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Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 19:14
von Max1404
Ich habe gerade im 1. Jahr bei Rocki Probleme gehabt, ihn in Dehnungshaltung ans Gebiss zu bringen.
In Gebrauchs-Remontenhaltung hatte er eine gute Anlehnung, länger konnte man ihn aber nicht lassen, weil er immer wieder vom Gebiss weg kam, nach unten abgetaucht ist und sich eingerollt hat.
Ich bin darüber hinweggeritten und habe mich nicht gegrämt, weil es nicht funktioniert hat wie im Lehrbuch (und bin hauptsächlich in Remonten-Gebrauchshaltung geritten, und habe das Zügel aus der Hand kauen lassen immer wieder in die Arbeit eingebaut.)
Ihn mit hoher Hand zum Konditionieren auf die Dehnungshaltung zu bringen, wäre bei diesem Pferd falsch gewesen, weil er (sensibler Panzer) dann damals komplett dicht gemacht hätte.
Übrigens geht er mittlerweile eine anständige Dehnunghaltung mit Nase etwa in Höhe des Buggelenks und vor der Senkrechten - Rocki ist eindeutig kein Leser von Richtlinien, er hat seinen eigenen Stil!

Verfasst: Fr, 12. Nov 2010 19:48
von Max1404
Poetin hat geschrieben:Na sagen wir mal: überstellt. Also mehr Abstellung, als eigentlich die Biegungs voraussetzt. Z.B. Innenstellung und Außenstellung in Volten.
Ich möchte vorausschicken, dass ich kein PK-Fachmann bin, auch wenn ich ihn gelesen habe. Meine Anmerkungen beruhen eher auf Baucher als auf PK:
Die starken seitlichen Abstellungen macht man nur im Halten (Nase fast bis ans Reiterbein). Im Gang wird relativ normal gestellt. Sofern sich das Pferd festmacht/die Haltung verändert/sich auf den Zügel legt, wird wieder angehalten, die gewünschte Haltung wieder hergestellt und wieder neu angeritten.
Nicht in Dehnungshaltung kann man genau diese Technik hervorragend bei Pferden anwenden, die gut vorwärts gehen, sich aber auf dem Gebiss herumlümmeln oder gegen das Gebiss gehen, weil die Hinterhand nicht genügend mitarbeitet: Anhalten, Gleichgewicht und Leichtigkeit wieder herstellen und dann wieder antraben. Ggf. auch erschwerend im Schulterherein.
Ich halte das Anhalten bei etwas triebigen Pferden für problematisch, weil sie dann immer schwer wieder in Gang zu bringen sind.
Ich persönlich arbeite in Dehnungshaltung lieber so, dass ich normal stelle und ab und zu, wenn ich einen Widerstand fühle, etwas stärker abstelle oder ein bis zwei Tritte nach außen stelle, um das Pferd wieder besser an den äußeren Zügel zu bekommen.
Herr Baucher hätte sich übrigens die Zähne an meinem Rocki ausgebissen, wenn er versucht hätte, den Großen im Halten und Schritt zu arbeiten - der wäre nämlich einfach stur stehengeblieben und hätte seine Größe und Kraft wie eine Wand gegen den Reiter eingesetzt - genau so, wie er seine Kumpels auf der Koppel auflaufen lässt: er bleibt einfach stehen ...

. Rocki muss man im Trab und Galopp arbeiten. Erst, wenn er genug Schwung geholt hat, kann man in der Mitte der Reiteinheit auch an Seitengänge im Schritt denken.
Bei Micardo ist das Arbeiten im Schritt möglich (und auch das Arbeiten über eine hohe Hand wäre möglich), er ist aber auch sehr hochblütig, und genau mit dieser Sorte Pferd hat Baucher bevorzugt gearbeitet.
Das Arbeiten von etwas weiter fortgeschrittenen Pferden in Seitengängen im Schritt halte ich generell für sehr gut, denn die langsame Bewegung fördert die Dehnung stärker als in den dynamischen Gangarten. Allerdings, wie gesagt, kommt es auf das Pferd an.
Verfasst: Sa, 13. Nov 2010 21:35
von Poetin
Das ist sehr interessant. Könnt ihr aus Erfahrung berichten, ob es euren Pferden leichter fällt, sich in Dehnungshaltung stellen zu lassen oder ob sie sich besser in Aufrichtung stellen lassen (beides in Bewegung) ??
