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Verfasst: Do, 08. Nov 2007 12:23
von Preferida
Ja, leider wird viel Schindluder mit diesen Gebissen getrieben.
Aber nicht nur mit Hebelgebissen sondern auch mit Trensen. Wie Meg schon schreibt, lieber jemand auf Stange bzw. kandare der die Zügel kaum benutzt, als jemand der auf Trense in die vollen geht weil das Gebiss ja sooo weich und maulfreundlich ist.
Mangas ging zu anfang garnicht auf geborchenen Gebissen, sobald man es ins Maul legte ging der Kopf hoch, die schnute zu und feierabend.
Die einzige Rettung eine Stange. Er ist auf Trense eben restlos versaut worden.
Heute bald schon 3 Jahre später kann ich ihm zwischendurch das Racinetgebiss anbieten und er läuft dann gut damit. Es gibt allerdings auch Tage, an denen es garnicht geht und wir zu unserem super dünnen Sweetwaterbit mit riesiger Zungenfreiheit greifen. Allerdings beutzte ich die Stangengebisse seit einigen Monaten nur noch mit Zügeln auf der Stange eingeschnallt,, die Hebel bleiben also völlig unberührt, leider gibt es sehr wenige Stangen ohne Hebel dran, eine echte Marktlücke!
Mein Oldie z.B. kriegt bei jedem gebrochenen Gebiss direkt einen Kotzreiz, droht an durchzugehen etc... Hat er sein LTJ im Maul ist alles gut und man benötigt kaum die Zügel.
Ich denke nach wie vor nicht das man generell sagen kann, man muss mit Trense beginnen, sondern man sollte das Pferd fragen was es gerne mag. Wenn es auf gebrochenem gut läuft ist es ok, mag es die stange lieber ebenfalls und mag es garkeine dann eben Gebisslos.
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 12:38
von knowi
Da es hier ja doch einige gibt, die ausschließlich auf Stange reiten, weil ihre Pferde eine Trense nicht annehmen: Setzt ihr die Stange dann aber auch anders ein als eine Trense? Ich meine damit nicht, ob ihr weniger stark einwirkt, sondern eher, ob ihr, um beispielsweise eine Biegung zu erreichen oder ein Verwerfen zu korrigieren, anders einwirkt als mit Trense.
Es müsste ja eigentlich schon einen Unterschied machen, ob ich mit einem gebrochenen Mundstück oder einer Stange unterwegs bin.
Ich bin bisher nie ausschließlich auf Stange geritten (habe es auch nicht vor), aber die Frage kam mir gerade in den Sinn.
Liebe Grüße!
Knowi
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 12:47
von Sheitana
Hmm, eigentlich bin ich nicht anders geritten, als mit Trense. Bei einfacher Stange ( also wirklichnur das Gebiss, ohne Hebel und so ) habe ich keinen Unterschied gespürt in der Handhabung. Mit Pelham bin ich auch nicht groß anders geritten. Bei der Westernkandare allerdings bin ich immer am langen Zügel und vorwiegend mit Gewicht und Schenkeln geritten. Zum Anhalten hat es oft gereicht, dass ich die Hand ( bin einhänfig geritten) etwas höher genommen habe. Das war aber "nur" Gelände. Ansonsten war für mich der Unterschied nur in der Feinheit zu erkennen. Und natürlich darin, dass mein Pferd zufriedener war..

Verfasst: Do, 08. Nov 2007 13:25
von Reitelch I
ich habe eine einfache stange von Xcellent rider ohne hebelwirkung.
ich habe schon gemerkt, dass die seitliche einwirkung fehlt und merke regelrecht, wie das pferd dann den schenkel "sucht" wenn ich es mal so bescheiben darf. ich versuche, soviel wie möglich über gewicht und schenkel zu reiten, schmeiße die zügel aber nicht weg weil sleipnir dann auch was fehlt und er dann "gebiss suchen geht". wir sind einfach auch noch nicht so weit.
anders als mit trense reite ich ansonsten nicht.
