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Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 19:33
von Mimi
Was mir etwas schwer fällt, ist zu erkennen, wann mein Pferd die richtige Abstellung hat. :roll: Wir haben nur nen Platz ohne Spiegel (die dafür sehr sinnvoll wären) und man selber erwischt sich doch ab und an zuviel Abstellung vom Sattel aus zu verlangen, an der Hand kann man´s ja besser kontrollieren. Woran erkenne, bzw erfühle ich die richtige Abstellung? Ich habe leider nicht immer die Möglichkeit Jemanden zu fragen, sonst könnte ich mir so auf Dauer das Gefühl einprägen. :pferd2:

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 19:39
von Ans
Die Abstellung kannst du am Winkel zur Bande erkennen (vorrausgesetzt du reitest Schulterherein auf einer geraden Linie).
Du kannst SH mit 30° Abstellung reiten, bzw. mit mehr oder weniger, je nachdme varriieren Stärke der Abstellung und biegung.

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 19:49
von Mimi
Danke, muss ich mich dann aber nicht umdrehen, ums zu kontrollieren?
Ab welcher Abstellung hats keinen gymnastischen Effekt mehr, bzw was für nen Effekt habe ich bei geringer und bei grösserer Abstellung?

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 19:54
von Ans
Du hast immer einen gymnastizierenden Effekt.
Man musss nur wissen, wozu man was benutzen will/was man gerade braucht.
Und die Abstellung ist die Schrägstellung des Pferdes zur Bande, d.h. du brauchst dich auch nicht umdrehen ;).
Je nach Abstellung kannst du Schulterherein auf 3 oder 4 Hufschlägen reiten.
Auf 3 Hufschlägen kreuzen die Hinterbeine nicht, wärend dies auf 4 Hufschlägen der Fall ist.
Dafür wird ein Schulterherein auf 3 Hufschlägen normalerweise mit deutlich mehr Biegung geritten, als SH auf 4 Hufschlägen.
Racinet beschreibt das in "Feines Reiten nach der französischen Tradition der Legerete" (ja, accents fehlen), sehr schön. Sehr anspruchsvoll zu lesen, aber verständlich.

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 20:06
von Mimi
Bei SH auf 3 Hufschlägen muss sich das Pferd mehr biegen, also mach ich sie mir biegsamer und geschmeidiger. Und bei 4 Hufschlägen?

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 20:15
von Carmen
Dafür wird ein Schulterherein auf 3 Hufschlägen normalerweise mit deutlich mehr Biegung geritten, als SH auf 4 Hufschlägen.
Wenn ich mich jetzt nicht völlig vertue, dann ist es genau umgekehrt. Auf 3 Huflinien hat man weniger Biegung, dafür muss das Pferd mit dem inneren Hinterbein stärker untertreten.
Auf 4 Huflinien ist die Biegung stärker, das Pferd tritt aber weniger unter.
Oder hab ich mal wieder einen Knoten im Kopf und verdrehe alles?

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 20:18
von Ans
Bei vier Hufschlägen kreuzen die Hinterbeine, d.h. da liegt einanderer gymnastischer Effekt für die Hinterhand vor.
Das SH auf 4 Hufschlägen ist die ursprüngliche Form des Schulterhereins.
Ich suche dir morgen mal einen Ausschnitt aus dem Kapitel von Racinet, das ich angesprochen hatte.
So genau mit wissenschaftlichen Belegen kann ich dir das aus dem Kopf gar nicht erklären..
Viel zu komplex, allein die Anatomie nimmt bei Racinet glaube ich zwei Seiten im SH-Kapitel ein.

OhCarmen, wir haben wohl gleichzeitig geschrieben.
Ich hoffe ich vertue mich jetzt nicht und vertausche das. Hoffentlich bin ich da jetzt nicht ganz durcheinander gekommen...
Ich meine Racinet beschreibt das SH auf vier Hufschlägen als eine Art Schnekelweichen mit starker Biegung.

Verfasst: Mi, 03. Dez 2008 23:41
von Gimufi
Das stimmt schon so, die Biegung ist auf 3 Hufspuren größer, auf 4, also mit höherer Abstellung, versammelt sich das Pferd zunehmend und biegt sich damit weniger.

Verfasst: Do, 04. Dez 2008 10:07
von Lou mit Lucy
Das stimmt schon so, die Biegung ist auf 3 Hufspuren größer, auf 4, also mit höherer Abstellung, versammelt sich das Pferd zunehmend und biegt sich damit weniger.
Das ist auch so ein Punkt, den ich nicht verstehe.

Mehr Kreuzen=mehr Versammlung?
Müsste es nicht eigentlich genau umgekehrt sein? Denn je mehr das Pferd kreuzt (sagen wir auf 4 Huflinien), desto weiter tritt doch das innere Hinterbein am Schwerpunkt VORBEI. Die HH wird stärker gelöst und gedehnt, ja, aber der versammelnde Effekt müsste doch eigentlich auf 3 Huflinien größer sein, weil das innere Hinterbein nur dann unter den Schwerpunkt kommt?

