Heuschmann und Phillipe Karl in Verden

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

also ich reite meine Pferde jetzt seit 7 Jahren auch "französich", wenn man so will, allerdings ganz ohne P.K. ;-) und kann nur sagen, dass sie sich körperlich und muskulär seitdem seeeehr zum Vorteil entwickelt haben. Dies bestätigten mir auch außen stehende.

Wie ich vorher geritten bin, ...keine Ahnung,. ..jedenfalls hatte ich einige durchaus anerkannte deutsche Reitlehrer mit zahlreichen Turniererfolgen bis Klasse S.

Und ja:
die U-kieferflexion kommt "später" auch ohne die Hand hoch zu nehmen und damit vermehrt/nur auf die Mundwinkel einwirken zu lassen, allein durch die bloße EInwirkung aufkommenden Zügeldrucks auf die Zunge/Laden. Allerdings gibt das Pferd diese erwünschte U.kieferflexion nur an der main fixe. Achtet ma da nicht sehr sehr sorgsam drauf, ist binnen sekunden wieder Totenstille im Maul und es kommt unerwünschter Dauerdruck und Leblosigkeit auf.

Warum P.K. nicht dieses recht simple Phänomen mal längst demonstriert und somit seinen Kritikern, die ihm immerfort die hohe hand vorwerfen, den Wind aus den Segeln nimmt, kann ich auch nicht nachvollziehen.

Übrigens kommt die U-kieferflexion bei vielen Pferden auch allein durch die main fixe, ohne vorherige Abkauübungen und ohne den "Umweg" über die hohe hand. Allerdings kenn ich Pferde, bei denen dies eben nicht klappte, und deren Maul ließ sich über den "Umweg" hohe Hand wiederbeleben. Meist sind diese Pferde aber zuvor im Maul tot geritten worden und haben sich über Monate bis Jahre flasche Gewohnheiten angeeignet.
LordFado

Beitrag von LordFado »

Sunknúni hat geschrieben:... In der Bewegung soll später ein sanftes Schließen der Finger ausreichen, um das Pferd im Unterkiefer nachzugeben und ggf. in die Dehnung zu schicken.
horsmän nennt in dem Zusammenhang auch u.A. die main fixe als spätere Hilfe.

-> da frage ich mich: wo ist da bitte der Unterschied zum korrekten FN-Reiten? Dazu braucht es doch keine hohe Hand ?!
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Nilspferd
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Beitrag von Nilspferd »

LordFado hat geschrieben:
Sunknúni hat geschrieben:... In der Bewegung soll später ein sanftes Schließen der Finger ausreichen, um das Pferd im Unterkiefer nachzugeben und ggf. in die Dehnung zu schicken.
horsmän nennt in dem Zusammenhang auch u.A. die main fixe als spätere Hilfe.

-> da frage ich mich: wo ist da bitte der Unterschied zum korrekten FN-Reiten? Dazu braucht es doch keine hohe Hand ?!
Das hab ich mich auch gerade gefragt :kopfkratz:
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Ketzerisch geantwortet - die hohe Hand hilft, aus einem toten Maul ein lebendes Maul zu machen.
Oder das Pferd vom 5. Bein wegzuholen.

Was sicherlich beides nicht ursächlich im Sinne der Richtlinien, jedoch leider oft zu beobachten ist.
Es grüsst ottilie
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LordFado

Beitrag von LordFado »

also doch wieder "nur" zur Korrektur falsch angewandter Reitlehre?!
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