Mein Friese z.B. lümmelt sich in Dehnungshaltung, wenn ich ihn nach rechts stelle gerne auf dem Gebiss rum, wohingegen es ihm wesentlich leichter fällt, wenn ich dann mit der Hand nach oben einwirke und er seinen Hals höher trägt. Oder liegt das vielleicht an der friesischen Anatomie?
Wie sieht es bei euren Pferde aus?
Liebe Grüße,
Poetin
Verfasst: Sa, 13. Nov 2010 23:31
von Gast
Unbeantwortet bleibt: Gibt es denn echtes VA bei PK oder nur diese "Dehnungshaltung", die sich den Bildern nach sowie gemäß meines Verständnisses nur als Gebrauchshaltung entpuppt.
Auch verstehe ich die Flexion der Hälse nicht. Warum etwas noch instabiler machen, als es in der Zeit der Remonte schon ist? Da möchte ich ja gerade mehr Stabilität in den Hals durch Muskulaturaufbau bekommen.
Verfasst: Sa, 13. Nov 2010 23:46
von Poetin
Das, was auf dem Video, was Cathy eingestellt hat, zu sehen ist, ist m.E. nach schon eine vernünftigen Dehnungshaltung. Das würde ich nicht als Gebrauchshaltung ansehen. Und was das Flexen der Hälse betrifft: Ich möchte doch einen biegsamen geschmeidigen Hals haben, wie sonst kann ich im Anschluss das Pferd weiter geraderichten, wenn es nicht einmal gelernt hat, sich im Hals zu biegen und dort nachzugeben und weich zu sein?
Verfasst: Sa, 13. Nov 2010 23:54
von birdy
Poetin hat geschrieben:Für mich ist der Friese auf dem Video in einer schönen ausbalancierten Dehnunhshaltung. So hat die Schulter nach wie vor genügend Freiheit und die Vorhand wird nicht zu sehr belastet. Bei tieferer Kofhaltung ist das Pferd leider meist sehr eingeschränkt in der Schulter.
Jetzt noch ne andere Frage: Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. Stellt PK in Dehnungshaltung die Pferde zur Seite? Oder ist das zur Seite stellen ein Weg zur Dehnungshaltung und, wenn sie sich dehnen lässt er sich gerade? Das würde mich sehr interessieren, weil ich meine gelesen zu haben, dass er in Dehnungshaltung nicht stellt.
Liebe Grüße
Für mich ist der Weg zu einer guten Dehnungshaltung ein biegsamer, beweglicher Hals und genau das wird durch die starke Abstellung erreicht. Ich bin immer wieder überrascht wie schnell und leicht Pferde die Dehnungshaltung über das seitliche Abstellen verstehen. Ein Pferd, dass erst im Maul/ Unterkiefer locker gemacht wird, dann im Hals/ Genickbereich kann seinen Hals ganz anders fallen lassen und kommt (für mich) viel reeler über den Rücken und entwickelt einen natürlichen, gewollten Schwung in der Hinterhand.
Ich habe seit August ein Berittpferd, dass wirklich gar nichts konnte. Steif, Taktfehler, Unsicherheit, unlosgelassen. Ich war 1-3 Mal die Woche bei ihr (mit verschiedener Arbeit) und nun geht sie in einer wunderschönen Dehnungshaltung, erreicht durch Abkauübungen, starkes Flexen und viel vorwärts. Auch ein Markenzeichen von PK- vorwärts. So viele Pferde werden untertourig geritten.
Also... die Mischung macht es.
Und wenn man sich in der (ich sage jetzt mal) FN Szene umsieht, dann werden dort viele Pferde Runde um Runde tot geritten, ohne das überhaupt etwas passiert. Ja, wie soll man einem Pferd denn auch erklären, dass es in die DH soll?? Mit den Schenkeln? Mit ziehenden, zupfenden Zügeln? Letzteres bewirkt zwar eine Kopfveränderung, aber keine korrekte...
LG

Verfasst: So, 14. Nov 2010 00:01
von Poetin
Auch ein Markenzeichen von PK- vorwärts. So viele Pferde werden untertourig geritten.
Das sieht man auch an der Dynamik der Bewegungen seiner Pferde. Ich bin der Meinung, dass man bei vielen klassischen Ausbildern schön gerittene Lektionen usw. sieht, aber bei PK ist da immer noch ein Hauch mehr Pep und Kadenz dabei. Gerade bei versammelnden Übungen, die er ja auch immer wieder in ein Vorwärts entlässt.
