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Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 07:08
von Medora
Es wäre natürlich wunderbar, wenn es Studien geben würde (nur wird man kaum darauf hoffen können, dass die von den Anwendern in Auftrag gegeben werden) und natürlich wäre es mehr als wünschenswert, wenn sich vor allem in der Entscheiderriege etwas tun würde, aber nur weil die Krusten dort verhärtet sind (und wohl auch aus verständlichen Gründen, denn ein Umdenken würde gerade im Berufsreitsport in weiten Bereichen einem Erdbeben gleichkommen), muss doch an der breiten Basis was passieren.

Nur mal angenommen, das Publikum würde seinen Unmut zum Ausdruck bringen, wenn Pferde spannig, mit durchgedrückten Rücken und massiver Gewaltanwendung geritten werden (was auf den großen und kleinen Turnierplätzen überall zu sehen ist) und klar diejenigen favorisieren würde, die fair reiten - hätte das nicht einen Einfluss auf das System? Würde das nicht den Blick (oder Mut?) der Richter beeinflussen und auch die Reiter selbst nachdenklich machen (und wäre es nur aus Imagegründen)?
LordFado hat geschrieben:... wollte aber eben sagen, dass es auch Leute gibt, die TROTZ der Methode weiterhin erfolgreich sind und mehr mit ihrem Pferd zustandebringen als viele, die noch nichtmal wissen, dass es rollkur gibt.
Und ich denke genau HIER sitzt der Stachel! Wie kann eine Methode, die objektiv gegen so viele klassische Richtlinien verstößt (von den subjektiven, moralischen und eventuell/vermutlich körperlichen mal ganz abgesehen) zu so viel Erfolg führen? Dieses Problem liegt sicher "oben", aber eben auch unten, denn so lange die breite Masse toll findet, was auf den Dressurplätzen gezeigt wird und dem auch noch nacheifert, wird der Druck nicht groß genug werden, solche Methoden (und damit auch die Denke, die dahintersteht) abzulehnen.
LordFado hat geschrieben:Und solange es keine medizinische Studien zur Schädlichkeit gibt, sehe ich das "im Zweifel für den Angeklagten"...
Genau diese Einstellung ist ein Freibrief fürs Mist-bauen - ich würde hier fordern: Im Zweifel für das Opfer.

Medora

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 07:42
von BM Bazooka
Ich weiß nicht, über was ich mehr erstaunt sein soll bei den Postings von Lord Fado, die offenbare Unkenntnis vom Main Stream in den Dressurställen nebst Auswirkungen in den Breitensport, und damit auf die Pferde, oder die Unkenntnis, wie ein im klassischen Sinne gerittenes Pferd aussehen soll. So eines wie etwa Salionero oder auch die Werthschen Pferde (nicht ganz so extrem) sicher nicht :shock:
Das fängt beim Thema Aufrichtung, Schritt und reeller Versammlung an und endet bei korrekten Passagen und Piaffen.
Und das sage ich als FN-Reiter... :?
Ist diese deutsch-holländische Krankheit schon so in die Köpfe der Reiter vergiftet?
Ich bin entsetzt.

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 07:59
von Jen
BM Bazooka hat geschrieben:oder die Unkenntnis, wie ein im klassischen Sinne gerittenes Pferd aussehen soll. So eines wie etwa Salionero oder auch die Werthschen Pferde (nicht ganz so extrem) sicher nicht :shock:
Das fängt beim Thema Aufrichtung, Schritt und reeller Versammlung an und endet bei korrekten Passagen und Piaffen.
Und das sage ich als FN-Reiter... :?
Ist diese deutsch-holländische Krankheit schon so in die Köpfe der Reiter vergiftet?
Ich bin entsetzt.
Ganz wichtiger Punkt. Jetzt auf die Allgemeinheit bezogen. Das ist ja ein grosses Problem: Wieviele Reiter erkennen denn ein reell gerittenes Pferd heutzutage noch? Ist es mal ein bisschen freier vorne, als die "rund gerittenen" Pferde heisst es, der ist nicht am Zügel. Schaut man sich die alten bücher an, so würden diese Bilder heutzutage als "hinter dem Zügel" gelten. Die Bilder die damals als "am Zügel" gelten, gelten heute als "über dem zügel". Pferde, die nicht mit Spanntritten über den Boden schweben und die Beine bis zu den Ohren schmeissen gelten als schwunglos. Die Lampentreter sterben aber in Piaffen und Passagen regelmässig fast ab, der Reiter piaffiert mehr als das Pferd. Von Impuls keine Rede. Das Bild in den Köpfen der Reiter ist heutzutage doch völlig verzerrt!

