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Verfasst: So, 06. Jan 2008 19:05
von dshengis
Big Mama hat geschrieben:Wie hast Du Dein Pferd dazu gebracht auf das anspannen der Wade zu reagieren? Das hätte ich bei meinem auch gerne
Funzt zumindest, wenns ums Vorwärts geht. Voraussetzung ist m.E., Hand und Schenkel zu trennen. Aber prinzipiell kannst Du ihnen doch alles beibringen, es ist nur Konditionierung. Genauso gut klappt das auch auf ein Vorgehen der Hand. Wie gesagt, die merken eine Fliege auf ihrer Haut! (und jede kleine Verspannung bei uns

). Es ist doch nur die Frage, ob wir sie so fein abstimmen (wollen). Denn letzten Endes kommts doch dann drauf an, dass wir dieser von uns geforderten Feinheit entsprechen können.
Neben der grundlegenden Schulung auf den Schenkelgehorsam ("leg-lesson") ist es eine gute Übung, viele Übergänge Schritt-Halt-Schritt zu reiten, mit dem Ziel absolut minimaler Hilfengebung. Mach das mal zwei Runden ganze Bahn, mit wechselnder Zahl der Schritte, und Kollege Pferd wird seeehhhr aufmerksam. Immer auch mit der Trennung von Hand und Schenkel im Hinterkopf. Irgendwann kommt der Punkt, wo Herr Pferd auf ein minimales Vorgehen der Hand antritt.

Wenn ich diese Leichtheit durchgängig hätte, würde es meinem Ideal von leichter Hilfengebung schon ziemlich entsprechen.
LG A.
Verfasst: So, 06. Jan 2008 19:58
von acoma
ad dshengis:
Du trägst also keine Sporen, da es für dich nicht von Nutzen ist. Das verstehe und akzeptiere ich voll und ganz. Warum solltest du auch!? Hier sind wir aber genau auf dem Punkt: Was will ich von meinem Pferd und welche Eigenschaften hat mein Pferd? Ein Wald- und Wiesenreiter, jemand, der mal ein paar Seitengänge übt oder vielleicht sogar ein paar halbe Tritte von seinem Hotti verlangt und dann zufrieden ist, wenn das gemütliche Pferdchen sich mit hoch erhobenem Hinterteil ein Paar viertaktige Tritte abringt, braucht natürlich keine Sporen. Wenn man nicht genau weiß, was man tut, ist das Reiten ohne Sporen natürlich noch immer das Beste. Wenn jemand aber ein phlegmatisches Pferd unterm Sattel hat und damit eine ordentliche (nicht nach FN) Piaffe erreichen will, muss er sich überlegen, mit welchen Mitteln er eine aktive Hinterhand und ein korrektes Beugen aller HH-Gelenke fördert. Bei eben solchen Pferden muss man aufpassen, dass sie Losgelassenheit nicht mit Faulheit verwechseln. Mein Wallach ist ein solcher Kandidat. Er reagiert auf sehr feine Hilfen, z.B. Anspannen der Wadenmuskulatur, aber nur deshalb, weil ich ihn mit dem Sporn dazu erzogen habe. Wenn ich Doma Vaquera reiten und entsprechende Manöver ausführen will, geht das nicht mit dem Schenkel allein. Das wäre eine Illusion. Wie gesagt: Es kommt immer darauf an, was man von seinem Pferd will.
Verfasst: So, 06. Jan 2008 20:00
von Medora
Susanne hat geschrieben:Warum ist die Möglichkeit auf den Punkt einzuwirken fieser als mit einer breiteren Fläche schwammig einzuwirken? Ansonsten fordern wir von unseren Pferden ja auch Reaktion auf Minimalismus, warum dann nicht auch dort?
Weil eine Punkteinwirkung mittels Metallpiekser schmerzhafter ist als eine breitflächige Einwirkung mit einem Bein (keine Frage, dass das auch unangenehm sein kann, aber ich glaube, dass bisher noch keiner damit Blut zum Fließen gebracht hat...) - kann jede/r bei sich selbst ausprobieren

