Rund um die Piaffe

Rund um die klassische Reitkunst

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Im letzten Kurs mit DoB war es für uns ganz wichtig, daß wir die Piaffe langsam reiten - also daß die Frequenz ziemlich ruhig wird. Hoffe, ich drücke mich verständlich aus.
Das fällt mir auch bei Jens Video auf - je ruhiger das Pferd fusst, umso besser wird die Piaffe. Man darf also nicht nur denken "Trab auf der Stelle", sondern sollte salopp gesagt auch denken "Tempo runter" und "laaaaangsam" :wink: Quasi als würde man in Zeitlupe reiten.
Es grüsst ottilie
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Jen
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Beitrag von Jen »

Hallo, ich hoffe, ich vergesse keine Frage...

also:

es geht darum das Pferd noch mehr zum setzen und energischer abfussen zu bringen und dadurch auch noch mehr Kraft zu entwickeln.

klein und nett piaffieren können wir ganz nett. Aber das ist noch nicht gut genug. Deshalb wäre das ganz falsch, wenn wir langsam denken, weil er dadurch eher hinten verzögert und viel zu langsam wird und in passageartige Schwebetritte entzieht. Er muss hinten leichter und flinker abfussen, eben genau nicht langsamer. Die relative aufrichtung ist ganz ok, aber er kommt nicht genügend über den Rücken, er dehnt nicht genügend über den Widerrist, drückt ihn immer wieder herunter. Das gesamte Pferd muss in sich runder werden, der Hals etwas länger nach vorne, hinten etwas gesetzter und flinker.

Wenn ich nun nur ein paar wenige Tritte mache oder mit Übergängen arbeite - was ich auch oft mache - dann komme ich nie durch den Punkt hinweg, dass das Pferd sich weich in die Lektion hinein nachgibt. Es ist auch immer meine Tendenz, nur wenig zu verlangen. Aber da arbeite ich nie über den schwierigen Punkt hinweg. Deshalb lässt mich meine RL dies so machen und... es bringt wahnsinnig viel! Ich mache dies aber auch eher im Unterricht, als zu Hause. Wer den Ton anstellt, wird vielleicht hören was die RL sagt (ist halt Schweizerdeutsch, aber vielleicht versteht man's trotzdem im Kontext?). Diese Sequenz aber passt ganz gut zur Diskussion: Koordination vs. Kraft. ich denke, man sieht auf dem Video ganz gut, dass nicht die Koordination der Knackpunkt am mehr Setzen ist, sondern die Kraft und die Energie, die Aktivität in der Hinterhand, welche eben durch den ganzen Körper hindurch über den Rücken gehen muss. Das ist noch nicht in befriedigendem Masse vorhanden, das muss eindeutig noch viel besser werden. Deshalb wird auch manchmal über so eine lange Sequenz hin gearbeitet, um ihn bei den kürzeren Sequenzen "sofort" parat zu haben.

P.S. und das ist nicht wirklich lang ;) Das ist gerade mal knapp 1min und nicht mal eine ganze lange Seite. Am Samstag in der RS haben wir mindestens so eine Sequenz mehrmals hintereinander gemacht und er wurde immer weicher und besser, dehnte sich am Schluss sehr schön und wurde in sich immer ruhiger. Es ist ein sehr spanniges Pferd, was nicht mit einem Energiesparmodell verglichen wird, welches die Energie und die Kraft nicht hat. Dieses Pferd hat die Energie und die Kraft, um so zu arbeiten und es tut ihm gut :)
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Bezüglich der Länge habe ich gerade am letzten Kurs von DOB die Erfahrung gemacht, daß es auch gerade für Pferde, die von Natur aus bequem sind, sehr sinnvoll sein kann, lange Sequenzen zu forden.

Am Wochenende habe ich einen Grand Prix Dressage gesehen und dabei ist mir aufgefallen, das 99 % der Pferde rückständig piaffiert sind. Auch, wenn die Piaffen recht gelungen waren (ja, es gab schöne :wink: ). Mich würde jetzt aber interessieren, ob manchmal Gebäudetechnisch gar nicht anders geht, bzw. welche Lösungsansätze es zum Gegensteuern gibt.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
Xanti

Piaffe - der Anfang

Beitrag von Xanti »

Da war noch die Frage, ab wann man mit der Piaffe anfangen soll:

Die Piaffe sollte erst begonnen werden, wenn das Pferd geradegerichtet ist. Deshalb kommt sie in der Ausbildungsskala nach den Seitengängen.
Bei den Seitengängen ist es ja das Ziel, immer den jeweils inneren Hinterfuß (nach und nach etwas mehr) unter den Schwerpunkt des Reiters zu bekommen.
Bei der Piaffe, die eine trabartige Bewegung auf der Stelle ist in -den Trab charakterisierender- diagonaler Fußfolge, ist es nun das Ziel, mit beiden Hinterbeinen (nach und nach etwas mehr) unter den Schwerpunkt zu treten.

