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Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 09:58
von Medusa888
Hier ist meine Reihenfolge:

Takt
Losgelassenheit
Anlehnung
Ungebundenheit (der Gänge)
Daraus ergibt sich für mich "An den Hilfen"

Diese Punkte sind für die mich die Grundlage ohne die es nicht weitergeht. Wenn mein Pferd nicht locker ist, geht es über diese Punkte nicht hinaus.

Balance (hierunter verstehe ich "Gleichgewicht", daher steht die Balance für mich recht weit oben.
Schwung
Geraderichtung
Versammlung

Das wiederum ergibt das Endziel: Durchlässigkeit.

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 11:24
von FoxOnTheRun
Da möchte ich jetzt nochmal nachfragen: Was genau versteht Ihr denn unter "Ungebundenheit der Gänge"?

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 11:32
von Jen
FoxOnTheRun hat geschrieben:Da möchte ich jetzt nochmal nachfragen: Was genau versteht Ihr denn unter "Ungebundenheit der Gänge"?
zwanglosigkeit, das freie bewegen. Ohne klemmig oder rückhaltig zu sein, ohne davonzueilen im stechtrab. einfach das natürliche, freie Tempo des individuellen Pferdes. Ohne perfekte anlehnung od so. einfach den natürlichen Gang des Pferdes unter dem Reiter finden.

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 11:39
von Jarit
Jen hat geschrieben:
FoxOnTheRun hat geschrieben:Da möchte ich jetzt nochmal nachfragen: Was genau versteht Ihr denn unter "Ungebundenheit der Gänge"?
zwanglosigkeit, das freie bewegen. Ohne klemmig oder rückhaltig zu sein, ohne davonzueilen im stechtrab. einfach das natürliche, freie Tempo des individuellen Pferdes. Ohne perfekte anlehnung od so. einfach den natürlichen Gang des Pferdes unter dem Reiter finden.
*dummfragmodusan* Und wo ist da jetzt der Unterschied zur Losgelassenheit? *dummfragmodusaus*

Re: Trainingsbaum

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 11:43
von stromboli20
Ah - jetzt habs ichs kapiert. Ich würde es so ordnen...

Losgelassenheit
Ungebundenheit (der Gänge)
Takt
Balance
Durchlässigkeit.
Anlehnung
"An den Hilfen"
Schwung
Versammlung
Geraderichtung

Für mich kommt die Geraderichtung als schwierigste Lektion überhaupt am Schluss. Ein komplett geradegerichtetes Pferd ist vielleicht in manchen Fällen gar nicht zu erreichen (immerhin muss der Reiter eigentlich dafür auch seine Händigkeit verlieren, oder ?)

Balance ist schwierig zu beurteilen - der Grad der Balance steigt ja mit dem Grad der Ausbildung - aber schon alleine das Tragen eines Reiter setzt relativ viel Balance vorraus!

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 11:46
von Jen
Losgelassenheit (psychisch) ist das zulassen und zuhören und das vertrauen, die innere Ruhe.

Losgelassenheit (physisch) ist das perfekte Zusammenspiel der Muskulatur, ohne Verspannung, positive spannung ohne Verspannung, Weicheit in der Spannung, eng verbunden mit Durchlässigkeit.

so auf die schnelle in eigenen worten. man könnte das sicher auch noch besser umschreiben. aber bin jetzt gerade etwas faul... ;)

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 12:41
von Francois
Eine starre Skala in Form von einer abarbeitbaren Liste gibt es nicht. Die Ausbildung ist viel zu sehr in einander verzahnt. Wenn ich denn diese Punkte sortieren müsste, dann vielleicht so:

1. Losgelassenheit I. Grades
2. Ungebundenheit der Gänge
3. An den Hilfen
4. Durchlässigkeit
5. Takt
6. Balanceveränderung
7.Schwung
8. Geraderichtung
9. Losgelassenheit II. Grades
10. Balance
11. Versammlung

Ich teile die Losgelassenheit ähnlich wie Jen in zwei Grade. Die Losgelassenheit I. Grades im Sinne einer geistigen Losgelassenheit. Das hat nichts mit körperlicher Schlaffheit zu tun, denn ich möchte, dass das Pferd konzentriert mit arbeitet und lernt auf leichteste Hilfen prompt zu reagieren, dazu muss es in einem Zustand der Spannung sein (nicht VERspannung.)

