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Verfasst: Di, 16. Feb 2010 16:26
von Bernie
Es ist einfach so, dass Personen, die viel Handarbeit machen, viel Wert auf Schritt und Seitengänge legen, ev. auch noch Trab dazu. Das Pferd erfährt aber keine Ausbildung anhand der Ausbildungsskala (auch wenn man kein FN-Reiter ist, kann man sich daran orientieren) und ist gar nicht in der Lage im versammelten Trab Seitengänge zu absolvieren, so verdirbt man sich sehr leicht die Gänge.
Ich bleibe dabei: die Handarbeit ist eine nützliche Ergänzung beim jungen Pferd und beim weit ausgebildeten Pferd eine noch viel bessere Ergänzung und Weiterführung! der bereits gefestigten Arbeit.
Aber ein Pferd nur an der Hand auszubilden stellt für mich absolut nicht das Ideal dar. Hat man ein unreitbares Pferd muss man sowieso Kompromisse eingehen.
Ich möchte ein Pferd zur vollen Entfaltung in seinen Gängen ausbilden, sowohl in die eine als auch in die andere Richtung und deshalb sitze ich am Pferd.
Aber um es noch einmal zu betonen: es kommt immer darauf an, welche Ziele man verfolgt. Der Titel dieses Threas heißt ja: Arbeit an der Hand ebenso effektiv wie reiten? Ich bleibe dabei: nein. Sonst würden wohl viele Profis in den verschiedensten Sparten der Reiterei mehr Handarbeit machen und weniger reiten.
Verfasst: Di, 16. Feb 2010 16:45
von emproada
@Lilith79: ok, ich gehe einfach mal von mir aus. Da ich wesentlich öfters auf dem Pferd sitze als Handarbeit zu machen, merke ich z.B. ein über die Schulter ausweichen im Seitengang beim Reiten sofort, wohingegen ich bei Handarbeit noch zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin.
Das muss natürlich nicht bei jedem so sein, aber die meisten reiten halt einfach doch auch öfters. Auch haben die Wenigstens bei Handarbeit einen RL zur Hand und es wird dabei doch schon ganz gerne aus Büchern übernommen, was in der Realität nicht wirklich gut funktioniert.
Ansonsten kann ich nur Bernie zustimmen, gerade um ein Pferd auch einmal etwas vorwärts zu schicken eignet sich die Handarbeit definitiv nicht.
Verfasst: Di, 16. Feb 2010 18:32
von stjärnskott
Ich bin mir ziemlich sicher, dass man ein Pferd durch vernünftige Arbeit an der Hand, wobei ich Langzügelarbeit dazuzähle, in Kombination mit Doppellongenarbeit genauso gymnastizieren kann, wie unterm Sattel. Geht es ab und an als Handpferd mit raus, hat es auch die Kondition und Abwechslung die ein Reitpferd erhält.
Ich überlege gerade sehr intensiv, aber mir fällt kein Grund ein, der dagegen spricht *grübel*
denn gerade an der DoLo kann man wunderbar auch in höheren Tempi arbeiten und ich wüsste auch nicht, an welcher Stelle das mit der Ausbildungsskala kollidieren sollte...
Hmm.....
Verfasst: Di, 16. Feb 2010 19:27
von Kerstin-K
stjärnskott hat geschrieben:Ich bin mir ziemlich sicher, dass man ein Pferd durch vernünftige Arbeit an der Hand, wobei ich Langzügelarbeit dazuzähle, in Kombination mit Doppellongenarbeit genauso gymnastizieren kann, wie unterm Sattel. Geht es ab und an als Handpferd mit raus, hat es auch die Kondition und Abwechslung die ein Reitpferd erhält.
Ich überlege gerade sehr intensiv, aber mir fällt kein Grund ein, der dagegen spricht *grübel*
denn gerade an der DoLo kann man wunderbar auch in höheren Tempi arbeiten und ich wüsste auch nicht, an welcher Stelle das mit der Ausbildungsskala kollidieren sollte...
Hmm.....
Das sehe ich genauso - bzw. wollte es gerade eben genauso schreiben