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 13:49
von smilla
Für mich/meine RL gabs einen ganz einfachen Grund für eine Stange (in dem Fall war es ein Pelham):
Ich habe einen Heidenrespekt davor und traue mich wirklich nicht, daran etwas zu machen. Das wusste meine Rl und hat mich so erfühlen lassen, wie wenig man die Zügel bei ihren Pferden braucht (ich hatte Schiss, habe also nichts gemacht).
Das war für mich ein Schlüsselerlebnis und ich hoffe, dass ich das jetzt auf die Trense übertragen habe. Aber ganz sicher kann man sich da ja anscheinend ncht auf sein subjetives Gefühl verlassen (siehe Messergebnisse Cavallo etc.).
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 15:07
von Anchy
ICH OUT MICH HIERMIT ALS GELÄUTERTE KANDARENREITERIN
Bis vor einigen Monaten war auch ich noch mit einer Vaquerostange vierzügelig geritten unterwegs.
Die Umstellung von einem doppelt gebrochenen Gebiß auf die Kandare fand auf Anratens meiner damaligen Reitlehrerin statt.
Tatsache war, daß mein Pferd die doppelt gebrochene Trense nicht aktzeptierte und dieses mit ZUngenspielereien quittierte. Diese hörten während der Umstellung auf Stange auf.
Im Nachhinein weiß ich (Mia culpa), daß hier Ausbildungsfehler vertuscht wurden, es sah nett aus und fühlte sich gut an.
Die nette Kopfhaltung war halt nur ein Fake.
Bedenklich war hier sicherlich, daß laterale Zügelhilfen zum verkanten führen, die Zungenfreiheit bei einer zeiteilig hoch getragenen Hand unangenehm am Gaumen werden .
Die Wirkung der Hebel schon alleine auf Gewicht des Zügels sind auch nicht unerheblich.
Ich bin dann auf eine einfach gebrochene Knebeltrense umgestiegen und siehe da, diese wurde prima angenommen.
KANDAREN GEHÖREN IN DIE HÄNDE VON KÖNNERN und diese sind dann auch in der Lage , ein junges Pferd damit auszubilden.
Die meisten Freizeitfuzzis ( wie ich) allerdings weniger.
In manchen Händen sieht man die abenteuerlichsten Kombinationen, da wird dann die Kette weggelassen,mit 2 Händen blank geritten oder die Anzüge klappern ohne Zügel umher.
Dies ist so kontraproduktiv , das Pferd wird zum Versuchskarnikel für die unsäglichsten Aktionen.
Wobei , wie gesagt, ich die Kandare vom Grundsatz her nicht ablehne, sehr wohl aber den leichtfertigen Umgang damit.
Sollten wir einmal auf Kandare umsteigen, dann nur noch in kombinierter Form mit Unterlegtrense.
LG
Anchy
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 15:24
von kiki
Auch ich bin eine zeitlang 4 zügelig mit Pelham geritten, da Prinz einen sehr flachen Gaumen hat und die normale Wassertrense überhaupt nicht mag.
Da er mit dem Pelham besser ( für einen leichter ) lief, hat man sich eine zeitlang selber was vor gemacht und eine falsche Haltung anerzogen.
Diese jetzt wieder rauszubekommen ist viel Arbeit.
Sicher ist hier auch noch ein manko an reiterlichem Können meinerseits Schuld.
Meine neue RL hat nun mit mir verschiedene Gebisse ausprobiert, da das Pelham eine Pseudoaufrichtung ( eine unehrliche Aufrichtung, bis hin zum entziehen/einrollen ) erzeugt hat.
Das was Prinz am besten angenommen hat war die Knebeltrense
mit Feststellriemchen, da sie dadurch ruhiger im Maul liegt und kleine Handfehler von mir nicht gleich so gravierend sind.
Die Handfehler merkt man jetzt gleich, da er es deutlich zeigt.
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 15:43
von Priesel
Ein schönes Thema, das mich im Moment auch sehr interessiert – und wovon ich ehrlich gesagt überhaupt keine Ahnung habe

. Ganz allgemein brennt mir das sehr unter den Nägeln. Und die Eingangsfrage trifft das jetzt genau!
