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Verfasst: Di, 11. Mär 2014 16:37
von Kosmonova
Cub und grisu, da stimme ich euch beiden zu.

Schüler an sich sind wirklich auch sehr unterschiedlich.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 16:39
von Motte
Cubano hat geschrieben: Und es gibt – wie meistens – auch noch eine andere Seite der Medaille als die der bösen, unfähigen RL: Die Schüler nämlich. Eine Bekannte von mir gibt Kinder-RU. Engagiert, von der Pike an, die Kids lernen da eine Menge, nicht nur über die Reiterei, sondern auch über Umgang, Verhalten etc. Tja, ungefähr zwei Drittel der Schüler sind derartig unmotiviert und konsumorientiert – die meinen wirklich, ihnen müsse alles auf dem Silbertablett serviert werden.
Na, dann ist die mit 1/3 ja noch richtig gut bedient! :wink:

Wir haben derzeit 46 Reitschüler im Verein.
Davon sind ganze 3 (in Lettern DREI) einigermassen interessiert und auch ansatzweise talentiert.
Die anderen wollen nur 1 x die Woche kommen, ein bisschen auf dem Pferd sitzen, und gut.
LERNEN???
Also bitte.....

Nö. Keinen Bock.
Und wenn du mal sagst: Reite schon mal ne Runde Schritt, ich komme gleich, gucken die dich an wie ein Stück Brot in der Sonne und wissen nicht, was die machen sollen ("reiten" aber schon seit 3 Jahren....)

Da wäre es mir manchmal sogar echt lieber, das wären alles ehrgeizige Turnierziegen - da hätten sie zumindest IRGENDEINEN Anspruch.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 16:42
von grisu
amara hat geschrieben:Das sehe ich so wie Lilith ---- die meisten KÖNNEN es ja nicht ahnen, wenn sie grade anfangen, oder wie stellst du dir das vor?

Meine Reitschule war bestimmt nicht prächtig, aber ich habe gelernt höflich mit den Pferden umzugehen, sie zu lieben und ich habe gelernt wie sie sind, wenn sie Spaß haben. Viel Geld hat die Reitschule dafür nicht bekommen, mehr hätten meine Eltern auch nicht bezahlt und nicht bezahlen können, und nun?



:
Mein Eltern haben gar nichts bezahlt und ich habe schön geputzt und gemistet, um überhaupt reiten zu dürfen. Aber darum gehts mir auch nicht.

Mir geht es darum, dass ich nicht heute als erwachsener Mensch meine Ablehnung der Anlehnung :D damit begründen sollte, dass mein RL - als ich zehn Jahre alt war - ein Versager war.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 16:45
von Lilith79
@grisu: damit hast du natürlich recht.
Ich vermute nur mal, dass wenn Leute hier aus ihrer "Reitschulzeit" erzählen, damit relativ oft die Kindheit gemeint ist, deswegen die Anmerkung.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 16:46
von Kosmonova
Meine Nichte habe ich deswegen nach 2 Jahren nicht mehr mitgenommen, da ihr Interesse wohl auch nicht weit reichte. Wenn sie mit 12 Jahren nach 2 Jahren Rund-um-RU nicht mehr weiß wie man ein Pferd aufhalftert :twisted:

Ich hätte früher alles gemacht, wenn ich nur mal ein Privatpferd im Schritt abreiten durfte :-) diese Mädels gibt es aber immer weniger.

Was ich dann alles erlebt habe, wenn ich in den letzten 7 Jahren eine RB vergeben wollte :shock: Ja, da reiten Leute "jahrelang" und mein Pony stellt sich in die Bahnmitte und lässt sie verhungern...(oder nicht aufsteigen *hihi* und das nur in dem Er in einer Arschruhe immer wieder exakt einen Schritt zur Seite macht)

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 16:51
von Motte
Kosmonova hat geschrieben:Meine Nichte habe ich deswegen nach 2 Jahren nicht mehr mitgenommen, da ihr Interesse wohl auch nicht weit reichte. Wenn sie mit 12 Jahren nach 2 Jahren Rund-um-RU nicht mehr weiß wie man ein Pferd aufhalftert
Ja, erschreckend, oder?

