Hab auch ein Pferd mit Energieeffizienzklasse A++

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In unserem ersten halben Jahr hab ich ihn komplett durchchecken lassen (zusätzlich zur Ankaufsuntersuchung, die ich sowieso grad gemacht hatte), weil ich dachte, da kann was nicht stimmen. Blutcheck, geröngt war er sowieso von den Ohren bis zum Huf, beste Hufpfleger, Osteo, Chiro, Tierarzt... nie was gefunden.
Er ist einfach ein Energiesparmodell, das merkt man auch im Alltag (ohne Reiter, ohne Mensch): Alle galoppieren auf die Weide, wer geht im Schritt gemütlich und entspannt hinterher, bleibt stehen kaum dass er das Tor zur Weide passiert hat, Kopf runter und frisst? Meiner.
Wir gehen zu 5. ins Gelände, alle galoppieren den Wiesenweg bergauf, wer bleibt erstmal stehen und schaut

so ("was haben die denn? warum laufen die so?"). Meiner.
Im Gelände schlurft er genauso, er lässt wenn man nicht nachtreibt, gute 100m Abstand zu den Mitreitern vor ihm.
Er
kann aber durchaus, wenn er will. Beim Spielen mit den andern Wallachen ist er ganz groß, da kann er auch 30 Runden um die Weide galoppieren.
Reaktion auf Hilfen kann man natürlich trotzdem antrainieren, u.U. mit etwas mehr Druck als andere gewohnt sind (ein "Klaps" mit der Gerte - wird ignoriert). Ehrlich gesagt macht es bei uns shcon regelmäßig mal "bumm", ordentlich, und dann gehts wieder ein Weilchen, bis er wieder mal austestet, ob ich es noch immer ernst mein.
Innerhalb einer Einheit (allerdings selten, wie ich zugeben muss, bei der allerallerersten Aufforderung zum Trab) trabt er auf Einatmen an und galoppiert auf Schnalzen. Das geht sogar ganz ohne Schenkel, wenn ich will. Aber wie gesagt, beim ersten Trab, da probiert er immer, ob ich es ernst meine. Danach weiß er: ja. ich weiß nicht ob das immer so bleiben wird, ich hoffe dass das auch noch einmal besser wird.
Ansonsten hab ich versucht - und damit ganz guten Erfolg gehabt - das ganze von der Motivationsseite her anzugehen (da man ja sieht, dass er beim Spielen mit den Kumpels sehr wohl geneigt ist, seine Energie rauszulassen). Da wird man bei NH ganz gut fündig, wir hatten schon mal einen Thread wo das beschrieben wurde.
Beispiele:
- mehr gerade Linien, Kreise in allen Formen eher erst, wenn er schon munter ist.
- Übergänge alle paar Schritte (Schritt-Trab-Schritt-Trab) - nach 2 Minuten ist er munter und reagiert aufs Einatmen (daher momentan meine bevorzugte Methode)
- Gerade Linie - Halt (z.B. von Ecke zu Ecke, oder auch einen Markierungspunkt, z.b. Pylon, aufstellen und hinreiten - Pause. Zurückreiten - pause).
- Aufwärmen verlege ich wenn möglich gern ins Gelände.
- Insgesamt mögen solche Pferde es eher, wenn man es schafft, ihnen irgendwie einen Sinn in der Übung klarzumachen (eben Gelände: A nach B). Oder z.B. einen Ball verfolgen. Das macht ihnen eher Sinn.
- möglichst große Plätze - je kleiner, desto träger. Merke ich sehr stark am Unterschied zwischen unserer kleinen Halle und dem "großen" Viereck.
- Hirn ansprechen mit sehr viel Variation (Gangartenwechsel, Handwechsel, ständig neue Aufgaben).
- Bei meinem schalte ich sehr früh Galopp ein, das macht auch munter.
- Dann gibts noch den Tip (hat bei uns aber nur mäßig funktioniert - ausprobieren kann aber nicht schaden): Wenn er langsam will, dann noooch langsamer gehen lassen. Wirkt zu einem gewissen Grad tatsächlich, es stellt sich beim Pferd so ein gewisser "jeztt lass mich doch endlich!"-Effekt ein).
Und was bei meinem wirklich Gift ist, ist eben ins Dauertreiben verfallen. Es fällt mir echt schwer das zu vermeiden, ich kontrolliere deshalb ständig meine Beine auf Anspannung, oder ob mein Becken das Pferd schon wieder mal weiterschieben will.
"zurück zur Grundausbildung" finde ich einen seltsamen Tipp, das
ist ja eben Grundausbildung, auf den Schenkel zu hören.
Wer noch nie auf so einem extrem-Energiesparmodell gesessen ist, kann sich das glaub ich wirklich schwer vorstellen. manchmal, wenn ich ihn halt so gehen lasse wie er möchte (beim Aufwärmen z.B.), hab ich das Gefühl er fällt gleich um. Und beobachte mit Faszination, was andere Tiere für einen fleißigen Schritt an den Tag legen. Hab mich mal gefilmt und es meinem Freund gezeigt, der fragte ob das Zeitlupe ist

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Schweißgebadet war ich allerdings noch nie, muss ich sagen.