Seite 2 von 3
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 08:21
von Jen
fraumelzer hat geschrieben:Hab mal im Unterricht von Susanne den Tipp bekommen die Seitengänge nur als "Gangart-Variation" zu sehen....das fand ich total hilfreich.
Sprich - der Takt und das Tempo der Gangart bleibt gleich und im Fluß...
Schon allein so zu denken, hat mir geholfen nicht das Vorwärts zu verlieren.
ja, das finde ich gut. Das ist für mich die Basis: Im Seitengang den genau gleichen Takt erhalten, wie im geradeaus, ohne Störung, ohne schneller oder langsamer werden. Wenn das klappt, dann die variationen. hätte ich wohl noch anfügen sollen

Tempo in den Seitengängen....
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 10:47
von SandraMaria
find ich persönlich eine echt knifflige Frage.... und ich denke sie ist ebenso schwierig zu beantworten.....einige haben ja schon verschiedene Varianten angeboten....
Für mich persönlich, so jetzt aus dem Bauch heraus, ist der Takt im Seitengang generell wichtiger als das Tempo....Tempo ist für mich dann wichtig, wenn ich dieses aus dem Seitwärtsgang heraus nach Vorne fordere, dann sollten meine Pferde "zünden" und der Aufforderung nachkommen....Tempo ist also für mich eher im Geradeaus wichtig....
in der gängigen Literatur hab ich explizit über Tempo im Seitengang auch noch nix gelesen....lasse mich hier aber gerne aufklären....
LG
Sandra
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 11:15
von minou
Bei der Morgenarbeit von A.B. hat sie uns erzählt, daß sie die Seitengänge bei jungen oder Korrekturpferden ganz langsam und bewußt reitet. Der gymnastische und lösende Effekt ist dann größer.
LG
Carola
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 13:00
von GingerCC
Bei weiter ausgebildeten Pferden ist es auch mal gut z.B. im SH im Trab für 5-6 Tritte das Tempo erhöhen und danach wieder versammeln. Diese Tempi-Wechsel im SH oder Travers sind sehr gut für das Go und ist natürlich auch eine Kraftsache.
Meiner Meinung nach muß jedes gut gerittene Pferd in jeder Gangart mehrere Tempi beherschen. Die Seitengänge in unterschiedlichen Tempi sind dann noch die Krönung darauf und sehr anstrengend für das Pferd.
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 14:53
von Furioso
Ich habe vor ein paar Tagen unsere Haus- und Hoftrainerin mit Ihrem 5jährigen Appaloosa beim Training beobachtet und bewundert, da überhaupt kein Unterschied zu erkennen war in Tempo und/oder Fleiss, weder im Trab noch teilweise im Galopp (da üben sie noch..). Sie glitten in jeden Seitengang hinein und wieder hinaus.
Das dürfte das Ziel sein.
Alles andere würde ich als - hoffentlich die richtigen- Maßnahmen ansehen, dorthin zu gelangen..
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 16:26
von emproada
Ich habe es so gelernt, dass der Takt in den Seitengängen auf alle Fälle erhalten werden muss und dass das Vorwärts immer vor dem Seitwärts steht.
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 16:30
von Jen
emproada hat geschrieben:Ich habe es so gelernt, dass der Takt in den Seitengängen auf alle Fälle erhalten werden muss
man kann auch einen langsameren oder schnelleren Takt und Tempo schon VOR dem Seitengang haben
und dass das Vorwärts immer vor dem Seitwärts steht.
damit ist auch nicht zwingend Tempo sondern je nachdem auch richtung gemeint