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 08:30
von BM Bazooka
Ich kann das nur fortsetzen: ist ein Pferd losgelassen, fehlt dem "die Spannung". Ist ein Pferd korrekt und gehorsam, ist es "zu brav" und "hat keine Ausstrahlung".

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 08:33
von horido
Hallo,

denkt Ihr nicht, dass ihr die Sache total unnötig dramatisiert? Es hat doch niemand behauptet Rollkur wäre toll.

Ich finde es allerdings unfair von Euch zu behaupten, Turnierreiter wären alles herzlose Pferdequäler (nicht im Wortlaut, aber so kommt es bei mir an).

Ich bin übrigens als Nicht-Turnierreiter 2 Jahre in einem Dressurstall geritten, wo bis St. Georg geritten wurde und dort wurde weder gerollt, noch die Pferde sonst irgendwie bewusst gequält. Turnierreiter lieben Ihr Pferd genauso wie jeder andere Reiter auch. Auch die Pferdewirtschaftsmeisterin, die ja Profi ist (also ganz böse), hing sehr an ihrem Pferd. Klar, dass sie zu den Berittpferden nicht das gleiche Verhältnis hat, aber auch die wurden ordentlich geritten und behandelt. Mit Schlaufzügeln wurde dort nie geritten.

Umzugsbedingt, war ich dann in einem Springstall, wo wesentlich schlechter und teilweise auch mit Schlaufzügeln geritten wurde, aber auch das war meilenweit von Rollkur und Tierquälerei entfernt.

Ich denke jeder Reiter macht Fehler, wenn er reitet. Egal welche Stilrichtung. Ich glaube, dass die wenigsten Reiter (auch nicht die bösen Turnierreiter) bereit sind, Ihr Pferd so aufzurollen wie das auf den Fotos in der St.Georg zu sehen war. Daher brauchen wir auch keine Studien zu dem Thema. Die handvoll Leute, die so reitet, wird auch eine Studie nicht interessieren.

Wenn man sich auf klassische Prinzipien (dazu gehört für mich auch Ritterlichkeit) beruft, sollte man nicht pauschal andere Reiter verurteilen und sich selbst für unfehlbar halten.

Viel Spaß beim weiterdiskutieren.

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 08:41
von chica
horido hat geschrieben: Wenn man sich auf klassische Prinzipien (dazu gehört für mich auch Ritterlichkeit) beruft, sollte man nicht pauschal andere Reiter verurteilen und sich selbst für unfehlbar halten.
Ich bin generell dagegen, dass immer alle Lager über einen Kamm geschoren werden. Sollte sich die Diskussion weiter nur im Kreis drehen oder zu einer der üblichen Klassik contra FN-Diskussionen ausarten wird dieser Thread geschlossen.

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 08:53
von Anchy
@Horido

Niemand soll hier auf den Finger von irgendjemanden zeigen und ich glaube, die Intention hat hier keiner.
Mich selbst nervt die Fingerzeigmentalität und das Anprangern.

Du darfst aber nicht vergessen, daß die User, die hier schreiben, sich in erster Linie klasschischen Grundsätzlichkeiten verschrieben haben, mit durchaus unterschiedlichen Ausprägungen .
Diese Ideale streben wir an, was nicht heißt, wir entsprechen diesen.
Daher ist es nur konsequent das Thema Rollkur immer wieder zu diskutieren.

