Wer hat noch unreitbares Pferd?

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

Nike
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Beitrag von Nike »

Die Option einschläfern steht bei uns auch noch offen und ist nicht ausgeschlossen.

Wie gesagt - abgeben müsste ich sie nicht. Ich dachte, es sei eine Option. Aber die meisten erhoffen sich dann doch, dass sie noch reiten können oder gar ein Fohlen daraus ziehen würden - und da mache ich erst recht nicht mit.

Aber wenn ich sie abgeben müsste, wäre sie auf jeden Fall im Pferdehimmel.

Zumindest nachdem, was ich die letzten Tage mitbekommen habe.

Aber man hört tatsächlich sehr viel negatives in dem Bezug.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

äh. magst du erzählen, was mit ihr ist? oder was möchtest du genau von uns erfahren?

mein großer ist auch nur partiell reitbar (kein sattel, der richtig passt, lahm wegen artrhosen, dauernd irgendwas) - aber er gehört zu mir und er bleibt bei mir solange es ihm gut geht oder recht gut geht.
das war von anfang an (seit 20 jahren) klar, als er 2 war, hieß er schon, der würde nicht alt, er habe einen herzfehler - ich hätte trotzdem immer für ihn getan, was ich kann
Nakim

Beitrag von Nakim »

sab hat geschrieben:Also, um noch mal die Frage zu beantworten. Ich glaube, dass Pferde als Beisteller abgegeben werden, weil es aus Sicht der Besitze rin dem Moment eine humaere Lösung scheint. Und man muss sich nicht weiter kümmern, vor allem kann man sich soetwas Schreckliches wie das Einschläfern sparen....ich habe das mehrmals erlebt bei Leuten und für die Pferde - die immer einem ungewissem Schicksal entgegensahen - hat es mir leid getan. Und auf Seiten der Leute, die Beisteller suchen; es gibt viele, viele Leute, die ein Pferd haben wollen, ohne dafür viel Geld ausgeben zu wollen. Und die wollen oft auch noch reiten, da wird einfach nur ein billiger Gaul gesucht.

Und noch mal, ich persönlich finde es nicht schlimm, ein chronisch krankes Pferd einschläfern zu lassen. Ich habe das selbst mit einer jungen Stute machen müssen und im Nachhinein eigentlich nur bereut, dass ich es nicht eher getan habe.

Du hast völlig recht. Die suchen ein billiges Pferd. Ein chronisch krankes Pferd einzuschläfern ist schwierig. Wenn Du die täglich Lebensfreude siehst und das Tier sich wohlfühlt wird schwierig. Da fragst Du Dich eher warum Du ihn nicht reitest. Dann fängst Du an was mit ihm zu tun. Er freut sich und gibt wieder nach.... Nakim ist noch recht jung. Aber 20 Jahre wird er nicht haben. Dafür sind seine Beinprobleme zu groß. Er hält keinerlei Arbeit aus. Und wenn seine Lebensqualität aufgrund von diesen Problemen nachlässt, werde ich ihn natülich einschläfern lassen.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich habe ein altes Pferd, das ich nicht mehr reite. Ich bin der Meinung, dass ich ihm schuldig bin, dass er einen schönen Lebensabend verbringt, und zwar in vertrauter Umgebung, mit seinen Kumpels und seinen vertrauten Menschen. Ich habe leider schon zu viel gesehen, als dass ich meine Pferde Fremden anvertrauen würde.
Er läuft durch Arthrose nicht mehr ganz klar, aber solange er noch fröhlich bockend auf der Koppel herumgaloppiert, seine Augen voller Lebesfreude strahlen, er nur Schabernack im Kopf hat und mit den jungen Pferden spielt, sehe ich keinen Grund, irgendetwas zu verändern. Ich würde ihm jedoch keine schwere OP mehr zumuten.
Ich habe schon mehrfach vor der schweren Entscheidung gestanden, eines meiner Pferde einschläfern zu müssen und habe mich immer an die Maxime gehalten, dass mein Pferd ein lebenswertes Leben haben muss. Wenn das nicht möglich ist, muss ich diesen Schritt gehen - auch das gehört zu meiner Fürsorgepflicht.
Viele Grüße
Sabine
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Nakim

