Max1404 hat geschrieben:@ sinsa:
Viel freie Bewegung: ja! Deshalb stehen meine ja auch im Aktivstall.
Aber ansonsten habe ich zum Thema Schulpferde eine andere Meinung.
Ich habe einen Ex-Schuli und kenne einige, die auch einen haben. Bei den meisten passierte das gleiche. Solange die Pferde im Schulbetrieb reichlich unterwegs waren, hatten die nichts, was einen TA erforderte.
Kaum ein halbes Jahr in ihrem "neuen Leben" angekommen, traten sämtliche Zipperlein zu Tage. Der einstimmige Kommentar der Behandler dazu war: Das sei typisch für Ex-Schulpferde
@Cubano Stimmt, das mit den Sportpferden und der Weidehaltung ist ein echtes Problem. Dennoch kompensiert sinnvolles Training hier viel und die Viecher haben oft noch ihren privaten "Behandlerstab". Das ist eine Ausgangssituation, die der durchschnittleiche Freizeitreiter auch beim besten Willen einfach nicht leisten kann.
Um es vorneweg mal klarzustellen: Das Video ist wiederlich und das Editorial etwas, wozu ich mir lieber jeden Kommentar verkneife. Hyperflexion, LDR und sämtliche Abarten davon halte ich alleine schon aus Gründen der learnd helplessness für strikt zu verbieten - egal wie und ob ich da noch wissenschaftlich herausfinde, in wie weit oder ob das zu körperlichen Beeinträchtigungen führt.
Was ich nur nicht ab kann, ist diese einhellige Meinung, dass Sportpferde ALLE platt geritten werden und alle Berufsreiter nur ein Ziel zu haben scheinen, nämlich Pferde zu quälen, während ALLE Freizeitreiter so unwahrscheinlich pferdeschonend und artgerecht mit ihren Tieren umgehen.
Diese Schwarz-Weiss Sicht der Dinge geht mir irgendwie schwer auf den Geist und ich argumentiere hier gerade deshalb genauso übertrieben gegen Freizeitreiter.
Mir ist schon klar, das natürlich alle hier Anwesenden immer alles mindestens 100%ig korrekt händeln und natürlich niemals etwas falsches machen würden. Aber wenn ich mal nur bei mir selber nachschaue, dann sieht die Welt eben doch ein ganz klein wenig anders aus und es gibt Tausenderlei Dinge, die ich selber besser machen könnte, statt einfach nur gegen alles zu wettern, was mit Sport und Pferden zu tun hat
Aber irgendwie scheint es so sein, dass beschissenes, aber gut gemeintes und bemühtes Reiten bei einem Freizeitreiter weniger schlimm zu sein scheint, als bei einem Sport- bzw. Berufsreiter.
Für mich ist das aber ehrlich gesagt eher ein Glaubensbekenntnis als eine Tatsache.
Aber gut - auch das ist, wie lillith bereits vermutete, eher eine Meinung, die mit meiner eigenen Erfahrung zu tun hat.
Wenn ich mir alleine vor Augen halte, was ich in diversen Freizeitreiterställen unter dem Schlagwort longieren gesehen habe, dann kommt mir spontan nur ein Gedanke: Es ist in den allermeisten Fällen vollkommen egal, ob der Sport- oder der Freizeitreiter sein Pferd longiert - am Ende dürfen die Gelenke der Pferde die Rechnung zahlen.
Und noch eine Erfahrung: Verdammt viele Pferde hätten weniger Probleme, wenn sie nur regelmäßig, ausreichend und entspannt bzw. losgelassen geradeaus durch den Wald geritten werden würden, statt das ertragen zu müssen, was einige der Sport- oder auch Freizeitreiter als Gymnastizierung verstehen.
Und zum Schluss gehen wir mal ins Eingemachte undn auch dazu vorneweg: Natüüüürlich geht es nur meinem armen Pferd so - alle anderen Freizeitreiter und vorallem alle anderen hier Anwesenden, sind natürlich ganz anders als ich und alle anderen Pferdebesitzer, die ich kenne.
Ich habe mir einfach mal ein Pferd gekauft. Dabei handelt es sich um den schon erwähnten Ex-Schuli. Natürlich erfüllen wir beide das Klische, dass natürlich ausser von mir von sonst keinem Freizeitreiter erfüllt wird: Wir konnten und können beide nicht viel und leiden beide mal mehr, mal weniger an Untergröße.
Das Pferd lief früher im Schnitt 2h täglich + Wander- und Tagesritte. Heute komme ich im Schnitt 4x die Woche zum Pferd. Allerdings hat er auch mindestens 1x im Jahr 4 Wochen Pause und ich komme nicht etwa jeden zweitenTag, sondern hin und wieder auch mal fast eine Woche nicht und dann wieder bin ich fast täglich da. Wenn ich im Stall bin reite bzw. trainiere ich nicht jedesmal, sondern baue auch reine Spiel- oder Wellnesstage ein. Ich weiß den Wert eher kurzer Einheiten zu schätzen un nutze diese auch regelmäßig. Außerdem besteht unser Programm auch noch aus Zirkuslektionen, Freilaufen und anderne Aktionen, die sich gerade anbieten (GHP z.B.). Gut, wenn es passt, ist ein jährlicher Wanderritt mit entsprechendem Training auch Teil unseres Programmes, aber dennoch: Was ist das schon, im Vergleich zu dem, was meiner früher geleistet hat?
Fällt mein schlechtes Reiten zusammen mit zu wenig Bewegung tatsächlich so viel besser aus, als das, was vorher sein Job war? Sind ständig wechselnde Reiter wirklich schlimmer, als immer den selben Reitdepp spazieren zu tragen? Sind TA, Osteo und Co nur deshalb bei uns zu Gast, weil das Pferd früher Schuli war, oder hat das nicht doch eine Menge mit mir, meinem Reiten und der Tatsache wie und wieviel mein Pferd bewegt wird zu tun?
Ja, natürlich liebe ich mein Pferd und es lebt nun als privatversichertes Einzelkind das in der Waldorfschule lernt, was ein Reitpferd, nach bestem Wissen und Gewissen können sollte. Ich bilde mir sogar auch ein, dass mein Pferd ziemlich glücklich mit seiner jetzigen Situation ist und alles, was ich mache, mache ich auch nur aus besten Gründen heraus. Es ändert aber nichts daran, dass täglich mehr Bewegung geradeaus durch den Wald ihm besser bekommen würde, als das, was ich ihm jetzt biete. Denn ganz nüchtern betrachtet bewegt sich mein Lauftier Pferd trotz all meiner Mühen und großzügiger Offenstallhaltung zu wenig.
Nochmals: das gilt natürlich nur für mein Pferd und ganz nebenbei noch für gut 99% aller Pferde, die ich aus diversen Freizeitreiterställen kenne. Denn viele andere hier scheinen da ja ganz ander Erfahrungswerte zu haben