! Ich hatte zwei Pferde, einen, den man aus verschiedenen Gründen nicht reiten konnte und einen Steiger, bei denen mir nichts anderes übrig blieb, als sie von unten zu arbeiten, bis sie aus dem Gröbsten raus ist. Kombi Langzügel+Doppellonge, Geraderichten an der Longe und bei der Handarbeit, Freispringen, uvm. machte aus ihnen absolut durchgearbeitete Pferde ! Als ich dann Jahre später im Sattel saß, war es aufsteigen und losreiten
Ich bin also der Überzeugung, mit ein bisschen System ist das möglich.
Verfasst: Di, 16. Feb 2010 20:18
von emproada
Es geht hier aber rein um die Arbeit an der Hand ohne longieren o.ä., siehe erster Post.
Verfasst: Di, 16. Feb 2010 20:20
von Kerstin-K
Ups, hab ich überlesen, sorry...
Verfasst: Di, 16. Feb 2010 20:21
von emproada
Nix passiert.
Nimmt man longieren dazu, bin ich nämlich auch Deiner Meinung.
Verfasst: Di, 16. Feb 2010 21:14
von Jen
hi
wenn es darum geht, ob ein Pferd an der Hand auch gymnastiziert werden kann, oder ob man das nur unter dem Sattel kann, dann würde ich erstes deutlich bejahen. Natürlich kann man ein Pferd auch an der Hand gymnastizieren. Aber vieles ist unter dem Sattel einfach leichter zu bewerkstelligen.
Nehme ich zb. das Beispiel unseres Shetties, das wird nur sehr selten mal von kleinen Kindern spazieren geritten. Es hat keine "Reitausbildung". Als meine Schwester es kaufte, war es fett und sehr schief, weil es am alten Platz immer nur auf einer Hand ging und natürlich unerzogen.
Heute ist das Pony sehr gut bemuskelt und viel geschmeidiger. Aus dem kurzen Trippelpass-Schritt wurde ein raumgreifender, taktreiner Schritt. Der Trab wurde entspannter und schwungvoller, der Galopp taktreiner. Also muss es mit der Gymnastizierung vom Boden aus ja doch klappen
Bei einem grösseren Pferd, das grundsätzlich geritten werden kann, würde ich jedoch immer die Arbeit vom Sattel aus bevorzugen und die Arbeit an der Hand als Unterstützung und Ergänzung und Abwechslung sehen. Ich finde, man muss es sich ja nicht schwerer als nötig machen, man hat ja sonst auch noch genug Probleme