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 17:58
von C.Dingens
Das Beispiel mit dem Portugiesisch finde ich übrigens richtig gut. Dieser Schüler hatte eine bestimme Erwartungshaltung hat aber über den Unterricht, den er von eben diesem RL erhalten hat nicht weiter nach gedacht. Er fragt sich nicht wie gut er oder seine Lerninhalte sind. Er guckt nicht nach links und nicht nach Rechts.
Wissen to go. Eine Tüte Portugiesisch zum Mitnehmen mit Majo.
Es bedarf eines Muttersprachlers um ihm zu zeigen das das was er sich da mühsam angeochst hat Kokolores mit Rosa Schleifchen war.

Genau so ist es in der Reiterei. Es gibt viele die verkaufen ihren Schülern Reitlehre….dabei reicht es gerade mal für ne schnelle Pommes und die ist oft in altem Fett gebraten und matschig. Egal, muss ja schnell gehen.
Wie oft bin ich Rufen gefolgt die mir RL technisch das gelobte Land versprochen haben. Wenn ich mir das dann angucken gefahren bin, hat es mich oftmals rückwärts die Tribüne herunter gefegt vor dem Nonsens der dem geneigten Reiterlein da verkauft wurde. Es gibt viele, die im Brustton der Überzeugung für viel Geld ScheiXe als Gold anpreisen. Es obliegt doch mir und meinem Interesse an der Materie ob ich ihm das abkaufen will oder nicht.
Ich bin RL Tochter und möchte meinen das es Doppelt schwer ist sich dann zu lösen oder? Meine Mutter ist in vieler Hinsicht eine gute Lehrerin gewesen. Aber nicht alles war gut. Das Sitz und Einwirkungsthema konnte sie mir z.B nie so vermitteln wie ich es gebraucht hätte. Einfach weil sie ein Goldärschlein war. Irgendwann habe ich aber angefangen weiter zu denken und bin dann auf Suche nach Alternativen gegangen. Das steht heute noch ein Stück weit zwischen uns. Reiten lernen zu wollen und zwar so, wie ich es mir trotz Background mühsam in der Theorie angelesen habe war mir wichtiger. Es gibt viele Gründe etwas nicht zu tun oder zu können. Es gibt aber keinen Grund sich selber nicht weiter zu bilden und sich selber und das was man so einkauft immer wieder zu hinterfragen. Lernen zu wollen bedeutet ggf. auch jede Menge Wegstrecke per Versuch und Irrtum zurück zu legen.
Das ist überhaupt nicht verwerflich.
Was ich aber unverzeihlich finde ist Mangelnde Selbstreflektion. Diese Inbrunst mit der manche Menschen Glauben sie wissen was sie tun. Genau daraus resultiert oft die Verurteilung aller anders Denkender. Man spricht ihnen alles ab, wofür man selber stehen möchte und erhebt sich moralisch über sie. Nicht zu letzt aber auch über das eigene Pferd. Denn das hat nie eine Wahl. Es muss sich beugen ob sein Reiterlein Recht hat oder mit Inbrunst auf dem Holzweg wandelt. Genau diese Art findet sich aber nicht nur bei den pösen Ankys und Isabelles dieser Welt, sondern genau so breit gefächert überall dort wo Menschen sich dazu entscheiden auf ein Pferd zu steigen. Darum bleibe ich auf dem Teppich. Wo gehobelt wird fallen Spähne. Bei uns allen in 1. Linie auf Kosten der Pferde, die das aber ja irgendwie auch immer noch mit machen, oder? Sie geben uns jeden Tag wieder die Chance es ein bisschen besser zu machen. Geiler Charakterzug. Könnten wir Menschen uns ne Scheibe von abschneiden.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 20:51
von Sascha
Ich denke, es kommt weniger auf das Alter des Reitschülers an, sondern mehr darauf, wie man ihn unterrichtet und fördert. Ein guter Reitlehrer muss eben auch Zusammenhänge aufzeigen und zu eigenem Nachdenken anregen. Dann lernen auch schon kleinere Kinder sich fragend-orientierend selbst mit der Reittheorie zu befassen.

