Verfasst: Mo, 05. Mär 2007 10:32
... natürlich, nur daran.Susanne hat geschrieben:Steffen, aber woran würdest Du dann die klassische Reitweise festmachen - wenn nicht an der Philosophie?
Das Problem besteht doch darin, dass die etablierte Reiterei diese Philosophie eigentlich absolut verinnerlicht haben sollte. Leider führt die Konzentration auf Wettbewerbe dazu, dass viele Reiter sich um die Philosophie gar nicht mehr kümmern, teils weil sie nicht vermittelt wird, teils weil die Reiter kein Interesse daran haben.
Trotzdem heißt das noch lange nicht, dass die Philosophie der klassischen Reitlehre damit nicht mehr existiert oder das Einzelne diese für sich allein in Anspruch nehmen und allen anderen Absprechen können.
Allerdings ist die Reiterei extrem komplex. Die klassische Reitlehre muss aber das Ganze Spektrum umfassen. Natürlich gibt es für jeden Einzelfall immer eine spezielle Lösung, die hier und da vielleicht sogar zu einem besseren Ergebnis führt. Es ist aber gefährlich, wenn man solche Lösungen zum Prinzip erhebt, weil sie der weiteren Logik der Ausbildung oft nicht Stand halten.
Z.B. das Vorwärtstreiben wird hier sehr häufig kritisiert. Wenn Vorwärtstreiben mit gleichzeitigem Vorne Ziehen kompensiert wird, ist dies natürlich eine Katastrophe und ein völlig falsches Verständnis.
ABER ein Pferd, das nicht wirklich kompromisslos vorwärts geht, wird niemals korrekt auszubilden sein, das sehen auch Herr Oliveira und Herr Hinrichs nicht anders.
Wenn man versucht, eine Philosphie umzusetzen, kann es schnell passieren, dass man versucht einen Fehler zu vermeiden und dabei so "erfolgreich" ist, dass man gleich 10 andere Fehler provoziert.
So verzichten viele Reiter gleich ganz darauf, Ihre Pferde vorwärts zu reiten. Aus Angst vor zuviel Zügel verzichten man gleich ganz auf Anlehnung. Aus Bewunderung vor dem feinen Reiten auf Kandare schnallt man schon jungen Pferden zum Teil blanke Kandaren ins Maul und und und.
Die Philosphie der klassischen Reitlehre ist ziemlich umfassend und nicht ganz so offensichtlich wie es oft zunächst scheint. Darum reicht ja auch ein Leben nicht aus, um sie zu begreifen. Die "einfachen und angeblich so offensichtlichen Lösungen" sind in der Reiterei leider ganz selten auf lange Sicht die Richtigen.