Ist wie beim Messer auch - es ist ein Unterschied, ob ich die flache Seite auf meinen Handrücken drücke oder die scharfe
Hinzu kommt auch noch die Frage der Sinnhaftigkeit dieses Hilfsmittels überhaupt. Wenn ich die Idee vom "atmenden Schenkel" nehme und möchte, dass ich mit meinem Bein einen sanften Kontakt habe, wie soll das Pferd dem Bein vertrauen lernen, wenn es Angst haben muss, gepiekst (oder schlimmeres) zu werden? Das Vorwärts verstehen die meisten Pferde eh besser mit einer touchierenden Gertenhilfe und für die seitlichen Bewegungen ist noch viel mehr entscheidend als nur das Bein.
Ich bezweifle arg, dass Sporen erfunden wurden, um feines Reiten zu erreichen und genauso bezweifel ich arg, dass die meisten Sporen gekauft werden, um mit ihnen das feine Reiten zu erreichen - aber, ganz klar: das ist nur meine Sicht
Medora
Verfasst: So, 06. Jan 2008 20:15
von acoma
ad medora:
Natürlich ist ein Spornstich ein Schmerzreiz. Was tust du, wenn einer deiner Hafis mal sagt, er möchte jetzt nicht auf die Aufforderung deines Schenkels reagieren? Ihn mit der Ferse stoßen? Mit Gerte? Ausschimpfen? Oder sagen: Na ja, wenn er halt nicht will? Der Sporn ist hier die schnellste, umittelbarste und verständlichste Hilfe. Und ich wiederhole mich: Aber nur, wenn man weiß wie!
Ist ein Schmerzreiz wirklich sooo schlimm für ein Pferd? Bedenkt man, wie Pferde untereinander in einer Herde sich benehmen (beißen, ausschlagen, wegdrängen,...), muss man sich wegen eines sinnvoll und sehr, sehr sparsam eingesetzten Sporns kein schlechtes Gewissen machen.
Auch dass das Pferd beim Verwenden des Spornes das Vertrauen verliert, stimmt einfach nicht. Wenn das Pferd weiß, warum, ist alles in Ordnung.
Verfasst: So, 06. Jan 2008 20:23
von Medora
Hallo Acoma,
was ich tue? Tatsächlich sehr unterschiedliche Dinge: manchmal frage ich einfach noch mal (oder auch mehrmals) nach, manchmal verändere ich meine eigene Energie, manchmal nutze ich meine Stimme oder schnalze, manchmal tippe ich mit der Gerte an, manchmal akzeptiere ich ein "Nein" und manchmal steige ich ab, mache von da klar, was ich will und steige wieder auf. DAS ist ja das Schöne: wir haben viele Möglichkeiten
Das Argument, das Pferde untereinander auch nicht zimperlich sind, zieht für mich nur bedingt, da im Miteinander von Pferden jeweils genau das genutzt wird, was der andere auch zur Verfügung hat, also Hufe, Zähne und Körper. Es ist aber nicht so, dass ein Pferd plötzlich einen Nagel hat und damit mal ein anderes in die Rippen piekst.
Sporen sind aus meiner Sicht eine zutiefst menschliche Erfindung, da sie mit sehr wenig Aufwand sehr viel Schmerzwirkung erzielen können. Und ob sie wirklich so "verständlich" sind, wage ich anzuzweifeln.
Was das Vertrauen angeht, kann ich nur aus meiner eigenen Erfahrung sprechen: nachdem mir mein Pferd seine Angst vor dem (von mir, wie gesagt nicht doll eingesetzen) Sporn gezeigt hatte, musste ich einiges dafür tun, dass er wieder Vertrauen fasste. Man kann es durchaus verlieren...
Medora
Verfasst: So, 06. Jan 2008 20:28
von Sunknúni
Ab und an reite ich auch mit Sporen, da manche Pferde dann doch besser auf den Schenkel reagieren und ich nicht in Versuchung zu komme, mich zu verkrampfen oder dauerzutreiben.
Auch bei Junito habe ich für die Seitengänge ein paar Mal Sporen angezogen, jedoch auf einem Video gemerkt, dass ich aufgrund meiner kurzen Beine und seines Umfangs mit meinen Rädchensporen dauernd dran bin. Deshalb lasse ich sie wieder weg. Evtl. wären ganz kurze eine Überlegung, muss ich aber ebenfalls ausprobieren.
Ich bin bei mir ohnehin sehr vorsichtig mit Sporen, da ich noch einen unsicheren Sitz mit wankelnden Beinen habe.
Eine richtige Verfeinerung der Hilfen finde ich den Sporn ohnehin nicht. Er ist ein Instrument, um eine Hilfe kurzzeitig klarer zu geben, das deshalb auch sehr kritisch betrachtet werden muss. Wenn der Sitz stimmt, würde man m.E. keine Sporen brauchen...
Verfasst: So, 06. Jan 2008 20:35
von dshengis
acoma hat geschrieben:Wenn ich Doma Vaquera reiten und entsprechende Manöver ausführen will, geht das nicht mit dem Schenkel allein. Das wäre eine Illusion.
Zugegebermaßen ist das nicht mein Anspruch
Ich sage aber auch nicht, dass Sporen für alle und jeden Reiter überflüssig sind. Aber für schätzungsweise jene 95%, die sie nur fürs Vorwärts brauchen. Wenn Du zu den restlichen 5% gehörst, ist das schon okay.
Allerdings kam von Dir der folgende Satz:"Außerdem: Ich finde, erst in den "höheren" Lektionen Sporen einzusetzen, ist absolut sinnlos. Wenn ich das Pferd schon ohne Sporen so weit gebracht habe, wird es auch schwierigere Aufgaben ohne Sporen gut erledigen." (genau genommen sind es 2 Sätze

