Das Thema Konditionierung vs. Kommunikation/Lernverhalten hatten wir ja schon mal...dazu verweise ich gern nochmal auf
Jens wunderbaren Beitrag zu diesem Thema. Besser könnte ich es nicht in Worte fassen.
Auch das Pferd muss uns ja erst verstehen lernen (siehe Phanjas Beitrag). Ich bin kein Pferd und kann nicht wie eines kommunizieren. Kommunikation heißt ja erstmal, dass Information zwischen zwei Kommunikationspartnern ausgetauscht wird. Damit Kommunikation erfolgreich ist, muss die Information für beide den gleichen Bedeutungsinhalt haben. Wenn mich jemand auf Japanisch anredet, dann weiß ich zwar, dass er mir eine Information geben will, aber noch lange nicht, was deren Bedeutung ist. Dazu müsste ich erst die Sprache lernen
Wenn ich nun ein Signal (sei es nun durch Stimme, Gerte, Körpersprache) mit einem für das Pferd verständlichen Bedeutungsinhalt füllen will, dann muss es das ja auch erstmal lernen. Der Mensch agiert, das Pferd reagiert und das Verhalten wird positiv bestärkt (durch Futterlob z.B.) oder negativ bestärkt (ich habe versucht, das Pferd von mir wegzuschicken, sobald es reagiert, höre ich auf). Genauso kann Verhalten auch positiv bestraft werden (Pferd beißt, ich haue zu) oder negativ bestraft (ich nehme etwas Angenehmes weg).
Bei Parelli z.B. wird eigentlich nur negativ bestärkt (das ist das, was
ich erlebt habe, ich möchte damit keinen angreifen, der das anders sieht), bis auf gelegentliches Kraulen oder mal ein Futterlob. Wenn die Hinterhand weichen soll, wird halt hingeschaut oder mit dem Stick gewedelt und am Halfter gezuppelt. Pferd tritt weg, Druck hört auf = negativ verstärkt. Pferd hat gelernt, wenn ich nicht reagiere, wird's unangenehm. Je schneller ich reagiere, desto weniger Druck muss ich erfahren. Und selbst wenn ich nur auf die HH starre oder mich vorlehne, mache ich Druck. Wenn auch nicht viel, aber das ändert an der grundlegenden Sache nichts.
Selbst wenn ich frei mit dem Pferd arbeite (ohne Strick und Gerte), muss ich mich ja irgendwie verständlich machen. Und da lernt das Pferd genau auf eine oder mehrere der oben beschriebenen Weisen, das Verhalten des Menschen zu lesen, auch wenn man da selbst vielleicht nicht bewusst drüber nachdenkt. Dann mag es Leute geben (um mal Finchens Anmerkung aufzugreifen), die unglaublich viel Aufwand betreiben, weil sie nicht wissen, wie sie ihren Körper einsetzen sollen und wie sie ihr Pferd lesen und auf dieses reagieren können. Und dann gibt es welche, die können das sehr gut und alles wirkt von Anfang an sehr harmonisch, weil diese sich sehr gut auf das Pferd eingehen können und kleinste Reaktionen bestärken, indem sie z.B. Druck wegnehmen.
Und nochmal zum Thema Futterlob allgemein: Da stellt sich mir erstmal die Frage, warum nicht?

Warum sollte ein Pferd für ein Verhalten, das ich gerne hätte, nicht belohnt werden? Das ist doch toll und motvierend. Ich würd auch nicht arbeiten gehen, wenn ich kein Geld bekommen würde.
Die Arbeit mit Futterlob setzt natürlich voraus, dass man auch an Futtermanieren arbeitet. Wer ein bettelndes Pferd hat, hat das in der Regel selbst verursacht. Und nur weil man mit Futterlob arbeitet, hat man nicht gleich ein bettelndes Pferd.
Beim Clickertraining gibt es übrigens nicht nur Futter als Belohnung, sondern z.B. auch Kraulen, gerne ausgeführte Verhalten vom Pferd, die es dann zeigen darf, toben oder spielen (wenn man bspw. grad am ruhig stehen arbeitet) undundund. Das ist nicht nur auf Kekse beschränkt.
Außerdem wird die Belohnung und der Click nach und nach ausgeschlichen, sobald ein Signal richtig sitzt. Es geht also nicht darum, ein ganzes Pferdeleben lang für alles Clicks und Kekse zu verteilen.
Und noch eine kurze Erklärung, warum ich mit dem Clicker arbeite: Für mich ist das eine Frage der Motivation. Wenn ich das Pferd z.B. von mir wegschicken möchte, dann könnte ich mich groß machen, oder es wegschieben oder mit der Gerte wedeln oder im gar eine verpassen. Dann geht das Pferd vllt irgendwann weg, dann höre ich auf und das Pferd lernt, wenn ich dem zu nahe komme, wird es unangehm, ich halte lieber Abstand (negative Verstärkung). Wenn ich aber z.B. ein Bodentarget (Matte) hinlege und jede kleinste Reaktion (das fängt schon beim Hinschauen an) bestärke, dann wird das Pferd denken, hey, da drüben ist es vielleicht auch ganz nett, es lohnt sich für mich, dort hinzugehen, das mach ich mal. Die Matte wäre dann ein Hilfsmittel, das ausgeschlichen wird. Das Weggehen kann ich natürlich mit einem Signal belegen und damit das Pferd dann auch ohne Matte von mir wegschicken (das wäre
eine Methode, so was zu erarbeiten - bin leider nicht so gut darin, Beispiele zu bringen

).
Dann hab ich am Ende dasselbe Verhalten, aber die Motivation wird eine ganz andere sein. Habe ich es positiv aufgebaut, wird mein Pferd das Verhalten gerne ausführen und es wird interessiert mitarbeiten wollen - auch in Zukunft.
Wenn man geschickt clickert (z.B. im freien Spiel), kann man ganz einfach angebotenes Verhalten des Pferdes einfangen und nach und nach unter Signalkontrolle stellen - ohne sonstige Hilfsmittel. Warum? Weil der Click dem Pferd sekundengenau sagt, DAS Verhalten war gut - zeig das nochmal. Denn es wurde ja positiv verstärkt und danach tritt ein Verhalten öfter auf.
Und deswegen ist der Click auch keine Krücke, sondern ein Kommunikationsmittel. Denn der Click hat für das Pferd eine Bedeutung bekommen. Ich habe eine Grundlage geschaffen, auf der ich mich mit dem Pferd verständigen kann und auf der ich mein restliche Kommunikation aufbaue. Und so ganz nebenbei ist das Pferd auch noch unheimlich motiviert
Ich hoffe, mein Beitrag ist jetzt nicht zu weit weg vom Thema

. Ich weiß nur, dass gerade bezüglich des Clickerns und/oder Futterlob immer die gleichen Fragen und Vorurteile auftauchen. Ich will hier keinen bekehren oder überzeugen. Ich hab durchaus Verständnis dafür, dass das jemand nicht möchte. Hab ich kein Problem mit

Ich wollte nur ein bisschen erklären, was eigentlich für ein Gedanke dahintersteht und warum ich den Clicker einsetze.
Frage mich nach der Poesie in der Bewegung, Schönheit, Intelligenz und Kraft und ich zeige Dir ein Pferd.