Diagonalisierter Schritt

Rund um die klassische Reitkunst

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Muriel
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Beitrag von Muriel »

es gibt ja noch zwei diagonale Bewegungen im Schritt - das eine ist schlicht rückwärts, und das andere ist der spanische Schritt, der im Endeffekt auch fast diagonal ist.

ich hab ein Pony mit grosser Passtendenz, aber ich stimme Amara zu - der Pass ist da genau entgegengesetzt.
Das Hauptproblem sähe ich in einem festmachen des Rückens, um diese Fussfolge heben zu können. also etwas fürs absolute Fingerspitzengefühl.
Wenn die Richtung nicht stimmt, nützt auch Galoppieren nichts.
wenn der Galopp aber besonders schön ist, ist die Richtung auch egal.
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Carmen hat geschrieben:Sagt Racinet was dazu, wofür der diagonalisierte Schritt gut sein soll?
Also mir wurde das als Übung für das Gleichgewicht vorgestellt....

LG Alix
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

@Muriel

Das der spanischen Schritt diagonal abläuft habe ich noch nicht beobachtet, werde heute einmal darauf achten.

Ich glaube, es herrscht hier Einigkeit darüber, daß der Pass lateral ist und mit dem Pas de Comte nichts zu tun hat. :wink:

Liebe Grüße
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Bernie
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spanischer Schritt

Beitrag von Bernie »

Beim Spanischen Schritt ist sicher darauf zu achten, dass die Hinterhand "mitkommt", aber es sollte mE ein klarer Viertakt vorhanden sein. aber mein Pferd tritt dann auch gerne diagonal, kenne das also.

lg

Bernie
Muriel
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Beitrag von Muriel »

ich hab gerade beim Zirkuskurs Bea Borelle dazu gefragt, weil vorher das Thema aufkam. Sie meinte es wird idealerweise eine fast diagonale Bewegung, bei der das gegenseitige Hinterbein zeitlich vorgesetzt wird, um die lange Ausgreifphase aufzuholen.
daher stammt meine Weisheit. :)
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ich kenne Racinet's Interpretation vom diagonalisierten Schritt nicht. Aber der sogenannte Schulschritt kommt in der klassischen Reitweise durchaus auch vor und das ist ein höchst versammelter Schritt, welcher sich der diagonalisierung annähert. Dies setzt aber ein bereits in Versammlung ausgebildetes Pferd voraus und ist eher weniger Vorbereitung für die Piaffe. Eher umgekehrt ;)
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cremello
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Beitrag von cremello »

Ich hätte in dem Zuge auch ne Frage.

Ist der diagonalisierte Schritt gleich Wiegeschritt bei Stahlecker? Wer kann mir dazu was erklären? Ich fand nämlich keine wirkliche Analyse bzw. Erklärung zum "Wiegeschritt"
esge
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Beitrag von esge »

Der diagonalisierte Schritt ergibt sich, indem man das Pferd derartig in Gleichgewicht und Versammlung versetzt, dass es den Schritt völlig vereinzelt. Sprich, der Reiter ist sozusagen in der lage, in jeder Phase des Schritts direkt anzuhalten, wobei das pferd in der jeweiligen Schrittstellung verharren würde. Das Pferd muss in der Bewegung eingefroren werden können.
Man diagonalisiert den Schritt nicht durch irgendwelche Handhilfen - der Schritt diagonalisiert sich ab einem bestimmten Versammlungsgrad von allein. Jedenfalls wenn man es richtig macht. Daraus lässt es sich dann prima anpiaffieren. Oder rückwärtsrichten. Da RWR ja auch diagonal ist, sollte beim Erarbeiten des Versammelten (diagonalisierten) Schritts häufig ins RWR übergegangen werden und zwar ohne geschlossenes Halten. Das wäre dann die Schaukel.
Der stahleckersche Wiegeschritt ist schon ein bisschen näher am piaffeartigen Treten. Die Übergänge sind jedoch recht fließend. Im Idealfall merkt man zwischen dem diagonalisierten, versammelten Schritt zum Übergang in die Piaffe keinen "Ruck", sondern das Pferd bewegt sich in fließendem Übergang nur etwas energischer und mehr aufwärts. Ganz interessant wird es, wenn man den Übergang "zurück" von Piaffe zum diagonalisierten, versammelten Schritt reitet. Wer das hin und zurück schafft, hat ein pferd, das wirklich in sehr guter Balance und am Sitz ist.

