Augenschmaus-Ritte

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Jen hat geschrieben:Ich finde einfach die Argumentation im Vergleich zur Dressurreiterei etwas seltsam. Das ist wie Äpfel mit Birnen vergleichen.
Und für mich liegt grade darin der Reiz - DAß es eben auch anders geht, gleiche Lektionen mit Leichtigkeit und ohne Zwang auszuführen, und darum finde ich es dann doppelt schade, wenns nicht so funzt.
Wie gesagt - das freie Pferd fand ich sehr beeindruckend.
Es grüsst ottilie
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Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Jen
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Beitrag von Jen »

chica hat geschrieben:Hm, grade bei einem Pignon würde ich mir wünschen, dass er es nicht nötig hätte, dem Pferde in der Piaffe die Nase mit einem Bindfaden auf die Brust zu knallen.

*wieder auf den Scheiterhaufen klettert*
aber er macht es ja nicht. Das Pferd macht es. Ja, ok, er lässt es halt kippen, ohne es zu korrigieren, aber das Pferd kippt runter und wird nicht runtergezogen. Und ich habe genau dieses Pferd ohne jegliche Ausrüstung genau das selbe machen sehen. Das ist nicht Pignon, der da rumzieht (was ich finde, sieht man auch, aber egal).
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Chica, das ist doch Unsinn, der knallt überhaupt nix auf die Bust - guck doch mal genauer hin! Das Pferd verkriecht sich nach unten-hinten, aber ganz sicher nicht, weil es da hingezogen wird!
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Ich könnte jetzt ganz ketzerisch "learned helplessness" behaupten....
Mach ich aber nicht.
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

:boxen: Dann ist vielleicht das Gleichgewicht und die Gymastizierung des Pferdes noch nicht gut genug, um eine Pi fordern zu können? :boxen:

(ich geh schon freiwillig auf den Scheiterhaufen :lol: )
Gibts mildernde Umstände dafür, dass mir das freilaufende Pferd sehr gut gefällt? :engel:
Viele Grüße
Sabine
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chica
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Beitrag von chica »

Rapunzel hat geschrieben:Chica, das ist doch Unsinn, der knallt überhaupt nix auf die Bust - guck doch mal genauer hin! Das Pferd verkriecht sich nach unten-hinten, aber ganz sicher nicht, weil es da hingezogen wird!
Nunja, für mich sieht der Bindfaden verdammt stramm aus und das Maul spricht Bände.

Normalerweise bin ich die Letzte, die so auf Fehler schaut, aber da es einigen hier ja anscheinend Spaß macht, bediene ich gerne das Klischee. Eben weil mir das Messen mit zweierlei Maß - wie Medusa auch - echt auf den Senkel geht!

Und damit bin ich raus hier und schau mir lieber die Ponymädels vom letzten Jahr in der Salzburg-Arena an 8)
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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Jen
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Beitrag von Jen »

Medusa, das wäre aber aus psychologischer Sicht schlicht falsch. Sorry. Damit ist etwas anderes gemeint. Und die Pferde von Pignon sind alles andere als das. Wie gesagt, ICH kann gut damit leben, wenn es euch vom ästhetischen her nicht gefällt. Nur die Vergleiche und die Begründungen finde ich nicht ganz angebracht.
Liebe Grüesslis, Jen
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horsman
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Beitrag von horsman »

Ich find das Pignon-Video auch wirklich schön. Traumpferde. Lusis natürlich ;-)
Vornean bei allem sichtbare Ruhe und eine auf Vertrauen beruhende feine Kommunikation. Was will man mehr? Und dazu noch ein komplettes Live-Orchester. War bestimmt eine tolle Atmosphäre.

Klaro sind jetzt die einzelnen Piaffen nicht top i.S. einer guten FEI-Benotung, aber darum geht es hier nicht.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
esge
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Beitrag von esge »

Es wurde zwar schon gesagt, aber ich muss das nochmal wiederholen: Es ist ein himmelweiter Unterschied. ob sich ein Pferd selbst zu eng macht, oder ob es eng gemacht wird. Und da wird nix mit Bändchen auf die Brust geknallt. Also sorry, nun wirklich nicht! Ich habe das Pferd in Essen life gesehen und wisst ihr, was mein Eindruck war? Knall den EINMAL IRGENDWOHIN und der knallt DICH irgendwohin! Das war keiner von den netten Lusoponys. Das war Mr Mucho Macho, Rotzflegel bis hinter beide Ohren und Pignon hat den an der Arschbacke. Was da vorn noch zuppelt ist nix "zusammengeknallt". Wo da ein Maul Bände spricht, möchte ich wirklich wissen.

