Augenschmaus-Ritte

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:
Bei einen etwas tiefer eingestellt Hals die Stirnlinie niemals hdS zu haben ist übrigens kaum realisierbar. Denn je tiefer der Hals umso offener muss der Genickwinkel werden, damit die Stirnlinie nicht hdS ist, und umso schwieriger wird es mit zunehmend offenem Genickwinkel einen solchen Zügelkontakt zu haben, der das Pferd zusammenhält (BTW Oliveira war darin ein Meister).
Guten Morgen,
nicht nur das: bei einem tief eingestellten Hals, dessen Genickwinkel so offen ist, dass er beinahe in der Waagerechten zu sein scheint, bekommt man auch den Rücken nur sehr schwer, bis gar nicht. Schlicht, weil die positive Spannung fehlt, die beim gerundeten Genick anfängt und bis in die HH durch fließt.
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horsman
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Beitrag von horsman »

cubano,... du meinst den Hals in der Waagerechten...? oder den Genickwinkel (das wär wohl (180 Grad) es bißchen zu viel der Offenheit ;-)

@max
"Ich sehe das Hochwerfen der Kruppe und die Kickerei in den Wechseln nicht als Gleichgewichtsproblem, sondern eher als kleine freche Späßchen an "

Das seh ich anders: ich denke das hochkommen Kruppe ist noch die Auswirkung aufgrund von Steifheiten in den Hanken und der ohnehin natürlichen leichten Bergabtednez dieses Pferdes (nat. GW), die noch mehr gymn. bräuchten. Das hochkicken der Kruppe ist dann eine Reaktion des Pferdes auf den Druck auf die (noch zu steifen) Hanken und das kicken nach dem Schenkel könnte auch ein Hinweis auf zu "harten" Schenkeleinsatz sein denn dieses Pferd ist wie er sagt, sehr "chili" (scharf?) am Schenkel. AUch hier könnte man als Reiter versuchen den Schenkel anders zu gebrauchen, bevor man sofort alle Schuld auf das "flegelhafte" Pferd schiebt.
Zuletzt geändert von horsman am Fr, 26. Aug 2011 11:15, insgesamt 4-mal geändert.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

ne, den Hals – es war halt noch sehr früh heute Morgen :D
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@horsmän: ich bin auch nicht dafür, die Fehler für nicht gelungene Lektionen beim Pferd zu suchen.

Trotzdem können auch bei sorgfältigster Vorbereitung durch den Reiter Fehler passieren, denn wir haben es mit zwei Lebewesen zu tun, wir bedienen keine Maschine, die sicher funktioniert, wenn wir die richtigen Knöpfe drücken. Ich meine, dass die mentale Komponente im Training eine sehr entscheidende Rolle spielt.

Neben dem individuellen Charakter des Pferdes spielen auch u. a. Faktoren wie Tagesform oder Übermut eine Rolle. Gerade sehr selbstbewusste und ranghohe Tiere stellen vieles in Frage, auch wenn sie rein körperlich, psychisch und auf Grund der guten Vorbereitung in der Lage wären, die fragliche Lektion gut zu zeigen. Sie möchten gerne überzeugt werden und sind keine Befehlsausführer.

Warum ich bei dem Hengst von JB davon überzeugt bin, dass er vielleicht einfach mal ein bisschen Macho spielen wollte? Weil er nur wenige Minuten später ohne besondere Korrekturarbeit die fraglichen Wechsel erheblich besser geht. Immer noch nicht gut, aber vermutlich das Beste, was an diesem Tag möglich war. Obwohl ich Dir zustimme, dass das Pferd durch den Körperbau etwas vorhandlastig ist, denke ich, dass die lustigen Hüpfer eher mentale als körperliche Gründe haben.
Viele Grüße
Sabine
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Bino
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Beitrag von Bino »

Für mich hört es sich in dem Video so an, als wenn er das tiefe/runde Einstellen des Pferdes macht, um es zu kontrollieren, bzw. damit seine Besitzerin, für die er das Pferd reitet, damit klarkommt.
Auch wenn er in der Lage ist das Pferd wieder hochzuholen,
ist das für mich keine gute Rechtfertigung ein Pferd mit der Nase hdS zu reiten und eine positive Grundspannung in der Dehnungshaltung bekommt man auch mit der Nase vdS!
Er mag vielleicht keine Rollkur praktizieren, aber für mich ist diese Arbeit trotzdem nicht erstrebenswert.
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horsman
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Beitrag von horsman »

Hmm, tja, Bino,
in der Tat schwer zu sagen, ob da nicht tatsächlich schon die Vorstufe zur Rollkur light gelegt werden. Ich sehe jedoch hier für das Pferd überhaupt keinen Stress oder neg. Auswirkungen sondern sehe hier im Gegenteil einen sehr guten Effekt dieser Arbeit auf die Losgelassenheit.

Es wäre mal spannend den direkten Vergleich zu sehen, wie jetzt jemand mit diesem Pferd arbeiten könnte, ohne diese Anwendungen "Nasenlinie hdS zu bringen (low & round) - Abstrecken (open)" zu benutzen, und welchen unmittelbaren Effekt dies dann auf das Pferd hätte und welchen handwerklichen Mitteln er sich dann bedient, diese Verspannungen in der Oberlinie, die ja immer wieder auftauchen, zu lösen.

Ich pers. könnte mir vorstellen, das mehr SH im Schritt und später im Trab eine Lösung sein könnte. Schade dass man dies jetzt nicht mal im Vergleich ergründen kann.