Das sind meine bescheidenen Erkenntnisse zum diagonalisierten Schritt.
Meine Lehrerin arbeitet sehr viel damit - am 21. Juni wird bei uns ein Piaffeseminar stattfinden, wo diese Form des Schritts als Vorbereitung zur Piaffe sicher gezeigt werden wird.
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cremello
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Beitrag von cremello »

danke esge, von wem lässt sich deine lehrerin inspierieren? wäre sicher sehr interessant.

kannst du nicht mitfilmen und das dann nach österreich schicken? :wink:
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Nix da nach Österreich schicken... 8)
Wir wollen alle was davon haben, also bitte vorher die Teilnehmer fragen und das dann HIER einstellen :wink:
Viele Grüsse
ottilie
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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cremello
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Beitrag von cremello »

:oops: natürlich :wink:
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Beitrag von amara »

@anchy: keine Erwähnung: unter Umständen, weil es zwar ein bekannter Zwischenschritt war, aber nicht als solcher ausgiebig geübt wurde. In alter Literatur tut man sich auch schwer etwas über das Übertreten zu finden, ich gehe trotzdem nicht davon aus, dass das nicht gemacht wurde. :-)
Es war halt nur keine Erwähnung wert, da es uU unter selbstverständlich abzuhaken war.
Wenn man die Piaffe oder piaffeartige Tritte aus dem Schritt erarbeitet gelangt man mehr oder weniger automatisch zum diagonalisierten Schritt. Oder Wiegeschritt. Oder Schulschritt. Ist ja egal wie du das Kind nennst.
Von der Piaffe unterscheidet sich das für mich schon noch, da eine Piaffe weniger Raumgriff hat, mehr abfedert, ein höheres Vorderbein hat und überhaupt das Pferd viel stärker gesetzt ist. Aber das sieht der eine so, der andere so. Letztendlich ist es bestimmt nicht ausschlaggebend dafür wie gut etwas geritten ist oder auch nicht.

@esge: mit dem FS Wiegeschritt hast du wohl recht, wobei es sehr auf das Pferd und dessen Veranlagung ankommt... die einen mit etwas weniger Esprit und Tritt bleiben EHER länger bei einer Art diagonalsierten Schritt, begabtere mit mehr Schmackes sind deutlich schneller bei was piaffeartigem. Ich habe jetzt schon beides gesehen, spannend war beides, richtig war beides, Hauptsache man hört dem Pferd zu und nimmt das an, was das Pferd leisten kann.
Toll dass du das mit dem Vereinzeln erwähnst, ich glaube über das einzelne Abrufen der Schritte ist das auch sehr schön zu erarbeiten. :)
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

@Amara

Mich wundert die Ignoranz von Faverot dennoch, da dieser eine sehr detaillierte Beschreibung der Lehre Bauchers abgegeben hat.
Die Kieferlockerung ist ja auch etwas grundlegendes, Voraussetzung für alles ( bei Baucher) und dennoch wurde dieser Lektion viele Seiten gewidmet.

Ich warte aber immer noch gespannt auf Christianes Erläuterungen der unterschiedlichen Phasen :wink:
In Racinets "Feines Reiten" habe ich dazu nichts gefunden was mir hilft.

Bei Spanischen Schritt heute habe ich keine Diagonalisierung bemerken können.
Vielleicht ist das nur der Fall, wenn das Pferd zu langsam dabei wird und die Hinterhand nicht nach kommt ?


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Jen
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Beitrag von Jen »

Anchy hat geschrieben:
Bei Spanischen Schritt heute habe ich keine Diagonalisierung bemerken können.
Vielleicht ist das nur der Fall, wenn das Pferd zu langsam dabei wird und die Hinterhand nicht nach kommt ?
Ich denke, das kommt sehr stark auf den Versammlungsgrad an. Wird der span. Schritt als lektion der hohen Schule geritten, setzt er einen sehr hohen Versammlungsgrad voraus, bei welchem er auch diagonalisiert. So wie der span. Schritt heutzutage meist geritten wird, wird er eher als zirkuslektion geritten, ohne Versammlung, und da diagonalisiert er nicht. meines Erachtens wirkt er nur im ersteren Fall wirklich gymnastizierend. Im zweiten Fall macht er einfach Spass. kann ja auch schön sein :D

Beispiel für diagonalisieren im span. Schritt
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esge
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Beitrag von esge »

Jen, der spanische Schritt hat durchaus auch in der weniger versammelten Form gymnastischen Effekt. Er erhöht die Schulterfreiheit des PFerdes, macht ihm bewusst, dass es seine vorhand bewegen kann. Vom Gebäude vorhandlastige PFerde entdecken über den SS, dass man sich vorn groß machen kann. Das finde ich ziemlich wertvoll. Nicht zueletzt kann man über den SS Pferden, die über keinen starken Trab (jedoch über eine gut gefestigte Piaffe...) verfügen die Passage nahe bringen - was du aber sicher weißt und ich mal wieder Eulen nach Athen trage. :wink:

Das Diagonalisieren wird im SS m.M. nach eher dadurch verhindert, dass das Pferd vorn einen so viel längeren Weg geht als hinten und sich durch das exaltierte Heben auch anders in der Balance organisieren muss.
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