moreno hat geschrieben: Geritten und geübt wird nur mehr das, was Punkte und damit Moneten bringt.
So ist es nun einmal im Sport. Und anders kann es doch auch nicht sein! Im Sport kann man nur Gleiches mit Gleichem messen, und das ist im Pferdesport eh schwer genug. In der Kür hat man ja dann schon etwas mehr Freiraum. Allerdings - und das ist richtig so - muss man sich erst einmal soweit qualifizieren. Kunst ist etwas für diejenigen, die das Handwerk schon beherrschen. Das heißt aber nicht, dass zur Gymnastizierung nicht alle Lektionen geritten werden, die der Ausbildung nützen. Man kann ja auch nicht beliebig viele Lektionen in einer Prüfung fordern. Gerade Renvers und Schulterhereingalopp sind absoluter Standard eines jeden guten Dressurausbilders (zumindest diejenigen, die ich bei der Arbeit beobachten durfte), auch wenn sie in Prüfungen nicht gefordert werden.
Bis Ende der 60er waren ja auch noch die Schulen über der Erde in den Ausbildungsrichtlinien enthalten, allerdings mit dem Hinweis, dass es nur wenige Pferde gibt, die diese Übung allerhöchster Schwierigkeit beherrschen und sie aus diesem nicht im Prüfungsprogramm sind. Ist es nicht besser, eine Sportprüfung so zu gestalten, dass die geforderten Übungen
1. in einen entsprechenden Zeitrahmen passen und
2. es genügend Pferde gibt, die dieses Niveau erreichen, damit man überhaupt sportlichen Wettbewerb entfalten kann?
Wenn man der Meinung ist, eine Grand Prix Prüfung sei viel zu einfach und anspruchslos, dann sollte man dies einfach unter Beweis stellen und mit einem besonders durchlässigen Pferd den dummen FN einmal zeigen, wie es wirklich geht. Trotz aller Kritik haben das bisher nur sehr sehr wenige vollbracht (einer von Ihnen war Nuno Oliveira). Die Meisten neuen Meister stellen sich nicht einmal dem Versuch - und wissen trotz aller selbstverfassten Lehren auch ganz genau warum
moreno hat geschrieben:Piaffe und Passage standen doch auch schon auf der Streichliste. Na ja, aber den "klassischen" starken Trab haben die "Bewahrer der klassischen Reitkunst" (sic!) noch erhalten.
... naja, das kann ich nicht beurteilen. Fakt ist jedenfalls, dass die Piaffe nach meiner Kenntnis doppelt bewertet wird und der starke Trab einfach. Das zumindest widerspricht dieser Behauptung.
moreno hat geschrieben:Ich schweife ab und beende daher die Predigt.
Abschweifen muss man gelegentlich. Aber wer predigt sollte mit gutem Beispiel voran gehen und die Ergebnisse seiner Lehre einmal einem Fachpublikum präsentieren. Da in einer Grand Prix Prüfung ja durch die FN mittlerweile alle anspruchsvollen Lektionen gestrichen sind und es sich nur noch um billige Handwerksreiterei handelt, muss es doch für einen Künstler das Leichteste auf der Welt sein, die Richtigkeit der eigenen Lehre und die Fehler der FN-Lehre nachzuweisen. Ich bin absolut sicher, dass die FN-Fachleute sehr stark ins Grübeln kommen, wenn dies gelingt. Auch für mich als reinen Freizeitreiter wäre ein solcher Beweis reiterlichen Könnens ein Argument, meine dummen Ansichten zurück zu nehmen und diese Erkenntnisse umzusetzen. Auch ich - wie wir alle - möchte gerne ein Pferd, das sich unter mir in völliger Legerete bewegt. Darum werden auch Leute wie Oliveira (und zunehmend auch Herr Hinrichs) anerkannt und andere eben nicht.
@ dschengis: was die Schreibweise von Herrn Karl angeht, hast Du natürlich absolut recht. Was deine Hinweise auf die Entstehung der FN Dressur angeht, verstehe ich deine Message nicht ganz. Erstens sagst Du zurecht, war jede Dressur ursprünglich eine Gebrauchsreiterei (also auch die der großen Klassiker) und zweitens muss ich bei der heutigen Dressur schon feststellen, dass man weder in Uniform noch bewaffnet reitet. Man reitet auf höchster Ebene im Frack (was ja kein typischer Arbeitsanzug ist

) und beruft sich selbstverständlich ebenso auf die klassischen Meister (vielleicht nicht gerade mit Schwerpunkt auf Baucher) wie Andere. Dressur ist heute reines Kunstreiten, wenn auch unter den Einschränkungen des sportlichen Wettbewerbs.