Eine weitere Variante wäre sicherlich die PK-Arbeit (Hand nach hoch - Abkauen auslösen - daraus nach lang gedehnt öffnen usw...), bzw. sogar noch einen Schritt mehr zurück und in Bauchers Art zunächst GW und Rundheit der Oberlinie (WR kommt hoch) im Halten und dann Schritt herstellen usw, usw...wollen wir hier nicht vertiefen.

Wenn man beides bzw. alles drei nicht möchte, fällt mir nicht mehr viel ein, denn jetzt einfach nach "dt. Lehrbuchschule" am leicht anstehenden Zügel vorwärts reiten und Zirkel (u.a.lösende Lektionen)und Übergänge usw ... ich fürchte das bringt hier keine gute Lösung, sondern eher im Gegenteil, macht ihn fester und fester in der Oberlinie und selbst daraus v/a mit geradem Hals und strammen Rücken bringt ihn nicht auf die HH. Denn ich denke: jeder Schritt den das Pferd mit stammer Obelinie macht, ist ein schlechter Schritt und sollte vermieden werden, oder nicht?

Was meinst Du?
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Mir stellt sich grade die Frage:
ist es nun - für wen, für wen nicht - ein Augenschmaus? Das ist doch das Entscheidende, nicht wieso weshalb wer was vielleicht oder sicher anders gemacht hätte.

Für mich ein wahrer Augenschmaus, weil das Gesamte beeindruckend ist und eine sehr feine Arbeit gezeigt wird!

Zu Recht hier in dieser Rubrik gezeigt, so gefällt mir Dressurarbeit!
chantesse
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Beitrag von chantesse »

und noch ein Ritt aus dem Sport.
80 % Bewertung gestern bei der VS EM in Luhmühlen für Frau Klimke:
http://www.youtube.com/watch?v=0RM4A4OT ... e=youtu.be
Motte
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Beitrag von Motte »

Wow!
Toller Ritt!!

Präzise, punktgenau und dabei optisch scheinbar völlig "unangestrengt'".
Super!
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Für mich absolut ein Augenschmaus!

Mich würde freuen von den "Kritikern" hier zu lesen, was nicht "perfekt" ist - ich bin froh wie einige andere auch meine Augen zu schulen, kann vieles schlicht nicht so gut sehen.

Was ich glaube gesehen zu haben:
- doch sehr regelmäßiger Sporeneinsatz
- leichte Traverstellung zeitweise im Galopp (? ggf. der Perspektive geschuldet?)
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:Ich sehe jedoch hier für das Pferd überhaupt keinen Stress oder neg. Auswirkungen sondern sehe hier im Gegenteil einen sehr guten Effekt dieser Arbeit auf die Losgelassenheit.
Guten Morgen,
das Gleiche sehe ich auch. Und es ist und bleibt für mich ein Unterschied zu LDR oder Rollkur, was ich generell mit Zwang für das Pferd verbinde.
Zu Klimke: Yep, feines Reiten, völlig selbstverständlich. Die kann man sich wirklich immer wieder gut anschauen.
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Bino
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Beitrag von Bino »

Den Ritt von IK finde ich auch sehr schön anzuschauen, es sieht alles fließend und locker aus.
Der Sporeneinsatz war mir allerdings auch aufgefallen.

Die Arbeit von JB ist für mich einfach kein Augenschmaus, weil er das Pferd bewusst eng macht. Wenn man dies toleriert, weil es ja nur kurze Momente sind, kann man die Arbeit gut finden, für mich hat das nichts mit Gymnastizierung zu tun, sondern mit Unterwerfung. Wie das Pferd gehen würde, wenn man es anders ausbilden würde, darüber kann man wirklich nur spekulieren.
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Jen
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Beitrag von Jen »

I. Klimke: Absolut ein Augenschmaus! Da mag ich gar nicht nach Fehler(chen) suchen. Nur darüber freuen, dass es das auch noch gibt: schönes Reiten.
Liebe Grüesslis, Jen
***
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horsman
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Beitrag von horsman »

IK Ritt ist sehr präzise ausgeführt, flüssig, sehr guter Sitz und durchaus leichte Verbindung zum Maul. Aber so völlig ohne Arbeit in Versammlung fehlt dem Reiten (nu isses ja aber so in dieser Prüfung) für mich die Faszination. Geschmacksache halt. Und im Galopp da bei 3:40 an der langen Seite, geht sie da travers oder ist das Pferd schief? Im Schritt ab ca. 1:58 gefällt mir nicht, dass sie da rythmisch mit den Hacken klopft. Da sieht man doch, dass das Pferd nicht sehr gut vorm Bein ist. Beim angaloppieren aus dem Schritt bei 2:26 versammelt sie den Schritt zuvor kaum (vielleicht darf man das da nicht?? - oder sie kommt schlecht durch?) , außerdem fällt sich leicht vors Pferd, demzufolge läuft das Pferd etwas in den Galopp.

zu JB nochmals:
ME gehört zur guten Dressur auch GEHORSAM. Wie man den jetzt erreicht, lass ich mal dahin gestellt, sicher niemals durch Gewaltanwendungen - logisch.
Zuletzt geändert von horsman am Sa, 27. Aug 2011 10:39, insgesamt 5-mal geändert.
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

I. Klimke: da schließe ich mich Jen an. Einfach schönes reiten.
Sehr witzig finde ich die Aufregung der beiden Reporten, als sie ihr Pferd nach dem ersten Galoppwechsel lobt. 8)

JB. tja...zufriedenes, lockeres Pferd, ja sicher. Insofern kann man da wohl nicht meckern. Augenschmaus aber für mich nicht. Dieses hin- und hergeziehe des Kopfes finde ich sehr unschön. Die rückwärtswirkende, hinter den Oberschenkel ziehende Hand kann ja wohl nicht ernsthaft hier durchgehen, oder?
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
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