Verfasst: So, 14. Nov 2010 00:14
von birdy
@Poetin
Ja, das stimmt. Ich werde regelmäßig angesprochen, dass meine Pferde so rennen würden

Aber das ist eben auch nur ein Teil vom Ganzen. Dem einen Tier tut das vorwärts gut, dem anderen nicht. Man kann hier auch von keinem Muss oder Optimum reden, sondern muss alles ganz individuell betrachten.
Verfasst: So, 14. Nov 2010 07:05
von Max1404
Gast hat geschrieben:Auch verstehe ich die Flexion der Hälse nicht. Warum etwas noch instabiler machen, als es in der Zeit der Remonte schon ist? Da möchte ich ja gerade mehr Stabilität in den Hals durch Muskulaturaufbau bekommen.
Ja, so ganz kann ich bisher auch nicht wirklich etwas damit anfangen. Ich denke, dass sie bei einem Pferd, das ganz normal ausgebildet werden kann, auch nicht notwendig sind.
Ich denke aber trotzdem nicht, dass das starke Abstellen (im Halten) das Pferd im Hals instabil macht. Ich sehe das eher wie Gymnastik: der Hals-Schulterbereich wird durch die Übungen gedehnt, was eigentlich zu mehr Stabilität führen sollte, weil die Muskulatur durch die Übungen und das Dehnen und die Lockerung besser vorbereitet ist.
Ich finde übrigens die Übungen, die PK zur Gewöhnung eines jungen Pferdes an das Gebiss zeigt, gar nicht so verkehrt - hier wird erheblich mehr Mühe darauf verwendet, dem Pferd im Stehen die Wirkweise des Gebisses spielerisch zu erklären, als ich das bisher kannte.
Zur Ergänzung: das Abstellen (auch kurz nach außen) im Gang mache ich beim weiter ausgebildeten Pferd zur Lockerung, nicht bei einer jungen Remonte!
Verfasst: So, 14. Nov 2010 10:31
von Priesel
Max1404 hat geschrieben:
Ich finde übrigens die Übungen, die PK zur Gewöhnung eines jungen Pferdes an das Gebiss zeigt, gar nicht so verkehrt - hier wird erheblich mehr Mühe darauf verwendet, dem Pferd im Stehen die Wirkweise des Gebisses spielerisch zu erklären, als ich das bisher kannte.
Das ist für mich auch ein wichtiger Aspekt.
Ich meine, dass viele Pferde für das Gebiss nur wenig Verständnis haben, weil sie gar nicht wissen, was sie mit dem Ding tun sollen und wie sie auf Zügelhilfen reageren sollen. Dem Pferd überhaupt erstmal das Prinzip von Annehmen und Nachgeben zu erklären, macht meines Erachtens vieles leichter.
Bei meinem Pferd muss ich übrigens mit den Abkauübungen und dem Flexionieren selbst sehr vorsichtig sein und es dezent und sparsam einsetzen, eher selten. Er katschelt von sich aus schon zu sehr auf dem Gebiss, hat einen sehr losen Unterkiefer und ist darüber hinaus extrem beweglich im Hals. Da halte ich es nicht für sinnvoll, das Ganze zu sehr auszudehnen, ich meine, das macht das Pferd dann nur unruhig und meiner Meinung nach wirklich instabil im Hals. Trotzdem bin ich generell von der Methode sehr überzeugt.
Verfasst: So, 14. Nov 2010 10:36
von maurits
@Poetin, ich kann meinen Friesen sowohl in Arbeits- als auch in Dehnungshaltung stellen. Das hat weniger mit der friesischen Anatomie als mit der Grundausbildung des Pferdes zu tun.
lg
maurits
Verfasst: So, 14. Nov 2010 10:37
von birdy
Habt ihr denn überhaupt das Flexionieren ausprobiert? Für mich hört sich das nämlich nicht so an und wie kann man dann bitte sagen, dass es das Pferd instabil macht???
Du flexionierst doch nicht ein Pferd und rennst dann 20 Runden damit herum. Wo genau seht ihr eine Gefahr der Instabilität???
Ich verstehe das nicht, aber ich reite schon seit Jahren "so" und habe vielen verschienden Pferden(rassen) dies beigebracht und ich kam mir dabei noch nie verloren vor oder hatte das Gefühl, dass das Pferd gleich umkippt, weil es instabil ist

Man muss so ein Gefühl erst einmal bekommen, es fühlt sich wunderbar an, wenn das Pferd im Halsbereich nachgibt und entspannt wird!
