Catja&Olliver hat geschrieben:Mir gefällt das auch nicht. Im Grunde geht es ja bei Parelli nur darum die Pferde mit System zu strafen und zu bedrohen.
Das sind halt so Sachen wo ich mich dann innerlich zusammenkrümme. Wie gesagt, ich bin selbst Kritiker, aber gleichzeitig auch Anwender. Eins kann ich sagen: Nein, darum geht es NICHT.
Ad "Parelli-Gesicht": Den Vorwurf kenne ich auch. Dazu sollte man folgendes wissen: Man kann ja in Parelli "Level ablegen", quasi Prüfungen. Früher, im alten Programm, war ein Ausschlusskriterium für das Absolvieren dieser Prüfung die "Expression" des Pferdes. D.h. alle Übungen (und das waren früher im Level 2 viele viele viele z.T. ziemlich schwierige) mussten absolviert werden,
während das Pferd einen freundlichen, interessierten Gesichtsausdruck hat. Wenn nicht - durchgefallen (das war lang vor meiner Zeit, aber soweit ich weiß, wurde das durchaus auch durchgezogen).
Es ist weiters ein erklärtes Ziel der "ernsthaften" Parellianer (damit mein ich jetzt die, die das ganze quasi wirklich bis in den letzten Winkel durchschauen und lernen möchten und nciht an der Oberfläche bleiben), dass ihr Pferd a) interessiert, b) motiviert, c) verspielt ist. Das ist das Ziel. Und nicht das Durchexerzieren von Übungen oder den "7 Spielen", die nur ein Mittel sind, um das Ziel zu erreichen. "Relationship first" ist auch ein Grundsatz, der nicht von allen (inklusive Instruktoren, sicher) immer und überall beherzigt wird.
Da klaffen eben Theorie und Praxis oft sehr sehr sehr weit auseinander.
Bei den Instruktoren sehe ich einfach einen gewissen Druck - sei es bei einer show, wo sie und das Pferd funktinoieren müssen, mehr oder weniger, oder bei einem Kurs - dito. Sie sind Aushängeschild dafür, was nicht alles erreichbar ist (denn damit wird von ganz oben geworben). Und wie erwähnt - unter den Instruktoren ist die Interpretationsspanne des Programms ganz schön groß. Einen lernte ich kennen, dem haben wir allesamt einfach und immer viel zu wenig gelobt. Und zu viel Druck gemacht. Der hat jeden zentimeter, den der Stick zu viel bewegt wurde, bemängelt. Und dann gabs den, dem war der eh schon starke Druck immer noch zu wenig und es solle zackiger, zackiger, zackiger gehen. Also wirklich eine breite Interpretationsspanne. Man kann sich dann wieder einmal aussuchen, was einem mehr liegt.
Tatsächlich glaube ich, dass dieses Programm derart dehnbar ist, dass ich das Pferd damit total hutschigutschi behandle oder dass ich tatsächlich einen Roboter aus ihm mache. Ich nehme an das kommt, weil sie einfach versuchen, für jeden was dabei zu haben. Das hat natürlich einfach finanziellen Hintergrund, und ob es nun gut ist, sei dahingestellt.
Zum Schluss noch das Beispiel meines eigenen Pferdes. Nach dem kauf gab es hier von mir ein Tagebuch, da kann jeder nachlesen wie's mir ging. Pferd lief mit parelli-GEsicht herum, egal was ich gemacht habe. Interessanterweise habe ich damals kein parelli gemacht

. Ich hab Klickern versucht (und hab mich durchaus vorher in die Materie eingelesen und mir viele GEdanken gemacht), das grantige Gesicht blieb, da half kein Futter reinstopfen.
Ich wollte Parelli nicht von Grund auf durchziehen, genau aus dem Grund, weil mir das Gymnastizieren fehlte und so (deshalb bin ich ja u.a. in diesem Forum hier, weil ich eigentlich klassisch reiten möchte und nicht am langen Zügel ewig dahinlatschen). Irgendwann wusste ich auch einfach nicht weiter, und ich hab mich dann wirklcih drauf eingelassen - nicht ohne das Hirn einzuschalten und Dinge zu hinterfragen, aber ich bin das Programm Schritt für Schritt durchgegangen im Prinzip - ich habe zwar Dinge ausgelassen, die mir absolut unsinnig erschienen, und welche hinzugefügt, die mir notwendig erschienen, oder die Reihenfolge geändert, aber im Grunde ja, hab ich mich dran gehalten.
Es hat ziemlich lange gedauert aber heut würd ich sagen, dass es schn viel gebracht hat. ich gehör sicher zur Hutschigutschi-Parelli-Fraktion, interpretiere vieles in die milde Richtung, und so kommen wir mittlerweile wirklich gut miteinander klar. Es gibt kein grantiges Gesicht mehr (und wenn, dann mach ich mir drüber Gedanken und versuche die Ursache abzustellen und draus zu lernen), Pferd kommt mir entgegen und scheint interessiert zu sein, gemeinsam mit mir neue Dinge zu erarbeiten.
Also meine Erfahrung ist somit genau umgekehrt - Pferd wurde freundlicher, motivierter, interssierter mit der Parelli-Arbeit.
Es gibt ein NH-Forum, wenn man da ein wenig mitliest, sieht man eigentlich, dass es eben nicht drum geht, das Pferd zu irgendwelchen Spielen zu nötigen oder Roboter draus zu machen oder ihnen zudrohen... als ich dort mitgelesen habe, war cih sehr beeindruckt davon, wie viel Gedanken sich die Leute machen. Da wird gefilmt, Selbstanalyse betrieben und krampfhaft versucht zu verstehen was das Pferd warum wie getan hat ... und das ist es, was für mich persönlich Parelli ausmacht. Dass manche sich an den 7 Spielen aufhängen (und sie zu den 7 Foltern werden lassen, übrigens

- genau das sollte nicht passieren) und sonst nichts davon kennen, ist traurig, aber halt leider wahr...
Irgendjemand hatte nach dem Buch gefragt: Das ist ganz gut, aber man darf nicht vergessen dass es 20 Jahre alt ist oder so. Da hat sich viel geändert. Wenn sich jemand intensiver damit auseinandersetzen will, würde ich die alten level-Programme empfehlen, die es auch auf deutsch gibt. Sind halt leider teuer, selbst gebraucht. U.U. könnte ichs an Interessierte verleihen (Und nein, ich hab keine Ambitionen irgendwen zu missionieren

).