Seite 2 von 7

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:03
von Max1404
Finchen, ja, ich gehe mit Deiner Antwort auch total konform.
Ich wollte aber nur darauf hinweisen, dass man die Dinge zwar bis zu einem bestimmten Grad ändern kann, dass es aber grundlegende Dinge gibt, die man nicht ändern kann und mit denen man leben muss. :wink:

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:06
von Finchen
Max1404 hat geschrieben:Finchen, ja, ich gehe mit Deiner Antwort auch total konform.
Ich wollte aber nur darauf hinweisen, dass man die Dinge zwar bis zu einem bestimmten Grad ändern kann, dass es aber grundlegende Dinge gibt, die man nicht ändern kann und mit denen man leben muss. :wink:
Ah ok, ich hatte das als gegensätzliche Argumentation verstanden. :wink:

Zum nicht ändern können:
jein!
Das Problem ist ja oft das ranghohe Pferd - wenn ich ihm den Rang quasi "abnehmen" kann, dann hat es keinen Grund mehr guckig zu sein, sondern verläßt sich auf mich, sowie es sich auf ein neues und ranghöheres Pferd verlassen würde. Das ist ein nicht einfacher Weg, verlangt von uns wirklich viel Souveränität, die fürs Pferd "logisch" sein muss, aber funktioniert.

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:10
von minou
Finchen:
Ich versuche doch soverän zu sein. Ich schalte doch die negativen Gedanken aus. Aber so einfach ist das nicht. Er macht ja nicht nur kleine harmlose Hopser. Das Unterbewußtsein lässt sich nicht so einfach ausschalten.
Ich arbeite ständig daran die Situation zu verbessern. Bis jetzt hatten auch alle Fremdreiter keinen Erfolg.
Ich reite seit ich 12 bin (jetzt bin 43), habe viel Erfahrung mit jungen und schwierigen Pferden. Aber mein Wallach ist wirklich eine Herausforderung für mich. Ich bin es einfach leid, ständig nur auf einem Zirkel halbwegs vernünftig reiten zu können. Ich hab auch schon über einen Stallwechsel nachgedacht, aber hier gibt es keinen Stall in der Nähe, wo Pferde so viel Auslauf haben wie im jetzigen Stall.
Ich werde natürlich weiter reiten und daran arbeiten. Aber es schadet ja nicht, wenn man sich Ratschläge holt.

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:18
von Max1404
@Finchen: Es geht alles nur über Vertrauensarbeit, und das dauert.
Was ich ändern kann ist die Reaktion während und nach dem Schreck. Das heißt, die Reaktion auf die Schrecksekunde fällt weniger heftig aus, er macht vielleicht nur einen kleinen Satz vorwärts (anstatt zur Seite zu hüpfen oder durchzustarten), und bereits beim nächsten Tritt habe ich ihn wieder und er geht nach spätestens dem übernächsten Tritt wieder so entspannt wie vor dem Schreck. Das ist doch ein tolles Ergebnis! :D

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:19
von minou
@Max1404
ich bin froh das du mich verstehst.
Das ich ihn durchdrücken soll, höre ich auch ständig. Ich schaffe es aber nicht immer. Ich hatte auch nie das Gefühl, daß das was verbessert hätte.
Das Pferd mit Arbeit abzulenken, ist auch viel leichter gesagt als getan.
Katapult ist ein toller Vergleich. Genau sooooo fühlt es sich an.

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:30
von Max1404
@minou: :trink1:

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:32
von lalala
Das es leicht ist hat ja auch niemand behauptet :wink:

Aber bevor ich mich z.B. noch einmal der Situation aussetze, dass mein manchmal etwas büffeliger 1,86m Zwuckel sich festglotzt und zur Statue wird um dann spontan hakenschlagend die Flucht anzutreten arbeite ich lieber am Respekt und an meiner Konsequenz, an meiner Reaktionsschnelligkeit und an meiner Ablenkungs-Trickkiste. Mit Kraft brauche ich 1,60m Zwerg nicht gegen 850kg Pferd antreten :wink:

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:35
von minou
@lalala
Wie machst du das?????
Öfter mal ein paar auf den Allerwertesten hat das Ganze leider verschlimmert.