Außerdem stellen doch wahnsinnige viele Reiter ihre Pferde stark nach außen oder innen, nur bei vielen ist es kein stellen, sondern ein ziehen à la Rollkur. Noch nicht gesehen?
Das muss man natürlich klar voneinander entscheiden.
Verfasst: So, 14. Nov 2010 10:46
von Cubano
Moins,
zum Flexionieren: Stimmt, in der Theorie wird das bei PK nur im Stand gemacht. Die Praxis allerdings zeigt mir anhand beinahe jeden Videos, dass die Pferde auch auf Volten oder in Traversalen sehr stark überbogen sind. Und das führt zwangsläufig zum Ausfallen über die Schulter und damit zum Verlust der Balance. Das Flexionieren bei Remonten anzuwenden, halte ich im Übrigen für extrem falsch – wie Gast schon ganz richtig sagte, führt das zu noch mehr Instabilität im Hals; man macht sich schlussendlich die geraderichtende Arbeit in meinen Augen unnötig schwer, das junge Pferd aber wird recht schnell merken, dass es sich mit Gummihals prima durch schwierige Dinge wie beginnende Lastaufnahme mogeln kann.
Zu den Abkau-Übungen: da kommt es wirklich entscheidend aufs Pferd an. Bei meinem Schimmel, der sich auf dem Gebiss gern komplett festgebissen hat, als ich ihn bekam, haben die wirklich geholfen. Bei meinem Youngster, der ohnehin schon ein typisch-nervöses Iberer-Maul hat, wären die nach meiner Ansicht komplett falsch. Alles, was bei solchen Pferden Unruhe ins Maul bringt (und das gilt m.E. sogar schon für ein doppelt gebrochenes Gebiss) führt dazu, dass sie eben nicht ans Gebiss treten.
Verfasst: So, 14. Nov 2010 12:56
von knowi
Die Flexionen werden tatsächlich in der Praxis nicht nur im Stand ausgeführt, das stimmt. Was das damit verbundene zwangsweise Ausbrechen über die Schulter angeht würde ich wiedersprechen. Denn gleichzeitig wird eigentlich immer daran gearbeitet die Schultern des Pferdes sehr präzise dirigieren und verschieben zu können um stets die laterale Balance zu erhalten. Das geht am Anfang viel über Kontervolten und Viereckvergrößern, wird aber im Ergebnis immer feiner, bis man wirklich, wenn nötig sehr fein die Balance von einer Schulter zu anderen verschieben kann. Ist die laterale Balance so wiederhergestellt gibt's auch kein Ausweichen über die äußere Schulter mehr.
Die Schulterkontrolle ist in dem Fall also ein wichtiges Bausteinchen auf dem Weg zum Geraderichten.
Ich selbst unterscheide übrigens auch von Pferd zu Pferd wie viel und wie stark ich flexionieren würde - ich sehe das nicht als feste Schablone in die jedes Pferd passen muss.
Und zur DH: Die DH lässt sich auf verschiedene Arten einleiten - das hängt ganz vom Pferd und vom Ausbildungsstand ab. Du hast also die Möglichkeit über ein Action-Reaction die Dehnung auf ein Signal hin zu veranlassen (mit geradem Hals, oder in der Biegung, je nach dem was man möchte), durch eine deutliche Biegung, die du dann in eine DH auflöst oder - und so sollte das meiner Meinung nach dann auch ziemlich bald sein, in dem Du nachgibst und das Pferd dem Gebiss in die Tiefe folgt und sich an das Gebiss herandehnt - ohne dass vorher etwas passieren musste.
Verfasst: So, 14. Nov 2010 13:33
von Cubano
Knowi, ich hatte zu der Überbiegung und dem Ausfallen dieses Video vor Augen:
http://www.youtube.com/watch?v=MRD2qYn4 ... er&list=UL
Bei der Schrittarbeit auf der Volte links ist das deutlich zu sehen, dass der Hals viel mehr nach innen "verbogen" ist, als der Rest des Pferdes, Resultat: der haffi fällt komplett über die Schulter aus und verliert die Balance. Bei der Volte auf der anderen Hand ist das ein wenig besser, aber immer noch deutlich. Das Video mit dem Friesen und dem "verbogenen" Hals in der Traversale muss ich erst mal wieder suchen…
LG
Andrea