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Verfasst: Di, 19. Feb 2008 11:50
von ottilie
Mela hat geschrieben:Merlin öffnet das Maul beim Kauen sehr stark?!

Das ist von Pferd zu Pferd sehr unterschiedlich.
Manche Pferde machen das von mir oben beschriebene "Lecken" quasi innerhalb der Maulhöhle und zeigen die Zunge gar nicht, andere lassen den Bleschel gerne mal 10 cm raus :D. Wichtig ist hierbei auch, das "Lecken" abrufbar machen zu können, um so die Lockerheit immer wieder zu prüfen.

Dem "wieviel" würde ich also nicht allzuviel Bedeutung beimessen, Du merkst schon, was bei Deinem Pferd gut ist.
Ausnahmen:
- es läuft sich auf ein "Verweigern durch Maulaufsperren" hinaus, dann geht was in die verkehrte Richtung (wobei das aber auch kein Kauen mehr ist)
- es wird ein nerviges Geklapper (Überforderung etc.)

Grüsse von
ottilie

Verfasst: Di, 19. Feb 2008 14:45
von Anchy
Dieses Thema soll nicht zu einem Glaubenskrieg führen. Es kann ein Aspekt in der Ausbildung sein, muß es aber nicht.

Natürlich kannst Du auch über die HH zu einem Kauen als Zeichen von Losgelassenheit kommen. Für das ein oder andere Pferd, ist der Weg über die Balanceherstellung und dann die Bewegung und Aktivierung der HH der günstigere.

Ich habe z.B zu einen Kandidaten, der an sich schon sehr verkrampft ist. Wenn Du bei ihr aktiv das vo/aw forderst, ohne vorher das Maul gelöst zu haben, handelst Du Dir ersteinmal Stress ein. Sie haut sich auf die VH , rennt davon oder geht gar nicht mehr vorwärts.
Daruf ganz zu verzichten wäre aber auch fatal, weil sie sich dann selbst nur noch als "Kopf" sieht und vergißt, daß da hinten auch noch was dran ist. Sprich,wir schlurfen nur noch durch die Bahn, hatten wir auch schon alles.

Meiner Erfahrung nach, war es bei ihr immer sinnig, die Losgelassenheit erst über das Maul zu fördern, danach kam die HH.

Anfangs sperrte sie bei den Übungen schon mal das Maul auf, was jedoch sehr schnell nachließ. Jetzt ist es eigentlich nur noch ein Schmatzen mit leicht geöffnet Lippen. Sie wirkt dabei immer entspannt.



Anchy

Verfasst: Di, 19. Feb 2008 15:29
von horsman
also ich hab die Erfahrung gemacht, dass i.d.R. die Maultätigkeit mit losgelass. Kiefer von alleine kommt, wenn man die HH arbeitet (Seitengänge) und das junge Pferd noch nicht im Maul verdorben wurde.

Nur, wenn das nicht der Fall ist, was aus versch. Gründen vorkommen kann (z.B. Pferd wurde lange Zeit maultot geritten), sind direkte Abkauübungen Gold wert.

Dabei bin ich erst mal froh, wenn ich überhaupt mal eine irgendeine Maulbewegung hin bekommen (zunächst vom Boden aus), dann suche ich nach einer losgelass. Maulöffnung lieber etwas mehr als zu wenig, dann später wird die Sache verfeinert (nur leichte Zungen- und Schluckbewegung) und schließlich stellt es sich beim Reiten nach Arbeit der HH wieder von selbst ein.

Gruss

Verfasst: Di, 19. Feb 2008 16:55
von glovedrider
Anchy: wie ist es denn wenn Du in Gebrauchshaltunganfängst und daraus wie es nach klassicher deeutscher Dressurauffassung sein sollte, zeitweilig Zügel aus der hand kauen läßt.
Horsemän: Nehme an mit jungem Pferd meins t Du wie Baucher 5 jährig,
der hat ja keine drei und vierjährigen geritten.

Offens Maul find ich super für Polizeipferde bei der Hatz auf Demonstranten. Wird das Maul wirklich dauerhaft offengehalten, ist das ein Zeichen für Verspannung.
Gelegentlich in irgendwechen Ausbildunsphasen, kann passieren. Wo ist
schon alles immer ideal.
lg

Verfasst: Di, 19. Feb 2008 19:56
von Anchy
@Glovedrider

Tiefer als Gebrauchshaltung nimmt sie sowieso kaum ein, ohne den Spannungsborgen nicht zu verlieren. Ich reite sie sehr selten tief, da sie mir dabei zu schnell auf der Hand liegt . Das "aus der Hand kauen" funktioniert , sie dehnt sich dabei willig nach unten.