Das macht die besagte erste Piaffe keinen Deut besser. Sie ist auf der vorhand, das Pferd "kriecht". Aber in diesem ganzen Zusammenhang sage ich "so what?" Nein, ich messe da nicht mit zweierlei Maß. Die Piaffe ist Mist - aber das Gesamte ist für mich einfach schön.
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alimat01
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Beitrag von alimat01 »

@chica: Meinst Du die Ungarische-Post-Schimmelpony-Kinder- und Jugendtruppe???
Das hörte sich so ein bisschen nach Lob an, und da wollte ich mich gerne anschließen.
Wobei sich 2 Probleme ergeben. Es ist eigentlich die falsche Kategorie - oder kann man es als Augenschmauß- "Ritt" bezeichnen? Nicht wirklich.
Und man muss hier fast mit zweierlei Maß messen. Es ist nämlich nicht alles immer im hier oft vertretenen Sinne "fein" - aber es sind immerhin Kinder und Jugendliche und sie haben sich alles wirklich selbst erarbeitet. - Das finde ich schon auch einen Augenschmauß, wenn so etwas möglich ist - mit dem Spaß den die haben (hatte schon mehrfach das Vergnügen, sie zu sehen)!

Ok, aber zurück zum Thema - es gehört zugegebenermaßen nicht so ganz hier her.....
Kiwi
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Beitrag von Kiwi »

Also mir gefällt dieses Reiten sehr gut. Auch wenn das Pferd die Lektionen nicht in Perfektion zeigt (wobei ich es schon beachtlich finde, wie gut es klappt auch ohne Gebiss und Sattel! Das sollen einige "Dressurreiter" erst mal nachmachen...), gefällt mir besonders gut, dass die Pferde aussehen, als hätten sie Spaß an der Arbeit. Das ist ja leider etwas, was in der "normalen Dressur" oft nicht so scheint...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Schöne harmonische Arbeit mit Pferden, wie man sie von beiden Pignon-Brüdern gewohnt ist, reiterlich aber kein Niveau welches meiner Meinung nach dann "frei" gezeigt werden sollte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der sehr gelaufene Galopp "nur" an der Zäumung und fehlendem Sattel liegt!?

Dass so unterschiedlich hier gelobt wird, was an anderer Stelle sicherlich verteufelt werden würde ist schade. Gerechtfertigte Kritik an der Vorstellung finde ich sehr angemessen, und das obwohl ich grundsätzlich wahrlich ein Pignon-Fan bin! Dann erfreue ich mich aber lieber an sensationellen Freiheitsdressuren und würde auf das Gereit bzw das dressurmäßige Reiten in dem Stil verzichten. Aber naja, Geschmacksache einerseits. Dennoch hat Chica (und andere schon) Recht, wäre es nicht Pignon... oh weh.. Denke an die Frau auf dem braunen spanischen Pferd (Luso, PRE, weiß nicht mehr) mit der "Galopparbeit" - da waren sich alle einig, dass es nix taugt, und wirklich tauglich ist in dem Video das Gereit auch nicht.
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Jen
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Beitrag von Jen »

ich sage jetzt nur noch einmal was zum Thema, weil es sich - wieder mal ;) - sonst im Kreis dreht.

