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Verfasst: Sa, 06. Mär 2010 20:20
von Stef
also meiner war lange Hengst und wurde erst kurz bevor ich ihn gekauft habe gelegt (da war er 7)...ob er gedeckt hat weiß ich nicht, aber er war die ersten Jahre sehr hengstig und ist auch auf Stuten drauf, was natürlich nicht so toll war, weil sich die Besitzer darüber aufgeregt haben...aber so nach 3 Jahren hat sich sein Verhalten gelegt...jetzt ist er 17 und hat nur noch im Frühling "Gefühle" und schaut schon mal gerne einem hübschen Mädel hinter her, grins...wobei das auch nicht immer einfach ist...vor allem, wenn wir (seine Freundin und er) auf einen Hengst treffen, da tickt er völlig aus...

Verfasst: Sa, 06. Mär 2010 22:19
von smilla
@Blumee: Hast du etwa ein neues Pferd? +neugierigbin*

Verfasst: So, 07. Mär 2010 09:30
von Carmen
Das ist ja toll, hat Dein Hengst sich auch so vererbt, also sind seine männlichen Nachkommen auch so brav? Welche Rasse? Schade, dass er SE bekommen hat. Wie alt war er, als du ihn legen lassen hast?
Er ist ein Andalusier. Der Vorbesitzer hat ihn mit knapp 6 Jahren legen lassen. War eigentlich (leider) einfach nur eine wilde Vermehrung, so dass es gut war, dass das Pferd gelegt wurde. Die Fohlen sind immer ziemlich nach der Mutter geraten - sowohl vom Aussehen als auch vom Charakter (aber die Mütter waren charakterlich super). Vererbt hat er aber fast immer seine Farbe (braun mit Goldschimmer).

Verfasst: Mi, 10. Mär 2010 12:27
von Rapunzel
Dann will ich auch mal!
Wer von euch hat einen hengst?
Ich! Einen jetzt fast 8-jährigen Andalusier.

Wie hengstig ist der? Welches wesen hat er?
Er ist sehr selbstbewusst und frech, sehr lustig, würde fast sagen, er hat Humor, viele kreative Einfälle, sehr interessiert an allem. "Hengstig" im Sinne von Aufplustern, Wiehern, Stressen überhaupt nicht. Auch nicht aggressiv. Problemlos mit Stuten in direkter Nachbarschaft zu halten, Steigbügel an Steigbügel zu reiten, Abreiteplatz mit 30 Pferden kein Thema. Das einzige, was ihn etwas aufregt, sind freilaufende Pferde auf der Weide, da macht er schon mal einen Hals und geht Passage. Pferde mit Reiter/geführt = gehen ihn nichts an.


Aus welcher überzeugung habt ihr hengste? (viele der iberischen reiter/trainer reiten ja nur auf hengsten) (haben für euch hengste einen bestimmten vorteil, gegenüber anderen pferden?)
Zuerst mal ist ein Hengst in seinem naturbelassenen Zustand nun mal ein Hengst. Und ich möchte ihn so weit das geht so belassen. Eine Kastration ist für mich eine Form der Verstümmelung und erfolgt meist aus Bequemlichkeit. Außer bei Hengsten, die sich selbst total stressen, tigern usw. oder gefährlich werden, finde ich Kastrationen daher für mein Verständnis vom partnerschaftlichen Umgang mit meinem Pferd nicht kompatibel.
Vorteile vom Hengst: Selbstbewusstsein, kein Scheuen, keine Angst, unabhängiger von anderen Pferden, kein Kleben, besserer Muskelaufbau, mehr Kraft, bessere Gesamtkonstitution, unempfindlicher gegen Stress/Krankheiten, kein Winterfell, äppelt nur auf einen Haufen. ;-)

Wie haltet ihr eure hengste?
Winter: Laufbox 4x6 Meter direkt neben Wallach, nur brusthohe Stange, in gemischtem Pensionsstall. Tagsüber Paddock. Täglich gemeinsamer Auslauf mit Wallach; da er aber immer wieder mal versucht, den Wallach zu bespringen (nicht aggressiv), nur unter Aufsicht.
Sommer: Weide am Haus, nur durch E-Zaun getrennt von Wallachherde.

