Wirkung Homöopathie: Placeboeffekt oder Heilkräftig?

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Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

@Catja&Olliver, zu deinem Zitat: "Es ist doch eher umgekehrt: wissenschaftlich betrachtet kann Homöopathie keine Wirkung haben, da keine Wirkstoffe gegeben werden." habe ich folgende Gedanken:

Es gibt nur keine Möglichkeit (resp. entsprechend feine Meßgeräte), um die Wirkstoffe in homöopathischen Substanzen nachweisen zu können.

Wenn ich einen Tropfen Blut in den Bodensee gebe, ist dieser darin vorhanden und wird doch niemals nachzuweisen sein. Genauso verhält es sich mit homöopathischen Substanzen. Freilich lassen sich keine "Rückstände" (und damit "Wirkstoffe" im schulmedizinischen Sinne) nachweisen, trotzdem, egal wie stark verdünnt (und verschüttelt) diese wurden, sie sind vorhanden... Homöopathen sprechen dann halt von der "Information" des Mittels im Präparat und sehen hierin das Wirkprinzip.

Danke für die vielen Berichte! Ich hoffe, dass es noch mehr werden, es ist sehr interessant zu lesen, wie Homöopathie gewirkt hat (oder auch nicht). Für meinen Geschmack sind es letztlich ein wenig zu viele "Placeboeffekte" um ernsthaft glauben zu wollen, dass es sich um zufällige (Heil-)Reaktionen handelt.
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LordFado

Beitrag von LordFado »

Placebo und Zufall sind doch nicht dasselbe!!
Belfigor
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Beitrag von Belfigor »

Nein, LordFado, das wollte ich damit auch nicht sagen. Eher im Sinne von "entweder oder". Entweder handelt es sich um einen Placeboeffekt oder eben um Zufall... wenn durch Homöopathie etwas bewirkt wird... hätte das differenzierter (be)schreiben sollen.
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Pleistozaen
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Re: Wirkung Homöopathie: Placeboeffekt oder Heilkräfitig?

Beitrag von Pleistozaen »

Catja&Olliver hat geschrieben:
Belfigor hat geschrieben:Die Wissenschaft kann ja keine Heilwirkung von Homöopathie nachweisen und geht daher davon aus, dass heilende Reaktionen auf einem Placeboeffekt beruhen müssen.
Es ist doch eher umgekehrt: wissenschaftlich betrachtet kann Homöopathie keine Wirkung haben, da keine Wirkstoffe gegeben werden.

Also sind auch saemtliche Erfahrungsberichte nichtssagend. Es koennen noch so viele Leute glauben und behaupten sie haetten etwas mit der Homöopathie kuriert. Es kann trotzdem nicht sein.
Im Eingangsposting steht schon die richtige Formulierung drinnen: Es gibt keinerlei Nachweis für die Heilwirkung von Homöopathie.
Es ist durchaus schon oft überprüft worden, mit sehr sauberen Methoden, Doppelblindstudien, von ausgebildeten Homöopathen (nicht nach GU-Ratgeber :wink:) individuell verschriebene Mittel wurden gegen Placebo getestet.
Selbst Meta-Studien, die die Ergenisse vieler Einzelstudien betrachten, kommen immer wieder auf dasselbe: keine von Placebo unterscheidbare Wirkung. Über eine Wirkungsweise sollte man sich erst Gedanken machen, wenn überhaupt eine Wirkung beobachtet würde.
Gawan hat ein empfehlenswertes Link dazu eingestellt, informativ und kurzweilig: http://www.badscience.net/2007/11/a-kin ... /#more-578

Zu den anekdotischen Berichten kann ich auch was beisteuern, obwohl das natürlich nicht vom Zufall unterscheidbar ist und keinerlei seriöse Aussagekraft hat:
Mein Pferd, als es noch nicht mir gehört hat, hat Globuli gegen sein Sarkoid bekommen - kein Effekt. Das Sarkoid ist ein Jahr später ohne jede Behandlung von selbst veschwunden.
Eine Bekannte hat ihr Pferd mit allergischer Bronchitis seit Monaten beim Homöopathen in Behandlung - leichte Besserung, seit es kalt geworden ist.
Eine andere Bekannte behandelt die Muskelzerrung ihres Pferdes homöopathisch - es zieht sich schon eine Weile aber langsam wird es besser.

In Beispiel zwei und drei sind die Besitzerinnen von der Heilwirkung der Homöpathika fest überzeugt. :lol:

SG,Viktoria
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Mein Pony hatte Mitte Juli plötzlich eine "Beule" hinten oben an der Innenseite des Oberschenkels.

Zuerst habe ich mit Tensolvet geschmiert - keine Änderung. Beule wurde eher größer. Dann Zugsalbe probiert - keine Wirkung.

Mein Pony war allerdings durch die Beule nicht beeinträchtigt, er hat nicht gelahmt und war nicht schmerzempfindlich.

