WArum wollen wir, dass ein Pferd in Anlehnung läuft?
Weil die Reitlehren seit 2000 Jahren behaupten, dass das Pferd uns nur dann gesund tragen kann. nebeneffekt ist, dass wir es als ästhetisch schön empfinden, wenn ein Pferd so läuft. (Ästhetik hat übrigens immer auch was mit zweckmäßig zu tun. Wir empfinden nicht als ästhetisch, was völlig zweckfern ist)
Zweiter Nebeneffekt ist, dass ein Pferd in dieser Haltung für den Reiter optimal beeinflussbar ist.
So und nun ist immer wieder die Frage: Was ist eigentlich der wichtigere Punkt: Die Sache mit dem GEsunderhalten unterm Reiter oder die Sache mit der Bedienbarkeit des Pferdes?
Beides ist unabdingbar fürs Reiten.
Nun wissen wir sicher alle, dass hunderttausende von Pferden auch nicht kaputt gehen, wenn sie nicht in Anlehnung geritten werden. Für ein Wanderreitpferd ist es sogar nicht leistbar, den ganzen Tag über so eine Körperspannung aufrecht zu erhalten. Auch die Arbeitsreitweisen verzichten auf diesen Spannungsbogen (der mit der korrekten Anlehnung einher geht und von der wir, denke ich, hier reden). 9 Stunden in Bogenspannung gehen - unmöglich.
Trotzdem wurden und werden solche Pferde im Dienst alt, sofern sie nicht hemmungslos verschlissen und verheizt werden.
Also kann man schon mal in Frage stellen, ob Anlehnung wirklich zur Gesunderhaltung eines Pferdes nötig ist.
Ebensowenig ist sie unbedingt nötig, um ein Pferd dirigierbar zu machen.
So, dann wären wir also an dem Punkt, dass die Antwort auf Skywalkers Frage lautet: Nein, Anlehnung ist nicht unbedingt nötig.
Weder zur Gesunderhaltung des Pferdes im Reitdienst noch um es "beherrschbar" zu machen.
Nötig wird sie erst in dem Moment, wo ich die Bewegungen meines Pferdes ausbauen und stilisieren will, wie die Dressur das anstrebt. Da brauche ich die angesprochene Bogenspannung, sprich Anlehnung. Abgesehen davon, dass sie mir als Reiter einfach ein wunderbares Gefühl vermittelt.
Fazit: ich muss mich als Reiter fragen, wo die Reise mit meinem Pferd überhaupt hingehen soll. Und dann sollte ich das geeignete "Transportmittel" dafür wählen. Wer höhere Dressur anstrebt und dafür unbedingt von Anfang an gebisslos unterwegs sein will - na ja, das ist für mich so, als würde ich unbedingt mit dem Fahrrad über den Ärmelkanal wollen.
Außerdem spielt natürlich eine Rolle, wie gut mein pferd für mein angestrebtes Ziel geeignet ist. Wenn schon das Ross nur mittelmäßige Voraussetzungen dafür mitbringt, muss ich mir und ihm das Leben vielleicht ja nicht außerdem noch durch die Wahl ungeeigneter Mittel schwer machen.
das ist meine Ansicht - praxisbezogen und vielleicht auch ein bisschen faul.