Ich hab beide Sichtweisen in Büchern gefunden und bin verwirrt :roll:

Zum Thema Seitengänge generell:
Immer gegen die natürlichen Tendenzen des Pferdes arbeiten.
Im SH heißt das, dass die Abstellung auf der hohlen Seite größer und die Biegung begrenzt wird, um das Hinterbein unters Pferd zu bringen und das Gewicht eher auf die innere Schulter zu bringen. Auf der steifen Seite wird deutliche Biegung gefordert, das Gewicht auf die äußere Schulter verlagert und die Abstellung begrenzt (bei mehr Abstellung ist die Gefahr größer, dass das Pferd sich um die Biegung drückt).
Im Travers heißt das, dass man auf der hohlen Seite nur wenig Abstellung und Biegung fordert (denn diese Bewegung entspricht ja der natürlichen Tendenz des Pferdes, ist also bis auf den Lerneffekt nicht so wertvoll). Auf der festen Seite ist es dafür umso wichtiger, und es wird relativ viel Biegung und Abstellung verlangt. Ist sehr anstrengend fürs Pferd, also vor allem am Anfang nur kurz arbeiten und viele Pausen machen :wink:

LG, lou

Verfasst: Fr, 05. Dez 2008 19:47
von Gimufi
Ich bin im Erklären nicht besonders gut, das kann sicher jemand anders besser. Aber maximale Biegung und maximale Versammlung schließen sich gegenseitig aus (eine perfekte Piaffe ist ja auch komplett geradegerichtet, die Vorstufe kann aber durchaus eine Rechts- und Linkspiaffe sein). Beim Schulterherein auf 4 Hufspuren geht es ja nur bedingt darum, dass das Pferd extrem kreuzt (natürlich kreuzt es stärker als auf 3 Hufspuren, dafür wird die Biegung geringer), sondern dass du mit dieser Übung das Gleichgewicht vermehrt Richtung Hinterhand verschiebst.

Verfasst: Sa, 06. Dez 2008 00:07
von Gawan
In Nancy Nicholsons "Biomechanical Riding & Dressage: A Rider's Atlas" Seite 135 findet sich ein Vergleich des A Schulterhereins auf drei Spuren mit einem B Schulterherein auf vier Spuren sowie einem C Schulterherein auf vier Spuren und ausfallender Hinterhand. Dabei zeigt C die gleiche Biegung wie A, das innere Hinterbein tritt dabei aber knapp am Schwerpunkt vorbei, B zeigt mehr Biegung als A, das innere Hinterbein tritt dabei deutlich am Schwerpunkt vorbei.

(Einen Eindruck vom Atlas erhält man auf der Seite http://nicholnl.wcp.muohio.edu/dingosBr ... hBook.html )

Tanja Xezal

Verfasst: Sa, 06. Dez 2008 18:00
von Gimufi
Hm... wenn man Schulterherein auf 4 Huspuren mit wenig Aufrichtung reitet, könnte man natürlich durchaus eine deutliche Biegung herausreiten, aber das wäre dann ja nicht Sinn der Lektion. Na ja, vielleicht hab ich es auch immer nur auf diese Variante gelernt und gelesen) und die andere hat auch ihre Berechtigung.

Verfasst: Sa, 06. Dez 2008 18:34
von Carmen
Vielleicht sollten wir alle einfach beide Varianten reiten, dann machen wir nichts verkehrt. :D

@Gimufi
Das ist übrigens das erste Mal, dass ich hier etwas von dir lese. :D Trotzdem wiedererkannt. :wink:

Verfasst: Do, 11. Dez 2008 14:43
von Medusa888
Ich habe krankheitsbedingt ein Pferd (siehe Ausbildungstagebuch: Fusselviecher) das mit dem linken Hinterbein deutlich unter den Schwerpunkt fußt, mit dem rechten eher rechts am Schwerpunkt vorbei.
Das Thema der Geraderichtung über Seitengänge habe ich auch mit dem behandelnden Arzt in der Klinik diskutiert und seine Meinung hierzu war:
"Reite Dein Pferd vorwärts und richte es gerade" à la Steinbrecht. Auch durch korrektes geradeausreiten kann man Geraderichtung erarbeiten.

Mit meinem gesunden 5-jährigen habe ich natürlich andere Möglichkeiten und nutze hier auch gerne die Seitengänge zur Geraderichtung. Er ist links hohl. Was ich gerne zum aufwärmen mache ist über die Diagonale die Seiten zu wechseln und ihn auf der Diagonalen links und rechts in wechselnder Stellung geradeaus reiten. Das hört sich leichter an, als es ist. Hierdurch wird der Schenkelgehorsam und auch das Gleichgewicht verbessert, bitte nicht mit Riegeln verwechseln.

Auf dem Zirkel finde ich sehr schön im Schulterherein von der geschlossenen Seite bis X und dann ab X zur geschlossenen Seite Travers ansetzen.

Und ansonsten auf der "schlechten" Seite immer in Stellung reiten.

Verfasst: Do, 11. Dez 2008 19:43
von Bernie
Dieses Zitat von Steinbrecht wird leider immer wieder und wieder und wieder falsch verstanden. Mein Rat: BITTE das ganze Kapitel lesen, er schreibt zB auch im nächsten Satz nach diesem berühmten Zitat, dass es wohl leicht falsch verstanden werden kann.

"Reite Dein Pferd vorwärts und richte es gerade!"

Vorwärts bedeutet in diesem Satz nicht, vorwärts (also gerade nach vorne zu reiten), sondern erkärt den Weg der Hinterbeine, die vermehrt zum Schwerpunkt treten sollen und nicht nach hinten hinausschieben sollen.

Fällt man ein Lot durch das Hinterbein, legt das Pferd einen weiteren Weg nach VORWÄRTS zurück als nach hinten hinaus.