Wobei du jetzt irgendwie voraussetzt, dass die entsprechenden Lektionen bei FN-Reitern grundsätzlich "reeller" seien

Ich bin überzeugt davon, dass sämtliche Reiter total unabhängig von der gewählten Reitweise sehr, sehr ähnliche "Probleme" haben.
So ziemlich jeder muss sich darum bemühen sein Pferd losgelassen zu reiten, mit schwingendem Rücken, aktiver Hinterhand, usw. (die Liste lässt sich beliebig fortsetzen). Ich finde es generell schwierig, von "der FN" zu schreiben, da dass, was geschrieben steht, ja auch im Grunde klassischen Ursprung hat, aber offziell in Prüfungen anders gewertet wird.
Ich versuche trotzdem allgemein zu bleiben.
Bei der FN wurde eben etwas strikter festgesetzt, wann welche Lektionen zu reiten sind, zumindest wenn man die Prüfungsaufgaben als eine solche Vorgabe versteht.
Und da sind wir schon bei dem meiner Ansicht nach entscheidenden Unterschied.
Das "FN-Reiten" ist auf Prüfungsreiten ausgelegt, während "der Klassiker" im Allgemeinen völlige Entscheidungsfreiheit hat.
Das heißt: Der "FN-ler" muss dafür sorgen, dass die Lektionen auf den Punkt abrufbar sind. Während der Klassiker zuerst an der Lektion an sich arbeiten kann und dementsprechend weitere Lektionen ins Programm nimmt, auch wenn die vorherigen (noch) nicht präzise sitzen.
Dieses "auf-den-Punkt-Abrufen" bedingt, dass "der FN-ler" mehr Zeit braucht, um eine neue Lektion anzugehen. (ich meine nicht, dass die klassische Ausbildung insgesamt "schneller" geht, bitte nicht falsch verstehen, bis am Ende ein vergleichbarer Ausbildungsstand erreicht ist, müsste eine ähnliche Zeitspanne vergangen sein)
Um es mal an einem Beispiel zu verdeutlichen:
Mein Pferd hat Fliegende Wechsel gelernt. Wir hatten die letzten Jahre dann auch begonnen an Serienwechseln zu arbeiten, die grundsätzlich bei nicht zu großer Störung meinerseits korrekt durchgesprungen geklappt haben.
Aber wehe, ich hätte ihn nicht richtig vorbereitet, hätte also z. B. in einer Dressurprüfung genau an Punkt x wechseln müssen, nach irgendeiner anderen Lektion, die in Vorbereitung auf die Wechsel vlt. nicht unbedingt günstig ist, wäre die Wahrscheinlichkeit, dass der einzelne(!) Wechsel korrekt ist, nur noch bei 70/80% gewesen.
Wobei dieser Prozentsatz zu Beginn mit Sicherheit noch um einiges niedriger anzusetzen gewesen wäre und sich durch die Arbeit an den Serienwechseln deutlich erhöht hat (das Pferd wird flexibler, aufmerksamer und schneller an den Hilfen, weil es lernt in kürzeren Abständen Wechsel zu springen).
Manchmal muss man auch höhere Lektionen angehen, um zu sehen, wo es an der Basis noch hapert. Diese Möglichkeit nimmt man sich, wenn man stur nach Vorgabe arbeitet.
Andererseits wird dieses Vorgehen dann kritisch, wenn man nicht mehr auf das Pferd hört und versucht es in eine Lektion zu zwingen. Beide Wege bergen also Risiken.
Ich würde aber nicht den einen als reeller als den anderen bezeichnen wollen (siehe oben).
edit:
Das streite ich jetzt einfach mal abRoberta hat geschrieben:colund ich frage mich eben, wenn alle die dressur für die pferdegesundheit wollen, warum gehen sie dann so kontrair an die ausbildung? das endprodukt soll ja bei allen gleich sein


Und @Pferdegesundheit: Klar, die Grundgymnastizierung macht man, damit das Pferd ohne größere Schädigung geritten werden kann. Aber alles darüber hinaus macht man höchstens noch für die Pferdepsyche, in erster Linie aber doch zur eigenen Befriedigung.