Ich hätte einfach gerne eine Antwort auf diese Frage, in dem Sinne, wie „wir“ reiten möchten, das Ziel, das wir beim Reiten vor Augen haben – mal so salopp gesagt, Ihr wisst schon, was ich meine. Nicht, was man mal hie oder da gesehen hat, was aber für „unser“ Befinden eh inakzeptabel oder gar indiskutabel ist.
Vielleicht eher, weil man eben schon irgendwann an den Punkt kommt (viele wollen das vielleicht von sich aus eher weniger), dass eben der/die RL mal mit so was kommt. Das hab ich eben schon des Öfteren gehört. Und dann? - Einfach so reinpacken das Ganze?
Oder mehrfach hört man auch, dass eben darauf hingearbeitet wird, mal auf Kandare reiten zu können. Dass das das erklärte Ziel (Endziel) ist, mit Kandare zu reiten.
Bitte mal die an die Front, die täglich/immer/oft so reiten oder schon probiert haben bzw. auch mal die, die davon überzeugt sind oder sich das zum Ziel gesetzt haben. Für mich stehen hier noch ganz ganz viele Fragezeichen! (auch die Zügelführung z. B.)
Danke schon mal!!!
LG
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 16:58
von Jen
Warum Kandare? eine Kandare erfüllt natürlich einen funktionalen Zweck. Eine Trense wirkt aufrichtend, biegend und stellend, eine Kandare Oberlinienverlängernd.
Mit Kandare zu reiten macht erst Sinn, wenn man einen gewissen Versammlungsgrad erreicht hat, denn wenn das Pferd v/a läuft, und man eine Einwirkung über die Kandare geben würde, dann würde sich das Pferd aufgrund der Wirkweise der Kandare zu tief kommen (einrollen). Würde man versuchen das Pferd mit der Kandare zu biegen, dann verkantet sich die Stange, da diese ja fest ist und nur sehr begrenzt einseitig beeinflusst werden kann. Deshalb sollte jegliches Stangengebiss eigentlich einhändig geführt werden, weil damit die einseitige Wirkung auf die Stange verhindert bzw. begrenzt wird.
Die Trense hingegen eignet sich weniger für ein Reiten in Versammlung, weil sie ja aufrichtend wirkt und wenn das Pferd zu hoch kommt, dann verstärkt die Trense diese Tendenz eher.
Um das Gleichgewicht auf beide Seiten (nach oben und unten) zu stabilisieren reitet man am Anfang bzw. im Übergang mit Kandare und Unterlegstrense, um quasi das Pferd zwischen diesen zwei Gebissen zu "jonglieren" und das jeweilige Gleichgewicht finden zu lassen. Deshalb ist es immens wichtig, dass ein Reiter bei dieser Zäumung einen zügelunabhängigen Sitz und eine bewusste Hand hat, um beide Zügel unabhängig voneinander zu "bedienen". Da die Kandare ja einhändig geführt werden sollte, ist eine 3:1 Führung eigentlich die korrektere Führung, die 2:2 Führung ist erst eine Erfindung der neueren Zeit und wurde früher nur als Korrekturführung von wahren Könnern benutzt.
Je weiter das Pferd in der Ausbildung und Gymnastizierung ist, desto weniger muss man das Gleichgewicht über den Zügel (mit-)korrigieren, sondern kann dies wahrhaft von hinten nach vorne reiten. Biegung und Stellung wird über die Tätigkeit der Hinterbeine gesteuert, welche über den Sitz beeinflusst werden. Aufrichtung wird über den Versammlungsgrad gesteuert und so wird die Trense mit der Zeit überflüssig und es braucht im Prinzip nur noch die Kandare, um dem Pferd den Rahmen vorzugeben und in der Versammlung die Oberlinie zu verlängern, wenn es sich hier etwas festmacht oder den Unterhals zu aktiv benutzt.
Wenn das Pferd noch weiter ist, dann kommt es gar nicht mehr darauf an, was das Pferd im Mund hat, es kann auch nur ein Seidenfaden sein.
