Vielen Dank für die aufschlussreichen Kommentare zum Fellpony und anderem Kroppzeuch, ebenso für die Beiträge zum Thema Rückenschwung im anderen Thread.
Ich hatte das Filmchen von dem gerittenen Fellpony gefunden, als ich Beispiele für das Bewegungsmuster von Fellponys suchte, weil ich durch Kommentare ("der trabt so komisch") bei uns im Stall etwas verunsichert wurde (ich habe Gawan sogar von einem Osteopathen durchchecken lassen, der fand aber nichts). Darum habe ich auch nach Beispielen von Tieren in diesem Typ gefragt, ich finde es nämlich recht schwierig, etwa das Beispiel eines Warmbluts ins Fellpony-Format zu "übersetzen".
Die Kommentare zeigen mir, dass auch andere dieses Problem kennen, und dass meine Ansätze, wie ich mit Gawan arbeite, auch nicht völlig daneben sind.
Ich arbeite z.B. daran, dass er sich fleissiger, in einem höheren Takt bewegt, als er von sich aus anbietet, er soll nicht schlurfen, sondern seine Hinterbeine bewegen, und wenn die Reitlehrerin da ist hilft sie auch mal von unten nach. Dabei geht es nicht um ein eilig werden, also dass der gelaufene Trab einfach durch einen gerannten Trab ersetzt würde, sondern um Rhythmus in der Bewegung (ist das verständlich?).
Zudem arbeite ich viel an Schritt-Trab und Trab-Schritt-Übergängen, dabei findet Gawan das erste Antraben meist doof, ist er dann aufgewärmt, funktionieren mit der Zeit die Übergänge über Ein-und Ausatmen, etwas Schenkel, manchmal einen leichten Bügeltritt (man frage mich nicht, wie das im Einzelnen geht, es geht einfach). Ich finde Übergänge eine tolle Übung, verstehe nicht, warum diese von manchen Reitern so stiefmütterlich behandelt werden.
Dann arbeite ich mit ihm auf Zirkeln, Volten, Achten, Schlangenlinien und kombiniere das auch mit Übergängen, lasse ihn etwa einen Schlangenlinien-Bogen traben, den nächsten im Schritt gehen. Ebenfalls hilfreich sind die Seitengänge, die ich vorwiegend im Schritt, unterdessen in Ansätzen auch im Trab reite. Danach fängt er manchmal im Trab stärker an zu federn, was er aber noch nicht lange durchhält.
Im Gegensatz zu der von Sascha erwähnten Norwergerstute ist Gawan zum Glück kein Durchgänger (wenn er nicht gerade von einem Velofahrer verfolgt wird). Wenn es für ihn irgendwie zu schwierig wird, stellt er sich einfach mal hin und setzt einen Haufen. Ich finde das ja eher peinlich, aber die Reitlehrerin meint dazu nur, es sei doch interessant, welche Strategien Pferde entwickeln, um etwa einem Nachgeben im Genick oder einem Lösen im Rücken auszuweichen ...; meist fängt er dann beim zweiten Anlauf an zu schnauben und zu kauen.
Falls sich jemand wundert, warum ich mir so ein Kroppzeuch angeschafft habe (das ich um nichts im Leben wieder hergeben wollte): Mein Hauptinteresse ist das Wanderreiten, und da ich selbst nur 160 cm gross bin, suchte ich ein Reittier mit maximal 140 cm Stockmass, womit die meisten Reitpferderassen schon mal nicht in Frage kamen. Da ich ohne Begleittross unterwegs bin, muss auch das Gepäck auf's Pferd, daher kam nur ein kalibriger Typ in Frage. Zudem war mir eine gewisse Kaltblütigkeit wichtig.
Bei langen Ritten kommen dann Qualitäten zum Vorschein, die auf dem Reitplatz keine Rolle spielen, aber sehr wohl unterwegs. Ist Gawan erst mal auf Touren, läuft er, und läuft und läuft. Für mein Gefühl geht er dabei eher mit dem hier
http://www.klassikreiten.de/viewtopic.php?t=9264 erwähnten losen Rücken, eben wie ein Arbeitspferd. Der Trab ist dann ein energiesparender Zockeltrab, nur wenn er sich über etwas aufregt, wird er im Rücken fester, so dass er nicht mehr angenehm zu sitzen ist. Seit wir mehr dressurmässig arbeiten, hat sich allerdings der Trab auf leicht abschüssigen Wegen geändert, der lässt sich jetzt nämlich sitzen, während das früher ein unangenehmes Zackeln war. Zudem ist er extrem trittsicher; oft entscheidet er selbst, welche Gangart zu welchem Boden passt, und hat überhaupt kein Problem damit, durch ein Mikado aus Fallholz oder frisch zersägten Bäumen zu marschieren, als handle es sich um eine Wiese. Manche Forscher schreiben, die Bewegungsweise des Urponys sei ein "Allradantrieb" gewesen, und die hat er wohl geerbt. Selbst die gute Futterverwertung ist auf Wanderritten ein Vorteil, muss ich unterwegs doch kein Kraftfutter organisieren.
Warum ich mit ihm trotzdem auch Dressur reite? Zum Ausgleich, zur Gymnastizierung, um auch unterwegs feiner reiten zu können. Hier könnte man wirklich sagen, die Dressur ist für das Pferd da, denn dieses Pferd ist eher nicht für die Dressur da.
Ob so ein Tier besonders schwierig auszubilden ist? Kommt auch darauf an, was man gewohnt ist, ich bin viel auf Freibergern geritten, von daher fühle ich mich bei den Fellponys zu Hause, während ein Warmblut mit 175 cm Stockmass nicht so mein Ding wäre, schon weil ich da ohne Hilfe kaum raufkäme.