Da mein Pony an dieser Stelle vor zwei Jahren mal eine Pfählungsverletzung hatte (hat sich einen Ast da reingerammt) lag die Vermutung nahe, dass hier wohl trotz der damaligen gründlichen Behandlung (Spülen etc.) noch ein Rest Holz drinsteckte.

Also TA gerufen und US gemacht. Es war dann auch deutlich ein Fremdkörper zu erkennen mit einem kleinen Kanal nach außen. TA hat versucht, den Kanal weiter zu öffnen und das Stück rauszubekommen. Hat leider nicht geklappt, da es ca. 1,5 cm tief im Gewebe lag. Eine OP kam für mich nicht in Frage, da zu nah am Knie (Infektionsgefahr). Nach einer OP wäre mein bis dahin lahmfreies Pony womöglich lahm gewesen. Ich sollte spülen, um den Kanal offen zu halten, was aber nur zwei Tage lang funktionierte, danach hat Pony nicht mehr mitgemacht, weil das Loch jedes Mal wieder zu war.

Eine befreundete Tierärztin empfahl mir nach Rücksprache mit einer Tierheilpraktikerin dann, Silicea zu geben. Es wirkt Fremdkörper austreibend. Nur einige Kügelchen in Wasser aufgelöst und dann 3 x innerhalb von 24 Stunden gegeben.

Direkt nach der ersten Gabe die erste Reaktion. Mein Pony war extrem scheu und schreckhaft, wie früher. Als nächstes kam eine leichte Fühligkeit auf Schotter und Husten. Also alles, was er in seinem Leben schonmal für Probleme hatte. Bereits nach zwei Tagen öffnete sich das Loch, und es kam Wundflüssigkeit und Eiter. Es lief und lief und lief, ich habe nichts weiter gemacht, nur beobachtet.

Inzwischen ist die Beule fast weg, das Loch ist aber immer noch offen und es kommt auhc noch ein wenig Wundsekret raus. Die THP sagte, es kann bis zu 4 Monate dauern.

Aber die Wirkung war eindeutig. Ich habe auch vorher schon öfter mal Arnica oder Nux Vomica gegeben oder selber genommen, aber eine so eindeutige Wirkung wie beim Silicea hatte ich noch nie.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Man darf nicht vergessen, Behandlungen mit Homöopathika sind dauern oft länger, sind aber auch nachhaltiger...
LG
Sheitana
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Also, bei mir wirkt es, besonders bei Nebenhöhlenentzündungen, und zwar besser als die Schulmedizin (vielleicht bin ich aber mittlerweile auch gegen die üblichen Mittel, die der Arzt verschreibt, immun :wink: )

Meine Pferde bekommen von mir bei akuten Verletzungen neben der normalen Wundtoilette immer zusätzlich Arnica.

Ich habe gehört, dass man Borreliose homöopathisch erheblich besser behandeln kann als schulmedizinisch, was ich recht interessant finde - weiß jemand genaueres darüber und hat vielleicht Erfahrungen gemacht?
Viele Grüße
Sabine
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Traumdauterin
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Beitrag von Traumdauterin »

Ich finde, es hängt auch sehr davon ab, den richtigen Therapeuten zu finden. Klar kann man alles nach Lehrbuch lernen, aber ein guter Therapeut braucht auch Gespür dafür.

Ich war wegen eines gesundheitlichen Problems, das schulmedizinisch nicht behandelt werden kann, bei einer Heilpraktikerin lange in Behandlung, wir haben verschiedene Sachen getestet, aber es hat nichts gebracht bis auf teils extreme Stimmungsschwankungen und andere kleinere Sachen.

Dann bin ich zu einer anderen gegangen, wir hatten ein Gespräch, sie gab mir ein Mittel und drei Wochen später war alles im Lot. Ich bin immer noch anfällig für Störungen, aber die Besserung ist deutlich da.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Ich nehme das vom TK-Fred hier rüber, da es eigentlich hierher gehört.
Max1404 hat geschrieben:@pleistozaen:
Du hast vom Placeboeffekt gesprochen: Bei Menschen bin ich d'accord, dass er ab und zu wirken mag. Bei Tieren gibt es aber doch keinen Placeboeffekt, oder siehst Du das anders?
Kuckst du hier
http://www.scienceblogs.de/plazeboalarm ... effekt.php
und hier ab Seite 104
http://edoc.ub.uni-muenchen.de/3248/1/F ... xandra.pdf

Tanja Xezal
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Dankeschön! Wieder was gelernt!

Wenn bei mir die kleinen weißen Kügelchen aber gegen meine schweren Nebenhöhlenentzündungen besser und schneller helfen als das heftige Zeugs mit den netten Nebenwirkungen, was ich sonst vom Arzt verschrieben bekomme, dann ist das für mich jedenfalls der Beweis dafür, dass Homöopathie wirkt - jedenfalls in diesem speziellen Fall bei mir, und zwar völlig ohne Placeboeffekt. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Pleistozaen
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Beitrag von Pleistozaen »

Super interessante Diss von Alexandra Freismuth, danke für den Link!