Müsst ihr mit einschränkungen leben? Zb: keine ausritte mit stutenbegleitern, nicht auf turniere, weil sich der hengst nicht konzentrieren kann
Nein! Alles absolut kein Problem.

Wie lange habt ihr euren hengst schon?
5 Jahre

Deckt ihr mit eurem hengst?
Nein

Was macht ihr mit eurem hengst alles?
Alles - Dressurarbeit, Kurse, Turniere, Urlaub am Strand, Springstunde, Vielseitigkeitstraining, Doppellonge, Bodenarbeit, Zirkuslektionen, Ausritte.

Was sind die wichtigsten tipps zur hengsterziehung?
Absolute Konsequenz. Kleine Zeichen und Anfragen lesen lernen und möglichst früh reagieren, um größere Auseinandersetzungen zu vermeiden. Konfrontation mit möglichst vielen Reizen. Nichts aus Angst vermeiden. Nicht ständig versuchen, den Hengst zu "dominieren", lieber auf Leitstuten-Position gehen: Klare Regeln, die einzuhalten sind, bei Verstoß kurz und knackig knallen lassen, aber keine ständigen Dominanzspielchen.


Wie streng sollte man mit junghengsten sein? In wie weit kann man mit 1-1,5 jährigen schon arbeiten, oder sollte man mit denen arbeiten damit die wirklich brav werden?
Bin vollkommen gegen Arbeit mit unter 3-jährigen Pferden. Die gehören in eine große Herde auf großen Flächen und fertig. 3-jährig sind sie reif genug und können sich auch mal konzentrieren, davor würde ich nichts machen. Die Herde erzieht am besten. Wenn sie gar nicht wissen, wie stark sie im Vergleich zum Menschen sind, erspart einem das die meiste Arbeit.


Kann man es gut beeinflussen wie hengstig ein hengst ist?
Ist sicher auch ein kleines bisschen vererbungssache,
Beides - kommt auch sehr drauf an, ob der Hengst aufgrund von Hormonproduktion "hengstig" ist oder ob es ein wirkliches Alpha-Tier ist. Im ersten Fall kann man nicht so viel erziehen, im zweiten ja.

Verfasst: Mi, 10. Mär 2010 14:49
von gimlinchen
eine freundin von mir hat einen 3jährigen quarterhengst, der immer noch mit einer ganzen hengst- und wallachherde raus kann. da sind sogar die beiden älteren deckhengste dabei - finde ich erstaunlich. und klasse!!

Verfasst: Mi, 10. Mär 2010 21:13
von Rapunzel
Eine Freundin von mir hat einen mittlerweile 10-jährigen PRE-Hengst, der in einer Wallachherde läuft und dort sogar lange der Rangletzte war. Und das, obwohl er auch schon gedeckt hat. Das ist aber meiner Erfahrung nach die absolute Ausnahme. "Normal" ist, dass ein Hengst ab einem bestimmten Alter (meist 4-5 Jahre) keine Konkurrenz mehr in unmittelbarer Nähe duldet und Wallache dann gnadenlos vermöbelt und durch die Zäune treibt (wenn sie eher hengstig sind) oder bespringt und attackiert (wenn sie eher stutig sind). Das hat dann aber nichts mit schlecht sozialisiertem Verhalten zu tun, sondern ist ganz normales, arttypisches Verhalten. Auch in der freien Wildbahn ziehen Hengste ab einen gewissen Alter nicht mehr in Junggesellengruppen herum, sondern erobern sich entweder eine Stutenfamilie oder bleiben allein.