Verfasst: So, 08. Jan 2012 12:46
von lalala
minou hat geschrieben:@lalala
Wie machst du das?????
Öfter mal ein paar auf den Allerwertesten hat das Ganze leider verschlimmert.
Wie oben schon beschrieben - Beschäftigung !

Übergänge bis zum erbrechen, Gangartenwechsel, Richtungswechsel, Lektionswechsel, SV-artig vorbereiten, durchaus auch mal kurz tiefer einstellen und den Schenkel wirklich durchkommen lassen. Hebt er sich raus kommt sofort das innere Bein (optimalerweise kommt das Bein natürlich kurz vorm raushebeln), wenn es sein muss auch sehr deutlich ! Zug nach vorne ist immer gut, alles andere wird nicht geduldet. Er darf nur nicht stehenbleiben - dann hab ich verloren *g* dann ignoriert er alles.

Man merkt doch, wenn der Zwuckel spanniger wird, man muss eben nen Tick schneller und trickreicher werden.

Das ganze Programm hat auch den Vorteil, dass der Reiter sehr konzentriert reitet und dann erledigen sich die Huchmampfs von selber, weil man nimmer dran denkt und das Pferd auch nicht. :wink:

Verfasst: So, 08. Jan 2012 13:14
von Cubano
Moins,
aktuell bin ich mit meinem 6jährigen, dominanten und hengstigen Vierbeiner ja in der Heide zum Reiturlaub. Das bedeutet für ihn: Neue Pferde in der (ebenfalls neuen) Halle, neuer Stall, neue Pferde auf der Koppel.
Beim Reiten ist er anfangs auch ein wenig schwierig. Dazu kommt, dass mir der Schimmel in meinem Avatar ein wenig den Schneid abgekauft hat - der war Durchgänger. Aber: Ich zwinge mich tatsächlich mittlerweile dazu, auch spannige, hüpfige Situationen schlicht zu überreiten. Und habe für mich zwei Erkenntnisse gewonnen: Vorwärts ist alles in solchen Situation und: loslassen hilft. Wenn ich beim meinem nämlich mit der Hand zu sehr dran bin, reagiert er zwar, wird aber immer spanniger. Gebe ich vor bei gleichzeitigem vorwärtsreiten wird es kontinuierlich besser. Wir waren heute Morgen zu dritt in einer kleinen Halle, die letzte Reinkommende war auch nicht wirklich aus der Abteilung rücksichtsvoll. Da wollte ich eigentlich schon aufhören, habe aber nach einer kurzen Atempause doch weitergemacht und zwar mit obiger Prämisse. Erfolg: Das Pferd lief wie geschnitten Brot und hatte gar keine Zeit und Energie mehr übrig, um sie auf überflüssige Aktionen zu lenken. Das erfordert sicher noch ein wenig Übung - aber dranbleiben lohnt sich…

Verfasst: So, 08. Jan 2012 15:56
von Motte
minou -

ist denn in der besagten Ecke irgendwann mal irgendwas passiert?

Ich frage nur, weil mein erstes Pferd sich - kurz nach der Ankunft bei uns - an der Eingangstür erschrocken hatte, weil da draussen ein Hund bellte.
Das hat - sage und schreibe - 1,5 Jahre gebraucht, bis der wieder einigermassen normal an der Tür vorbei lief...
Und ich hab alles probiert: Singen, ignorieren, einen auf den Frack, wegatmen.... :wink:
Und nein, das war kein dominantes Tier. Das war einfach ne Bangbüchs, der einen unheimlich langen Weg (mit vielen Umleitungen) vom Hirn zu den Beinen hatte.

Verfasst: So, 08. Jan 2012 16:11
von Jen
Ich kenne 4 Pferde, die äusserst schreckhaft und glotzig zum reiten sind. Erstaunlicherweise sind 3 Rappen. :roll: ;) Und ein Schimmel. 2 Wallache, 2 Stuten, ist also geschlechtsunabhängig. Der eine ist dazu ein Headshaker, zwei davon neigen sehr schnell dazu, Muskulatur in der Oberlinie zu verlieren, wenn sie nicht regelmässig gearbeitet werden. Abstammung und Verwendungszweck ist total unterschiedlich. Zwei Freizeitpferde, ein Dressurpferd, ein Buschpferd. 1 PRE, 3 WB. 2 reagieren extrem auf Geräusche (zb. der summende Draht im Wind, ein stromdraht nebenan der tickt, ein Ast der knackt etc.), alle auf optische Reize, wie zb. auch wechselnde Lichtverhältnisse, starkem Kontrast bei hellem Sonnenschein/Schatten etc.

