich nur bei Bedarf zu verwenden - auf keinen Fall für jeden Schritt/Tritt...
Damit sind auch schon einige Parallelen zur Légèreté sichtbar.
Beim Reiten mit normalen Halfter kann ich ausschließlich auf den "Nasenbereich" einwirken. Dass mein Arab sehr fein darauf reagiert liegt am Spieltraining. In Dehnungshaltung muss ich die Hände sehr tief nehmen, um auf den Nasenrücken einwirken zu können und meinen Arab damit zum Nachgeben im Genick aufzufordern. Wenn ich die Hände höher nehme und dann Kontakt aufnehme, schiebe ich damit nur den Nasenriemen schräg nach oben/hinten und gebe damit also auch eine Hilfe/Impuls nach oben/hinten - woraufhin mein Arab dann auch seinen Kopf nach dorthin hebt. Ich brauche aber für die Dehnungshaltung ein vorwärts-abwärts...Weitestgehend läuft mein Arab schon recht selbstständig in Dehnungshaltung, (s. Spiel 5 - wobei man sehr wohl auch immer wieder die Haltung etwas variieren kann, das habe ich aber auch zusätzlich mit dem Longenkurs geübt...) Was ihm schwer fällt ist es aber, dauerhaft im Genick nachzugeben, weshalb ich immer mal wieder kleine Impulse auf den Nasenrücken geben muss, wenn er sich aus der Haltung herausheben möchte. Dort komme ich aber nur mit tiefer Hand an, sonst würde ich ihn zum Anheben des Kopfes auffordern. Und da liegt das Problem. Theoretisch könnte ich natürlich immer nach jeden Impuls die Hände wieder höher aufstellen, um sie dann für die nächste Impulsgebung wieder runterzunehmen - aber das bringt (noch) zu viel Unruhe in die Zügelführung.
Je höher die gewünschte Kopfeinstellung des Pferdes, desto höher können auch die Hände getragen werden, um dennoch auf den Nasenrücken einwirken zu können.
Das hat auch direkt mit dem Kopf-Hals-Hebel (den jedes Pferd anatomisch bedingt nun einmal aufweist) zu tun: je weiter unten (am Kopf des Pferdes) die Zügel befestigt sind, desto größer ist der Hebel, mit dem aufs Genick eingewirkt werden kann.
Die Halfterringe liegen z.B. viel höher als Trensenringe, folglich ist die Kopf-Hals-Hebelwirkung beim Halfter viel kleiner.
Durch die Verwendung eines LG-Zaumes oder aber auch der Blümchen sitzen die Zügel etwas tiefer und zudem können die Zügel noch auf leichte Hebelwirkung verschnallt werden - und wirken damit effektiver auf das Genick. Daher kann ich meine Hände dann höher tragen. Mit Zäumungen, bei denen die Zügel unter dem Kinn - am besten noch mit Verlängerung nach unten, angebracht sind, kann man ebenfalls auch mit höheren Händen noch auf die Nase einwirken, z.B. auch mit dem Knotenhalfter. Damit mag ich aber nicht Dressurreiten, weil ein Stellen/Biegen bei unten angebrachten Zügeln schnell zu einem Verwerfen im Genick führt, da die Hilfe nicht gerade seitwärtsweisend, sondern leicht schräg erfolgt.
Kurzfassung beendet
Und noch etwas OT:
Ich bin mein erstes Pferdchen fast 20 Jahre lang mit Gebiss geritten - und ich behaupte, es hat ihm nichts ausgemacht! Nie hat er Unbehagen gezeigt und es war ihm auch egal, ob er eine Wassertrense oder ein Pelham im Maul hatte (ich diverse Gebisse von der VB miterworben...) Daher hatte ich auch keine Bedenken, ihn mit Gebiss zu reiten.