Verfasst: Do, 11. Mär 2010 15:33
von Carmen
Äh, Rapzunzel, Hengste scheuen nicht, sind weniger krankheitsanfällig, kleben nicht und bekommen kein Winterfell? :kopfkratz:

Verfasst: Do, 11. Mär 2010 18:47
von Rapunzel
Ja.
Durch den schnelleren Stoffwechsel bedingt "brauchen" sie nicht so viel Fell. Es ist auch von der Struktur her anders, hat mehr Glanz und so einen "Lotus"-Effekt, an dem der Schmutz abperlt.

Die geringere Krankheits/Scheu/Stressanfälligkeit kommt durch die erhöhte Testosteronproduktion. Das macht "mutiger" und aggressiver, auch weniger schmerzempfindlich. So ein Hengst in freier Wildbahn kann sich halt auch nicht erlauben, sich grad mal nicht so zu fühlen, wenn der Puma kommt ;-)
Das hab ich sogar selbst statistisch erforscht ;-) ich war vor ein paar Jahren mit meinem Pferd mit der Apassionata unterwegs. Dort gab es 60 Hengste und 2 Wallache. In den 8 Wochen, die ich dabei war, hatten zwei Pferde eine Stresskolik - und zwar die beiden Wallache. Kann Zufall gewesen sein, scheint mir aber eher nicht so.

Nicht kleben: Der Hengst steht gewöhnlich etwas abseits der Herde und hat eine Beobachterposition. Wenn er keine Stuten abbekommt, muss er auch allein klarkommen. Ein Hengst ist daher im Normalfall wesentlich unabhängiger, da er den Schutz der Herde nicht zum Überleben braucht.

Verfasst: Do, 11. Mär 2010 19:26
von Carmen
Naja, meiner hat je nach Laune schon mal geklebt. Winterfell hat er wie alle anderen gehabt - gut, seines war (und ist heute nach in Wallachzeiten) feiner als das der Stuten, aber das liegt eher daran, dass er "edler" ist als diese.

"Lotuseffekt" hat meine Stute auch, mein Ex-Hengst auch noch jetzt. Das hat mehr mit Gesundheit als mit Geschlecht zu tun.

Krank war er noch nie, wenn man vom Sommerekzem absieht. Auch als Wallach nicht.

Und mein Hengst war immer mitten in der Herde. Hab mal ein schlaues Buch gelesen, in dem stand, dass Hengste körperliche Kontakte nicht schätzen, weil sie auch in der Herde auf Distanz bedacht sind. Kann ich so nicht bestätigen. Meiner hat sich abwechselnd mit seinen verschiedenen Damen gegenseitig beknabbert (auch wenn sie nicht rossig waren) und war schon immer ein totaler Schmusehengst.

Ich glaub, es gibt da solche und solche.

Weniger schmerzempfindlich wegen Testosteron sehe ich aber durchaus ein. Wenn die Hormone überschießen, spüren die nix mehr. :lol:

Verfasst: Do, 11. Mär 2010 19:50
von Rapunzel
Klar gibt´s da solche und solche. Ganz sicher haben Hengste auch einen unterschiedlichen Hormonstatus und das bestimmt ihr Verhalten, ebenso wie der Grundcharakter, der eben mehr oder weniger alphamäßig sein kann. Ich geh jetzt mal vom Mittelmaß/"Norm"fall aus.

Ich hab den Hengst und einen Wallach, den ich 5-jährig kastrieren lassen habe. Der Hengst ist sehr dominant, ein richtiges Alpha-Tier, aber kaum hormongesteuert. Der Wallach war als Hengst genau umgekehrt, äußerst "hengstig" im Sinne von Aufregung wegen anderer Pferde, aber hat nie mich in Frage gestellt und ließ sich von jedem halbwegs dominanten Wallach deckeln. Der war als Hengst aber ganz klar lebhafter, mutiger, unabhängiger und viel besser im Lack, besser bemuskelt, insgesamt "stärker" und lebendiger. Er hat übrigens bald nach der Kastration erste Anzeichen für EMS entwickelt und ist inzwischen 18 und eindeutiger EMS-ler. Solche Stoffwechselerkrankungen treffen Hengste auch viel seltener, einfach weil der Stoffwechsel viel besser funzt. Menschliche Kastraten sind früher übrigens zu 90 % sehr früh an Zucker, Fettleibigkeit und anderen Stoffwechselerkrankungen gestorben.

