Ich habe einen Ex-schuli. Da darf man getrost davon ausgehen, dass der gelernt hat, sich von Hinz und Kunz händeln zu lassen.
Ich habe ihn nun schon recht lange und er darf bei mir ziemlich viele Dinge, die andere nicht durchgehen lassen würden. Er ist dennoch grundsätzlich von allen Personen im Stall leicht händelbar und nimmt sich bei denen im Zweifel eher weniger raus, als bei mir.
Nichts desto Trotz, gibt es einzelne Personen und Situationen, in denen er sich auch mal so verhalten kann, als hätte er keinerlei "Grunderziehung".
Bsp.: Ich hatte ihn, als ich ihn erst kurze Zeit hatte, mal für einen TTouch-Kurs verliehen. Dort geschah nun nichts schlimmes. Alle Personen des Kurses lernten die Touches an den verschiedenen Pferden anzuwenden. Das war eigentlich auch schon die gesamte Anforderung an mein Pferd. Er sollte sich von wechselnden Menschen überall mal anfassen/abstreichen lassen. Das sollte nun für einen Ex-Schuli kein Problem sein. Ich war lediglich als Zuschauer dabei.
Es war zu sehen, das meiner das nicht gerade entspannend fand, aber er blieb stehen und ließ sich alles gefallen, bis eine der Teilnehmerinnen an seinen Schweif ging und diesen vorsichtig etwas rotieren lassen wollte. Das war der Punkt, an dem meiner zu meinem Entsetzen die HH hob

Er hob sie zwar nur und schlug nicht, aber trotzdem. Sowas hat er nichtzu machen und weiß das auch sehr genau. Sowas hatte er, in den Jahren den ich ihn schon vorher kannte, auch noch nie gemacht. Das wäre für ihn ein absolutes NoGo gewesen, zumal er als Schuli immer einen Schweifriemen an seinem Sattel hatte und es daher normal war, das man ihm an den Schweif geht. Das fand er zwar schon immer blöd, aber niemals gab es so eine Reaktion bei ihm. Bis zu diesem Tag kniff er maximal den Schweif ein.
Wir griffen natürlich sofort ein, aber es blieb dabei. Ich konnte an den Schweif, die Kursleiterin konnte dran und bei keinem der anderen TN hatte er sich vorher ungebührlich verhalten. Aber diese eine TN war ihm vollkommen suspekt.
Am nächsten Tag ließ die Kursleiterin nur die anderen an mein Pferd und alles war wieder gut und bei einer recht ruhigen Person, die sich dann länger mit ihm beschäftigte, fing er sogar auch an sich zu entspannen.
Auslöser für sein Verhalten war sehr wahrscheinlich die Teilnehmerin. Sie war ein Mensch, der so eine kleines Energiefeld um sich rum verströmte. Schwer zu beschreiben, aber anders kann ich es nicht. Sie war einfach so ein bißchen energiegeladener als andere und mehr war an ihr auch nicht besonderes. Sie war, dem Kurs entsprechend vorsichtig, wie die anderen auch und hielt sich an alle Regeln und ist lediglich dadurch aufgefallen, dass sie ein Typ ist, den man nicht übersieht, wenn er ins Zimmer kommt.
Das Schweifeinkneifen war uns bekannt und es wurde vorher von mir und anderen dran gearbeitet, dass er lernt sich dabei zu entspannen und das machen wir auch heute noch. Einen Schweifriemen hat er seit dem er bei mir ist nicht mehr gesehen. Es gab nie wieder einen solchen "Vorfall" auch wenn er es bis heute nicht toll findet, wenn ihm Fremde an seinen Schweif gehen.
Was lernen wir daraus? Pferde sind Tiere und nur weil sie sich in Hundertausend Situationen bei Hundertausend Menschen gleich verhalten haben, heißt das nicht, dass sie das bei jedem so machen. Mir ist sein Verhalten noch immer irgendwie unverständlich, denn er stand ja "frei" in der Halle und hätte im Zweifelsfall auch einfach weglaufen können. Warum er das nicht tat, kann ich nicht nachvollziehen, denn er ist nicht die Spur angriffslustig. Bis heute bleibt die einzige Erklärung die, dass es mit der Person zusammenhängen muss, auch wenn sie nichts falsch gemacht hat.