Mein Arab hat im Maul laut Zahnärztin fast keinen Platz, laut TA stehen auch noch die Zähne für ein Gebiss ungünstig - und zudem kommen psychische Probleme durch zwei schief gelaufene Beritte hinzu (von Bereiterinnen, die auch ansonsten Pferde "ganz normal" und problemlos mit Gebiss ausgebildet haben - und dies auch immer noch tun. Es hat sich nicht KleinLieschen von nebenan an meinem Arab versucht!) Das Reiten mit Gebiss ist für ihn Quälerei. Und das respektiere ich.
Ich schaue mir sehr gerne auch Pferde, die mit Gebiss geritten werden, an, wenn sie dabei zufrieden aussehen und die Reiterhand/Zügelführung weich ist. Damit habe ich überhaupt kein Problem!
Leider sehe ich aber auch viele Pferde, die keineswegs zufrieden aussehen, sondern einen resignierten/introvertierten Gesichtsausdruck haben oder aber mehr oder weniger deutliche Abwehrreaktionen gegen das Gebiss/die Zügelführung zeigen...Würde es bei solchen Pferden nicht Sinn machen, über eine zumindest vorübergehende gebisslose Zäumung nachzudenken?
Und zum Thema, dass einige Pferde sich gebisslos auch mit "normaler" Handhaltung/höherer Position reiten lassen:
Wir sind uns hier bestimmt darin einig, dass NACHREITEN etwas völlig anderes ist als AUSBILDEN.
Ich nehme es nicht übel, dass hier Pauschalisierungen und auch schlicht falsche Aussagen zum Thema gebisslose Ausbildung erfolgen - ich werde darauf aber auch nicht mehr eingehen, das macht keinen Sinn und kostet mich viel Zeit.
Aber falls hier jemand doch noch selber (ausschließlich!) gebisslos ausbildet oder aber solche AusbilderInnen kennt, würde ich mich riesig über nähere Infos/ Kontaktaufnahme freuen! Hatte ja auch vor längerer Zeit einen Thread dazu eröffnet...
Noch etwas zum Gangbild meines Arabers: Vor ca. 2 Jahren hatte mich eine Bekannte so sehr verunsichert mit ihren Kommentaren von wegen steifer Gang, zu wenig Vorhandaktion/Beugung der Gelenke, dass ich sicherheitshalber sowohl den TA als auch Ostheo deshalb geholt und Maroun vorgetrabt habe.
Fazit:
1. Er läuft für einen Vollblutaraber völlig normal - wenn mir das so nicht passt, hätte ich mir eine andere Rasse zulegen müssen
PS: SEHR SCHADE finde ich aber immer wieder den unfreundlichen Ton, der von einigen hier an den Tag gelegt wird...das muss doch nicht sein?
Ups, wieder eewig viel Zeit am PC verbracht, das kann so echt nicht weitergehen...funktioniert auch nur, weil ich heute krank bin.
Zurück zum Thema:
Nase vor der Senkrechten - das war mein eigentliches Anliegen. Auch und gerade für die Dehnungshaltung.
Und hier kommen noch schnell 2 Bilder, die zeigen, dass bei einer höheren Kopfposition auch die Hände höher können, um dennoch auf den Nasenrücken (mit Halfter) einwirken zu können. Das Trabbild ist ordentlich, beim Galoppbild gibt mein Arab gerade Hackengas...
...und noch eine Collage, bei der Marouns Genick geschlossener ist - sowohl in Dehnunghaltung als auch beim Arbeitstrab.
Ich habe mit Maroun u.a. viel die 7 Spiele nach Parelli geübt. Besonders eindeutig lassen sich Spiel Nr. 2 (Porcupine Game) und Spiel Nr. 5 (Circling Game) auf das Reiten bzw. die Légèreté übertragen:
Beim Porcupine Game lernt das Pferd, vor physischem Druck zu weichen, und zwar in alle möglichen Richtungen (oben, unten, links, rechts, vorwärts, zurück...)
