Verfasst: Mo, 21. Mai 2012 22:41
Finchen, du weißt ja selbst ,dass Richter nicht beurteilen wer sein Pferd besser herausbringt, mehr aus ihm rausholt, weil sie oft das Pferd in der Prüfung zum ersten mal sehen..
Aber dein Gedankenspiel ist schon mal verfolgt worden und keine Lösung gefunden worde, guckst du:
2.Anfragen über die Beurteilung bei Dressurprüfungen,veröffentlicht in der St.Georg von 1925,Heft 11
"Bevor ich meine Anfrage beginne,möchte ich ausdrücklich bemerken,dass diese Zeilen nicht im entferntesten eine Kritik ,sondern vielmehr eine Bitte um Belehrung meinerseits bedeuten sollen.Am Sonntag,den 24.Mai 1925, kam in Bad Mergenheim eine Dressurprüfung Klasse S zum Austrag.Ich bin überzeugt, daß die Richter vor eine recht schwere Aufgabe gestellt waren, wenngleich einige unplazierte Pferde von allein ausschieden.Deutschlands bestes Dressurmatrial war zur Stelle, und ich mit vielen, die sich mit Recht oder Unrecht einbilden, etwas von Dressur zu verstehen, mit dem Richterspruch grundsätzlich einverstanden.
Hierbei muß aber den objektiven Beobachter ein kleiner Haken auffallen, den ich als Richter auch nicht ohne weiteres zu überwinden vermag, und dieser besteht in der Bewertung des Gesamtbildes gegenüber den positiven ,reiterlichen Leistungen.
Es ist kolossal schwer, wenn nicht unmöglich für einen Reiter, dem heute nur ein Dienstpferd zur Verfügung steht,mit Kanonen wie Auer und Christoph sich zu messen, und es drängt sich mir die Frage auf: Wer hat nun die bessere reiterliche Leistung hinter sich, derjenige der sein Dienstpferd, so wie es nun mal ist, so weit fördert, daß es allen Anforderungen im höchsten Maße genügt, oder derjenige, der sich erlauben kann, zu suchen, was er braucht und auf von Natur bestehendem, hervorragenden Gang und Schwung aufbauen kann?
Die größten Koraphäen werden mir zugeben müssen, daß man Gang und Schwung nur fördern kann, nicht aber anreiten, wenn keine Naturanlage vorhanden ist.
Ich komme nun zum Kernpunkt und präzesiere:
Leutnant Schwabl hat herausgeholt, was möglich war, und hat –das steht außer Zweifel-bei der maßgebenden Vorprüfung unter anderm die beste Kurzkehrtwendung und bei weitem die korrekteste Pirouette gezeigt, und diese dürfte den schwersten Prüfstein gebildet haben.
Ebenso ist über jeden Zweifel erhaben, daß Auer u.Christoph bestimmt, Liebherr bedingt, ein weit erfreulicheres Gesamtbilde abgaben als Upatz und das dank ihrem Gebäude und ihren Naturanlagen, wenngleich sie alle drei bei der Vorprüfung in den o.g.Lektionen Fehler gemacht haben, die bei Upatz wegfielen.
Wie ist hier nun gerecht zu bewerten? Richter sind auch Menschen; kann natürlicher Gang und Schwung, die selbstredend das Gesamtbild sehr verbessern, höher gestellt werden als positive, reiterliche Leistungen bei weniger günstigen Gebäude?
Wie kann man den Übelstand abhelfen, besseren Leistungen eines qualitativ niedrig stehenden Pferdes die entsprechende Geltung zu verschaffen gegenüber qualitativ höher stehenden Tieren, die nur für den wirklichen Eingeweihten geringe Fehler zu verzeichnen hatten, und so dem Fleißigen und passionierten, weniger bemittelten Reiter nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern ihm die Passion erhalten?
Für Belehrungen stets dankbar"
B.Ch.
Baron B.Ch.(Richter für Dressur-und Springprüfungen)
Aber dein Gedankenspiel ist schon mal verfolgt worden und keine Lösung gefunden worde, guckst du:
2.Anfragen über die Beurteilung bei Dressurprüfungen,veröffentlicht in der St.Georg von 1925,Heft 11
"Bevor ich meine Anfrage beginne,möchte ich ausdrücklich bemerken,dass diese Zeilen nicht im entferntesten eine Kritik ,sondern vielmehr eine Bitte um Belehrung meinerseits bedeuten sollen.Am Sonntag,den 24.Mai 1925, kam in Bad Mergenheim eine Dressurprüfung Klasse S zum Austrag.Ich bin überzeugt, daß die Richter vor eine recht schwere Aufgabe gestellt waren, wenngleich einige unplazierte Pferde von allein ausschieden.Deutschlands bestes Dressurmatrial war zur Stelle, und ich mit vielen, die sich mit Recht oder Unrecht einbilden, etwas von Dressur zu verstehen, mit dem Richterspruch grundsätzlich einverstanden.
Hierbei muß aber den objektiven Beobachter ein kleiner Haken auffallen, den ich als Richter auch nicht ohne weiteres zu überwinden vermag, und dieser besteht in der Bewertung des Gesamtbildes gegenüber den positiven ,reiterlichen Leistungen.
Es ist kolossal schwer, wenn nicht unmöglich für einen Reiter, dem heute nur ein Dienstpferd zur Verfügung steht,mit Kanonen wie Auer und Christoph sich zu messen, und es drängt sich mir die Frage auf: Wer hat nun die bessere reiterliche Leistung hinter sich, derjenige der sein Dienstpferd, so wie es nun mal ist, so weit fördert, daß es allen Anforderungen im höchsten Maße genügt, oder derjenige, der sich erlauben kann, zu suchen, was er braucht und auf von Natur bestehendem, hervorragenden Gang und Schwung aufbauen kann?
Die größten Koraphäen werden mir zugeben müssen, daß man Gang und Schwung nur fördern kann, nicht aber anreiten, wenn keine Naturanlage vorhanden ist.
Ich komme nun zum Kernpunkt und präzesiere:
Leutnant Schwabl hat herausgeholt, was möglich war, und hat –das steht außer Zweifel-bei der maßgebenden Vorprüfung unter anderm die beste Kurzkehrtwendung und bei weitem die korrekteste Pirouette gezeigt, und diese dürfte den schwersten Prüfstein gebildet haben.
Ebenso ist über jeden Zweifel erhaben, daß Auer u.Christoph bestimmt, Liebherr bedingt, ein weit erfreulicheres Gesamtbilde abgaben als Upatz und das dank ihrem Gebäude und ihren Naturanlagen, wenngleich sie alle drei bei der Vorprüfung in den o.g.Lektionen Fehler gemacht haben, die bei Upatz wegfielen.
Wie ist hier nun gerecht zu bewerten? Richter sind auch Menschen; kann natürlicher Gang und Schwung, die selbstredend das Gesamtbild sehr verbessern, höher gestellt werden als positive, reiterliche Leistungen bei weniger günstigen Gebäude?
Wie kann man den Übelstand abhelfen, besseren Leistungen eines qualitativ niedrig stehenden Pferdes die entsprechende Geltung zu verschaffen gegenüber qualitativ höher stehenden Tieren, die nur für den wirklichen Eingeweihten geringe Fehler zu verzeichnen hatten, und so dem Fleißigen und passionierten, weniger bemittelten Reiter nicht vor den Kopf zu stoßen, sondern ihm die Passion erhalten?
Für Belehrungen stets dankbar"
B.Ch.
Baron B.Ch.(Richter für Dressur-und Springprüfungen)