Guten Morgen,
generell sitze ich zentriert über dem Pferd, also rechts und links neben der Wirbelsäule gleich.
Dies bleibt (natürlich?!) immer gleich, egal ob geradeaus, gebogene Linie oder bei Seitengängen.
Im Schulterherein - wie auf jeder gebogenen Linie - sinkt mein innerer Hüftknochen gemäß der Biegung des Pferdes innen ab. Dies ergibt sich aus der Bewegung der Muskulatur des Pferdes und meiner inneren Hüfte.
Ich benutze diesen abgesenkten Hüftknochen aber NICHT, UM DAS PFERD SEITWÄRTS ZU VERSCHIEBEN, sondern passe mich der Bewegung des Pferdes nur an. Die Seitwärtsbewegung rufe ich über die Körperdrehung, die beidseitig treibenden Schenkel und die Hände hervor (äußere Hand geht mit der äußeren Schulter vor, innere Hand mit der inneren Schulter zurück) und erhalte sie auch dadurch.
Travers und Renvers sind der Bewegung nach gleich, also nicht zu unterscheiden in der Hilfengebung.
Ich leite diese Seitengänge natürlich durch Blickrichtung und Körperdrehung ein (Travers: äußere Schulter zurück, Renvers: ebenfalls

).
Inneres Bein am Gurt, äußeres leicht verwahrend, aber nur vorwärtstreibend, falls notwendig - nicht seitwärtstreibend!
Durch die Bewegung des Pferdes sinkt die innere Seite wiederum ab, meine Hüfte folgt dieser Bewegung und schon allein dadurch sitze ich wiederum innen.
Ich belaste innen aber nun
mehr, um die äußere Seite des Pferderückens zu entlasten, d.h. ich verlage leicht BEIDE Gesäßknochen auf die innere Seite (ja,Sie können sich ruhig vorstellen, dass ich mit dem Hintern im Sattel zur Seite rutsche... es handelt sich natürlich nur um mm, die der Betrachter von außen nicht mitbekommen soll!).
So verhindere ich, das Pferd im Gleichgewicht zu stören und Schwung- und Taktverlust.
Die Hände folgen wieder der Drehung der Schulter, wobei die innere Hand die Führung übernimmt.
So, jetzt zu Ihrem Beispiel:
- Ich reite linke Hand, geradeaus. Beide Gesäßknochen re/li gleich.
- Einleitung Schulterherein. Li bleibt innen, Hilfengebung s.o.
- Ich reite linke Hand, geradaus. Beide Gesäßknochen re/li gleich.
- Einleitung Travers, li bleibt innen, Hilfengebung s.o.
- Ich reite linke Hand, geradeaus. Beide Gesäßknochen re/li gleich.
- Einleitung Renvers, innen wechselt nach re, Hilfengebung s.o. Travers
- Ich reite linke Hand Schulterherein. Gesäßknochen innen (li) gemäß der Biegung des Pferdes abgesenkt, re wie vorher.
- Wechsel zu Travers. Körperdrehung rechte Schulter zurück über gerade auf Hufschlag bis zur Traversstellung, Vorhand auf Hufschlag, Nachhand 2. Hufschlag, bzw. 3. und 4. Hufspur. Zur Entlastung Gesäßknochen außen (re) etwas (!!!) nach innen (li) verschieben. DADURCH INNEN MEHR BELASTUNG!
- Wechsel zurück zum Schulterherein: Körperdrehung rechte, äußere Schulter vor über gerade auf Hufschlag bis zur Schulterhereinstellung (4 Hufspuren). Gesäßknochen wie vorher bei Schulterherein erklärt, in dem Fall also Entlastung links, um zum Schulterherein zurückzukehren...
Die Hände folgen der Drehung der Schultern und machen möglichst keine Extra - Bewegungen. Ein zweckmäßiges Höher- oder Tiefertragen der einen oder anderen Hand ergibt sich ggf..
- Ich reite linke Hand Schulterherein. Gesäßknochen innen (li) gemäß der Biegung des Pferdes abgesenkt, re wie vorher.
- Wechsel zum Renvers: Ich hebe die neue innere (re) Hand leicht an (dies zeigt meinem Pferd den Wunsch des Biegungswechsels an), folge mit meiner Hüfte der Biegung (re) des Pferdes, verschiebe den äußeren Gesäßknochen (li) mit nach innen (re) - s. Hilfengebung Travers. Körperdrehung sehr leicht in die neue Bewegungsrichtung, da "nur" die Biegung wechselt von li nach re.
- Wechsel zurück zum Schulterherein. Anhebung der neuen inneren Hand (li), Körperdrehung, Entlastung der Muskeln re, Hilfengebung Schulterherein s.o.
- Ich reite linke Hand Schulterherein. Gesäßknochen innen (li) gemäß der Biegung des Pferdes abgesenkt, re wie vorher.
- Wechsel zur Volte auf einfachem Hufschlag (also keine Schulterhereinvolte): Biegung bleibt erhalten, also weiter innen Hüfte abgesenkt, äußere Hand gibt leicht nach, um das Vorwärts zuzulassen, Körperdrehung in die Volte.
- Ich reite linke Hand Schulterherein. Gesäßknochen innen (li) gemäß der Biegung des Pferdes abgesenkt, re wie vorher.
- Endlich darf der Zausel wieder geradeaus...: Ich drehe meine äußere Schulter zurück - die rechte natürlich. Damit gehen meine Hände wieder in die Ausgangsposition, Gesäßknochen re (außen) und li (innen) gleich neben der Wirbelsäule, heben und senken sich bei jedem Schritt, Tritt und Sprung des Pferdes mit der Hüfte, die geschmeidig der Bewegung des Pferdes folgt und doch vorzugeben vermag, wenn ich eine Änderung wünsche.
Ich hab es jetzt mehrfach durchgelesen - sollten re und li mal nicht stimmen, bitte ich um Nachsicht, es kann sich nur um eine Verwechslung handeln. Mein Stuhl jedenfalls ist ganz gebeult vom hin und hersitzen und mein Mann fragt mich schon die ganze Zeit, warum ich die Schultern so seltsam und für ihn unmotiviert hin und her bewege...
So, lieber Herr Dörr, nun bleibt mir eigentlich nur noch, Ihnen für diesen theoretischen Ausflug zu danken! Ehrlich!
Und ich hoffe natürlich, dass sich dadurch Ihre Fragen geklärt haben. Sonst werden Sie ja sicherlich nachfragen, gell???
Schöne Weihnachten!
Stephanie