Ich kann ja nur für mich sprechen: aber ich bin nicht jemand, der "nur weil es Pignon ist" etwas gut findet und "nur weil es jemand anderes ist" etwas schlecht findet. Das ist mir etwas zu einfach gestrickt. ;) Sondern ich schaue mir das Gesamtbild an. Und wenn ich das Gesamtbild schön finde, und das finde ich bei Pignon nicht einfach nur schön, sondern fantastisch, ich sehe da "mehr" als nur oberflächlich zu "sehen" ist (kann man das verstehen?). Dies ist sicher davon beeinflusst, dass ich von ihm auch schon live mehr gesehen habe u.a. mit genau diesen Pferden. Das beeinflusst meine gesamte Sichtweise. Ich finde zb. nicht, dass er eine Piaffe reitet, einfach um zu zeigen: schaut her ich kann eine Piaffe reiten und irgendwie auf dem Pferd rumjuckelt. Abgesehen davon, dass er eine fantastische Körperbeherrschung und ein unvergleichliches Gleichgewicht hat (er ist Artist und das sieht man einfach), kann er ein Bild daraus machen. Und das finde ich, ist eine der ganz grossen Stärken eines Pignon, die nur ganz wenige andere Showstars haben. Viele kopieren es, aber wenige können es. Bartabas zb. ist auch so ein absoluter Künstler, der ganz stark mit Bildern arbeitet. Auch bei ihm finde ich vieles sehr schön/berührend, was er zeigt, auch wenn ich es manchmal im dressurtechnischen Bereich nicht perfekt finde. Aber ich finde das unterscheidet halt die Kunst vom Sport. Auch wenn mir ein reeller Hintergrund wichtig ist und im Alltag keine Lektionen um der Lektionen willen reiten will, aber bei meinen Idealbildern bin ich nicht so auf diese absolute Perfektion aus. Mir ist das Gesamtbild viel wichtiger. Das muss in sich stimmen, da muss eine Weichheit, ein Fluss, eine Harmonie drin sein. Dann ist es für mich ein Augenschmaus. Und nicht unbedingt dann, wenn alles militärisch-zackig perfekt mit dem Lineal dahermaschiert wird. Das ist halt meine subjektive ästhetische Vorliebe. Die ist individuell. Das muss euch doch nicht stinkig machen? Weil mir das gefällt? Das finde ich ganz seltsam! Das ist so, wie wenn man darüber streitet, ob jetzt Picasso oder Monet oder Christo oder Warhol oder Banksy die "bessere, perfektere" Kunst macht. Darum geht es doch gar nicht...?!

Mir gefällt die Reiterei eines Marius Schneiders, eines Oliveiras, einer Klimke, einer Uta Grä, eines jean-claude Dyslis, eines no-name Reiters etc. etc. etc. Mir kann das alles sehr gut gefallen, obwohl es totaaal unterschiedliche Reiter/Reitweisen/Philosophien sind. Ich schaue nicht (nur) auf die technische Perfektion, sondern ich schaue auf das Paar und ob es ein "miteinander" oder ein "gegeneinander" ist (=allerwichtigste Punkt für mich), ich frage mich dann, in welchem Kontext die Arbeit zu sehen ist, welcher Weg dahinter steht und was dazu nötig war. Wenn die technische Perfektion dann auch noch dabei ist: ja wunderbar! Aber etwas abzulehnen, nur weil u.a. auch ein Fehler dabei ist... da entgeht einem doch vieles! Da fehlt der Blick für das wesentliche, für den Kern der Sache, finde ich. Man sieht's halt, oder man sieht's nicht, man spürt's oder man spürt's nicht. Worte sind da irgendwie begrenzt... ;)
Liebe Grüesslis, Jen
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Beitrag von Finchen »

Jen hat geschrieben:ich sage jetzt nur noch einmal was zum Thema, weil es sich - wieder mal ;) - sonst im Kreis dreht.

Ich kann ja nur für mich sprechen:

...

Man sieht's halt, oder man sieht's nicht, man spürt's oder man spürt's nicht. Worte sind da irgendwie begrenzt... ;)
Jen, genau das sind für mich die entscheidenden Punkte: fachlich kann man die gezeigten Lektionen wohl recht klar bewerten, aber darum geht es nicht (vorrangig). Es zählt was gefällt und das läßt sich nicht diskutieren, der eine so, der andere anders.

MAN sieht es, oder nicht - eben, du "siehst" etwas, was andere so eben nicht wahrnehmen. Das sollte aber legitim sein :wink:
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Jen
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Beitrag von Jen »

Finchen hat geschrieben: MAN sieht es, oder nicht - eben, du "siehst" etwas, was andere so eben nicht wahrnehmen. Das sollte aber legitim sein :wink:
Genau! Und zwar von beiden Seiten. ;)
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