@LordFado - der Fred hat bereits etliche Seiten.
Ich sah es jetzt nicht als notwendig an, NOCHMALS aufzulisten, warum und wozu und wieso und mit welcher Wirkungsweise die hohe Hand eingesetzt wird.
Wenn es bis jetzt nicht begreiflich gemacht werden konnte, wird es die x-te Wiederholung auch nicht schaffen.
Manche Dinge sind eben schriftlich nicht rüberzubringen. Vielleicht macht Monsieur die nächste Veranstaltung im Süden (mit besserer Organisation :roll: ), da könnte man ja mal direkt fragen und sich das erklären und zeigen lassen.
Wobei es m.E. auf den DVDs auch rauskommen müsste, aber das ist jetzt schon zu lange her, daß ich die angeschaut hatte.
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Nilspferd
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Beitrag von Nilspferd »

ottilie hat geschrieben: Wenn es bis jetzt nicht begreiflich gemacht werden konnte, wird es die x-te Wiederholung auch nicht schaffen.
Ok, ich werde dumm sterben, glaub ich :lol: Lord Fado, auf unseren Grabsteinen wird stehen "und sie haben es nicht begriffen, bis an ihr Lebensende..." :wink:

Naja, wenn beides zum gleichen Ziel führt (was ich allerdings leider immer noch anzweifle), dann isses ja egal, ob hohe Hand oder nicht... *Schulternzuckt* Mir liegt dieser Weg nicht.
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Beitrag von kallisto »

ottilie hat geschrieben:Ich sah es jetzt nicht als notwendig an, NOCHMALS aufzulisten, warum und wozu und wieso und mit welcher Wirkungsweise die hohe Hand eingesetzt wird.
Wenn es bis jetzt nicht begreiflich gemacht werden konnte, wird es die x-te Wiederholung auch nicht schaffen.
Das muss Du auch nicht, weil schon x-mal beschrieben. Mir geht es eher darum, dass PK egal mit welcher Methode angeblich das gleiche Ergebnis erzielen kann und uns das beweisen möchte. Aus seinen Lehrvideos kommt es nicht rüber, weil ich dort zum Teil zu flotte Pferde mit ungenügend schwingenden Rücken (egal wie quadratisch gebaut, alle können mit mehr oder weniger Arbeit schwingen) sehe, die sich von Zeit zu Zeit heraushebeln, obwohl schon sehr hohe Lektionen gefordert werden. Das einzige Pferd, was mir von PK imponiert ist, ist Odin. Auf ihm wirkte er ebenbürtig mit anderen sehr sehr guten Reitern. Wobei mir aber auf den Odin-Videos kein besonderer "französischer Touch" deutlich wird, was die Richtlinien nicht auch erzielen könnten.
Aber erstens gerät er mit Odin eher in die Cadre Noir-Zeit und er hat in der langen Zeit der Eigenständigkeit seitdem kein Pferd für die Öffentlichkeit sichtbar ausgebildet, was Odin annähernd das Wasser reichen kann. Und soweit ich in Erinnerung habe, war ihm Cadre Noir zu modern, obwohl durch diese Schule Odin ausgebildet wurde.
Und ich bin mir sicher, dass er in seinem Stall kein Toplégèretépferd verheimlichen würde.

LG Susi
horsman
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Beitrag von horsman »

Nilspferd hat geschrieben:
LordFado hat geschrieben:
Sunknúni hat geschrieben:... In der Bewegung soll später ein sanftes Schließen der Finger ausreichen, um das Pferd im Unterkiefer nachzugeben und ggf. in die Dehnung zu schicken.
horsmän nennt in dem Zusammenhang auch u.A. die main fixe als spätere Hilfe.

-> da frage ich mich: wo ist da bitte der Unterschied zum korrekten FN-Reiten? Dazu braucht es doch keine hohe Hand ?!
Das hab ich mich auch gerade gefragt :kopfkratz:

Der Unterschied wäre tatsächlich kaum auszumachen, wenn :

a) das abstossen am Gebiss = losgel. U.kieferReaktion ist
b) die main fixe = still stehende Hand ist

In Praxis sieht man aber meist IMMER das Gegenteil mit dem Hinweis:

zu a)
Abstossen am Gebiss ist "weiß der teufel was", Hauptsache aber das Maul ist geschlossen und das Pferd tritt ans Gebiss heran (was immer das ist) - mein Pferd tritt sich jedenfalls mit den Hufen NICHT an sein Gebiss - aua

zu b)
die Hand soll die Bewegungen des Halses/Kopfes mitgehen damit sie leicht und weich ist. Desweiteren soll der Zügel immer anstehen und das Pferd an selbigen heranziehen.

