Die beschriebene Situation: Pferd geht ungern vom Stall weg, hat Stalldrang auf dem Nachhauseweg...ist klassisches Kleben. Dazu passt auch das Wiehern und abgelenktsein auf dem Platz. Das heisst, das Pferd fühlt sich von seiner Herde getrennt, ist beunruhigt (weil in der Natur die Überlebenschance alleine kleiner ist als in der Herde) und will möglichst schnell wieder in den sicheren Hafen der Herde. Das ist erstmal völlig normales Verhalten.
Jetzt muss das Pferd lernen, dass nicht nur die Herde Schutz bietet, sondern dass sich das Pferd auch dem Menschen anschliessen und Vertrauen kann. Das Pferd muss lernen, die Verantwortung über die Umgebung dem Menschen abzugeben.
Dies ist nicht ein situationsgebundenes Problem, sondern ein allgemeines Problem. Deswegen wird es auch nicht in einer bestimmten Situation korrigiert, sondern es fängt im ganz allgemeinen Umgang an. Dieser sollte idealerweise durch ein klares, sicheres, überzeugtes, souveränes Auftreten geprägt sein. Das ist aber nur möglich, wenn du genau weisst, was du tust. Und hier fängt die Crux an. Oft fallen einem, gerade im täglichen Umgang, die kleinen Dinge nicht auf. Diese aber bestimmen über unser Verhältnis. z.B. von A nach B führen. Wer bestimmt Tempo, Abstand von einander, Position zueinander? Passt du dich an oder sie sich? Hier ist es hilfreich, wenn man einen guten, neutralen, objektiven Trainer hat, der einem hier mal auf die Finger schaut und dann auch Tips geben kann, wo es noch Verbesserungspotential gibt. Diese klare, strukturierte Kommunikation kann durchaus sehr stark von Lob und positiver Verstärkung geprägt sein, so dass sich das Pferd wohlfühlt und anfängt sich mehr am Menschen zu orientieren. Dazu braucht es keine lauten, harten Strafen. Konsequent sein bedeutet nicht gewalttätig sein. Konsequenz ist nicht deckungsgleich mit Strafe. Man kann absolut konsequent und dabei trotzdem fröhlich-freundlich bleiben.
Wenn das Pferd nun bereits auf dem Platz abgelenkt ist, wird es in einer schwierigeren Situation (alleine im Gelände) umso mehr abgelenkt sein. Also immer vom einfachen zum schweren. Einfache Übungen auf dem Platz: Kopfsenken (ganz wichtig, nimmt dem Pferd die Übersicht für die Umgebung, Pferd muss Verantwortung abgeben), Führtraining (Abstand, Tempo, Position), vielleicht ein paar einfache Zirkuslektionen (Spiel & Spass). Dies dann auch im Gelände GENAU GLEICH. Pferde sind nicht blöd, aber sie lernen zuerst situationsgebunden, dann verallgemeinernd. Das heisst, was in einer Situation klappt, muss nicht zwingend in einer anderen Situation genau so klappen. Das muss geübt werden!
Die Zusammenarbeit mit dem Menschen muss nicht nur klar sein, sondern auch angenehm, das heisst auch lohnenswert für das Pferd. Das kann zb. auch mal ein Spaziergang sein, wo man das Pferd bewusst immer mal wieder grasen lässt. Dies fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und fressen beruhigt. Das Pferd trippelt ja nicht aus Freude! sondern aus einem beunruhigenden Gefühl weil es von der Herde getrennt ist. Jetzt musst du eine temporäre Herde bilden. Wenn das Pferd auch im Gelände die bekannten Übungen (Führtraining, Kopfsenken, einfache Zirkuslektionen, grasen etc.) macht, wird es sich mehr an dir orientieren. Das bedeutet vielleicht auch, vorübergehend, wenn das Pferd zu trippeln anfängt, abzusteigen und ein paar Übungen zu machen oder ein kleine Strecke zu Fuss zu gehen, bis das Pferd bei dir ist. Ich weiss, dass dies sehr viel Geduld und "innere Distanz" zum Pferd erfordert und das ist nicht einfach, weil man sich sehr leicht von diesen Verhaltensweisen nerven lässt.

Aber es hilft nichts. Du musst da ganz stark an dir arbeiten und ruhig, klar, konsequent, fröhlich-freundlich bleiben. Nochmals: Konsequenz heisst nicht Strafe und es bedeutet auch nicht, dass man das Pferd nicht loben darf, wenn es etwas richtig macht!
Ich kann dir eigentlich nur die Hilfe eines Trainers vor Ort ans Herz legen, der sich damit auskennt und dir ganz konkrete Hinweise geben kann, wann du was wie machen musst.
Und noch ein ganz anderer Tipp: Um mit dem Pferd zusammen zu wachsen ist zb. auch ein mehrtägiger Wanderritt eine sehr gute Möglichkeit. Durch die unbekannte Gegend, wird das Pferd automatisch sehr bald seine Kräfte schonen und mit dem trippeln aufhören. Dies kann sogar eine nachhaltige Wirkung haben, so dass man zu Hause auch kein Problem mehr hat.