Beitrag von Nakim »

mein Problem war eher, daß ich ein junges Pferd vom Züchter kaufte (3 Jahre jung). Und dieses Pferd wurde nie reitbar..... Allerdings ist er sehr arbeitsintensiv. Er braucht sehr viel Bewegung, ist Ekzemer und hat durch die Ataxie Probleme beim ausschneiden. Nur auf die Koppel stellen geht nicht. Dazu ein sehr hochtouriges Temperament. Aber wer könnte ien solches Pferd als Beistellpferd brauchen. Keiner und deshalb bleibt er hier.
sab
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Beitrag von sab »

Hallo,


ich möchte noch mal darauf eingehen, dass viele (mich eingeschlossen) der Meinung sind, ein chronisch krankes Pferd am leben zu erhalten solange es ihm dabei "gut geht". Und genau da liegt der Hase für mich im Pfeffer; nach meinen bisherigen Erfahrungen bin ich nicht mehr so sicher, ob man Pferden damit immer einen Gefallen tut. Eine Arthrose z.B. kann höllisch weh tun. Und Pferde versuchen, Schmerz zu verbergen; als Gruppentiere müssen sie nämlich damit rechnen, u.U. vond er Herde verjagt zu werden, wenn sie sichtbar angeschlagen sind (bei meinen Prachtfinken -ebenfalls Beutetiere - ist das übrigens völlig ähnlich). Insofern muss man schon sehr,s ehr genau die Zeichen lesen können und ich denke, dass das sehr schwierig ist.


LG

Sabine
Nike
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Beitrag von Nike »

@gimlinchen

Meine Stute wurde vor über einem Jahr getreten am Hinterbein. Offene Wunde, dabei Sehnenscheide eröffnet und Beugesehne angerissen. Not-Op. Nach mehreren Tagen Infektion im Bein.

Schon damals hiess es, ich sollte sie einschläfern lassen. Aber ich wollte unbedingt alles probieren, was ging.

Die Beugesehne lag fast ein halbes Jahr offen, da die Wundheilung schlecht voran schritt.

Auch in der Zeit gab es immer wieder Momente, wo man vielleicht besser hätte einschläfern lassen sollen. Aber das waren nur Kleinigkeiten und wenn man den Weg besah, den wir schon gegangen waren, habe ich und auch meine Stallkollegen gesagt, jetzt kann man nicht aufhören...

Im Frühjahr bis zum Sommer war alles gut. Kaum ein Taktfehler. Sie hatte zwar am Bein ein kleines Ei, aber ansonsten störte sie nichts und trotz aller Prognosen fielen wir absolut aus allen Wolken und Statistiken. Ein Wunder, wie sie lief... Und ich begann das Training genau dort, wo wir es auch beendet hatten.

Ab Sommer bekam sie eine mordsmässige Schwellung am Bein. Durch mehrere Tritte von den Herdenpferden schwoll auch das eigentliche "Ei" um das doppelte an.

Seitdem läuft sie nicht mehr lahmfrei. Das kämpfen hatte sich also gelohnt, aber die Folgen der Schwachstelle...

Die Tage geht es also in die Klinik um abzuklären, ob es noch Sinn hat oder ob man noch etwas machen kann...
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

:( Alles Gute für Euch!
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Ich drücke auch die Daumen für Euch!
Talent bedeutet Energie und Ausdauer. Weiter nichts. (Heinrich Schliemann, Entdecker Trojas)
Lou mit Lucy
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Beitrag von Lou mit Lucy »

Catja&Olliver hat geschrieben: Nach meiner kleinen Erfahrung klappt auch keine Hand/Bodenarbeit wenn das Pferd sich nicht fliessend und gerne auf allen vier Beinen bewegt. Und wenn es nicht genug Bewegung bekommen kann, wird es auch zum Spazierengehen schnell zu zickig und ungezogen.
Klar, deshalb meine Frage. Wenn es an den Beinen sitzt, geht das natürlich nicht mehr. Wenn das Pferd aber nur Probleme mit dem Reitergewicht hat (Rücken etc...), und ansonsten keine Schmerzen hat, ist es ja eine völlig andere Sache.

Aber Nike hat nus ja schon aufgeklärt :wink:

LG, Lou
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Einen guten Platz für ein sozusagen behindertes Pferd kann es gelegentlich geben, ist aber sicher ein grosser Glücksfall. Eine Bekannte hat zwei Pferde, einen gesunden Wallach, den sie regelmässig reitet, und ein ehemaliges Rennpferd, dass sich bei einem Unfall auf der Rennbahn das Becken verletzt hatte und etwas wacklig auf den Beinen ist. Das zweite Pferd hat sie ganz bewusst als "Klepper" gekauft, es lässt sich zwar noch leicht reiten (kurze Ausritte, einfache Arbeit im Schritt und etwas Trab in der Bahn) und hat offensichtlich Spass daran, aber die Besitzerin hat keinen Ehrgeiz, das Pferd zu "trainieren", sondern witzelt manchmal, sie mache mit ihm Beschäftigungstherapie und Altersgymnastik.