Und schon ist es was ganz anderes.
Zuletzt geändert von horsman am Do, 26. Nov 2009 22:58, insgesamt 2-mal geändert.
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

LordFado hat geschrieben:
Sunknúni hat geschrieben:... In der Bewegung soll später ein sanftes Schließen der Finger ausreichen, um das Pferd im Unterkiefer nachzugeben und ggf. in die Dehnung zu schicken.
horsmän nennt in dem Zusammenhang auch u.A. die main fixe als spätere Hilfe.

-> da frage ich mich: wo ist da bitte der Unterschied zum korrekten FN-Reiten? Dazu braucht es doch keine hohe Hand ?!

Eben, es gibt irgendwan keinen wirklichen Unterschied mehr, solange korrekt und fein geritten wird! Das versuchte ich ja zu verdeutlichen, dass die hohe Hand kein Dauerzustand ist, sondern wirklich nur zur Korrektur eingesetzt wird (wie lange und häufig, hängt immer vom Fall ab). Und sie ist EIN Weg zum Ziel. Und da leider die heutige Reiterei oftmals an rückwärtsziehenden harten Händen leidet, finde ich das Hervorkramen der französischen Ansätze (die ja nicht ungedingt auf PKs Mist gewachsen sind) ganz gut. Und MIR hat es sehr geholfen und hilft es noch, da auch ich die hohe Hand als Hilfe und Korrekturmittel immer wieder benötige (mag sein, dass ich nicht so gut reiten kann, dass ich es anders kann).

Schade finde ich es aber immer wieder aufs Neue, dass PK wirklich nur auf die hohe Hand reduziert wird, das sieht man an diesem Thread auch wieder schön. Dabei ist diese wie oft erwähnt nur ein Korrekturmittel und nicht mehr. Die französische Reitweise unterscheidet ja auch in anderen Bereichen (die ich sehr sinnig erachte, wie bsp. die Trennung von Hand und Bein - was meiner Meinung nach übrigens ursprünglich auch in der FN so war und heute nur falsch verstanden und umgesetzt wird...)
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

horsmän hat geschrieben:also ich reite meine Pferde jetzt seit 7 Jahren auch "französich", wenn man so will, allerdings ganz ohne P.K.
Und genau das ist es. PK hat mittlerweile sein eigenes "System" bzw. seine Vorstellung der Légèreté entwickelt, d.h. doch aber nicht, daß die Ursprungsidee so schlecht gewesen sein muß und alle die ihre Pferde danach aubilden schlechtbemuskelte Pferde stehen haben. Mich würde die Arbeit von PK zu Hause in seinen eigenen vier Hallenwänden mit den Pferden sehr interessieren.

Es wird nicht unterschieden zwischen der Person PK und dem System. Die, die es können werden es sicher nicht via Video auf youtube oder myvideo der Öffentlichkeit präsentieren. Die erfreuen sich in stillem Kämmerlein daran.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
LordFado

Beitrag von LordFado »

horsmän hat geschrieben:...In Praxis sieht man aber meist IMMER das Gegenteil...
Und schon ist es was ganz anderes.
und was sieht man in der Praxis meist IMMER von Anhängern der französichen Lehre und PK selbst?!?