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 17:54
von Susanne
Mal ein paar Gedanken von mir:
Ich habe leider auch schon erlebt, wie die Sache mit dem Pferd mit Kandare daran zu hindern zu hoch zu kommen benutzt wurde um Ausbildungsfehler zu kaschieren (und das unter Ausbilderaufsicht). Dieses Pferd wäre 100% gestiegen ohne Kandare als es piaffieren sollte. Die Reiterin hatte wohl auch später einen derberen Unfall mit dem Pferd. Insofern ist es doch genauso gefährlich die Kandare zu Benutzen um ein "Zu-Hoch-Kommen" des Pferdes zu verhindern, wie ein Durchgehen?!
Gefährlich finde ich an der Kandare, daß der Reiter sich selber damit wunderbar in die Tasche lügen kann, sein Pferd sei ja schon so weit usw. Hätte z.B. oben erwähnte Reiterin auf Trense geritten, hätte ihr Pferd Männchen gemacht und ihr wäre klar gewesen, daß da noch gewisse Defizite sind und hätte wahrscheinlich anders weitergearbeitet.
IMO sollte es doch auch möglich sein ein Pferd ganz einfach auf Trense bis zu sämtlichen GrandPrix-Lektionen auszubilden? Also wenn es zu hoch kommt, das Ganze über ein Entlassen in die v/a-Tendenz wieder ins Lot zu bringen (die Oberlinie zu verlängern)?
Ich reite jedenfalls meine Stute seit ich sie habe mit einfach gebrochener Wassertrense und habe bisher auch alles damit korrigiert gekommen. Worin für uns der Mehrwert in der Kandare liegen würde weiß ich nicht. Was mir auch nicht ganz klar ist: Wenn ich mein Pferd kandarenreif habe, es sich also um die Sitzknochen biegt, ja warum brauch ich dann noch die Kandare? Ich habe ja nicht vor einhändig in die Schlacht zu reiten (wo sicher oft nicht zimperlich in die Kandare gegriffen wurde). Die einzige Erklärung, warum dann noch Kandare, wäre wenn mir jemand plausibel erläutern könnte, wie und weshalb man damit noch feiner reiten kann
Liebe Grüße
Susanne
PS: Ich möchte jetzt aber nicht so rüberkommen, als ob ich denke, daß alle Leute die auf Kandare reiten sich selbst überschätzen und nur Ausbildungsfehler kaschieren wollen. Jedes Gebiß ist ein Handwerkszeug und nur so gut oder schlecht wie der Benutzer.
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 18:28
von Carmen
Ich würde schon sehr gerne irgendwann auf Kandare reiten können. Zum einen sehe ich das als eine Art Auszeichnung, auf Kandare reiten zu dürfen. Das ist so ähnlich wie das Reiten mit Sporen, auch das muss man sich meiner Meinung nach erst verdienen.
Als hohes Ziel sehe ich das Reiten auf blanker Kandare. Denn die Variante Kandere + UT diente ja ursprünglich nur dem Übergang von Trense auf Kandare, ähnlich wie das Reiten auf Kappzaum mit Trense dem Übergang vom KZ auf Trense dient.
Ich denke, dass ein Könner sowohl ein weit ausgebildetes Pferd als auch ein verrittenes Korrekturpferd mit Kandare reiten kann, und sie bei beiden Pferden berechtigt ist.
Leider sind sehr viele Leute unterwegs, die nicht mal ruhig mit der Trense umgehen können, aber der Meinung sind, eine Kandare einschnallen zu müssen.
Was mich vor allem nachdenklich macht, ist die Dicke der beiden Gebisse. Mein Wallach hatte schon Probleme mit einer 16mm Trense, so dass ich auf 13 mm heruntergegangen bin. Wie um Himmelswillen sollen da 2 Gebisse auf einmal reinpassen?
