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Verfasst: Di, 09. Aug 2011 15:17
von Rioja
@skywalker: Meine ältere Stute ist ja auch sehr vorderlastig mit tiefem Halsansatz. Vorwärts*/Abwärts kein Problem. (*Wobei das kein korrektes Vorwärts ist, da sie sich nicht bemüßigt sieht, die Hinterbeine wirklich unter den Schwerpunkt vorzuschwingen.) Ich lasse sie nicht mehr zu tief gehen, Antraben nur noch im versammelten Tempo und daraus lasse ich dann den Arbeitstrab zu, solange, bis sie wieder droht, auseinanderzufallen, dann wieder durchparieren. Viele Übergänge und Handwechsel. Schulterherein packe ich auch hinzu.
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 15:20
von horsman
@cubano
stimme durchaus zu, dass einen losge. tätiger U-kiefer auch durch "normales" reiten bekommen kann (so wie Tossi auch bestätigt). Vorausgesetzt man strebt nicht nach einer "federnder" Anlehnung und verleidet dem Pferd damit das Nachgeben, sondern organisiert die hand als main fixe, sowie es ja (je nachdem wo man da nun guckt) auch die RL fordern (niemal rückwärts wirken - was sich eigentlich nicht mit annehmen und nachgeben deckt, denn was ist annehmen, wenn nicht anziehen??).
Bei N.O. sah ich eher ein gut lebendiges, aktives Pferd anstatt ein gestresstes, wobei ich nicht sagen will, dass es kein hyperaktives Stresskauen gibt.
Bei Rapunzel stimm ich zu, dass man so oder so Arbeit investieren muss.
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 15:35
von Jolly
Wenn der Unterhals nicht durchs reiten entstanden ist, dann liegt die Ursache woanders, die Zahnsituation sollte man betrachte, das Gebäude spielt sicherlich auch eine erhebliche Rolle. Die momentanen Bewegungsmuster des Pferdes sind vermutlich nicht ökonomisch.
Ein guter Reiter sollte dem Pferd zeigen können, wie es sich besser bewegen kann. Da ich kein so guter Reiter bin, habe ich mir für meinen Junior mit ähnlichen Problemen Hilfe geholt, d.h. ein Zahnspezialist und eine gute Ostheopathin, die u.a. auch craniosakrale Therapie und Akkupunktur macht. Dazu ein Lehrer, der die Feldenkrais-Theorie stark berücksichtigt. Dadurch hat das Pferd gelernt sich besser und ökonomischer zu bewegen, der Unterhals wird langsam weniger.
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 15:37
von Cubano
horsmän hat geschrieben:Vorausgesetzt man strebt nicht nach einer "federnder" Anlehnung und verleidet dem Pferd damit das Nachgeben
Kannst Du mir mal bitte erklären, in wie weit eine federnde Anlehnung dem Pferd das Nachgeben verleidet????????
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 15:38
von Motte
Und wieso verleidet die federnde Anlehnung dem Pferd das Nachgeben?
Und nein, annehmen ist nicht "anziehen", sondern den Kontakt verstärken, indem ich das Pferd an die Hand treibe. Jedenfalls hab ich das mal so gelernt.
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 15:55
von horsman
wenn an nehmen nicht an ziehen ist, sondern bloss fest stellen der hand und "heran treiben an selbige" , dann sollte man das auch so formulieren. Das wäre tendenziell hilfreich. Was ist dann abstossen? Wenn das Pferd zusätzlich zum ziehen am Gebiss auch noch stösst

???
Das Stichwort warum eine "federnde "Anlehnung" ggü. einer festgestellten Hand dem Pferd das Nachgeben verleidet ist "10-Mark-Schein". Übrigens kann man auf der HP von Herrn Ritter viel wissenswertes zur festgestellten Hand lesen.
Es ist aber auch recht schnell erklärt: der Reiter ist mit seinen Reaktionen viel zu langsam, als dass er bewußt mit seiner Hand nachgeben könnte nachdem das Pferd nachgegeben hat. Gibt das Pferd also nach, würde die "federnde" Hand noch zurückziehen (weil sie ja federnd auf Zug ist). Das Pferd bekommt also für sein Nachgeben kein "Lob" sondern quasi noch eine Strafe (Ruck ins Maul) und wird es sich recht bald abgewöhnen. Das Bild von stummen Mäulern mit durchaus federnden Anlehnungen ist ja hinlänglich genug zu sehen.
Die "main fixe" Hand, die aber fest steht, wird in dem Moment, wo das Pferd im Maul (=U-kiefer) nachgibt und seinen Gebissdruck (entstehend durch herandehnen ans Gebiss) kurz durch abstossen am selbigen aufgibt, unmittelbar und sofort dem Pferd den Druck vom Gebiss nehmen. Das Pferd holt sich sein Lob somit selbst ab. Dies lernt das Pferd meist recht schnell und man hat ein losgelassen tätiges Maul.
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:09
von Motte
horsmän hat geschrieben:wenn an nehmen nicht an ziehen ist, sondern bloss fest stellen der hand und "heran treiben an selbige" , dann sollte man das auch so formulieren. Das wäre tendenziell hilfreich. Was ist dann abstossen? Wenn das Pferd zusätzlich zum ziehen am Gebiss auch noch stösst