Es geht doch hier eben nicht um schlechte Praxis und schlechte Beispiele, die man überall und in allen Reitweisen sehen KANN sondern um das GUTE Ziel, die GUTE Theorie und GUTE Praxis-Beispiele! Und da bin ich persönlich eben der Meinung, dass es unter den „FN-Reitern“ deutlich mehr gute Beispiele gibt als bei allen mir bisher bekannten und zu Gesicht gekommenen Alternativen. Ganz schlimm daher eine Aufführung wie die PKs, um die es in dem Thread hier geht und die Tatsache, dass es mit dieser Reitweise eben offenbar niemanden gibt, den man als leuchtendes Vorbild nehmen könnte. Es scheint auch niemanden und kein Pferd zu geben, an dem PK das in seinem Vortrag hätte erläutern und demonstrieren können. In der FN gibt’s die wenigstens – wenn auch nicht häufig – aber es GIBT gute Beispiele (siehe „Jahrhundert-Ritte“-Vorträge usw.).
(Das Argument, dass sich all diejenigen, die es können eben im stillen Kämmerchen freuen und dabei nicht filmen lassen, halte ich im übrigen für Unsinn, FN-Reiter sind sicher nicht exhibistionistischer veranlagt als andere…)
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smilla
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Beitrag von smilla »

Sunknúni hat geschrieben:
Schade finde ich es aber immer wieder aufs Neue, dass PK wirklich nur auf die hohe Hand reduziert wird, das sieht man an diesem Thread auch wieder schön. Dabei ist diese wie oft erwähnt nur ein Korrekturmittel und nicht mehr. Die französische Reitweise unterscheidet ja auch in anderen Bereichen (die ich sehr sinnig erachte, wie bsp. die Trennung von Hand und Bein - was meiner Meinung nach übrigens ursprünglich auch in der FN so war und heute nur falsch verstanden und umgesetzt wird...)
Ja, aber warum denn? Als ich vor einiger Zeit die Videos sah, war ich erschrocken WIE viel PK die hohe Hand einsetzt. Ich hatte darauf gewartet, dass es irgendwann weniger wird, wurde es aber nicht. Auch nicht bei der DVD von dem Pferd nach 1 Jahr Ausbildung.

Zudem ist eben die hohe Hand DER Knackpunkt für mich an dem System. ICh kann mich- mag sein aus mangeldem Verständnis- nicht damit anfreunden, denn meiner Meinung nach starft sie das Pferd arg hart.

Was ich aber dazu sagen muss: Es gibt anscheinend Menschen, die die hohe Hand sehr feinfühlig einsetzen können. Auf einem Kurs sah ich das von Josa und war beeindruckt.
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Lordfado hat geschrieben:Tatsache, dass es mit dieser Reitweise eben offenbar niemanden gibt, den man als leuchtendes Vorbild nehmen könnte
Doch, die Leute gibt es. Aber entweder sind sie nicht hier im Forum tätig oder sie wollen sich nicht zerreissen lassen.
Ich glaube nämlich ehrlich gesagt gar nicht, daß es selbst bei schönem Franzosen-Gereite so viel Zustimmung geben würde. Dazu sind die Geschmäcker einfach zu verschieden, und jeder hat ein Quäntchen anderer Vorstellung davon, was schönes Reiten sein soll.
Das haben wir zur Genüge bereits hier in diversen Freds gesehen, auch bei den Augenschmausritten. Es gibt keinen gemeinsamen Nenner, und es wird immer Leute geben, die diverse Ritte auseinanernehmen.
Also warum soll man sich der Meute zum Fraß vorwerfen? Ich kann das verstehen.
Es grüsst ottilie
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LordFado

Beitrag von LordFado »

ottilie hat geschrieben:Doch, die Leute gibt es. Aber ... sie wollen sich nicht zerreissen lassen.
...
Es gibt keinen gemeinsamen Nenner, und es wird immer Leute geben, die diverse Ritte auseinanernehmen.
Also warum soll man sich der Meute zum Fraß vorwerfen? Ich kann das verstehen.
und aus welchem Grund sollten FN-ler tun, was Franzosen nicht tun? Das ergibt doch keinen Sinn!

Warum lassen sich ein/e Klimke filmen ohne sich zu beschweren, sie würden falsch verstanden, ein PK ist aber immer ungünstig geschnitten oder in einer Korrekturmaßnahme "erwischt" worden und verbietet drum das Filmen auf solchen Veranstaltungen?
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