Bei allen hilft nur: An die Hilfen und vorwärtsreiten. Ich bin ja auch eher jemand, die generell lieber ein bisschen zu locker als zu spannig reitet, aber das ist bei diesen Pferden ganz klar der falsche Weg. Eine zu lose Führung und diese Pferde fühlen sich "alleinegelassen". Diese Pferde brauchen einen viel stärkeren Rahmen mit mehr Führung. Die Hilfen müssen "näher" ran. Ist man nur ein bisschen nachlässig, gibt's schon wieder nervöse Zuckungen, Tempoerhöhungen, Hakenschlagen oder Seitensprünge. Das schwierige ist dabei für den Reiter sich nicht festzuziehen. Gut dran heisst eben nicht verkrampft zusammenziehen. Das braucht viel Übung und man muss extrem Reaktionsschnell sein. mir persönlich ist das auch eher unsympathisch so zu reiten, aber die Pferde zeigen ja, was besser geht. Ist eine Ecke besonders schwierig, dann besonders am Anfang SV-artig durch die Ecke reiten und das PFerd gut stellen/biegen. Es soll lernen sich der Führung des Reiters anzuvertrauen und nicht selber zu fixieren. Durch das weite Sichtfeld des Pferdes sieht es ja sowieso, was auf der Seite ist. Schon beim ersten anzeichen vom klemmen des Pferdes (beim glotzen wird das Pferd immer zuerst langsamer) muss der Schenkelgehorsam überprüft werden und das Pferd für 1-2-3 etc. Tritte mehr vorwärtsgeschickt werden.

Die Erwartungshaltung des Reiters spielt zwar grundsätzlich eine Rolle, aber es ist nicht die einzige Lösung des Problems. Wenn ich nur schon mit den Gedanken etwas nachlässig bin, nämlich dann wenn ich "vergesse", dass das Pferd Huchmampfs in der Ecke hat - bin ich eher zu spät in der Reaktion und das Pferd macht eher einen Satz. So bin ich übrigens auch schon einmal von einem Pferd runtergeflogen, weil ich am langen Zügel beim ausschritten gebummelt bin und sich das Pferd erschreckt hat. Zügel hinschmeissen oder zuviel nachzugeben ist nicht immer die Lösung in allen Fällen und es ist nicht immer der Reiter die Ursache für das Erschrecken. Es ist halt wie immer ein komplexes Gefüge. Ängstlichkeit eines Reiters hilft natürlich ganz klar nie. Aber ich kann auch verstehen, wenn man sich mit der Zeit etwas nervt, weil das Pferd immer aus keinem ersichtlichen Grund davonschreckt. Für mich ist es oft einfacher solche Pferde zu reiten als für die Besitzer, weil ich mehr emotionale Distanz zum Pferd als der Besitzer hat und mich weniger darüber aufrege. Beim eigenen Pferd ist halt immer alles anders. ;)