Aber, und das finde ich eben auch wichtig, sind nicht alle Kinder, die in ihrer Jugend reiten wollen, auch wirklich später Reiter. Kommt hinzu, dass eine wöchentliche Gruppenvereinsstunde in der Regel nicht geeignet ist, Kindern wirklich das Reiten beizubringen, aber eben für viele Eltern das Einzige ist, was sie sich leisten können. Ich kann nicht erwarten, dass diese Kinder, die einmal in der Woche (wenn sie denn Zeit haben) in die Gruppenstunde kommen, wirklich so viel lernen können, wie ein Kind das mehrmals wöchentlich im Unterricht, durch reitende Eltern, Ferienkurse, eigenes Pony etc. gefördert wird.

Im Endeffekt entwickelt sich der Schüler so, wie der Lehrer ihn unterrichtet bzw. ihn unterrichten kann.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 20:56
von Finchen
maulfrei :o) hat geschrieben:[
Und in den Reitschulen habe ich auch ganz üble Erfahrungen machen müssen. Eine Idee davon, was Anlehnung sein könnte, habe ich definitiv nicht aus der Reitschulzeit erhalten.
Was du wann NICHT bekommen hast, ist doch nicht wichtig!

Viel wichtiger: hast du denn inzwischen eine Ahnung bekommen, was Anlehnung ist?

Und wenn nicht: ist dein Nicht-Kennenlernen Grund dafür, dass du sie weiterhin als nicht existend oder nicht erstrebenswert erachtest? Dann Prost, Mahlzeit! 8)

Und der Vollständigkeit halber:
könntest du in das PK-Bild noch die böse Linie einzeichnen, die das KO-Kriteririum "rückständiges Vorderbein" darstellt? 8)

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 21:13
von C.Dingens
Sascha hat geschrieben:, aber eben für viele Eltern das Einzige ist, was sie sich leisten können. Ich kann nicht erwarten, dass diese Kinder, die einmal in der Woche (wenn sie denn Zeit haben) in die Gruppenstunde kommen, wirklich so viel lernen können, wie ein Kind das mehrmals wöchentlich im Unterricht, durch reitende Eltern, Ferienkurse, eigenes Pony etc. gefördert wird.
Na ja Sascha, aber es gibt hier auch die Kinder, die zwar selber von Hause aus nicht die Möglichkeiten hatten, die sich aber ihre kleinen Hintern aufgerissen haben um überhaupt irgendwie mit den Pferden um zu gehen.
Ich hatte damals eine Freundin die mit dem Fahrrad jeden Tag geschätzte 20 Kilometer einfache Tour zum Stall gefahren kam. Dort fremder Leute Pferde geputzt und gemistet hat und sich so einen Ruf als zuverlässige RB aufgebaut hat. Sie hat zum Teil von den Besitzern ihrer Pferde Unterricht bezahlt bekommen. Die Eltern haben sie Null unterstützt. Eine gebrauchte Billig Reithose war glaube ich das höchste der Gefühle. Es gab ein paar dieser "bekloppten" Reitermädels, die reiten wollten und dafür eben auch viel getan haben.
Dann gibt es da solche wie mein Nachbarskind. Die hat ein Pony direkt vor der Nase zur freien Verfügung. Die geht lieber 2 Mal die Woche in einem Stall reiten, in der ihr das Pony fertig vor die Nase gestellt wird. Bei mir musste sie ja selber pflegen. Das geht natürlich gar nicht. :wink:
Wo ein Wille da ist ein Weg und wer mehr will, der investiert auch und geht unbequeme Wege. Heute ist das nicht mehr en Vogue. Ich finde es schade, denn um etwas kämpfen zu müssen formt den Charakter.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 21:17
von Finchen
Tja, die Kinder leben das, was sie leben KÖNNEN - wenn die Eltern da nicht besser formen, mit Leben füllen... werden sie zu nörgenden, fordernden Faulpelzen - wie das dann erwachsen aussieht, erlebe ich nahezu täglich im Job! 8)