Ich möchte mich davon abgrenzen und nehme mir das Recht, darüber öffentlich nachzudenken .
Dies hat nichts, aber auch gar nichts mit Aufspaltungen der Lager zu tun. Denn, diese Methoden sind überall zu finden, in fast jedem größeren Stall als normales Training kulitviert.

Und doch, ich finde schon, daß man ausser bei sich gerdade auch bei der Elite der Reitkunst anfangen sollte.
Alleine wegen der Vorbildfunktion für die ganz Kleinen. Ein stinknormaler pädagogischer Prozeß, der durch Leitfiguren in Gang gesetzt wird.

Liebe Grüße

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 08:57
von lalala
Fakt ist, dass es keine Studie geben wird - egal von welcher Seite. Ich denke, es ist fast unmöglich so eine Studie durchzuführen.

Solange die Richter nicht aufwachen und die Reiter durch schlechte Noten bestrafen wird sich nichts ändern. Als das Halten (bzw. nicht gezeigte Halten) zur Diskussion stand konnte auch ein Salinero plötzlich stehen - leider ist das ja wieder in Vergessenheit geraten und man sieht wieder Gezampel.

Erfreuen wir uns lieber an den wenigen Lichtblicken - die es durchaus gibt und machen wir es daheim auch einfach besser.

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 09:05
von susiesonja
@Anchy

Du sprichst mir aus dem Herzen.

Und letztlich würde ich mich über eine umfassende, unabhängige, aussagekräftige Studie zur Rollkur aufrichtig freuen. Egal welches Ergebnis diese bringen würde. Aber vielleicht erhielte ich dann die Argumente die mir bislang immer fehlten.

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 09:15
von chica

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 09:23
von horsman
wirklich unabhängige Studien wird es kaum bis gar nicht geben, da immer irgend jemand beauftragt und bezahlt. Und wer zahlt, bestellt die musik.

Die einfachste Studie für alle Zuschauer ist, den Pferden beim reiten/abreiten/arbeiten ins Gesicht zu schauen.

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 09:39
von Anchy
@Hörsemen

Das Problem ist aber hier, dass Schönheit immer im Auge des Betrachters liegt.
Und was wir als ansehnlich empfinden ist kulturrell unterschiedlich geprägt.

Anchy

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 10:15
von Jen
horsmän hat geschrieben:wirklich unabhängige Studien wird es kaum bis gar nicht geben, da immer irgend jemand beauftragt und bezahlt. Und wer zahlt, bestellt die musik.
Das stimmt so nicht. Gerade die Forschung an den Universitäten, die nicht industriegebunden ist, ist sehr wohl unabhängig. Für die Untersuchungen zur der Rollkur würden sich zb. auch dissertationen eignen. Es müssen ja auch nicht immer gleich grossangelegte Studien sein, die alles versuchen zu beantworten. Das geht sowieso nie. Man kann als Forscher immer nur Teilaspekte von einem Ganzen anschauen.

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 14:03
von Julia
Also, back to Topic :wink:

Ich finde es traurig das sich keiner der Dachverbände an dieses Thema rantraut und so weder ein Pro, noch ein Kontra jemals wissenschaftlich zu untermauern sein wird.
Ich bin definitiv kontra Rollkur, da ich denke das werde Rücken noch Beine, noch Psyche davon profitieren. Aber auch ich habe in Diskussionen immer wieder das Problem mit dem Argument konfrontiert zu sein, dass es ja nicht erwiesen sei :roll:
Und mich stimmt es äusserst nachdenklich das ein so großer Dachverband soviel Angst (darf man das so nennen?) vor seinen in der Weltspitze vertretenen Reitern hat, dass er dieses Thema nicht angeht !

Verfasst: Mi, 16. Apr 2008 14:08
von Alix_ludivine
cosimolly hat geschrieben:Und mich stimmt es äusserst nachdenklich das ein so großer Dachverband soviel Angst (darf man das so nennen?) vor seinen in der Weltspitze vertretennen Reitern hat, dass er dieses Thema nicht angeht !
Angst überhaupt nicht, aber das liebe Geld.... Und doch irgendwie Angst eben dieses zu verlieren...

LG Alix