Ich lehne mich gerne an Henriquet an, der die erste Ausbildungsphase „Zeit zu verstehen“ nennt. Ich finde das sehr treffend, denn durch die ersten Punkte Losgelassenheit, Ungebundenheit der Gänge, an den Hilfen und Durchlässigkeit möchte ich einige grundlegende Kommunikationsregeln festlegen und das Pferd zu einer Mitarbeit einladen, mich als Reiter zu tragen. Erst wenn dies erreicht ist, also das Pferd verstanden hat und bereit ist meine freundliche Einladung anzunehmen macht alles weitere überhaupt Sinn.

An die "Phase des Verstehens" tritt dann die "Phase des Lernens", in der sich jetzt auch zu den schon genannten Punkten weitere gesellen. Hier habe ich einen weiteren eingefügt: „Balanceveränderung“. Ich finde den Begriff „Balance“ etwas verwirrend, da jedes Pferd sich zunächst in einer natürlichen Balance befindet und durch den Reiter in eine neue Balance findet, zunächst ohne, dass der Reiter etwas dazu tun muss. Das Pferd nimmt von selbst eine Position ein, die ihm selbst bequem erscheint, mit dem neuen Gewicht zu gehen. Ich nenne das mal „Ur-Balance“ In der „Zeit des Lernens“ nun erfährt das Pferd durch Übungen und die daraus resultierenden Bewegungen seine Balance zu modifizieren. Es erarbeitet sich selbst seine neue Balance, die es ihm ermöglicht leichter und schwungvoller zu gehen. Das Pferd wird gymnastiziert und in die Lage versetzt auch letzte körperliche Schwierigkeiten, die ohne Zweifel abrupt aufgetreten wären, hätte ich das Pferd in eine „künstliche Balance“ gezwungen, völlig ohne Zwang aufzulösen. Wir kommen also zur Losgelassenheit 2. Grades. Erst jetzt befindet sich das Pferd in der „optimalen“ Balance, es findet sich in einem Gleichgewicht in dem es willig jeder kleinsten Einladung des Reiters folgt. Es gipfelt schliesslich in der Versammlung oder dem „Rassembler“ der französischen Version, der Versammlung 3. Grades: wie ein Raubtier, dass in höchster Bereitschaft auf seinen nächsten Sprung steht.

Die einzelnen Punkte kann man nicht isoliert sehen, zu stark sind sie miteinander verzahnt, deshalb gefällt mir die Einteilung, in Anlehnung an Henriquet, in die „Zeit zu verstehen“, die „Zeit zu lernen“, die „Zeit auszuführen“ und die „Zeit zu perfektionieren“, denn diese Abschnitte enthalten immer das jeweils nötige aus der „Skala“. Vor allem die erste Phase ist frei jeglichen Versuches das Pferd in eine aufgezwungene „Balance“ zu treiben.

Viele Grüße

Francois :wink:

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 12:43
von smilla
Jen hat geschrieben:
Losgelassenheit (physisch) ist das perfekte Zusammenspiel der Muskulatur, ohne Verspannung, positive spannung ohne Verspannung, Weicheit in der Spannung, eng verbunden mit Durchlässigkeit.
Da hätte ich bisher auch die "ungebundheit" der Gänge mit zugeordnet, sozusagen als ein wichtiger Unterpunkt der Losgelassenheit. Wenn man diese extra anführt muss sie für mich auch nah bei der Losgelassenheit stehen.

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 12:48
von Jen
Francois hat geschrieben: deshalb gefällt mir die Einteilung, in Anlehnung an Henriquet, in die „Zeit zu verstehen“, die „Zeit zu lernen“, die „Zeit auszuführen“ und die „Zeit zu perfektionieren“, denn diese Abschnitte enthalten immer das jeweils nötige aus der „Skala“. Vor allem die erste Phase ist frei jeglichen Versuches das Pferd in eine aufgezwungene „Balance“ zu treiben.
gefällt mir auch gut!

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 13:50
von FoxOnTheRun
Jarit hat geschrieben: *dummfragmodusan* Und wo ist da jetzt der Unterschied zur Losgelassenheit? *dummfragmodusaus*
Das wäre dann auch meine nächste Frage gewesen.

