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Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 11:25
von Barbara I
Irgendwo habe ich mal eine Definition gehört, die ich nur bestätigen kann:

Ein Pferd, dass über den Rücken geht, saugt den Reiter an.
Ein PFerd, das sich verspannt, stößt den Reiter ab.

Und das gilt auch und gerade für "gangstarke" Pferde.


Ich habe jahrelang geglaubt, mein Pferd sei unbequem. Bis ich mal ein Video gesehen habe, wie mein Pferd mit aufgewölbtem Rücken und tiefer Nase schwunglos Trabt - fast joggt, und ich darauf herumhopse wie ein Gummiball. Da wurde mir klar - irgendwas stimmt da nicht...
Inzwischen habe ich gelernt, die Hinterhand zu aktivieren; schwer zu beschreiben, wenn man es vorher nicht gefühlt hat... und nun kann ich auch Trabverstärkungen bequem sitzen :D

Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 14:11
von Alkasar
Barbara I hat geschrieben: Ein Pferd, dass über den Rücken geht, saugt den Reiter an.
Ein PFerd, das sich verspannt, stößt den Reiter ab.
Das finde ich eine sehr gute Definition. Mein Hafi ist auch von der eher unbequemen Sorte. Ist er verspannt kann man ihn gar nicht sitzen, bei verspannt und schnell geht selbst Leichtraben nur schwer. Ist er aber locker und geht schön über den Rücken mit aktiver HH kann ich ihn inzwischen gut und entspannt sitzen. Er zieht mir dann in den Sattel. Als bequem würde ich's dennoch nicht bezeichnen :wink:

Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 14:14
von Filou
Zum Werfen gehört eigentlich noch eine Definition dazu. Denn der eine bezeichnet wirklich das Wegstoßen des Reiters, die Unmöglichkeit, einen gemeinsamen Takt zu finden damit, der andere bezeichnet es als Werfen, wenn ein weiches Großpferd mehr Rückenbewegung mitbringt als sein eigenes Pony. Ich denk, in der ganzen Diskussion vorher lief irgendwie diese Diskrepanz der Bezeichnungen mit.

Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 16:07
von Susanne
Und was ist mit Pferden die wenig Reitpferdepoints (*hüstel*) haben wie meins, das die Amplitude im Rücken im Trab einfach mehr nach oben als nach vorne hat? Da saugt einen nix an, die Bewegung geht nach oben. Natürlich ist es eben so, daß sich sowas verbessern läßt, aber mich stört das verallgemeinernde hier. Daß es quasi so sein muß oder das Pferd nicht korrekt läuft.

Am ehesten kann ich da noch Filou zustimmen, so könnte ich das unterschreiben.

Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 16:43
von Filou
Hihi, Susanne, wart mal, bis Du mich reiten siehst, dann unterschreibst Du so schnell nix mehr :wink:

Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 16:47
von Susanne
@ Filou: Das hatte ich mir eigentlich nach der Heirat schon vorgenommen :lol: :wink:

Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 18:16
von Filzi
Bernie hat geschrieben:Um das ging es doch gar nicht. Es ging doch nur um die Aussage, dass ein losgelassenes Pferd trotzdem wirft. Der Meinung bin ich eben nicht. :wink:

Deshalb heißt es aber im Umkehrschluss nicht automatisch, dass jedes sitzbequeme Pferd losgelassen ist und über den Rücken geht. da kann man sich sogar ganz wunderbar beschxxx. 8)
Bin ich voll deiner Meinung, bei Rollkur gerittenen Pferden wurden festgestellt, dass sie ungemein gut zu sitzen sind. Der überspannte Rücken und die dadurch entstehende über gerade Form lässt den Reiter bequem sitzen.

Daher kann man deutlich sagen, dass das bequem sitzen lassen NICHT IMMER ein Indiz für Losgelassenheit und korrektes Training ist.

Verfasst: Fr, 06. Nov 2009 19:52
von padruga
Ich kenn das bei jungen Pferden sehr oft so:
1. Phase, Einreiten: Pferd wirft
2. Phase: Pferd wirft nicht mehr, hat gelernt Rücken mehr aufzuwölben, aber mogelt, ist nicht wirklich von vorn bis hinten durchlässig (in dem Stadium verharren auch viele der scheinbar sehr gut gerittenen Pferde sehr lange Zeit, z.B. auch manche Pferde der "akademischen Reitkunst" oder viele mit scheinbar perfekter Anlehnung vorwärts-abwärts)
3. Phase: Weg von Seitengängen und Versammlung wieder hin zu vermehrtem Schwung: Pferd wirft oft wieder mehr
4. Phase: Durschlässigkeit: Kein Werfen mehr, wundervolles "In-den Sattel-Gezogen werden", auch bei scheinbar unmöglich zu sitzenden Pferdtypen. Ausnahme ev. in der Passage.