)
@Sunknuni: Unter diesen Voraussetzungen
da ich noch einen unsicheren Sitz mit wankelnden Beinen habe.
verbieten sich für mich Sporen schon von ganz allein. Aber bei der Überlegung bist Du ja auch schon angelangt

Verfasst: So, 06. Jan 2008 21:15
von Sheitana
Ich bin Sherry damals auch manchmal mit Sporen geritten (unter Aufsicht im Reitunterricht von Feendrache) und zwar aus dem einfachen Grund, dass ich sie für feinere Hilfen durchaus geeignet finde, wenn man damit umgehen kann. Wir haben damals mit einigen Übungen angefangen, wo ich Probleme hatte mit dem Schenkel so differenziert die Hilfen zu geben, wie es nötig war. Um also ständiges Treiben zu verhindern habe ich die Sporen eingesetzt und so war mir das feine reiten auch möglich.
Allerdings denke ich auch, dass Sporen mit bedacht ( auch wenn ich jetzt gesteinigt werde

) zum Vorwärtsreiten eingesetzt werden können, wie gesagt mit bedacht und nicht dauerhaft.
Dies habe ich gemacht, als ich angefangen habe mit Gisela, der Kaltblutstute zu arbeiten. Sie war so unsensibel was den Schenkel anbetrifft, dass wirklich schon "bollern" nötig war, um sie vorwärts zu bekommen. Da habe ich meine Rädchensporen ( Westernsporen, die aber wesentlich weicher sind als Dornsporen) angezogen und sie statt zu "bollern" damit "gepiekst".
Ende vom Lied war, dass ich die Dinger an zwei Einheiten anhatte und danach ein Pferd unter mir, dass auf leichte Schenkelhilfen reagiert hat. Meiner Meinung nach die bessere "Methode" ,als ständig viel treiben zu müssen. Allerdings das alles vorausgesetzt man weiß was man tut.
Leider habe ich gerade erst wieder das Gegenteil gesehen, eine Reiterin, die mit viel zu langen Sporen (so 3 cm) bei jedem Schritt auf das Pferd eintrat, bei jedem dritten Schritt mit der Gerte draufschlug und fast ständig am Zügel riss. Ohne jetzt zu übertreiben, ich habe schon viele solche Leute gesehen, aber DAS überstieg echt alles.
Wieder mal ein Beispiel, wie man es nicht machen sollte...
LG
Sheitana
Verfasst: So, 06. Jan 2008 23:09
von Ielke
Sheitana hat geschrieben:I
Allerdings denke ich auch, dass Sporen mit bedacht ( auch wenn ich jetzt gesteinigt werde