Viktoria
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Pleistozaen
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Beitrag von Pleistozaen »

Max1404 hat geschrieben:jedenfalls in diesem speziellen Fall bei mir, und zwar völlig ohne Placeboeffekt. :wink:
Ohne Placeboeffekt geht nicht, der ist immer dabei. Auch bei jedem echten Medikament.
Der arme Placeboeffekt wird leider gerne "missunterschätzt." :lol:
Oder schlicht völlig falsch verstanden.

SG, Viktoria
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich nutze homöopathie bei mir und meinem pferd mit ganz gutem ergebnis. ich habe 2 jahre lang jobs gemacht für ein unternehmen, welches homöpathische arzneimittel herstellt und vertreibt, und so kenne ich sicher 50 heilpraktiker und ärzte ganz gut, die damit arbeiten.

lustig finde ich, dass für mich ganz subjektiv h. gar kein glaubensthema ist - wieso glauben? ich weiß ja, dass es funktioniert. in meiner subjektiven naiven welt stellst sich die frage nach der wirkung gar nicht.

interessant finde ich, dass es diese diskussion, die wir hier führen, wohl zu allen zeiten gegeben hat und es ist die diskussion, die zwischen der "richtigen" medizin, der männlichen, klaren, "wissenschaftlichen", akzeptierten "Schulmedizin" und der weiblichen, tradierten, mysteriösen Erafrhungsmedizin mit Kräutern und durchaus auch magischen Elementen geführt wird.
ich glaube, für beide spricht einiges.
ich arbeite im medizinischen kontext - nur eine kleine anmerkung. richtig klassische starke, mächtige Schulmedizin sollte man doch in der Intensivmedizin, z.B. bei Sepsis (dem SuperGAU im Körper) finden. ein blick in die "leitlinien" (realtiv meinungsbildende Empfehlungen für Ärzte) ernüchterte mich völlig und ein längerer blick war einfach spannend. ganz vieles, was da gemacht, hat einen niedrigen "Evidenzgrad", heißt: man macht es halt aus Erfahrung und weil man eben nichts unterlässt, von dem man annimmt, dass es hilft. einige maßnahmen sind aber weit davon entfernt, wissenschaftlich sauber bewiesen zu sein... (das ändert gar nichts an dem wunsch nach einem hohen evidenzgrad! den hab ich ja auch, auch für alternative heilmethoden)

ich liebe empirische evidenz und ich lebe davon, dass ich psychologie betreibe, die auf sauberen studien beruht - ich bin also sicher jemand, der einen hohen anspruch an wissenschaftlichkeit hat und auch ein bisschen weiß, wie wisenschaft geht.
trotzdem sehe ich, wenn ich offenen herzens schaue und mit menschen rede (s..o.), dass homöopathie wirkt. ich nutze so gut wie ausschließlich homöopathische medikamente, bin allerdings aber auch kerngesund. ich würde und werde immer auch schulmedizin nutzen.

ich finde es prima, dass es beides gibt und ich verehre sowohl höchst beeindruckende schulmediziner, mti denen ich zu tun habe, als auch wahnsinnig hilfreiche, erfahrenre Heilpraktiker und Heiler. Warum sollte ich deren Wissen ausklammern?

Ich finde, die Akupunktur ist ein gutes Beispiel dafür, wie sich Medizin dann manchmal entwickelt und wie sich die geltende Lehrmeinung verändert...
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Gimlinchen, genau so sehe ich es auch.

Ich möchte noch ein Beispiel anführen, und zwar die Schmerztherapie, die mittlerweile anerkannt ist, z. B. für Menschen mit amputierten Gliedern und Phantomschmerzen.

Ein weiteres Beispiel: Ich habe mich erst gestern sehr über einen Bericht auf der Web-Site einer der großen Tageszeitungen geärgert, in dem Wissenschaftler erklären, warum es so etwas wie Wetterfühligkeit nicht geben kann. Ich habe mir gedacht, dass ich denen gerne mal für 1/2 Jahr lang meine Migräne, die ich bei Wetterumschwüngen habe, wünschen würde, dann würden sie anders darüber denken. Wenn man es überspitzt sieht, falle ich bei denen also unter die Hypochonder. :evil:

Ich wundere mich manchmal ein bisschen über die unbedingte Wissenschaftsgläubigkeit: die Medizin hat sich gerade in den letzten 50-100 Jahren so sprunghaft entwickelt, wie kommt man zu der Annahme, dass man schon alles weiß und dass das, was wissenschaftlich nicht beweisbar ist, nicht existiert?
Viele Grüße
Sabine
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

eben.....manches ist wahr, obwohl ichs nicht verstehe.
noch nicht vielleicht, vielleicht nie...
trotzdem nehme ich mir die freiheit es zu nutzen
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