Ganz zu Beginn -wo auch ich mich mit meinem Pferd befinde- versucht man, überhaupt einmal ein paar korrekte diagonale Tritte auf der Stelle zu bekommen. Diese sollen dann im Takt erfolgen. So wie sich das Pferd leichter tut, mit halben Tritten nach vorwärts oder im Stand. Für jeden noch so kleinen Ansatz habe ich gelobt. Am Anfang habe ich das nie ohne Beaufsichtigung gemacht, weil ich mich nicht auf das Gefühl verlassen kann, ob nun wirklich alles diagonal erfolgt ist. Und wenn es so ist, dann ist immer mehr darauf zu achten, daß das Pferd nicht einfach auf der Stelle tritt, sondern daß es dann auch schon mal - und das meine ich mit Takt - im Trabtakt die diagonalen Tritte macht. Dabei soll es von mal zu mal mehr das Ziel sein, daß es, sich ganz im Gleichgewicht befindend, federnd Hanken und Sprunggelenk biegt, so daß die Hinterbeine immer weiter unter den Schwerpunkt kommen. Die HH muß schmalspuren. Sind die Tritte breit, so ist sie (noch nicht) korrekt. Alle alten Meister warnen davor, die Perfektion nicht zu früh anzustreben. Denn die korrekte Piaffe ist das Produkt einer langen, systematischen Arbeit.

Je weiter die Vorarbeit verbessert ist, desto mehr kann man an der Hankenbeugung arbeiten.

Die Piaffe begünstigt den Galopp und der Galopp die Piaffe. Deshalb beginne ich jetzt damit, weil ich oder mein Pferd sich damit hart tun.

Und trotzdem muß man aufpassen, daß nach jeder Versammlung wieder ein befreiendes Vorwärts kommt. Damit nicht der Schwung verloren geht. Gerade wenn man ganz am Anfang ist, dann haben die Tritte ja wenig mit Schwung zu tun. Und man sollte dem Pferd förmlich einpflanzen, daß sie etwas mit Schwung zu tun haben sollen, damit er später bei der (richtigen) Piaffe da ist.

Und nicht vergessen, daß immer Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung und Geradegerichtetsein der Versammlung vorausgehen.
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anka
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Beitrag von anka »

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Zuletzt geändert von anka am Mi, 09. Sep 2009 20:05, insgesamt 2-mal geändert.
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anka
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Beitrag von anka »

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Anka hat geschrieben:der Reiter wiegt in einer Piaffe noch mehr als sonst
:?: Kannst Du das bitte näher erläutern?
Es grüsst ottilie
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anka
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Beitrag von anka »

ottilie hat geschrieben:
Anka hat geschrieben:der Reiter wiegt in einer Piaffe noch mehr als sonst
:?: Kannst Du das bitte näher erläutern?
ich bin nich so der Held in begebenhieten ausdrücken sorry.

also ich versuchs
ein Pferd dessen hanken gebeugt sind nimmt ja logischerweise last auf hinten was aber einen höheren Muskeltonus verlangt und dann wiegene wir fürs Pfer mehr...

simple ausgedrückt. man nehme einen Rucksack uns stehe hin,
dann gehe man in die Knie. Der aufwand an Kraft ist höher und der Rucksack wiegt gefühlt schwerer wen man in die Knie geht :)


es benötigt mehr muskelkraft fürs Pferd dich in einer Piaffe mitzutragen als in der "normalen" haltung
Karin
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Beitrag von Karin »

Hallo

Ich übe nun schon seit ca. 1/2 Jahr an der Piaffe beritten. Mein Pferd reagiert eigentlich sehr schön, aber nur so 3-4 Tritte. Dann bekommt er ein Chaos mit seinen Beinen und fängt an zu Hüpfen. Leider komme ich nicht über den Punkt hinaus. Ich reite dann vorwärts im Trab, aber gerne würde ich mehr Tritte fordern.
Wie kann ich das meinem Pferd klarmachen? An der Kraft sollte es eigentlich nicht mehr liegen, die har er.
Xanti

@ Karin

Beitrag von Xanti »

Hallo Karin,

ich denke, dazu kann man als Unbeteiligter gar nichts sagen so ganz aus der Ferne. Da müsstest Du einen Lehrer / Lehrerin heranziehen. Das ist doch auch ein gutes Thema für einen Kursbesuch zum Beispiel.

Viele Grüße,
Alexandra
Fuchsstute
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genauso

Beitrag von Fuchsstute »

Dann bekommt er ein Chaos mit seinen Beinen und fängt an zu Hüpfen. Leider komme ich nicht über den Punkt hinaus.

war das bei uns auch und da meinte meine rl ich sollte nicht gleich von anfang an mitgehen im sattel, sondern ich soll mich einfach abholen lassen :o)
also warten bis sie die piaffe schön locker angeht und dann erst mitgehen...... jetzt klappt es besser :wink:

vielleicht hilft es dir ja auch weiter :D


l.G.
Reiten ist erst dann eine wahre Freude,wenn du durch eine lange Schule der Gedult, der Feinfühligkeit und der Energie gegangen bist, die dir das Pferd erteilt.