Übertreiben sollte man nicht, mit dem Flexionieren, sonst läuft man Gefahr, daß sich alles zu sehr auf die Hand zentriert.


Liebe Grüße

Verfasst: Di, 19. Feb 2008 23:33
von amara
Bei mir im Unterricht zentriert sich gar nichts auf das Flexionieren.... außer im Stand bei den Abkauübungen, sonst brauche ich das nicht. Aber das ist bestimmt stark typabhängig. Ich habe den Fall, dass das Abwärts halt kein Problem ist... der zieht immer brav runter wenn man ihn lässt. Unschätzbar wertvoll, kann aber auch lästig werden. :wink: *gg*

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 07:55
von Anchy
Flexionieren ist auch kein Standardprogramm und je weiter ausgebildet, wird man es immer weniger brauchen.
Es gibt Tage, da brauche ich es nicht einmal vor dem aufsteigen, ich spüre das schon beim Führen, wie die grundsätzliche Losgelassenheit ist.

Mich würde interessieren, wie ihr das Maul öffnet?


Vom Boden aus:

Vor dem Pferd fasse ich in beide Trensenringe und hebe leicht an, daraufhin kaut mein Pferd sofort entspannt, ich gebe nach. Das Anheben der Hände ist weder ruckartig noch erzeugt es Schmerz, es löst nur den Reflex aus.

Seitlich (z.B links) linke Hand faßt in den Trensenring und hebt ihn an, der rechte Zügel verläuft über den Hals und läßt die seitliche Bewegung zu.
Nach dem Anheben hole ich mir den Pferdekopf rein, die rechte Hand gibt acht, daß das Pferd sich nicht verwirft. Beim Nachgeben bleibt ein Pferd in der Stellung, werden die Kaubewegungen aufgegeben ,reicht ein leichtes Anheben.
Dann drückt die linke Hande das Pferd zur anderen Seite und verlangt die Biegung.

Danach immer wieder in die Dehnung nach unten entlassen.

Beidseitig verlangen.

Vom Sattel genauso!

Es gibt aber noch differenziertere Biegeübungen.
Hat da jemand Erfahrungen mit ?

Mein Pferd gibt mittlerweile schon bei ganz leichten Zügelimpuls zur Seite nach und behält die Position, so daß ich den Kontakt dabei auflösen kann.

Anchy

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 10:03
von amara
anchy, ich unterscheide sehr streng zwischen der Frage, bitte kauen und dem hör auf der Stelle auf dich auf das Gebiss zu legen und trage deinen Hals und deinen Kopf selbst!
Inzwischen ist das Kauen soweit kultiviert, dass eigentlich nur sehr wenig Einwirkung nach oben notwendig ist, um es auszulösen. ES SEI DENN, er hat den Kopf vor und nicht in der Halle. Dann kann ich auch mal ekelig werden und darauf bestehen. Ich agiere beim Abkauen immer unter der Prämisse, erstmal so hauchwenig wie überhaupt nur möglich. Nach unten entlassen aktiv brauche ich nicht, ich muss nur die Zügel loslassen, und der Kopf pickt am Boden. ;-) Ich habe kein Pferd, nein, ich habe ein Trüffelschwein.
Die seitliche Biegung verlange ich vor allem von außen VOR dem Pferd stehen und nicht innen. Gelingt mM besser und leichter. (sonst häufig inkorrekt mit Verwerfen) Hier und da auch mal von innen. Das Abkauen an sich verlange ich von vorne oder von der Seite mit einem Zügel über den Hals.
Die Kandarenabkauübungen machen wir noch nicht, ich bin aber ehrlich gesagt auch kein ausgesprochener Fan davon. Noch bin ich ein Fan der Fillis Führung... :-x Aber mal sehen, vielleicht ändert sich das ja noch. Hat sich genug geändert in den letzten 2 Jahren....

Den Kontakt möchte ich eigentlich nicht auflösen. Das mache ich nur wenn es Pause gibt, also dann Zügel ganz hingeben, da darf er dann auch tun was er will. Aber ich möchte auf keinen Fall mehr ein Pferd, das lernt hinter den Zügel zu kommen durch eine wie auch immer geartete Vermeidungshaltung. Ich möchte zwar dass er leicht am Gebiss ist, aber da, und nicht er merkt einen Kontakt am Gebiss und entzieht sich diesem indem er z.b. viel zu früh und zu weit seitlich wegklappt.
Gerade der Gebisskontakt ist durch die PK-Arbeit enorm viel stabiler, konstanter und besser geworden, wobei wir sowieso nie ein Problem damit hatten. Aber da hat sich doch noch einiges getan.