Je besser das Pferd ausgebildet ist, desto weniger Druck wird benötigt, eine ganz leichte Anfrage reicht dann aus

Das Circling Game ähnelt dem Longieren mit dem Unterschied, dass das Pferd lernen soll, selbstständig auf dem Kreis zu gehen und Richtung sowie Tempo beizubehalten, ohne dass es (ständig) angetrieben werden muss. Hierbei wird also eine gute Grundlage gelegt, beim Reiten die Schenkel wirklich nur bei Bedarf zu verwenden - auf keinen Fall für jeden Schritt/Tritt...
Damit sind auch schon einige Parallelen zur Légèreté sichtbar.
Beim Reiten mit normalen Halfter kann ich ausschließlich auf den "Nasenbereich" einwirken. Dass mein Arab sehr fein darauf reagiert liegt am Spieltraining. In Dehnungshaltung muss ich die Hände sehr tief nehmen, um auf den Nasenrücken einwirken zu können und meinen Arab damit zum Nachgeben im Genick aufzufordern. Wenn ich die Hände höher nehme und dann Kontakt aufnehme, schiebe ich damit nur den Nasenriemen schräg nach oben/hinten und gebe damit also auch eine Hilfe/Impuls nach oben/hinten - woraufhin mein Arab dann auch seinen Kopf nach dorthin hebt. Ich brauche aber für die Dehnungshaltung ein vorwärts-abwärts...Weitestgehend läuft mein Arab schon recht selbstständig in Dehnungshaltung, (s. Spiel 5 - wobei man sehr wohl auch immer wieder die Haltung etwas variieren kann, das habe ich aber auch zusätzlich mit dem Longenkurs geübt...) Was ihm schwer fällt ist es aber, dauerhaft im Genick nachzugeben, weshalb ich immer mal wieder kleine Impulse auf den Nasenrücken geben muss, wenn er sich aus der Haltung herausheben möchte. Dort komme ich aber nur mit tiefer Hand an, sonst würde ich ihn zum Anheben des Kopfes auffordern. Und da liegt das Problem. Theoretisch könnte ich natürlich immer nach jeden Impuls die Hände wieder höher aufstellen, um sie dann für die nächste Impulsgebung wieder runterzunehmen - aber das bringt (noch) zu viel Unruhe in die Zügelführung.
Je höher die gewünschte Kopfeinstellung des Pferdes, desto höher können auch die Hände getragen werden, um dennoch auf den Nasenrücken einwirken zu können.
Das hat auch direkt mit dem Kopf-Hals-Hebel (den jedes Pferd anatomisch bedingt nun einmal aufweist) zu tun: je weiter unten (am Kopf des Pferdes) die Zügel befestigt sind, desto größer ist der Hebel, mit dem aufs Genick eingewirkt werden kann.
Die Halfterringe liegen z.B. viel höher als Trensenringe, folglich ist die Kopf-Hals-Hebelwirkung beim Halfter viel kleiner.
Durch die Verwendung eines LG-Zaumes oder aber auch der Blümchen sitzen die Zügel etwas tiefer und zudem können die Zügel noch auf leichte Hebelwirkung verschnallt werden - und wirken damit effektiver auf das Genick. Daher kann ich meine Hände dann höher tragen. Mit Zäumungen, bei denen die Zügel unter dem Kinn - am besten noch mit Verlängerung nach unten, angebracht sind, kann man ebenfalls auch mit höheren Händen noch auf die Nase einwirken, z.B. auch mit dem Knotenhalfter. Damit mag ich aber nicht Dressurreiten, weil ein Stellen/Biegen bei unten angebrachten Zügeln schnell zu einem Verwerfen im Genick führt, da die Hilfe nicht gerade seitwärtsweisend, sondern leicht schräg erfolgt.