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 21:18
von Max1404
Mensch, immer wieder gerne gesehen: die Malstunde mit Geodreieck und Zirkel. Aber sorry, den Höhepunkt zu diesem Aspekt der Forenreiterei hatten wir schon in 2011: http://www.klassikreiten.de/viewtopic.p ... &start=315 (bitte nach unten scrollen) Wer das toppen will, muss sich wirklich Mühe geben. Ich zähle auf Euch!
:mrgreen: :engel: :unschuld:

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 21:25
von Sascha
@C.Dingens
Ja, das sehe ich auch so, aber so wichtig ist vielen Kindern das Reiten eben auch nicht. Das ist ein Hobby unter vielen anderen.
Und dann gibt es sicher Kinder, die alles tun würden, um reiten zu können, aber eben auch viele Fälle in denen solche Kinder auch einfach weggeschickt werden, weil sie nerven.
Ich hatte jahrelang ein Pony, das in den 20 Jahren seines Lebens bei mir etliche Kinder ausgebildet hat (mit mir angefangen). Da gab es solche und solche. Kinder, wo die Eltern zahlten und das Reiten nie mehr war als ein Hobby und Kinder, die mir den ganzen Tag hinterherliefen, damit sie mal 5min Schritt reiten können. Letztere haben deutlich mehr gelernt und sind meist auch zu echten Pferdemenschen herangewachsen. Manche haben Ehrgeiz entwickelt, andere waren mit gemütlichen Ausritten zufrieden.

Das letzte dieser Mädels ist heute noch bei mir (mittlerweile mit eigenem Pferd). Die erstaunt mich auch heute noch immer wieder, weil sie ein besseres Verständnis von der Reittheorie hat als die meisten Erwachsenen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass sie das so niemals hätte und niemals dieses Interesse entwickelt hätte, wenn sie in einer normalen Reitschule gelandet wäre. Das Mädel hat einfach Glück gehabt.

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 21:38
von Finchen
Sascha hat geschrieben:. Das Mädel hat einfach Glück gehabt.
DAS ist auch ein wichtiger Aspekt - wenn sie nie eine Idee davon vermittelt bekommen, dass es auch anders geht als 08/15, bekommen sie auch leichter Lust drauf!

Verfasst: Di, 11. Mär 2014 21:53
von Cubano
Sascha hat geschrieben: Im Endeffekt entwickelt sich der Schüler so, wie der Lehrer ihn unterrichtet bzw. ihn unterrichten kann.
Nicht nur, wie ich finde und zwar beileibe nicht nur. Der Lehrer allein kann nämlich Defizite, die durch das Elternhaus und/oder die Gesellschaft entstanden sind, mit Sicherheit nicht vollständig ausgleichen. Da ist ein RL in keiner anderen Position als ein Schul-Lehrer. Will heißen: Wenn ich als Kind zuhause nie vermittelt bekommen habe, dass ich mich auch mal anstrengen muss, um Dinge zu erreichen und mir stattdessen suggeriert wird, es sei sozusagen mein natürliches Recht. das die Dinge mir so zufliegen, wenn ich zu Hause nie gelernt habe, ein anderes Lebewesen zu respektieren und auch so zu behandeln, dann wird kein RL der Welt diese Mängel ausgleichen können.
Das Fatale ist, dass Eltern heute vielfach merkwürdig ticken. Ein Beispiel? Wenn man früher eine schlechte Note kassiert hat, gab es Ärger zu Hause, ggf. Nachhilfestunden und gut. Heute ist es schon fast Alltag in den Schulen, dass Lehrer verklagt werden, weil sie den ach-so-sensiblen Nachwuchs mit schlechten Noten bestraft haben. Das ist nur ein Beispiel, was verdeutlichen soll, dass der grassierende Wertewandel auch unmittelbaren Einfluss darauf nimmt, wie Kinder mit dem Leben umgehen – auch mit RU.