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 10:35
von Josatianma
amara hat geschrieben:ich unterscheide sehr streng zwischen der Frage, bitte kauen und dem hör auf der Stelle auf dich auf das Gebiss zu legen und trage deinen Hals und deinen Kopf selbst!
Bei mir ist die Unterscheidung auch sehr klar. Das Kauen frage ich durch öffnen des Maules, also Zug nach oben die Maulwinkel (wir sind leider noch nicht bei Minimal-Variante) ab. Das Tragen des Halses und Kopfes wird mit einem kurzen Arréts erreicht.

Ich habe vor kurzem in einem Buch gelesen, daß es auch bei Pferden einerseitz die schweigsame Variante und die gesprächige Variante gibt. (Zitat kann gerne gesucht werden :wink: ) .
anchy hat geschrieben:Mich würde interessieren, wie ihr das Maul öffnet?
Ich stehe vor dem Pferd und hebe die Trensenringe in Richtung Maulwinkel. Jedes Kauen wird mit Aussetzen belohnt. Für die seitliche Biegung wird zuerste mit der Hand am Trensenring das Maul geöffnet und dann das Pferd in die Biegung geführt. Äußerer Zügel über dem Hals. Ich trete hierbei lieber vor das Pferd.

Von oben. Pferd steht, ich hebe die Hand, Pferd kaut, Hand runter. Vor der Biegung fordere ich auch erst das Kauen. Während des Laufens erinnere ich Pico immer wieder an das Öffnen des Mauls.

Mich interessiert dabei mal welche Erfahrung ihr habt: Ich habe oft das Gefühl, daß ich bei Pico durch das häufige Abfragen der Mobilisierung weniger erhalte, als das es besser wird. Also, ich hebe die Hand er kaut zwei/dreimal. Stille. Beim vierten oder fünften Mal Hand heben, leckt er dann nur noch einmal.

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 11:27
von amara
Hm, hatte ich zeitweise, wenn dem Pferd nicht WIRKLICH klar war, dass es genau das ist, was ich möchte. Ich scheue mich NIEMALS, auch dafür mal ein Leckerli zu geben. Ständig den Kiefer zu lockern ist auch anstrengend, das darf man nicht vergessen... Vielleicht solltest du ihn mehr motivieren, sei es durch mehr Pause (weniger Anfragen, und mehr danach wirklich NICHTS vom Pferd wollen), sei es durch Leckerlis oder Streicheleinheiten. Meinen motiviert das sehr. So sehr, dass er eigentlich inzwischen sehr häufig kaut ohne dass ich jetzt im Speziellen das verlangt habe, einfach so beim Abgehen, etc. Loben mit Stimme dann zum richtigen Zeitpunkt (insbesondere, wenn er SELBST die Initiative ergreift) wirkt wahre Wunder.
Das zweite ist WIRKLICH das Kauen auch "durchzuziehen". Geb dich nicht mit Halbwahrheiten zufrieden. Auch ein Fehler den ich anfangs gemacht habe. Nicht taff genug. Ein Öffnen reicht mir jetzt nicht mehr, ein einmaliges Schlecken reicht mir jetzt nicht mehr. Ich ziehe das durch bis er wirklich zufriedenstellend kaut, damit er weiss, nein, Pferd simuliert beendet nicht meine "Nerverei". ;-)

Mit den beiden Ansätzen wurde das anfangs zähe Kieferöffnen (als mehr konnte man das eigentlich nicht bezeichnen) ruckizuck zum leicht erreichbaren Abkauen. Dabei hatte ich am Anfang auch das Gefühl, es wird immer schlechter. Hatte aber eben o.g. "Löcher in der Praxis".

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 11:35
von Mela
Josatianma hat geschrieben:
amara hat geschrieben: Ich habe vor kurzem in einem Buch gelesen, daß es auch bei Pferden einerseitz die schweigsame Variante und die gesprächige Variante gibt. (Zitat kann gerne gesucht werden :wink: ) .
Wenn ich mich nicht täusche steht das irgendwo bei Oliveira.

@ Josatianma
Ich habe dieses Problem im Trab auch, daß ich die Kaubewegung mit der inneren Hand abfrage, sie aber nicht erhalten kann, bei Seitengängen geht es gut, aber geradeaus ist es schwierig.

Mein Problem ist vor allem, daß Merlin sich zwar nicht auf den Zügel drauf legt, aber in einer Position verharrt (wie einrastet) und keinen Kontakt zum Zügel sucht, mir ist klar, das ist nicht Losgelassen.