???
Ja nu - weisst du, irgendeinen Sinn sollte der RL in der Mitte ja durchaus haben. Im Zweifel den, Begrifflichkeiten zu erklären. Meiner hat das früher jedenfalls - war übrigens ein "alter FN-Knochen".
Fachausdrücke sind oft nicht "selbsterklärend" - das ist nunmal so. Was glaubst du, was ein "Laie" von Kommentaren zu Springprüfungen denkt, wenn Sätze fallen wie: Der springt ohne Rücken
horsmän hat geschrieben:
Die "main fixe" Hand, die aber fest steht, wird in dem Moment, wo das Pferd im Maul (=U-kiefer) nachgibt und seinen Widerstand (durch herandehnen ans Gebiss) kurz durch abstossen am selbigen aufgibt, unmittelbar und sofort dem Pferd den Druck vom Gebiss nehmen. Das Pferd holt sich sein Lob somit selbst ab. Dies lernt das Pferd meist recht schnell und man hat ein losgelassen tätiges Maul.
So, dann hab ich wohl mit meinem Neuzugang ein Pferd im Stall stehen, was genauso ausgebildet wurde. Der tritt ans Gebiss, spürt nen Widerstand und - knickt ab und verzieht sich "ins Leere" mit Maul gen Bugspitze. Und hat dann weissgott kein losgelassenes und tätiges Maul. Das finde ich jetzt nicht so erstrebenswert....
Scheint also ne Methode zu sein, die auch nicht für alle Pferde gut ist...
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:10
von Jolly
horsmän, nimm doch mal ein Kind beim balancieren an die Hand ... du kannst es mit Kontakt begleiten (quasi etwas steuern), d.h. Deine Hand und die Hand des Kindes bewegen sich harmonisch mal mit etwas mehr, mal mit etwas weniger Anlehnung. Oder du kannst deine Hand in einer Position halten an der das Kind halt findet, wenn es aus dem Gleichgewicht gerät, lässt es aber sonst in Ruhe ...
Beide Varianten sind möglich, übertragen auf die Dressurarbeit ist die erste Variante vielleicht besser, in den Arbeitsreitweisen hat sich die zweite Variante bewährt...
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:13
von Cubano
horsmän hat geschrieben:der Reiter ist mit seinen Reaktionen viel zu langsam, als dass er bewußt mit seiner Hand nachgeben könnte nachdem das Pferd nachgegeben hat. .
Also, das halte ich aber mal für ein richtig dickes Gerücht
Ich gehöre nun sicherlich zu den reiterlichen Graswurzeln, aber DIREKT nachgeben, nachdem das Pferd nachgegeben hat, kann ich. Das ist nix weiter als ein Hilfentiming. Und: Auch in der französischen Reitweise wird ja nun nicht immer mit losen Zügeln geritten – ergo ist der Vorgang bei der Main Fixe genauso wie in der herkömmlichen Reiterei. Oder wo liegen da bitte die Unterschiede im nachgeben?
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:19
von horsman
@jolly
dein Vergleich ist nicht schlecht. Ersteres Vorgehen bedeutet, das Kind (Pferd) für seine Balance ständig leicht zu unterstützen. Zweite Variante bedeutet es zu selbstständigem Balancieren zu erziehen. Genau das ist die Grundidee von Legerete. Muss ja nicht jeder folgen. Erste Variante birgt aber auch die Gefahr, dass aus leichter Unterstützung, mässige Unterstützung und schließlich starke Unterstützung werden kann. Das Pferd wird immer unausbalancierter, das Gewicht in der Hand immer schwerer und ergo das Pferd immer fester usw. Kann - muss aber nicht. Und letztlifch will man ja ein Pferd in Selbsthaltung, also ohne ständige Balancestütze.
@cubano du Raektionswunder
Lies noch mal, denn nochmal das gleiche zu schreiben hab ich keine Lust.
Dann schaffst DU also 10,- Mark Schein-Test? Würde meine festgestellte Hand dafür verwetten, dass nicht.
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:27
von Fliehendes Pferd
Horsmän, wo auf der HP kann man das nachlesen ? Steht es in einem der Artikel ?
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:30
von sab
Was ist denn jetzt der 10-Mark-schein test ?????
Sabine (grübelnd)
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:30
von Jolly
Ich glaube, dass der Unterschied im Wesentlichen in der Intention des Reiters liegt. Die Gefahr dem Pferd nicht zu helfen, sondern es zu stören oder es zu bevormunden besteht in beiden Systemen.
Ein technisch guter Reiter kann meiner Meinung nach sehr schnell ein Pferd reiten, egal als welchem Lager er oder das Pferd kommt. Wenn er denn flexibel genug ist, das scheint mir allerdings häufig das Hinderniss zu sein

Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:37
von Cubano
horsmän hat geschrieben:
Dann schaffst DU also 10,- Mark Schein-Test? Würde meine festgestellte Hand dafür verwetten, dass nicht.
Dazu müsste ich den erst mal kennen…
Und nein, Horsmän: Dein Vergleich mit dem Kind und der Balance hinkt an entscheidender Stelle – es geht nicht darum, dem Kind STÄNDIG bei der Balance zu finden, sondern so lange, bis es laufen kann.

Aber Du hast auch offenbar ein anderes Bild der federnden Anlehnung vor Augen, als ich es habe – diese dient nämlich nicht dazu, dass Kind, öh, Pferd festzuhalten.
Verfasst: Di, 09. Aug 2011 16:41
von horsman
@CUBANO
der Vergleich mit dem Kind kam von Jolly, nicht von mir
Zehnmarkschein-Test:
Eine zweite Person hält einen Zehn-Mark-Schein (DM ist ja noch was wert - EURO leider nicht - geht aber auch mit EURO) in der Hand und ist jederzeit bereit ihn ohne Vorankündigung durch öffnen der Finger fallen zu lassen.
Du hälst 10cm darunter deine Hand geöffnet und versuchst ihn aufzufangen. Wenn du es schaffst, darst du ihn behalten.