Ich denke, eine Kandare ermöglicht es dem Reiter, ganz winzige und feine Impulse zu geben, so dass die Einwirkungen immer weiter minimiert werden können. Genau das ist ja das Ziel des klassischen Reitens. Dazu braucht man nicht zwangsläufig eine Kandare und natürlich müssen theoretisch alle Lektionen auch auf Trense zu reiten sein. Aber sie ist ein sehr gutes Hilfsmittel, das in sanften Händen wirklich ein Wundermittel sein kann.
In den Händen eines Stümpers ist sie allerdings ein Folterinstrument.
Daher lieber die Finger weg lassen, als sie zu früh einzusetzen. Zu früh ist meiner Meinung nach aber immer auf den REiter bezogen. Ein Pferd, das die Grundausbildung hinter sich hat, dürfte eigentlich mit einer Kandare auch keine Probleme haben (wenn es nicht wegen der 2 Gebisse ist!)
Deshalb Könner ja, alle anderen auf keinen Fall. Rübe runter ist nunmal kein Reiten. Auch wenn man ne L-Dressur auf Kandare reiten will. Die FN-Aufgaben sind eh besch...en, das fängt schon bei E an. Da werden Lektionen verlangt, für die Pferde und Reiter in der entsprechenden Klasse noch gar nicht in der Lage sind. Ab L könnte man bestimmt auf Kandare reiten, wenn bloß die Grundlagen in E und A gescheit gelegt worden wären. Ist leider selten so. Bin immer soooo geschockt

, wenn ich auf einem Turnier bin und könnte alle vom Pferd holen und die Richter aus ihrem Häuschen...
Kurz gesagt: Kandare ist eine Auszeichnung. Und die verleiht man sich nicht selbst, sondern bekommt sie verliehen.
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 21:28
von Melli
Ist es denn nicht generell denkbar, dass es Pferde gibt, die man gar nicht zwischen aufrichtender Wirkung der Trense und beizäumender der Kandare hin- und herbalancieren muss, weil sie eben gar nicht zu hoch kommen?
Wo auch ein Könner (der die Kandare eben nicht einschnallt "so jetzt ist L-Niveau, also fangen wir mit Kandare an", sondern der von Pferd zu Pferd den Kandareneinsatz nach tatsächlichem Bedarf entscheidet) schlicht bei der Zäumung auf Trense bleben würde?
Oder "übersehe" ich, dass die Kandare bei jedem Pferd ab einem gewissen Ausbildungsniveau Sinn macht?
Nur ein Gedanke.
Melli.
Verfasst: Do, 08. Nov 2007 21:47
von Carmen
Ich glaube nicht, dass eine Kandare bei jedem Pferd Sinn macht. Es gibt ja keinen Grund, ein anderes Gebiss zu nehmen, wenn das bisher benutzte toll funktioniert bzw. das Pferd sich sehr wohl fühlt.
Aber man hat eben die Möglichkeit, die Hilfengebung immer weiter zu verfeinern. Und dann kommt natürlich irgendwann (oder auch nicht

) der Punkt, wo es völlig egal ist, was das Pferd im Maul hat, weil es auch am leicht durchhängenden Zügel in höchster Versammlung zu reiten ist.
Man sollte aber immer von Fall zu Fall unterscheiden. Wenn das Pferd super auf Trense läuft, ganz fein in der Anlehnung ist und auf Gedanken reagiert, ist die Kandare überflüssig.
Für mich ist sie - wie gesagt - eher ein Test für den Reiter. Bzw. ein Korrekturmittel für verrittene Pferde. Nötig sein sollte sie bei korrekt ausgebildeten Pferden nie. Aber das ist ja eigentlich kein Gebiss, oder???
Ich habe allerdings keine Kanderenerfahrung und riesigen Respekt vor dieser Zäumung.
Verfasst: Fr, 09. Nov 2007 08:49
von Jen
@all
das reiten auf Kandare macht - wie geschrieben - erst Sinn, wenn schon ein gewisser Versammlungsgrad erreicht ist. Und wenn es daran geht, dass das Pferd in noch mehr Versammlung hereingeführt wird, dann macht es m.M. nach durchaus Sinn mit der Kandare zu reiten. Das Werkzeug muss einfach adäquat benutzt werden. Nur weil es viele Reiter gibt, die dieses Werkzeug falsch benutzen heisst das noch nicht, dass das Werkzeug per se schlecht ist. Wenn der Reiter das Gefühl im Hintern nicht hat, wann eine Hilfe zu geben ist und wie stark die ausfallen soll, dann macht es natürlich keinen Sinn mit Kandare zu reiten.