Verfasst: Sa, 20. Feb 2010 09:11
von knowi
Danke für Eure Antworten
Ich sehe es ähnlich, wie viele hier. Wenn ich nicht muss, würde ich auch eher das Reiten um die A.a.d.H. ergänzen und nicht darauf verzichten auch vom Sattel aus zu arbeiten. Wenn das aber aus welchen Gründen auch immer nicht geht, ist das noch lange kein Grund dafür, dass das Pferd nun nicht mehr ordentlich gymnastiziert werden kann.
Aber wahrscheinlich nur in Kombination mit Longen- und/oder Freiarbeit und idealerweise der Möglichkeit als Handpferd raus zu gehen.
Dazu noch eine Frage. Was meint ihr, kann man so ungefähr pauschalisieren wie viel bei einem nichtgerittenen Pferd die Arbeit an der Hand im Verhältnis zur Longenarbeit etc. ausmachen sollte? Ist 50:50 Eurer Meinung nach zu viel?
Liebe Grüße!
Knowi
Verfasst: Sa, 20. Feb 2010 17:16
von Jen
Und bei einem gesunden pony würde ich noch das kutschenfahren als weitere möglichkeit dazu nehmen.
Verfasst: Sa, 20. Feb 2010 17:29
von Bernie
Knowi, Du reitest Dein Pony aufgrund der Größe/Gewicht nicht, also das Pony ist an sich gesund und belastbar? Denn der Tipp von Jen ist wirklich gut, ein gut gefahrenes Pferd wird super gymnastiziert, DAS sehe ich gleichwertig mit der Arbeit unter dem Sattel.
Ich habe ja sehr lange vom Boden aus gearbeitet, ich hatte anfangs ca. 50 - 50, aber zum Schluss, Baron war dann schon älter, habe ich beides oft kombiniert. Denn so konnte ich ihn frei vorwärts longieren zB, aber auch an der Hand in den Seitengängen gymnastizieren. Die Gefahr, dass man sich ein wenig verrennt, ist geringer.
Außerdem bin ich der Meinung, dass man es nicht pauschalisieren kann, denn ebenso wie beim Reiten gehe ich mit dem Pferd in die Bahn und merke recht bald, was das Pferd heute an individuellem Programm benötigt, kommt ja immer auf die Tagesverfassung an. Deshalb würde ich da auch viel nach Gefühl gehen.
lg
Bernie
Verfasst: Sa, 20. Feb 2010 19:37
von Alkasar
Bernie hat geschrieben:...Denn der Tipp von Jen ist wirklich gut, ein gut gefahrenes Pferd wird super gymnastiziert, DAS sehe ich gleichwertig mit der Arbeit unter dem Sattel....
Ich glaube nicht, dass man ein Pferd vor der Kutsche genauso gymnastizieren kann, wie unter dem Sattel. das ist aus meiner Sicht nicht wirklich zu vergleichen. Die Kombination aus Gymnastizierung an der Hand und Training vor der Kutsche ist natürlich gut. Wenn dann noch gut gefahren wird, d.H. auf Stellung & Biegung, Takt und korrkete Anlehnung geachtet wird. ist es eine super Kombi.
Verfasst: Sa, 20. Feb 2010 20:57
von Bernie
Hast Du noch nie sehr gut gefahrene Pferde, die nach der Skala der Ausbildung gefahren werden, gesehen? Doch, Fahren ist für mich schon gleichwertig. Natürlich kommt es immer auf den Ausbilder an, aber das ist ja immer so.
Verfasst: Sa, 20. Feb 2010 22:55
von Alkasar
Doch, ich habe selbst so eines

Aber trotzdem ist es für mich etwas anderes. Die Gymnastizierung über die Seitengänge z.B. geht vor der Kutsche nur eingeschränkt. Das was man heute als SH in Fahrprüfungen verlangt finde ich schon fragwürdig. Und wirklich Versammlung sieht man auch selten. Das ein unter dem Sattel oder an der Hand gut gymnastiziertes Pferd dann vor der Kutsche brillanter ist ist klar. Aber umgekehrt

Verfasst: So, 21. Feb 2010 08:36
von Bernie
naja, wir reden hier jetzt bitte nicht von Hoher Schule. Aber eine solide Basis, damit das Pferd beim täglichen Training gymnastiziert wird, kräftiger wird, Muskulatur aufbaut, geschmeidiger und biegsamer - einfach DURCHLÄSSIG wird (also vom Training profitiert) - das ist auf beiden Seiten möglich. Sowohl unter dem Sattel als auch vor der Kutsche. Es kommt wie immer auf den Ausbilder an.
Von höheren Weihen mag ich gar nicht reden, ich bleibe bei meinem Leisten.

Eine grundsolide Basisausbildung auf reellem L-Niveau herzeigbar (also schon Richtung M, damit es eben abrufbar ist) habe ich schon öfter im Fahrerlager gesehen. Seitengänge sind wichtig, aber nicht per se als Lektion. SH für sich alleine ist nicht wichtig. Wichtig ist das Resultat, dass ich mehr Schulterkontrolle bekomme, das innere Hinterbein beugen kann usw. usw.
Es ist wie immer: Möglich ist es. Ob es der jeweilige Reiter/Fahrer dann auch schafft zu erreichen, ist wieder ganz etwas anderes.