Mal anders rum:
Ich kenne den Ausdruck "gebundener Gang". Das bezeichnet in dem Sinn, wie ich es bislang kannte, wenn ein Pferd aufgrund mangelnder oder falscher Ausbildung nicht mehr so viel oder so gute GGA zeigt, wie es eigentlich hätte. wenn es z.B. "schlurft" oder weniger Raumgriff in der Schulter zeigt, als anatomsich möglich wäre. Oder auch, wenn die Gänge immer "ponymäßiger" Werden. Das soll jetzt nicht abwertend sein, aber viele Ponies haben rassebedingt einfach von Haus aus "gebundenere" Gänge als WBs, z.B.

Aber auch sorum betrachtet hat es für mich ganz viel mit Losgelassenheit zu tun, ähnlich wie smilla ja schon gesagt hat...

Verfasst: Fr, 29. Mai 2009 14:01
von Jen
@Foxi
genau! wenn man dem jungen Pferd zuerst mal einen Sattel und Reiter drauftut, dann ist der Gang meist nicht mehr so, wie wenn es frei läuft. das muss es erst wieder finden, die ungezwungenheit, ohne jegliche manipulation der Haltung des Pferdes. Wenn ein Sattel drückt kann zb. auch der Gang gebunden werden. Das ist dann eine äussere mechanische Ursache. Beim jungen Pferd ist es eher eine "innere" ursache, dass durch das ungewohnte Gewicht und ungewohnte Tätigkeit die gänge erstmal anders werden. So sehe ich das. Wie das Ziegener gesehen hat, weiss ich nicht, habe leider sein Buch (noch) nicht. Josa, wie wär's mal mit Auflösung seiner Ansichten?

Verfasst: Sa, 30. Mai 2009 14:11
von Hestur
Vielleicht bin ich zu blöd :mrgreen: Aber nach was soll man denn ordnen, geht man danach, was zuerst erreicht wird?
Denn so würde ich schon sagen, stünde die Geraderichtung ziemlich weit hinten, aber Geraderichtung ist für mich auf der anderen Seite eher ein Überpunkt, auf den man irgendwie durch die anderen Punkte hinarbeitet...

Für mich ist es extrem schwer, eine Reihenfolge festzulegen, richtig und falsch gibt es da ja nicht wirklich...

Verfasst: Sa, 30. Mai 2009 14:15
von Josatianma
@Hestur: Wo würdest du mit einem rohen Pferd anfangen? Danach ordnen, bis du beim ausgebildeten Pferd angekommen bist.

Verfasst: Sa, 30. Mai 2009 17:55
von Carmen
Jen, du nennst erst Geraderichtung und dann Balance. Wie richtet man ein Pferd gerade, dem die Balance fehlt?

Für mich stände die Balance an erster Stelle. Danach Losgelassenheit und Ungebundenheit der Gänge und Takt. Bei allen anderen kann ich mich nicht recht mit einer Reihenfolge anfreunden, da eins das andere bedingt und bewirken kann, so dass da die Folge m.M. nach vom Pferd abhängt.

Wobei, wenn ich es recht überlege, möchte ich die Losgelassenheit auch nicht in eine Reihenfolge einordnen, weil sie immer dazu gehört und sowohl Voraussetzung als auch Folge jeglicher Beschäftigung mit dem Pferd ist.

Verfasst: Sa, 30. Mai 2009 17:59
von Jen
Carmen hat geschrieben:Jen, du nennst erst Geraderichtung und dann Balance. Wie richtet man ein Pferd gerade, dem die Balance fehlt?
hallo Carmen,

ich habe die Antwort darauf doch schon gegeben:
Jen hat geschrieben:Balance und Geraderichtung hängt für mich auch sehr stark zusammen! Ohne Geraderichtung keine Balance. also ich würde eine erste Geraderichtung noch nach vorne zu anlehnung nehmen.
Ein Pferd das schief läuft ist nicht ausbalanciert, es ist schief. Wäre es ausbalanciert, wäre es nicht schief, also müsste man nicht mehr geraderichten. Diese "erste Geraderichtung" wie ich es genannt habe, ist aber noch keineswegs eine perfekte Geraderichtung, sondern es ist einfach erstmal ein ausrichten der VH und HH aufeinander, ein gebogen-geradegerichtet. ich habe ja noch eine zweite Geraderichtung, gegen den Schluss, denn die Geraderichtung in der Versammlung ist noch ein stück schwieriger, wenn das Pferd absolut gerade-geradegerichtet ist und links- und rechts möglichst genau gleich gut gymnastiziert ist.