Verfasst: Di, 27. Mai 2008 16:34
von Susanne
Ich finde (nachdem ich mich mit einer Musikerin unterhalten habe) das Wort Frequenz besser als Tempo. Der Takt bleibt ja gleich (hoffenlich), also 2-Takt im Trab, 3-Takt im Galopp oder 4 Takt im Schritt. Nur kann ich langsam 1...2...3...4 zählen, oder zackig 1,2,3,4. Wenn ich im Seitengang von der zackigen/höheren Frequenz in die langsame komme, dann stimmt IMO etwas nicht. Aber allgemein muß man wohl auch beachten, daß die Pferde von Natur aus unterschiedlich hohe Frequenzen im Gang haben. Will ich davon zu weit abweichen, reite ich doch auch den Gang kaputt?!
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 16:40
von smilla
Susanne hat geschrieben:Ich finde (nachdem ich mich mit einer Musikerin unterhalten habe) das Wort Frequenz besser als Tempo. Der Takt bleibt ja gleich (hoffenlich), also 2-Takt im Trab, 3-Takt im Galopp oder 4 Takt im Schritt. Nur kann ich langsam 1...2...3...4 zählen, oder zackig 1,2,3,4. Wenn ich im Seitengang von der zackigen/höheren Frequenz in die langsame komme, dann stimmt IMO etwas nicht. Aber allgemein muß man wohl auch beachten, daß die Pferde von Natur aus unterschiedlich hohe Frequenzen im Gang haben. Will ich davon zu weit abweichen, reite ich doch auch den Gang kaputt?!
Ich finde, das hast du schön erklärt!! So ungefähr verstehe ich das auch, konnte es aber (als unmusikalische) nie in Wort fassen!
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 21:35
von LordFado
Die Theorie ist gut, aber nicht ganz zu Ende gedacht...
Tempo und Frequenz müssen nicht dasselbe sein - denn das Tempo kann bei gleichbleibender Frequenz und bei gleichbleibenden Takt trotzdem variieren - nämlich wenn sich der Raumgriff (die Trittgröße/Trittweite) verändert. Ich behaupte mal, dass das Ziel nicht ist, eine möglichst hohe Frequenz zu erreichen (extremfall: Trippelschritte ohne Schub auf der Stelle) sondern bei gleichbleibender Frequenz und bei gleichbleibendem Takt das Tempo durch Raumgriff so weit wie möglich zu steigern.
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 21:37
von Susanne
Mit der Schrittlänge hast Du recht. Und ich glaube wir können uns auch darauf einigen, daß ein Trippelschritt nicht das Ziel ist. Im Idealfall bleiben ja Frequenz und Takt erhalten, nur die Schrittlänge variiert je nach Anforderung. Oder habe ich jetzt einen Denkknoten drin?
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 21:57
von LordFado
ja genau... und mit der Schrittlänge das Tempo...
Verfasst: Di, 27. Mai 2008 22:00
von Susanne
jepp! Irgendwie war das mit der Schrittlänge für mich jetzt wohl zu selbstverständlich...
Verfasst: Mi, 28. Mai 2008 08:20
von Jen
ja, das ist immer so ein bisschen verwirrlich mit Takt, Frequenz, Tempo, dann kommt noch die Kadenz und der Schwung...

Schwierige Sache das
In der Reitersprache wird Takt ja oft ziemlich undifferenziert verwendet, oft für viele dieser einzelnen Begriffe zusammen.
Tempo und Takt gehören auch untrennbar zusammen beim Reiten: Ich lese ja gerade den Seunig und der befasst sich ja sehr ausführlich mit all diesen Begriffen und schreibt dazu:
S.117ff
Tempo ist das Zeitmass der Fortbewegung - die Geschwindigkeit -, mit der das Pferd eine bestimmte Strecke in einer bestimmten Zeit zurücklegt.
Fussen dabei im Trab die diagonalen Beinbpaare gleichmässig und gleichzeitig auf und ab, folgen sich im Galopp ide Sprünge, im Schritt die vier Hufschläge, in gleichmässigen zeitlichen Zwischenräumen, so geht das Pferd im Takt.
Der Takt kann dem Willen des Reiters und dem Dressurgrad des Pferdes entsprechend geregelt, also richtig - er kann aber auch zu langsam sein, wenn sich die Tritte in zwar gleichmässigen, aber zu lange dauernden Abständen folgen, oder er kann zu eilig sein, wenn die gleichmässigen zeitlichen Abstände der Tritte zu rasch aufeinanderfolgen. Er bleibt aber, wie gesagt, immer Takt, solange das Gleichmass der Tritte und Sprünge, d.i. ihre gleichbleibende Länge innerhalb eines bestimmten Tempos, erhalten bleibt.
Das Pferd verliert den Takt in dem Augenblick, als dieses Gleichmass verlorengeht, die Bewegung also aufhört im physikalischen Sinne eine gleichförmige zu sein, wobei das pferd dann ins Eilen gerät oder sich zu verhalten beginnt.
Im Sprachgebrauch versteht man unter einem im Takt gehenden Pferde ein solches, dessen Tritte und Sprünge zweckentsprechend geregelt sind.
(...)
Ausdruck ist die erhöhte Energie, die der Taktmässige Gang durch das Hinzutreten von Schub und Schwung erhält. (...) Die Bewegungen sind von federnder Energie und daher weder abgehackt und stechend noch stampfend, sondern von flüssiger Rundung und geschmeidiger Grazie.
(...)
Kadenz ist taktmässiges, erhaben-getragenes und dabei flüssiges Treten in den abgekürzten und Schulgangarten.
Sie kann also im engeren Sinne gesteigerten Ausdruck in der Versammlung bedeuten. Mit einem falschen Schweben oder dem rein äusserlichen, sich nur auf die hölzerne Geste beschränkenden Pathos einer von keinem inneren Feuer echter Gehlust genährten und getragenen "Passage" hat eine richtige Kadenz nichts zu tun.
Verfasst: Mi, 28. Mai 2008 13:44
von Julia
Jen hat geschrieben: Mit einem falschen Schweben oder dem rein äusserlichen, sich nur auf die hölzerne Geste beschränkenden Pathos einer von keinem inneren Feuer echter Gehlust genährten und getragenen "Passage" hat eine richtige Kadenz nichts zu tun.
Sehr, sehr schön
Schade, das man genau DAS viel zu selten zu sehen bekommt...
Sorry für`s OT