) zum Vorwärtsreiten eingesetzt werden können, wie gesagt mit bedacht und nicht dauerhaft.
Dies habe ich gemacht, als ich angefangen habe mit Gisela, der Kaltblutstute zu arbeiten. Sie war so unsensibel was den Schenkel anbetrifft, dass wirklich schon "bollern" nötig war, um sie vorwärts zu bekommen. Da habe ich meine Rädchensporen ( Westernsporen, die aber wesentlich weicher sind als Dornsporen) angezogen und sie statt zu "bollern" damit "gepiekst".
Ende vom Lied war, dass ich die Dinger an zwei Einheiten anhatte und danach ein Pferd unter mir, dass auf leichte Schenkelhilfen reagiert hat. Meiner Meinung nach die bessere "Methode" ,als ständig viel treiben zu müssen. Allerdings das alles vorausgesetzt man weiß was man tut.
Ein ähnliches Beispiel kenne ich auch, die Reiterin hat sich wg. ihres unruhigen Schenkels nie an Sporen getraut, die RL hat ihr Rädchen-Sporen verpasst. Unter Anweisung damit geritten, und sie hatte ein anders Pferd + einen anderen Sitz: Da das Pferd plötzlich "wacher" war, brauchte sie kaum noch zu treiben, ohne die Sporen großartig einsetzen zu müssen und die Beine lagen ruhig.
Verfasst: Mo, 07. Jan 2008 10:11
von Josatianma
acoma hat geschrieben:Die Frage "Warum haben Sie Sporen in der Basisarbeit an? Was wollen Sie machen, wenn es an die höheren Lektionen geht?" zeugt meiner Meinung nach von Inkompetenz und wurde sicher von einem FN-Trainer gestellt.
Nein, es war kein FN-Trainer, es war eine Trainerin aus dem klassischen Bereich.
Für mich haben Sporen ihre Berechtigung. Auch bei Pico werde ich sie wohl mal wieder zum Einsatz bringen. Aber nach der langen Zeit ohne eben viel bewusster. Ich muß damit ja nicht einmal einen Schmerz hervorrufen. Normalerweise reicht eine kleine Ermahnung. Beim Haflinger kann ich sie bedenkenlos an das Bein machen, da ich hier ganz speziell die Ferse hochnehmen muß, um überhaupt mit dem Sporen an das Pferd zu kommen.
Verfasst: Mo, 07. Jan 2008 10:34
von Yve9979
Wahrscheinlich werdet ihr mich gleich in der Luft zerreißen, aber ich reite generell (nicht im Gelände) mit Sporen. Bei meinem Pony komme ich aber nur mit den Sporen ran, wenn ich sie bewusst einsetzen will. Und ich muss zugeben, ich gebe erst die "normalen" Hilfen, Gewicht und Bein und Gerte in dieser Reihenfolge. Und wenn mein Pferdi meine Hilfen dann ignoriert, setze ich den Sporen ein oder ermahne ihn besser gesagt! Diese Ermahnung kommt aber nicht schlagartig und unerwartet fürs Pony, sonst würde er ja gar nicht verstehen was los ist. Und Pony reagiert sehr fein auf den Schenkel. Ich denke wirklich sinnvoller Einsatz der Sporen ist eine feine Sache, die die Kommunikation erleichtern kann.
Verfasst: Mo, 07. Jan 2008 11:38
von smilla
Ich habe vor Sporen einen ähnlichen Respekt, vielleicht sogar Abneigung, wie Medora.
Mein Reitstundenpferd Remmi reagiert aber auch so fein auf den Schenkel, dass Sporen beinahe undenkbar wäre und bei Mogli hapert es so sehr an der Basis, dass Sporen da wirklich nichts zu suchen haben.
Grundsätzlich verstehe ich zwar den Gedanken des Feinmachens mit Hilfes des sehr punktuellen, scharfen Impulses, habe jetzt aber schon einige Pferde kennengelernt, die das nicht benötigen. Vom Haflinger bis zum Lusitano

Verfasst: Mo, 07. Jan 2008 13:56
von Big Mama
Gestern hat mir mein Dicker noch mal sehr nachdrücklich klar gemacht das er es HASST wenn ich ihn mit der Gerte touchiere( ich glaub wenn ich den mal einen Tick zu viel erwische wirft er mich in den Dreck!!!

) und auf Sporen reagiert er einfach wie gewünscht, ohne Popo hochschmeißen! Auch ein Grund lieber mit Sporen zu reiten ist das mir die Gerte in der Hand immer irgendwie hinderlich ist. Die Hand die sie trägt ist nicht in der Lage bei Benutzung die Zügelhand still zu halten. Ist klar was ich meine , oder?
Grüßle Big Mama
Verfasst: Mo, 07. Jan 2008 16:25
von padruga
Hallo acora, du erwähntest, dass bei einigen Manövern der Doma Vaquera Sporen unerlässlich sind. Welche Manöver sind das?
Was wäre wenn man dabei "nur" ein sehr sensibles, promt und fein auf den Schenkeln reagierendes Pferd hätte? Würden diese Manöver dann nicht mehr klappen?
Verfasst: Mo, 07. Jan 2008 16:59
von emproada
Ich reite sehr selten mit Sporen, da ich einfach der Meinung bin, dass meine Unterschenkel dafür zu unruhig sind und die Wirkung nicht präzise genug ist.
In der St. Georg ist zu genau diesem Thema übrigens ein interessanter Bericht.