Rudolf G. Binding
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Re: @ Karin

Beitrag von Karin »

Xanti hat geschrieben:Hallo Karin,

ich denke, dazu kann man als Unbeteiligter gar nichts sagen so ganz aus der Ferne. Da müsstest Du einen Lehrer / Lehrerin heranziehen. Das ist doch auch ein gutes Thema für einen Kursbesuch zum Beispiel.

Viele Grüße,
Alexandra
RL ist immer dabei, aber er kann da auch nicht so gross helfen.

Habe gestern wieder geübt und konnte das 1. mal sogar 6 Tritte fordern. :-) Vielleicht versteht jetzt mein Pferd, was ich meine? :lol:
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Barbara I
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Beitrag von Barbara I »

Wenn Dein RL dazu keine Idee hat, könntet ihr vielleicht mal jemanden mit mehr Erfahrung bitten, "live" dazu zu kommen.

Grundsätzlich würde ich erstmal sagen, zu dem Zeitpunkt, zu dem das Pferd "Chaos in den Beinen" bekommt, ist der Fehler schon passiert.
Vielleicht wirst Du nach den ersten Tritten zu fest, oder störst Dein Pferd auf andere Weise.
Vielleicht weiß Dein Pferd auch nicht genau, was richtig ist und versucht "zu viel"? Weiß Dein Pferd, dass das, was es in den wenigen ersten Tritten macht, das Richtige ist? Oder rechnet es schon damit, so lange gefordert zu werden, bis es durcheinander kommt?
Eine schöner Satz von einen Ami fällt mir dazu ein "don't ask a trying horse to try more".

Das soll nur als Gedankenanstoß dienen, ich würde Dir raten: such Dir jemanden, der Dich vor Ort unterstützen kann.
esge
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Beitrag von esge »

Hallo Jen,
je nach Verfassung, piaffiere ich mein Pferd auch mal sehr lange am Stück. Bei ihm ist es eher umgekehrt: Er beruhigt sich in diesen langen Reprisen und fängt auch erst dann an zu schwingen. Wenn ich ihn so lange piaffieren lasse, lasse ich ihn allerdings klein piaffieren. Möchte ich eine ausdrucksvolle Piaffe - die bei Saltim mehrere Jahre gebraucht hat, sich zu entwickeln, obwohl er schon lange "klein" piaffieren konnte - lasse ich ihn nach der langen Reprise pausieren, setze dann neu an und schließe dann die Beine so um ihn, dass er nochmal ausdrücklich den Widerrist hebt, schnalze und lasse ihn dann vor mir hochkommen. Dann wirds "wow"

Wenn du energischere, schnellere Tritte möchtest, kannst du ihn mit einer leichten Rückwärtstendenz, ähnlich einer Schaukel, piaffieren lassen und dabei in dem von dir gewünschten Tritt-Rhythmus schnalzen. Niemals so schnalzen, wie das Pferd fußt, sondern immer so, wie du es fußen lassen möchtest. Leider passt man sich immer wieder dem Pferd an, statt umgekehrt.

In dieser leichten Rückwärtstendenz kann das Pferd dann auch definitiv nicht mehr passageartig abdrücken und muss sich setzen. Wir haben es bei Saltim gegen ein leicht rückständiges Vorderbein eingesetzt und dabei quasi nebenbei ein besseres Setzen erzielt.
Wenn ich von "rückwärts" rede, heißt das, dass Hufbreit um Hufbreit nach hinten piaffiert wird. Es hat nichts mit rückwärtskriechen zu tun. Die Piaffe wird als Schaukel geritten, bisschen vor, bisschen zurück und das Pferd muss sich am Sitz nach vorn und hinten verschieben lassen, damit es gelingen kann. Wir haben Experimente gemacht, dass ich durch bloßes Vor- und Zurückschieben meines Kinnes die Richtung nach vorwärts oder rückwärts der Piaffe steuern kann. Es sind also nuancenkleine Hilfen.
Loslassen hilft
esge
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Beitrag von esge »

Nachtrag zu Jen, weil ich dein Video erst jetzt geschaut habe: Das ist genauso, wie wir auch mit Saltim gearbeitet haben. Und da du dasselbe tust wie ich, kann ich dir vielleicht noch einen Tipp geben: Lass mal deine Lende nach und öffne bewusst deinen Beckenboden. Wenn du, wie ich, nicht weißt wie das geht: Zieh alle Schließmuskel feste zusammen, wie wenn du dringend aufs Klo müsstest. Dann öffne sie "und drück den letzten Tropfen raus". Nun ist dein Beckenboden offen und unten. Dabei wird die Reiterlende weich und etwas rund - und das bringt die Pferde dazu, dasselbe zu tun. Mein Pferd ist mir immer zu viel nach vorn getreten und ohne Hand konnte ich ihn nicht daran hindern. Erst nachdem mich jemand auf die Beckenbodenmisere gestoßen hatte, piaffierte mein Pferd plötzlich am Platz auch ohne Handeinwirkung und setzte sich gleich erheblich besser!

Ich finde es aber eine sehr schöne Videosequenz.
Loslassen hilft
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