Verfasst: Sa, 07. Nov 2009 09:53
von Barbara I
Und was ist mit Pferden die wenig Reitpferdepoints (*hüstel*) haben wie meins, das die Amplitude im Rücken im Trab einfach mehr nach oben als nach vorne hat? Da saugt einen nix an, die Bewegung geht nach oben.
Hm, ich kann mir gut vorstellen, dass manche Pferde nie wirklich bequem werden. Aber woran liegt das?
An der Amplitude allein wohl nicht, denn 1. geht die Amplitude genauso weit nach oben wie sie nach unten geht (das mit dem "Ansaugen") und 2. kann zum Beispiel ein sehr schwungvoller Friesen-Trab wesentlich bequemer sein als z.B. der "festhalten-und-los-geht's" Trab eines Distanzpferdes (der wesentlich flacher ist).

Verfasst: Sa, 07. Nov 2009 11:14
von Bernie
Padruga, das ist eine sehr gute Beobachtung und deckt sich mit meiner!

Susanne, nö, gerade Pauschalisierungen sind so gar nicht mein Ding. ;) Hast Du vielleicht etwas missverstanden, wenn Du Dich damit auf meine Aussage beziehst (weiß ich jetzt nicht). War aber auf keinen Fall so gemeint.

Bzgl. Reitpferdepoints: Ich gehe natürlich schon mindestens von einem durchschnittlich talentiertem Pferd aus. Es geht hier nicht um den Superkracher, aber auf ein total verbautes Pferd kann man die Aussagen sowieso nicht beziehen, da muss man sowieso schauen, mit welchen Voraussetzungen man anfängt und benötigt oft Umwege um zum Ziel zu kommen.

Aber man kann nicht immer auf das worst case szenariao 8) Rücksicht nehmen, deshalb gehe ich natürlich von einem gut gebauten, gesunden Pferd aus, das ausgebildet wird.

Verfasst: Sa, 07. Nov 2009 22:47
von Susanne
Barbara I hat geschrieben:Hm, ich kann mir gut vorstellen, dass manche Pferde nie wirklich bequem werden. Aber woran liegt das?
An der Amplitude allein wohl nicht, denn 1. geht die Amplitude genauso weit nach oben wie sie nach unten geht (das mit dem "Ansaugen") und 2. kann zum Beispiel ein sehr schwungvoller Friesen-Trab wesentlich bequemer sein als z.B. der "festhalten-und-los-geht's" Trab eines Distanzpferdes (der wesentlich flacher ist).
Irgendwann gerät halt auch die menschliche Anatomie an die grenzen. Tut sie ja ebenfalls wenn zierliche ReiterInnen auf großrahmigen Warmblütern mit enormer "Vorwärtsamplitude" in der Bewegung sitzen. Da kommt das Becken rein mechanisch mit der großen Bewegung auch nicht mehr mit, die ReiterInnen gleichen das durch zurücklehnen des Oberkörpers aus.
Aber man kann nicht immer auf das worst case szenariao 8) Rücksicht nehmen, deshalb gehe ich natürlich von einem gut gebauten, gesunden Pferd aus, das ausgebildet wird.
Worst Case Szenario wäre mal ein lustiger Pferdenamen für so ein Tierchen ;-). Bei einem "Standardpferd" stimme ich mit Dir überein. Mir tut es nur leid, daß bei den worst cases selten differenziert hingekuckt wird und viele denken, daß sie in allen Punkten mit den "Standardpferden" vergleichbar sein müssen und bestimmt Dinge auch bei solchen Tieren als absoluter Maßstab anwendbar sind. Damit tut man ihnen einfach unrecht, finde ich. Aber das ist nicht ganz das Thema dieses Threads :wink:

Verfasst: So, 08. Nov 2009 12:07
von Granit
In der Diskussion wird nur der Rücken des Pferdes betrachtet, was für eine Beurteilung des Sitzen lassens nur ein Teil ist.

Der andere, die Bewegung beeinflssende Faktor, ist die Fesselung des Pferdes. So wird ein länger gefesseltes Pferd immer angenehmer zu sitzen sein, als eins mit kurzen Fesseln. Pferde die sehr weich gefesselt sind, vermitteln auch bei festgehaltenem Rücken ein angenhmes Sitzgefühl. Leider halten sie nicht so lange.

Der absolute Horror ist ein sehr schwungvolles Pferd mit einer kurzen Fesselung, welches die Bewegung nicht abfedern kann. Das wird dann von der Bandscheibe des Reiters übernommen. :?

Verfasst: So, 08. Nov 2009 15:28
von padruga
Auch der Sattel spielt eine Rolle. Setzt der den Reiter z.B. leicht in den Stuhlsitz oder ist die Sitzfläche zu klein oder die Steigbügelverankerung zu weit vorne oder der Schwerpunkt nicht genau in der Mitte oder die Steigbügellänge nicht passend... usw... dann ist ein optimales Mitschwingen des Reiters nicht so gut möglich und der Reiter "hängt" dem Pferd zu sehr im Rücken und kann diesen in den entscheidenden Momenten nicht (rechtzeitig schnell) entlasten.