Hallo Jen,
danke für deine Antwort.
Wenn ich sie richtig lese, dann schöpfst du deine "Beurteilung" über die Feldenkraismethode aus Berichten, Erläuterungen Anderer. Mir geht es da halt eher um die persönliche Erfahrung; erst, was man selbst gespürt/erlebt hat, kann man wissen. "Wer hört, der vergißt. Wer sieht, der erinnert. Wer spürt, der weiß." Einer der ersten Sätze meines Feldenkraistrainings.
Feldenkais geht es sehr wohl auch um den Aspekt des "Nicht-Tuns", wie du es nennst; im Feldenkais sprechen wir hier vom "beginners mind" oder der Frage "was passiert, bevor etwas passiert". Um das zu spüren, wird Bewegung auf eine bestimmte Art und Weise eingestzt. Das ist für mich eben eine Weiterentwicklung - eine Meinung, die sich über meine Erfahrung gebildet hat und sicherlich auch umgekehrt möglich ist (je nach persönlicher Geschichte und der Lehrer, an die man gerät); während eines Trainings werden die genauen neurologischen Prozesse hierzu auch noch genau erläutert, ein weites Feld, welches hier den Rahmen sprengen würde (weshalb ich dir die Lektüre Feldenenkais' gerne ans Herz legen möchte).
Feldenkrais nutzte die Erkenntniss Alexanders (neben vielen anderen Erkenntnissen, die in der damaligen Zeit im Bereich der "Bewegungsneurologie" bekannt waren) und erweiterte diese um jene Aspekte, die ihm fehlten, um zu genesen (seine Thesen - der Geschehnisse im "Dschungel des Gehirns" - waren seiner Zeit sehr weit voraus; viele davon sind erst in den letzten Jahren in den Stand der anerkannten Neurologie gerückt, da aufgrund neuester Technologie nachweisbar). Feldenkrais war ja - verletzungsbedingt - sehr eingeschränkt, als er sich an Alexander wandte und seine Hilfe suchte und wohl nicht in der Tiefe fand, die er benötigte. Ein Nervensystem spürt sehr genau, ob es mit einem Angebot zufrieden ist, oder nicht. "Es ist etwas in uns, das schlauer ist als wir selbst."
In einem Punkt gebe ich dir allerdings recht: eine Methode ist immer nur so gut wie ihr Lehrer und es gibt sicherlich (auch) in der Feldenkraismethode Lehrer und Trainer, die nicht das Genie eines Feldenkrais' besitzen, was die Methode (und damit die Ergebnisse) sozusagen "verdünnt", aber das ist in der Alexandertechnik sicherlich auch nicht anders.
Ich hatte das Glück, dass ich lange Zeit bei einer sehr alten Alexandertechnik-Ausbilderin Unterricht hatte, deren Vater war selber noch Schüler Alexanders (sie erzählte mir mal, dass sie als Kind auf dem Schoß des großen Meisters gesessen habe

, sie hat sich mittlerweile allerdings aus dem aktiven Ausbildungsgeschehen zurückgezogen.
Letztlich denke ich, dass jeder Schüler/Mensch "seine" Methode suchen und finden muss, man sollte hier nicht in Schubladen von "richtig und falsch" denken. Wichtig ist das Resultat und das heißt in einer Lernmethode (und nichts anderes ist Feldenkrais) immer, dass es inneres Wachstum ("Nachreife") anregen muss, "organisches" lernen, wie wir einst als Kinder gelernt haben. Die Bewegungsentwicklung eines (Klein)Kindes spielt daher auch eine große Rolle in der Methode Feldenkrais, ein sehr wichtiger Aspekt.
"Zu frühe Antworten verhindern Lernen.", ein Leitsatz, den meine Feldenkraisausbilderin immer wieder betonte (Wenn wir als "Kükenschüler" Dingen wissen=beurteilen wollten, die wir noch gar nicht im Stande waren zu begreifen, da die innere Erfahrung hierfür noch fehlte). Oder wie Feldenkais sagte: "Wenn einer sagt, dass er alles weiß, dann nimm' die Beine in die Hände und lauf' so schnell wie möglich weg, denn dort findet kein Lernen mehr statt."