Cubano hat geschrieben:esge hat geschrieben:Noch abenteuerlicher in Sachen Nasenriemen finde ich das sich hartnäckig haltende Gerücht, dass ein kombiniertes Reithalfter sogar Zügelzug vom Gebiss auf den Nasenrücken umleiten soll
Moins, ne so ganz und gar ein Gerücht ist diese These nicht. (...) Zitat: Wird die Trense ohne Nasenriemen verwendet (Abb. 17a), begrenzt die Kaumuskulatur die Entfernung des Oberkiefers zum Unterkiefer. Zügel und Gebiss halten den Unterkiefer in seiner Lage fest. Die Kraft fließt über Zügel–Gebiss–Unterkiefer–Kaumuskulatur–Schädel. In Abb. 17b
wird gezeigt, wie der Nasenriemen den Oberkiefer in die Bewegung oder Stellung des Unterkiefers mitnimmt. Versucht der Unterkiefer dem Zug am Gebiss nachzugeben und auszuweichen, stützt er sich an das hintere Kinnstück des Nasenbandes. Der Kraftfluss geht teilweise über Zügel–Gebiss–Unterkiefer–Kinnriemen–Nasenstück–Schädel. Die Kaumuskeln
werden entlastet. Ein Teil der Zügelkraft wird auf den Nasenrücken übertragen. Der direkte Kraftfluss von den Kaumuskeln zum Hirnschädel wird so vermieden“.
Quelle:
http://friederike-uhlig.de/bakarbeit_uhlig.pdf. Die Studie, die H. Preuschoff gemacht hat, (...)
Kann mir da jemand eine etwas ausführlichere Grafik als jene bei Uhlig liefern? Eine, bei der die verschiedenen Kraftvektoren klar eingezeichnet sind? Die Studie von Preuschoft finde ich leider im Internet nicht.
Ich kann verstehen, dass ein Pferd, dass seinen Unterkiefer im Kinnstück des Nasenbandes "ablegt", dadurch seine Kaumuskeln entlastet, allerdings um den Preis eines
zusätzlichen Druckes am Unterkiefer und auf der Nase (der wird im Zitat komischerweise nicht erwähnt). Etwa so, wie ich meine Armmuskeln entlasten kann, wenn ich den Unterarm in einer Schlinge trage, da brauche ich die Muskeln nicht, um ihn waagrecht zu halten, allerdings habe ich durch die Schlinge von unten Druck am Unterarm und oben im Hals-Schulter-Bereich, den ich ohne Schlinge nicht hätte.
Was ich aber beim besten Willen nicht verstehe, ist, wie die Zügelkraft auf dem Nasenrücken landet. Die Zügel hängen in den Trensenringen und wenn Zug auf den Zügeln ist, ziehen die folglich an den Trensenringen und die Trense drückt auf die Zunge. Würde ein Teil der Zügelkraft auf die Nase übertragen, müsste der Druck auf die Zunge
abnehmen, aber ich sehe echt nicht, wo das passieren soll. Um nochmals das Bild vom Arm in der Schlinge zu nehmen: Hänge ich mir mit einer Kordel oder dergleichen ein Gewicht an den waagrecht gehaltenen Unterarm, zieht dieses Gewicht immer gleich stark nach unten, unabhängig davon, ob ich den Arm mit den Muskeln oder mit einer Schlinge waagrecht halte (ich könnte auch die Hand auf der Tischkante aufstützen, der Zug des Gewichts wäre immer der selbe). Habe ich den Arm in der Schlinge, arbeiten allerdings nicht die Muskeln, sondern die Schlinge, die zusätzlich zum Arm auch das Gewicht tragen muss, und die zieht entsprechend mehr im Hals-Schulter-Bereich.
Also, ich wäre dankbar, wenn mir jemand im Detail erklären könnte wie dank des Nasenriemens
nicht der volle Zügelzug auf der Zunge landet. Am besten mit einer Grafik, die zeigt, wo welche Kraft wirkt, wo zusätzlicher Druck entsteht etc.
Cubano hat geschrieben:Kosmonova hat geschrieben:Mmh. Wenn du es so sagst. Kein Wunder wenn selbst leichte Anlehnung im Kilogramm-Bereich ist.
Das ist auch immer so ein Argument, worüber ich schmunzeln muss: WENN mein Pferd nämlich wirklich korrekt von hinten über den Rücken an die Hand tritt, dann kommt da vorn auch Gewicht an, auch wenn ich keineswegs ziehe. Wobei das wieviel an Gewicht nicht zuletzt abhängig ist vom Ausbildungsstand des Pferdes. Um genau zu sein: Habe ich vorn rein gar nichts in der Hand, kann ich davon ausgehen, dass irgendwo unterwegs der Kreislauf von der HH zum Maul unterbrochen ist.
Da hat mal jemand gesagt "was du vorne in der Hand hast, hast du hinten nicht getan", aber vermutlich hat der von der deutschen Reitlehre nichts verstanden. Mal abgesehen davon, wenn auf einem Seil Zug ist, haben wir immer Zug an beiden Enden: Wenn bei einem Seilziehen eine Mannschaft plötzlich das Seil loslässt, fällt die andere Mannschaft in den Dreck, weil eben kein Zug mehr auf dem Seil ist. Selbst der Ring in der Wand "zieht", sonst könnte das daran festgebundene Pferd nicht rückwärts ziehen. Also wenn das Pferd am Zügel zieht, dann bleibt dieser Zug nur erhalten, wenn ich wie der Ring in der Wand oder die zweite Seilzieh-Mannschaft dagegen halte.