Verfasst: Do, 11. Mär 2010 19:51
von Rapunzel
Carmen: Hat deiner das SE schon als Hengst gehabt oder erst als Wallach? Wenn ersteres, hat es sich durch die Kastration verändert?

Verfasst: Fr, 12. Mär 2010 17:55
von Carmen
Schon als Hengst. Geändert hat sich leider nichts.

Verfasst: Sa, 13. Mär 2010 23:28
von orest
Hallo,

ich selbst habe zwar einen Wallach (schon als Jungpferd beim Vorbesitzer gelegt), kann euch aber von dem Hengst meiner Freundin berichten.

Spanier, etwa 10 Jahre, Freizeitpferd. Er lebt mit einem Wallach zusammen im Offenstall (Eigenregie) und ist absolut verträglich. Man kann ohne Probleme oder Bedenken z.B. einfach meine Wallache in die Herde stellen, wenn ich bei meiner Freundin zu Besuch bin ! Stuten sind nicht in der Nähe.
Der Hengst ist auch auf Wanderritten völlig unproblematisch, lässt sich überall unterbringen. Ausritte auch mit Stuten sind gar kein Problem, zeigt kaum hengstiges Verhalten.
Er ist Hengst, da es keinen Grund gibt ihn zu legen. Zusätzlich gibt es den Faktor, dass ein Hengst mehr Muskulatur, mehr Kraft hat und mehr Austrahlung hat. Er würde sicher "verlieren" wenn man ihn jetzt noch legen lassen würde.

Ich kenne noch einige weitere Hengste, die ähnlich problemlos sind. Die Stute meiner SB ist z.B. wesentlich "schwieriger" (regt sich bei anderen Pferden auf, in der Herde etwas heikel, sehr lose Hinterbeine beim Ausreiten mit fremden Pferden...) Wichtig finde ich eine gute Erziehung und eine artgerechte Haltung. Nur selten wird ein Hengst wirklich extrem schwierig sein, eher werden Hengste aggressiv und schwierig, wenn sie alleine eingesperrt werden.
Meine RL hat z.B. einen (ca. 15 Jahre) Hengst übernommen, der extrem hengstig und so aggressiv war, dass sie ihn ausschließlich selbst händelte. Er hatte sich auch dem Menschen gegenüber aggressiv verhalten. Damals stand er alleine in einer Box, ging alleine stundenweise raus, dann tigerte er nervös am Zaun. Die Möglichkeiten waren: Offenstall, kastrieren, Schlachter und sollte in dieser Reihenfolge ausprobiert werden.
Nach einer Zeit im Offenstall zusammen mit weiteren Wallachen wandelte sich das Pferd vollkommen. Er wurde ganz normal. Er zeugte noch einen Sohn, der heute etwa 5 Jahre alt ist und als Hengst mit seinem Vater im Offenstall lebt.

Gruß Tina

Verfasst: So, 14. Mär 2010 09:19
von Carmen
Du schilderst da das typische Hengst-Problem: Weggesperrt und als spinniger Hengst abgestempelt. Schön, dass der Bursche in einen Offenstall durfte und plötzlich zufrieden mit sich und der Welt ist.

Verfasst: So, 14. Mär 2010 10:35
von padruga
Naja, aber es bleibt einem oft nichts anderes übrig wie wegsperren. Optimale Hengsthaltungsställe sind extrem rar, und meist muss man sich da mit einem Minipaddock begnügen. Für Offenstallhaltung mit Wallachen ist leider auch nicht jeder Hengst geeignet.