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 11:37
von Jen
Kleiner Erfahrungsbericht, der vielleicht auch "zähen Mäulchen" als Abwechslung hilft: Gestern hatte ich meine Kleine vor ein paar Aufgaben gestellt: auf der einen langen Seite habe ich auf dem inneren Hufschlag eine lange, aber schmale Gasse mit den weichen Schaumstoffstangen gelegt auf der anderen langen Seite ein paar Cavaletti im Trababstand (leider haben wir zur Zeit nur 3 intakte, besser wären 4 od 6 gewesen). Ich habe nun verschiedene Varianten gemacht, um die HH-Aktivität dieses noch jungen Pferdes anzuregen, die Hand versuchte ich möglichst ruhig udn weich zu halten, der Zügel einen Tic länger als sonst, damit sich das Pferd selber ausbalancieren kann:

- Im Schritt durch die Gasse, Schritt in der Gasse etwas verlängern lassen, Dehnung nach vorne
- einfach im Trab gerade durch/drüber
- im Schritt Cavallettis anreiten, 1-2 Tritte vorher antraben, drüber, sofort wieder in schritt (über Sitz) 4tel HH-Wendung, gerade, 4tel HHWendung auf Gasse zu, durch gasse, Schritt verlängern, nach Gasse Schritt etwas aufnehmen 4tel Wendung, gerade, 4tel Wendung auf Cavallettis zu, 1-2 Tritte vorher antraben etc.

excellente Maultätigkeit durch diese übungen und einen verhältnismässig guten Antritt bei einem sonst tendentiell eher faul-trägen Pferd. :)

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 11:52
von Mela
@ jen
klingt nach einer sehr netten Übung, werde ich ausprobieren - Danke für die Anregung - zähes Mäulchen find ich süß, daß trifft es sehr gut :wink:

Verfasst: Mi, 20. Feb 2008 12:10
von ottilie
So, Mittagspause und endlich Zeit, zusammenhängend zu schreiben.

Ich fange das ganze etwas anders an als Ihr.

Boden
Ich stehe seitlich neben dem Pferd, den Zügel der mir zugewandten Pferdeseite ca. 10 cm über dem Trensenring gefasst (also da, wo die Schnallen etc. aufhören). Ich habe den Zügel zwischen Daumen und Zeigefinger, Zügel liegt auf dem Zeigefinger, so daß ich mit dem Daumen Druck auf den Zügel ausüben kann - ich erhöhe die Spannung. Das soll dann als Endziel ausreichend sein, die Maultätigkeit des Pferdes anzukurbeln :D .
Beim Lernprozess kann es damit natürlich noch nix anfangen, deswegen schliesse ich zur Verstärkung die Faust. Weil da anfangs immer noch kein Ergebnis (Maultätigkeit) erzielt werden wird, wird nach dem Schließen der Faust die Faust angehoben und Richtung Ohren geführt (in etwa entlang dem Backenriemen), so daß der Maulwinkel angehoben wird (kein Druck auf Laden oder Zähne). Dies ist ein laangsamer Vorgang :!: . Sobald das Pferd anfängt zu lecken (siehe vorherige Beiträge), wird SOFORT losgelassen und gelobt. So kann ich nach und nach erreichen, daß das Pferd wirklich auf den Druck auf den Zügel reagiert und kein Heben der Hand mehr erforderlich ist.

Auf dem Hoppa
Funktionobelt das ganze dann genauso. Erst Druck auf den Zügel zwischen Daumen und Zeigefinger, dann Faust, dann Anheben der Hand.

Bewußt der -einen- Hand, da ich diese Methode immer nur einseitig anwende. Der andere Zügel wird nicht angerührt - belastet - in Mitleidenschaft gezogen - was auch immer. Es wird nur auf einer Seite gearbeitet, egal ob am Boden oder auf dem Pferd.
Nichtsdestrotz heb ich auch mal beide Hände, wenn ich das Gefühl habe, ihn mehr Richtung Aufrichtung schicken zu wollen, aber das ist was anderes und hat nix mit der Abkauerei zu tun.

Tja, und das frage ich halt immer mal wieder an, wenn ich den Eindruck habe, daß nichts mehr los ist im Maul. Klar reite ich auch ein paar Runden, ohne daß groß rumgekaut wird. Man merkt schon, ob es einfach eine ruhigere Phase ist oder ob das ganze zu fest wird und nichts mehr ankommt. Komme ich dann nicht weiter (kann ich also das Maul nicht "aktivieren"), schalte ich immer einen Gang zurück - also vom Trab zum Schritt, vom Schritt zum Halt, im Halt dann ggfs. noch verbunden mit Halsbiegung.

Mahlzeit
ottilie