Natürlich ist es grundsätzlich möglich, ein Pferd mit Trense bis zu den höchsten Schulen ausbilden. Aber - adäquater Einsatz des Hilfsmittels vorausgesetzt - warum auf ein Hilfsmittel verzichten, welches dem Pferd schnell und präzise mitteilt, was man von ihm will und so eine Korrektur feiner ausfällt, als wenn man mit Trense reitet? Bsp: ich kann mein Pferd auch gebisslos dressurreiten. Aber nur in den Lektionen, die schon sehr sehr gut sitzen. Bei Dingen, die ihm noch schwerfallen und er etwas auseinanderfällt oder die Sitz-/Schenkelhilfe noch nicht ganz so durchkommt, wie gewünscht und die Zügelhilfe nötig macht, dann ist das gebisslos einfach viel zu reaktionslangsam. Ich muss viel stärker am Zügel korrigieren als ich das mit Trense müsste. Deshalb reite ich "nur zum Spass" ab und zu gebisslos dressur, aber nicht zum ausbilden. weil ich einfach eine höhere Präzision erwarte. Genauso verhält es sich mit der Kandare und Trense. Für gewisse Dinge, zb. wenn das Pferd zu hoch kommt in der Versammlung, da ist die korrektur über die Kandare, weil die Hilfe vom Sitz noch nicht hundertpro super durchkommt, einfach schneller und präziser und kann deshalb feiner ausfallen, als die Korrektur mit Trense, wo ich viel stärker v/a und dann wieder in die Aufrichtung korrigieren muss, als die paar mm mit Kandare, wo das Pferd in Aufrichtung bleibt, aber nur geringfügig das GEnick nach vorne gekippt wird.
Deshalb kann man mit der Kandare feiner reiten als mit der Trense. Nicht allgemein, sondern in dieser Situation. Ist das Pferd zu tief, braucht es die aufrichtende Funktion der Trense: das Pferd stösst sich am Gebiss ab und wird leicht.
Am Anfang wird jedes Pferd, auch solche die generell zu tief kommen, in der Versammlung auch immer mal wieder zu hoch kommen.
OB man dann auch tatsächlich jedesmal korrigiert, bleibt situationsabhängig und der Erfahrung des Reiters überlassen. Je weiter Pferd und Reiter sind und je erfahrener der REiter ist, desto eher kann er auch mal warten, ob sich das Pferd wieder selber in die Form korrigiert. Dann kann die allfällige Korrektur noch feiner ausfallen oder gar ganz ausbleiben. Das ist dann das, was ich als "aktive Mitarbeit" des Pferdes anschaue. Und das ist mir schon beim jungen Pferd wichtig, ich korrigiere nicht unbedingt jeden FEhler des Pferdes immer sofort, sondern ich warte auch mal ab und schaue, ob das Pferd einfach für einen Moment die Balance verloren hat, diese aber wieder selber sucht, ohne dass ich jedes Mal gleich eingreife. Manchmal ist meine Einschätzung falsch und es braucht trotzdem eine Hilfe. Manchmal klappt es dann aber doch und das gibt dann natürlich noch kräftigeres Lob

Verfasst: Fr, 09. Nov 2007 08:56
von Jen
Noch vergessen:
Das Reiten auf Trense ist für mich überhaupt nicht viel "schonender". Gerade wenn man den heutigen Einsatz der Trense anschaut, welcher den Pferden sogar Knochenwucherungen auf den Kieferästen beschert! Also nachweisbare Verletzungen! Deshalb ist es für mich nicht unbedingt automatisch ein Zeichen von "Sanftheit" wenn ein Pferd nur auf Trense geritten wird.