Verfasst: So, 08. Jan 2012 17:31
von Max1404
Jen hat geschrieben: Bei allen hilft nur: An die Hilfen und vorwärtsreiten. Ich bin ja auch eher jemand, die generell lieber ein bisschen zu locker als zu spannig reitet, aber das ist bei diesen Pferden ganz klar der falsche Weg. Eine zu lose Führung und diese Pferde fühlen sich "alleinegelassen". Diese Pferde brauchen einen viel stärkeren Rahmen mit mehr Führung. Die Hilfen müssen "näher" ran.
:wink: Vor Rocki hätte ich Dir vorbehaltlos zugestimmt, bisher haben alle meine anderen Pferde genau so "funktioniert". Genau dieses reiterliche Verhalten bringt Rocki jedoch normalerweise dazu, noch heftiger zu scheuen bzw. erst recht zur Seite zu hüpfen - wenn er sich wirklich unsicher fühlt und nicht nur unkonzentriert ist und Späßchen machen will. Bei ihm ist dann weniger mehr. Besser ist zu sagen: "Ich vertraue Dir, Du machst das schon". Er braucht genau in dem Moment, in dem er unsicher ist, eine gewisse Freiheit und das Gefühl, dass ich ihm vertraue, und dann vertraut er mir wiederum. Wenn er das Gefühl bekommt, er wird in einer solchen Situation unter Druck gesetzt (und genau das denkt er, wenn ich ihn quasi zur Warnung etwas stärker mit den Hilfen einrahme), macht er sich frei davon, weil er das nicht ertragen kann und will. Und dann kann es leicht eskalieren. Vielleicht vermutet er auch wirkliche Gefahr, wenn ich ihn stärker "anpacke". Es ist nicht ganz einfach, bei ihm genau die richtige Stimmung zu treffen und abzuwägen, ob er wirklich unsicher ist oder bloß ein paar Späßchen machen will (dann muss ich ihn natürlich stärker einrahmen, und dann akzeptiert er es auch problemlos). Es gibt halt immer einen, bei dem alles anders ist. Mir hat noch nie ein Pferd so viele psychologische Denksportaufgaben mit auf den Weg gegeben wie er. Schön, ich bin ihm dankbar dafür. :wink:

Verfasst: So, 08. Jan 2012 17:37
von Jen
ja max, diese Pferde gibt es auch, ganz klar. Mein eigenes ist zb. auch eher so. Der vermochte von Anfang an überhaupt keinen Druck und kam auch nur ein mü zuviel druck, so explodierte er. Er war auch viel besser am halblangen Zügel zu reiten und die ersten Jahre verbrachte ich eher mit zuwenig als zuviel Kontakt/Anlehnung etc. zu reiten. Erst in den letzten Jahren liess er es immer mehr zu, dass ich ihn mehr "schliessen" durfte und "näher" ran kann. Er ist aber ein ganz anderer Typ Pferd als die oben beschriebenen. Er ist ein extrem sensibles, spanniges Pferd, das sich ganz anders aufregt. Er "internalisiert" die Spannung, während die oben beschriebenen die Spannung "externalisieren". hm, kann man verstehen, was ich damit sagen will...? Deshalb muss man mit dieser Art Spannung ganz anders umgehen.

Verfasst: So, 08. Jan 2012 17:56
von Yvonne
Mein Pony ist auch sehr guckig. Früher war es extrem, inzwischen ist es deutlich besser geworden. Bei ihm war es am Anfang so, dass er, wenn er etwas gesehen hat, nicht nur geguckt hat, sondern er ist dann einfach losgeschossen. Das war oft haarscharf, dass ich oben geblieben bin und hat viel Überwindung gekostet, dann wieder "normal" weiterzureiten und wieder durch die gruselige Ecke gehen usw...

Es wurde ja schon geschrieben, dass es oft "Kopfsache" ist. Ich habe mir damals eine Sicherheitsweste gekauft und bin nur noch damit geritten. So hatte ich für mich im Kopf, dass mir nichts passieren kann, auch wenn ich runterfalle. Klingt blöd, hat aber geholfen, souveräner mit diesen Situationen umzugehen.

Außerdem bekommt mein Pony in solchen Phasen Magnesium-Tryptophan, ob das hilft keine Ahnung - vielleicht hilft auch das nur meinem Kopf ;-)

Beim Reiten wenn er guckt ist es bei ihm wichtig, weiterzureiten, und ihn zu fordern. Wenn es eine Ecke ist, in der er sich festguckt, dann reite ich in dieser Ecke Volten, Schulterherein, Volten usw. immer wieder, bis er sich wieder loslässt. Es ist wichtig, ihn dann immer beschäftigt zu halten.

Bei ihm besteht das Problem im Übrigen nur unter derm Reiter, nicht am Boden. Das hängt aber mit seiner Vergangenheit zusammen, er hatte damals einfach schlechte Erfahrungen beim Reiten gemacht.