Noch ein Gedanke:
Das Pferd einer Freundin hatte chronische Probleme mit den Beinen und zeigte Wesensveränderungen (es wurde zunehmend unleidig). Der Tierarzt meinte, das Pferd (ein an sich bewegungsfreudiger Araber) dürfe nicht mehr rumrennen, sondern nur noch Schritt gehen, also höchstens auf einer ganz kleinen Weide stehen. Meine Freundin machte dann folgende Überlegung: Auf der kleinen Weide zu stehen und nicht mehr rennen zu können ist ähnlich, wie wenn ein Mensch im Rollstuhl sitzt. Ein Mensch kann aber seine Situation neu bewerten und sich entsprechend anpassen (er war z.B. vorher Turnlehrer, nun bildet er sich zum Informatiker aus); das Pferd hat diese Möglichkeit nicht, es bleibt ein Pferd, das sein Pferd-Sein nur noch unvollständig ausleben kann. Meine Freundin entschied sich schliesslich, das Pferd einzuschläfern.

Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
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marque
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Beitrag von marque »

Ich hatte 3 Jahre lang ein unreitbares Pferd, viele Situationen in dem ich dem ganzen ein Ende hätte setzen können und es (aus purem Egoismus) nicht getan habe.
Im Nachhinein kann ich sagen das sich die Zeit und das Durchhalten für mich gelohnt hat, oft überlege ich aber, ob meine Dicke das genau so sieht.

Auch wenn nicht mehr voll reitbar, sie darf auf jeden Fall bleiben und für mich würde es auch nicht in Frage kommen sie weg zu geben.
Ich möchte einfach selbst entscheiden können was mit ihr geschieht, sie gehört zu mir, hat so viel für mich geleistet und ich wünsche ihr das ich einen guten Zeitpunkt finde sie zu erlösen - diese Verantwortung möchte ich an niemanden übertragen.

Ganz ehrlich, ich habe mit dem Gedanken gespielt sie als Beistellpferd abzugeben.
In Reiterkreisen wird so viel getratscht und ich habe in meinem Umfeld nie mitbekommen das so etwas wirklich funktioniert hat.
Entweder waren die Beisteller nur Gesellschaft und wurden reichlich wenig beachtet, die Stuten wurden doch noch mal gedeckt bzw. wollte man doch reiten, in Ta Rechnungen wurde (irgendwo verständlich) nicht mehr investiert) und und und
Ne, dann trage ich doch lieber die Konsequenz - reite fremde Pferde und erfreue mich zur Not zu Fuß an meiner Dicken.
Ich fürchte, die Tiere betrachten den Menschen als ein Wesen ihres gleichen, das in höchst gefährlicher Weise den normalen Tierverstand verloren hat - Friedrich Nietzsche
Nike
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Beitrag von Nike »

Ich glaube, an diesem Punkt bin ich auch gerade angekommen.

Ich habe sie damals aus puren Egoismus am Leben erhalten. Und es gab mehr als eine Situation, an der es angebracht (!) war sie nicht weiter leiden zu lassen. Für mich sollten solche Situationen aber niemals der Ausschlaggeber sein, den langen Weg, den wir schon beschritten hatten, zu beenden. Mir war wichtig, dass die überlebt.

Und ja, sie gehört zu mir. Sie ist oder war mein Teampartner. Ich bin ihr etwas schuldig.

Und ausserdem wäre es absolut unlogisch, dass sie ein Jahr Hölle durchgemacht hat, damit ich nun sagen kann, dass wir aufhören.

Und ich glaube, die wenigsten Menschen hätten Verständnis für das, was wir durchgemacht haben oder teilen meine Meinung zu diesem Pferd - wie auch, wenn sie nie mit erlebt haben, was ich mit ihr erlebt habe?

Auch ethisch und moralisch wäre es eigentlich indiskutabel sie einschläfern zu lassen. Sie lebt zwar mit einem Handycap, aber ich erlebe nicht, dass sie schwer darunter leidet.

Die medizinische Sicht ist an dieser Stelle noch interessant, aber selbst mit einem solchen Ergebnis ändert es nichts daran, dass ich nicht erkenne, dass sie in irgendeiner Form so schwer unter der Situation leidet, dass sie sterben müsste.
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