Kurzfassung beendet

Und noch etwas OT:
Ich bin mein erstes Pferdchen fast 20 Jahre lang mit Gebiss geritten - und ich behaupte, es hat ihm nichts ausgemacht! Nie hat er Unbehagen gezeigt und es war ihm auch egal, ob er eine Wassertrense oder ein Pelham im Maul hatte (ich diverse Gebisse von der VB miterworben...) Daher hatte ich auch keine Bedenken, ihn mit Gebiss zu reiten.
Mein Arab hat im Maul laut Zahnärztin fast keinen Platz, laut TA stehen auch noch die Zähne für ein Gebiss ungünstig - und zudem kommen psychische Probleme durch zwei schief gelaufene Beritte hinzu (von Bereiterinnen, die auch ansonsten Pferde "ganz normal" und problemlos mit Gebiss ausgebildet haben - und dies auch immer noch tun. Es hat sich nicht KleinLieschen von nebenan an meinem Arab versucht!) Das Reiten mit Gebiss ist für ihn Quälerei. Und das respektiere ich.
Ich schaue mir sehr gerne auch Pferde, die mit Gebiss geritten werden, an, wenn sie dabei zufrieden aussehen und die Reiterhand/Zügelführung weich ist. Damit habe ich überhaupt kein Problem!

Leider sehe ich aber auch viele Pferde, die keineswegs zufrieden aussehen, sondern einen resignierten/introvertierten Gesichtsausdruck haben oder aber mehr oder weniger deutliche Abwehrreaktionen gegen das Gebiss/die Zügelführung zeigen...Würde es bei solchen Pferden nicht Sinn machen, über eine zumindest vorübergehende gebisslose Zäumung nachzudenken?
Und zum Thema, dass einige Pferde sich gebisslos auch mit "normaler" Handhaltung/höherer Position reiten lassen:
Wir sind uns hier bestimmt darin einig, dass NACHREITEN etwas völlig anderes ist als AUSBILDEN.
Ich nehme es nicht übel, dass hier Pauschalisierungen und auch schlicht falsche Aussagen zum Thema gebisslose Ausbildung erfolgen - ich werde darauf aber auch nicht mehr eingehen, das macht keinen Sinn und kostet mich viel Zeit.
Aber falls hier jemand doch noch selber (ausschließlich!) gebisslos ausbildet oder aber solche AusbilderInnen kennt, würde ich mich riesig über nähere Infos/ Kontaktaufnahme freuen! Hatte ja auch vor längerer Zeit einen Thread dazu eröffnet...
Noch etwas zum Gangbild meines Arabers: Vor ca. 2 Jahren hatte mich eine Bekannte so sehr verunsichert mit ihren Kommentaren von wegen steifer Gang, zu wenig Vorhandaktion/Beugung der Gelenke, dass ich sicherheitshalber sowohl den TA als auch Ostheo deshalb geholt und Maroun vorgetrabt habe.
Fazit:
1. Er läuft für einen Vollblutaraber völlig normal - wenn mir das so nicht passt, hätte ich mir eine andere Rasse zulegen müssen

PS: SEHR SCHADE finde ich aber immer wieder den unfreundlichen Ton, der von einigen hier an den Tag gelegt wird...das muss doch nicht sein?
Ups, wieder eewig viel Zeit am PC verbracht, das kann so echt nicht weitergehen...funktioniert auch nur, weil ich heute krank bin.
Zurück zum Thema:
Nase vor der Senkrechten - das war mein eigentliches Anliegen. Auch und gerade für die Dehnungshaltung.
Und hier kommen noch schnell 2 Bilder, die zeigen, dass bei einer höheren Kopfposition auch die Hände höher können, um dennoch auf den Nasenrücken (mit Halfter) einwirken zu können. Das Trabbild ist ordentlich, beim Galoppbild gibt mein Arab gerade Hackengas...
...und noch eine Collage, bei der Marouns Genick geschlossener ist - sowohl in Dehnunghaltung als auch beim Arbeitstrab.